2013 - Chimborazo (6263 m.) + Cotopaxi (5897 m.) + |
Reiseverlauf | |
4-6. August | |
7. August | |
8-9. August | |
10. August | |
11. August | |
12. August | |
13. August | |
14-15. August | |
16-17. August | |
18. August | |
19-20. August | Chimborazo Whymper-Gipfel (6263 m.) + |
21. August | |
22-25. August | Cayambe (5790 m.) + |
[Bild: Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Cayambe (5790 m.) in der Cordillera Central (Oriental) in Ecuador]
Guagua Pichincha (4794 m.)
12. August 2013
Der (Cerro) Guagua, höchster Punkt des weitläufigen Pichincha-Massivs, befindet sich westlich der ecuadorianischen Hauptstadt Quito und ist ideal, um sich im Rahmen einer entspannten Tagestour (weiter) zu akklimatisieren und für „höhere Weihen“ vorzubereiten. Der oberhalb einer 700 Meter hohen Caldera gelegene, aktive (!) Vulkan kann über verschiedene Routen erreicht werden. Fast allen gemein ist am Ende der Aufstieg von der schmucklosen Schutzhütte der Defensa Civil in Richtung Westen zum Kraterrand. Von dort geht es dann stets dem gerölligen Hauptgrat folgend zu einem Vorgipfel und (nach kurzem Zwischenabstieg) weiter zum Hauptgipfel (4794 m.) - Die kaminartige Kletterstelle (II+) kurz vor dem höchsten Punkt hat dabei schon so manchen zur Umkehr gezwungen. Der alternative Rückweg zum Ausgangspunkt („Parkplatz“ auf 4129 Meter Höhe, Anfahrt über Lloa) über die Geröllhalden der Ostflanke ist kurzweilig und sehr zu empfehlen.
[Bild: Bei der Anfahrt von Quito zum Ausgangspunkt via Lloa (Parkplatz ca. 450 Meter unterhalb der Schutzhütte) fällt der Blick über die von Landwirtschaft geprägten Hänge südöstlich des Pichincha-Massivs - Im Hintergrund sind die Ausläufer der langgezogenen, riesigen Hauptstadt Ecuadors zu erkennen]
[Bild: Aufstieg über eine staubige und recht monotone Fahrstraße zur Schutzhütte der Defensa Civil (links erkennbar) - Der oberhalb der Geröllhänge hervorlugende Spitz (ganz links hinten) ist der Vorgipfel des Guagua Pichincha]
[Bild: Für Akklimatisationszwecke ist der unspektakuläre, aber technisch vollkommen unschwierige „Straßenaufstieg“ zur Schutzhütte des Guagua Pichincha (welche theoretisch auch angefahren werden kann) ideal geeignet]
[Bild: Ausblick beim Aufstieg zur Schutzhütte nach Nordosten zum benachbarten und (dank TelefériQo-Seilbahnnähe) wesentlich häufiger bestiegenen Rucu Pichincha (4698 m.) - Davor Cerro Ladrillos (4561 m. - links) und El Padre Encantado (4580 m.) - Noch herrscht ein (für ecuadorianische Verhältnisse) ungewöhnlich sonniges Wetter]
[Bild: Unterwegs auf dem gutmütigen Südgrat des Guagua Pichincha am Rande der Caldera (links) - Über Geröll und (zuletzt) Blockwerk geht es in mystischer Atmosphäre hinauf zum wolkenverhangenen Vorgipfel]
[Bild: Guagua Pichincha (4794 m.) vom Vorgipfel aus gesehen - Nach kurzem Zwischenabstieg (I+) geht es über den Verbindungsgrat unschwierig bis an den Gipfelaufbau heran - Die Caldera befindet sich links und ist aufgrund der Wolken nicht einsehbar]
[Bild: In der kurzen, nicht ausgesetzten, aber trotz allem recht knackigen Schlüsselstelle (II+) am Gipfelaufbau des Guagua Pichincha - Der kaminartige Spalt wird nicht zuletzt mit etwas Armkraft überwunden. Sichern sollte dabei nicht notwendig sein]
[Bild: Auf dem Gipfel des Guagua Pichincha (4794 m.) - Bis zu diesem Zeitpunkt mein neuer persönlicher Höhenrekord]
[Bild: Nach einer kurzen Gipfelrast folgt der obligatorische Abstieg, bei dem zwangsläufig die Schlüsselstelle (II+) ein zweites Mal bewältigt werden muss - An Modebergen in den Alpen würde so etwas wohl zu stressigen Stausituation an bestimmten Stellen (z. B. Glocknerscharte) führen. Da der Guagua Pichincha aber alles andere als überlaufen ist, nehmen wir uns (in Ruhe) alle Zeit der Welt]
[Bild: Nach Osten hin fällt der Guagua Pichincha mit einer mäßig steilen Geröllflanke ab - Da sich über dem Massiv des Rucu Pichincha (scheinbar) düstere Wolken formieren, verlieren wir keine weitere Zeit und machen uns sogleich an den Abstieg. In Ecuador weiß man nie so genau, wie sich das Wetter entwickeln wird]
[Bild: Vom Verbindungsgrat zwischen Guagua Pichincha Hauptgipfel (4794 m.) und Vorgipfel steigen wir entspannt über die weiten Geröllhänge nach Osten abwärts und umrunden den Berg in einem ausladenden Rechtsbogen unterhalb der markanten schwarzen Felswände, bis wir schließlich wieder auf die Fahrstraße zur Schutzhütte stoßen]
[Bild: Unterwegs auf etwa 4400mH zwischen Guagua und Rucu Pichincha - Ein weiterer erfolgreicher Akklimatisationstag neigt sich dem Ende entgegen]
Illiniza Norte (5116 m.)
13. August 2013
Der schroffe Illiniza Norte (5116 m.) bildet zusammen mit dem benachbarten, etwas höheren und (noch) eisgepanzerten Illiniza Sur (5263 m.) eines der schönsten Gipfelpaare der ecuadorianischen Anden! Die beiden Illinizas (auch Ilinizas genannt) befinden sich etwas mehr als 12 km westlich der Panamericana in der Nähe von Chaupi, was auch in der Regel der Ausgangspunkt für Unternehmungen in der über 1300 km² großen Reserva Ecológica Los Ilinizas ist. Nach einer holprigen Fahrt bis La Virgen (3960 m.) machen wir uns (noch im Dunkeln) schließlich auf den Weg, den Illiniza Norte (und damit meinen ersten 5000er) zu besteigen. Unser Ziel ist zunächst der obere Nordwestgrat, welchen wir allerdings nicht via Refugio Nuevos Horizontes, Agujas und Nordostflanke anvisieren, sondern (um Kondition zu sammeln und unsere „Leidensfähigkeit“ zu testen) über die äußerst steilen Geröllabstürze der Nordflanke...¡Vamos!
[Bild: Vom Ausgangspunkt La Virgen (3960 m.) am Ende der Fahrstraße von Chaupi geht es auf einem breit ausgetretenen Weg zunächst über Páramolandschaften sanft bergauf, die beiden ungleichen Illinizas dabei stets im Blickfeld]
[Bild: Illiniza Norte (5116 m.) im ersten Licht des Tages]
[Bild: Mit zunehmender Höhe lichtet sich das Páramo und das Terrain wird im Bereich eines Moränenrückens zunehmend felsiger - Noch führt der Weg in südwestliche Richtung, aber schon bald werden wir die Traverse zur Nordflanke (ganz rechts sind entsprechende Wegspuren erkennbar) angehen]
[Bild: Ausblick beim Aufstieg zum Illiniza Norte nach Nordosten zum benachbarten Berg Corazón (4782 m.) inmitten weiter Páramolandschaften - Was für ein schöner Tag!]
[Bild: Illiniza Norte (5116 m.) von Nordosten - Ungefähr in diesem Bereich verlassen wir den üblichen Weg zum Refugio Nuevos Horizontes, welches sich linkerhand ungefähr zwischen den beiden Illinizas befindet, und wenden uns dem gerölligen Pfad zu, der (rechterhand) in Richtung der steilen Nordflanke leitet]
[Bild: Der Illiniza Norte (5116 m.) präsentiert sich von Nordosten als abweisende, im Gipfelbereich mit Eis dekorierte, schroffe Felsnadel - Kaum zu glauben, dass vergleichsweise einfache Routen auf seinen höchsten Punkt führen]
[Bild: Blick bei der zunächst noch sanft ansteigenden Aufwärtsquerung in Richtung Nordflanke zurück zum majestätischen Cotopaxi (5897 m.) - In 2 Tagen werden wir uns an seinen eisgepanzerten Flanken versuchen...]
[Bild: Cotopaxi (5897 m.) von Westen vom Aufstieg zum Illiniza Norte aus gesehen - Dieser pyramidale Koloss ist der zweithöchste Berg Ecuadors und wohl das Idealbild eines Stratovulkans schlechthin]
[Bild: Am Beginn der Nordflanke des Illiniza Norte - Die Argumentation unseres Guides, durch die nun folgende Tortur Kondition für den Cotopaxi zu sammeln, kann ich in Teilen zwar nachvollziehen, dennoch wäre mir ein Aufstieg über die klassische (und landschaftlich v. a. wohl interessantere) Route via Refugio Nuevos Horizontes, Agujas und Nordostflanke lieber gewesen (der Abstieg ist wieder eine andere Geschichte) - Aber wer weiß, vielleicht hat die nachfolgende Schinderei ja auch ihr Gutes...]
[Bild: Aufstieg über die Illiniza Norte Nordflanke - Das Foto gibt die Steilheit nicht korrekt wieder (was man an der „Schieflage“ des Cotopaxi links erkennt), es geht anhaltend mühsam in maximal-abschüssigem Geröll ein paar hundert Höhenmeter aufwärts - Hier sind (auch aufgrund der ungewohnten Höhe knapp unterhalb der 5000m-Marke) Leidensfähigkeit, Geduld und Biss gefragt! Weiter oben kann (im Aufstieg rechts) auf die angrenzende Felsrippe ausgewichen werden, was ich auch umgehend mache]
[Bild: Im oberen Bereich der Illiniza Norte Nordflanke - Rechts der höchste Punkt (5116 m.) und links die Felsen der oberen Nordostflanke, die im Aufstieg über die Agujas von links nach rechts traversiert werden muss]
[Bild: Vom oberen Ende der Nordflanke steigen wir über das grobe Blockwerk des Nordwestgrates an den steilen Gipfelaufbau des Illiniza Norte heran]
[Bild: Der finale Aufstieg durch den von Schuttcouloirs und Felsstufen geprägten oberen Nordwestgrat zum höchsten Punkt des Illiniza Norte verlangt einfache Kletterei (I) und ist teilweise etwas steinschlaggefährdet, ansonsten jedoch ohne größere Schwierigkeiten - Dieser Abschnitt muss auch von Gipfelaspiranten bewältigt werden, die vom Refugio Nuevos Horizontes (4740 m.) aus starten]
[Bild: Der erste 5000er meines Lebens: Bei traumhaftem Wetter auf dem Gipfel des Illiniza Norte (5116 m.) inmitten der Cordillera Occidental in Ecuador]
[Bild: Faszinierender Tiefblick vom Illiniza Norte über die ihn umgebenden Weiten des ecuadorianischen Andenhochlandes, welches sich (wie so häufig) unter einer dichten Wolkendecke verbirgt]
[Bild: Im Gegensatz zum Norte hüllt sich der Illiniza Sur (5263 m.) heute (wie auch sonst in der Regel) in Wolken - Trotz der vergleichbaren Höhe ist der Sur (anders als der Norte) vergleichsweise stark vergletschert und im Gipfelbereich von steilem Eis gepanzert. Entsprechend werden (auch aufgrund der großen Eis- und Steinschlaggefahr!) höhere Anforderungen an eine Besteigung gestellt - Der Illiniza Sur ist in jedem Fall ein Ziel für ambitionierte (Eis-)Kletterer!]
[Bild: Der Illiniza Norte weist mehrere einzelne Gipfel auf, welche auf der dem Illiniza Sur zugewandten Seite (heute) eine ungewöhnliche Eisbedeckung zeigen - Scheinbar hält sich aufgrund der speziellen mikroklimatischen Bedingungen im Bereich der beiden Illinizas gefallener Schnee tendenziell v. a. auf der dem jeweils anderen Berg zugewandten Seite]
[Bild: Atemberaubender Tiefblick vom Illiniza Norte (5116 m.) zum 400m tiefer gelegenen Sattel Ensillada (auch Cutucucho genannt), welcher den Berg vom Sur trennt]
[Bild: Der Pico Villavicencio (5015 m.) stellt für Gipfelaspiranten des Illiniza Norte bei einem Aufstieg über die Agujas eine (in der Regel) unüberwindbare Barriere dar, welche allerdings links in der schroffen Nordostflanke des Berges umgangen werden kann]
[Bild: Abstieg vom Illiniza Norte über den Nordwestgrat - Abseilen ist hier eigentlich nicht unbedingt nötig und sollte aufgrund der latent vorhandenen Steinschlaggefahr (wenn) auch nur mit großer Umsicht vollzogen werden, aber unser Guide wollte wohl auf Nummer „Sicher“ gehen, da er uns vielleicht auch noch nicht genug einschätzen kann]
[Bild: Im Aufstieg noch die reinste Tortur, im Abstieg nun der formvollendete Genuss: Über die steile Nordflanke steigen wir in steilem, aber ungemein angenehm abzufahrendem Geröll zügig abwärts - Unabhängig davon, wie man den Norte im Aufstieg begeht, so ist ein Abstieg über die Nordflanke doch in jedem Fall sehr zu empfehlen, da er wesentlich schneller und unkomplizierter vonstatten gehen wird, als die mitunter ausgesetzte und etwas knifflige Route über die Agujas und die Nordostflanke]
[Bild: Beim entspannten Abstieg über die geröllige Nordflanke des Illiniza Norte bleibt viel Zeit, um über die kommenden beiden Tage nachzudenken - Wie wohl der Anstieg zum Cotopaxi sein wird? Werde ich die dortige Höhe spüren? Wird das Wetter mitspielen? Wie werden die Bedingungen auf dem steilen Gletscher sein? Werden wir am Ende den Gipfel erreichen? Unzählige Fragen geistern in meinem Kopf herum und füllen mich mit einer angespannten Vorfreude]
[Bild: Wieder auf dem klassischen Wanderweg zwischen Refugio Nuevos Horizontes und La Virgen - Nach dem ersten 5000er des Lebens läuft es sich inmitten der schönen Páramolandschaften plötzlich ganz leicht und beschwingt...]
[Bild: Blick beim Abstieg nach La Virgen zurück zum Illiniza Norte (5116 m.) - Was für ein toller, absolut lohnender Gipfel!]
[Bild: Blick von Chaupi zu den beiden Illinizas - Schön war's! Morgen geht es weiter in Richtung Cotopaxi und damit zum ersten der drei großen Hauptziele dieser dreiwöchigen Expeditionsreise. Es wird ernst, alles bisher war nämlich nur Vorgeplänkel]
Cotopaxi (5897 m.)
14-15. August 2013
Cotopaxi - Welch ein Klang! Welch eine Verheißung...Dieser makellos kegelförmige Inbegriff eines (hochgradig aktiven) Stratovulkans ist der mit Abstand berühmteste Berg Ecuadors und der zweithöchste Punkt des gesamten Landes. Der Cotopaxi (5897 m.) zählt aufgrund seiner wunderbaren, (i)konischen Form, seiner guten Erreichbarkeit und seiner moderaten technischen Schwierigkeiten zu den begehrtesten Hochtourenzielen der gesamten Anden. Für die Bergführer Ecuadors ist er gewissermaßen das „täglich Brot“ (manche ASEGUIM-Guides besteigen ihn mehrere Dutzend mal pro Jahr!) und für (Hoch-)Touristen wie mich das andinistische Sehnsuchtsziel schlechthin. Nachdem wir uns in den vergangenen Tagen ausgiebig akklimatisiert haben, wird es nun ernst. Auch wenn der Cotopaxi (in der Theorie und formell) vergleichsweise unschwierig zu besteigen ist (sauberes Steigeisengehen und einen ortskundigen Guide vorausgesetzt), so weiß ich doch nicht, wie ich die ungewöhnte Höhe von knapp unter 6000m vertragen werde und natürlich auch ob das Wetter mitspielen wird - was in Ecuador in der Regel die Gretchenfrage ist.
Nachdem wir am ersten Tag zunächst mit dem Auto durch den Cotopaxi Nationalpark zum hochgelegenen und von Tagestouristen frequentierten Parkplatz (ca. 4560 m.) am Fuße des Berges gefahren und dann über eine vielbegangene Sandpiste sowie schuttige Hänge das Refugio José F. Rivas (4864 m.) erreicht haben, geht es nach einer kurzen und (fast) schlaflosen Nacht um kurz nach Mitternacht auch schon los. In vollkommener Dunkelheit staksen wir zunächst über einen steilen Sandhang zum Beginn des Gletschers und im Folgenden in anhaltend steilem Eis in die Höhe. Es ist neblig, windig und sehr kalt - eine Eisschicht bildet sich in Windeseile auf unserer Funktionskleidung. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke spüre ich schließlich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig „die Höhe“ - in aller Vehemenz und Deutlichkeit. Auf etwa 5400mH habe ich nämlich auf einmal das Gefühl, als würde ich gegen eine unsichtbare Wand laufen. Etwas Schweres legt sich auf meine Schultern, drückt mir auf die Oberschenkel, macht meine Beine so schwer, als würden Gewichte daran hängen. Etwas Vergleichbares habe ich vorher noch nie erlebt und auch wenige Tage später beim deutlich steileren und 350 Meter höheren Chimborazo sollte ich so etwas nicht mehr erfahren. Es war, als hätte mein Körper im Zuge der Akklimatisation eine unsichtbare Barriere durchbrechen und eine neue Stufe erreichen müssen - so, als würde man durch eine Tür hindurchtreten, hinter der plötzlich alles anders ist...Denn auf einmal ist das Gefühl wie weggeblasen. Meter um Meter arbeiten wir uns über den nun etwas flacheren Gletscher nach oben, überqueren eine über eine scheinbar bodenlose Gletscherspalte gelegte Aluminiumleiter, umrunden die imposante Yanasacha-Felswand in einem großen Bogen - bis es auf einmal nicht mehr höher geht. Mit einem Mal stehen wir auf dem Gipfel des Cotopaxi (5897 m.) - Es ist windstill, fast schon „angenehm“. Wir sind die einzige Seilschaft, die es heute auf den Gipfel geschafft hat. Eine dichte und mystisch anmutende Wolkenschicht umhüllt den Berg und verhindert die Aussicht auf die uns umgebenden Weiten der ecuadorianischen Anden. Doch das macht in diesem Moment nichts. Der Blick in den 250m tiefen Krater ist so atemberaubend, so einmalig - und das Gefühl, auf diesem großartigen Berg ganz oben zu stehen, so unvergleichlich, dass sich die wenigen Minuten auf diesem so lebensfeindlichen Stück Erde wie eine halbe Ewigkeit (im positiven Sinne) anfühlen. Ich bin euphorisch, fast schon benebelt vor Glück - und nehme diese unvergesslichen ca. 15 Minuten auf dem höchsten Punkt des Cotopaxi mit allen Sinnen in mich auf. Was für ein Privileg, so etwas erleben zu dürfen. Der obligatorische Abstieg (nun im Hellen), bei dem wir trotz der dichten Wolken erstmals in aller Klarheit sehen, durch welch gruselige Spaltenzonen, Gletscherbrüche und Steileisflanken wir wenige Stunden zuvor gestiegen sind, geht schließlich wie im Flug vonstatten. Nur etwas mehr als 2 Stunden nach unserem Aufbruch vom Rande der Caldera erreichen wir auch schon wieder die Rivas-Schutzhütte und steigen nach einer kurzen Pause sogleich weiter ab zum Parkplatz. Mit einem Mal reißen die Wolken auf und der Blick geht unweigerlich zurück: Das „ewige“ Eis des Cotopaxi (5897 m.) leuchtet unter einem verheißungsvoll-blauen Himmel, Nebelschwaden umspielen sein erhabenes Haupt - War es nur ein Traum...?
[Bild: Kleiner Zwischenstopp auf der Fahrt durch den Parque Nacional Cotopaxi - Der namensgebende, zweithöchste Berg Ecuadors dominiert die Szenerie nach Belieben]
[Bild: Inmitten des wunderbaren, über 320 km² großen Nationalpark Cotopaxi - Die meisten Gebiete befinden sich in einem Bereich von 3500-4500 Meter Höhe]
[Bild: Cotopaxi (5897 m.) von Norden - Deutlich sind sowohl das Refugio José F. Rivas (4864 m.) als auch die markante Yanasacha-Felswand unterhalb des Gipfels zu erkennen]
[Bild: Der große Parkplatz (Höhe ca. 4560 m.) am Beginn der Cotopaxi Nordflanke markiert für uns den Beginn des Aufstiegs - Von nun an geht es nur mehr per pedes weiter]
[Bild: Der Aufstieg zum Refugio José F. Rivas (4864 m.) ist technisch vollkommen unschwierig und abgesehen von der enormen Höhe, der unmittelbaren Nähe des aktiven (und daher zumindest potenziell gefährlichen) Vulkans und dem unberechenbaren Wetter auch grundsätzlich risikolos bzw. ideal geeignet, um „warm“ zu werden]
[Bild: Beim Aufstieg zum Refugio José F. Rivas (ca. 300 Hm) kommen uns zahlreiche Tagestouristen (auch viele Ecuadorianer) entgegen, da die Schutzhütte ein beliebtes Ziel nicht nur bei Bergsteigern ist - Einmal bis nahe an die 5000m-Marke kommen (und das bei vergleichsweise geringem Aufwand), verleitet leider auch viele zu (unakklimatisierten) Aktionen, die sie später mit gesundheitlichen Problemen (z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit oder auch Schlimmeres) bezahlen]
[Bild: Blick beim Aufstieg zum Refugio José F. Rivas nach Norden über die rauen Weiten des atemberaubenden Cotopaxi Nationalparks]
[Bild: Blick vom Refugio José F. Rivas zum Beginn des Gletschers - Morgen werden wir uns im Dunkeln den Weg durch dieses steile Labyrinth aus Bruchzonen, gähnenden Spalten und turmhohen Eisblöcken bahnen müssen]
[Bild: Als schließlich auch die letzten Tagestouristen den Abstieg zum Parkplatz antreten, kehrt eine angenehme Ruhe rund um die Schutzhütte ein - Am Abend vor der Hütte wird die ganze Strenge dieses (trotz Schutzhütte und der Nähe zur Fahrstraße) abgelegenen Ortes spürbar, während sich zugleich eine gespannte Mischung aus Nervosität und Vorfreude breitmacht]
[Bild: Das Refugio José F. Rivas (4864 m.) ist der klassische Ausgangspunkt für praktisch alle Cotopaxi-Besteigungen von der Nordseite her - Die Hütte bietet Platz für ungefähr 60 Personen, ist spartanisch eingerichtet (Matratzen, keine Decken, Gas, Wasserversorgung) und für ecuadorianische Verhältnisse absolut zweckmäßig]
[Bild: Abendstimmung im Cotopaxi Nationalpark...In wenigen Stunden geht es los]
[Bild: Unterwegs auf der Nordroute zum Gipfel des Cotopaxi - Es ist kalt, windig und neblig bzw. vollkommen dunkel. Ohne ortskundigen Bergführer hätten wir hier auf dem sehr spaltigen Gletscher keine Chance (!) uns zu orientieren]
[Bild: Auf dem Gipfel des Cotopaxi (5897 m.) am Rande der Caldera - Ein unbeschreibliches, unvergessliches Gefühl]
[Bild: Blick vom Gipfel des Cotopaxi (5897 m.) in den etwa 600 Meter breiten und 250 Meter tiefen (aktiven) Krater - Immer wieder steigen Rauchschwaden auf und es riecht sogar leicht nach Schwefel...Der innere Kraterrand ist rundherum mit riesigen Wechten bedeckt, während der äußere (höhere) Rand zwar in großen Teilen felsig, aufgrund seiner ungleichmäßigen Struktur aber ebenfalls schwierig zu begehen ist - Von Abstiegen in den Krater ist grundsätzlich abzuraten]
[Bild: Ungefähr 15 Minuten halten wir uns auf dem höchsten Punkt des Cotopaxi (5897 m.) auf, genießen dabei die eindrucksvolle Aussicht in den mächtigen Krater und lassen den Blick über die uns umgebenden Weiten des ecuadorianischen Andenhochlandes schweifen, welches sich unter einer dichten Wolkendecke versteckt - Momente für die Ewigkeit...]
[Bild: Abstieg vom Gipfel des Cotopaxi - Wie viel leichter das Bergabgehen in so großer Höhe doch fällt...]
[Bild: Eine andere Seilschaft kommt uns entgegen und „kämpft“ sich das letzte Stück über die Nordwestflanke empor - Nicht mehr lange, dann haben auch sie sich den Gipfelerfolg redlich verdient]
[Bild: Kurzzeitig wechselt der vergletscherte Untergrund unserer Route in den Zustand von Büßereis bzw. vereistem und höllisch glattem Blockwerk, während uns zugleich ein eisiger Wind ins Gesicht weht - Nein, hier gehört der Mensch im Normalfall definitiv nicht hin!]
[Bild: Im Abstieg gestaltet sich der überwiegende Teil der Route über die Nordflanke technisch relativ unschwierig - Vor allem im oberen und mittleren Abschnitt ist es ein (auch aufgrund des Gipfelerfolgs) euphorisch-entspanntes Dahinstapfen über sanft geneigte Firnhänge]
[Bild: Je weiter wir absteigen, desto zerklüfteter wird der Gletscher - Zahlreiche gewaltige Brüche, Schründe und zu umgehende Steilpassagen fordern schließlich noch einmal unsere ganze Konzentration]
[Bild: Da die Gletscher der Cotopaxi Nordflanke an einigen Stellen stark in Bewegung sind, müssen immer wieder Leitern von den ecuadorianischen Bergführern installiert bzw. auch neu verlegt werden, da sonst regelmäßig breite Gletscherspalten und Schründe das Fortkommen der Gäste verhindern würden - Ein Hauch von Khumbu]
[Bild: Die Cotopaxi Nordflanke ist in weiten Teilen sehr spaltenreich und zerklüftet! Wer hier ohne einen ortskundigen Begleiter bei ungünstigen Verhältnissen (z. B. Nebel) unterwegs ist, lebt gefährlich!]
[Bild: Nun trennt uns nur mehr ein letzter (und besonders steiler) Schlusshang von den Schutthängen oberhalb des Refugio José F. Rivas]
[Bild: Der zerrissene, stark vereiste Schlusshang unmittelbar oberhalb der Hütte (der mir im Aufstieg ironischerweise recht unkompliziert vorkam) ist so steil und anspruchsvoll, wie es auf dem Bild den Anschein hat! Hier ist blitzsauberes Steigeisengehen und (bei schlechten Verhältnissen) ggf. sogar Sichern angesagt]
[Bild: Geschafft! Nachdem wir schließlich den Gletscher verlassen haben, „fliegen“ wir im Anschluss förmlich über dezent mit Neuschnee bedeckte Schutthänge dem Refugio José F. Rivas entgegen, während uns der Parque Nacional Cotopaxi zu Füßen liegt]
[Bild: Nach nur etwas mehr als 2 Stunden (ab dem Gipfel) stehen wir wieder beim Refugio José F. Rivas (4864 m.) - Dort machen wir erst einmal eine entspannte Pause und stoßen auf unseren Gipfelerfolg an. Alle haben es tatsächlich auf den höchsten Punkt des Cotopaxi (5897 m.) und (das ist das Wichtigste) auch wieder heil herunter geschafft]
[Bild: Nach einer ausgiebigen Pause bei der erneut von Tagestouristen bevölkerten Schutzhütte machen wir uns an den Abstieg zum Parkplatz, wo auch schon unser netter Fahrer wartet - Das nächste Zwischenziel ist Latacunga]
[Bild: Blick beim Abstieg vom Refugio José F. Rivas zum Parkplatz zurück zum wunderbaren Cotopaxi (5897 m.) - Nur wenige Stunden zuvor haben wir auf seinem eisigen Haupt gestanden...Es fühlt sich surreal an]
[Bild: Parque Vicente León in Latacunga - Die nächsten zwei Tage steht (in Form des wunderbaren Vulkankraters Laguna del Quilotoa und des von zahlreichen Wasserfällen geprägten Baños am Fuße des Tungurahua) klassisches Sightseeing auf dem Programm, um die Beine wieder locker zu machen und Kraft zu sammeln, für den legendären Koloss names Chimborazo (6263 m.) - Das große Hauptziel dieser Reise naht]
Laguna del Quilotoa + Baños
16-17. August 2013
Die in der Reserva Ecológica Los Ilinizas gelegene Laguna (del) Quilotoa gehört wohl zu den beliebtesten und am besten erreichbaren Ausflugszielen und Fotomotiven im ecuadorianischen Andenhochland. Die nach einem gewaltigen Vulkanausbruch vor ca. 750 Jahren entstandene Caldera hat sich mit der Zeit mit (alkalischem) Wasser gefüllt und beeindruckt aufgrund ihres (je nach Licht) türkis-azurblauen Wassers jeden, der sie zu Gesicht bekommt. Man kann den bis zu 3914 m. hohen (manche Quellen sagen im sog. Volcán Quilotoa bzw. Monte Juyende auch bis zu 3930 m. hohen) Kraterrand in 5-6 Stunden während einer äußerst lohnenden und nicht allzu schwierigen Wanderung umrunden. Wer nicht so viel Zeit hat (wie wir) und zudem in erster Linie ein wenig entspannen will, der ist mit einer kurzweiligen Wanderung in den Krater auch gut beraten. Man kann dort Kayak fahren, Alpakas streicheln, baden oder einfach nur am sandigen Ufer spazieren - ideal, um die bisherigen bergsteigerischen Abenteuer ein wenig Revue passieren zu lassen.
Baños und Umgebung, welches im Anschluss und tags darauf unser Ziel darstellt, befindet sich dagegen in der Cordillera Oriental zwischen den unwirtlichen und vollkommen unzugänglichen Llanganati im Norden und dem äußerst aktiven und hochgradig gefährlichen Vulkan Tungurahua im Süden. Baños ist bekannt für seine Thermalquellen und zahlreichen Wasserfälle, sein immenses Angebot an Outdooraktivitäten (z. B. Canyoning, MTB, Dschungelwanderungen, Rafting oder auch Puenting - wenn man besonders kühn ist) sowie deinen Status als wuseliges Backpackerparadies und Tor zum Amazonasregenwald. Da unsere Zeit begrenzt ist, fokussieren wir uns auf ein paar Highlights und statten unter anderem dem bekanntesten Wasserfall der Umgebung einen Besuch ab, dem Pailón del Diablo („Kessel des Teufels“). Am Nachmittag geht es schließlich weiter gen Riobamba. Nachdem die Speicher wieder voll sind, wird es Morgen in Form des vergletscherten Carihuairazo wieder ernst.
[Bild: Unterwegs auf der Fahrt von Latacunga nach Westen in die Cordillera Occidental]
[Bild: Am Kraterrand der wunderbaren Laguna (del) Quilotoa bei absolut perfektem Wetter - Was für ein Glück!]
[Bild: Warum die Laguna Quilotoa auf der Liste (fast) aller Ecuador-Reisenden steht, wird uns beim Blick über den 250 Meter tiefen (!) See inmitten der Caldera sofort klar]
[Bild: Für die heimischen Indígenas stellt die Laguna (del) Quilotoa eine wichtige Einnahmequelle (Eintritt, Souvenirs etc.) dar - Die Wege sind deswegen auch gut ausgebaut und werden (normalerweise) permanent in Schuss gehalten]
[Bild: Vom Kraterrand braucht man nur ca. 20-30 Minuten, bis man den Grund der Caldera erreicht hat]
[Bild: Die Laguna (del) Quilotoa wird rundherum von eindrucksvollen Steilflanken begrenzt und ist wohl der Archetypus eines vulkanischen Kratersees - Was für ein spektakulärer Anblick!]
[Bild: Für ein paar US-Dollar kann man ein Kayak ausleihen und auf der Laguna (del) Quilotoa seine Runden drehen]
[Bild: Die Alpakas sind natürlich nicht zufällig inmitten der Caldera - Für Touristen sind sie in jedem Fall eine willkommene Streichelgelegenheit und Fotomotiv zugleich. Ein klassische Win-Win-Situation]
[Bild: Auf dem Weg durch das zentrale ecuadorianische Andenhochland - Auf nach Baños de Agua Santa!]
[Bild: Ein paar Kilometer östlich von Baños kann man mit einer sogenannten Tarabita hoch über die Schlucht des Río Pastaza gondeln und dabei so eindrucksvolle Wasserfälle wie die Cascada Agoyán (hier im Bild) oder die Cascada Manto de la Novia ansteuern - Unbedingt zu empfehlen!]
[Bild: Der Río Pastaza entspringt in den ecuadorianischen Anden, schlängelt sich anschließend durch das wilde Tal zwischen den Llanganati und dem Parque Nacional Sangay nach Südosten in Richtung Amazonastiefland, um schließlich in Peru in den Río Marañón (einen der Quellflüsse des Amazonas) zu münden - Kaum zu glauben, dass dieses Wasser irgendwann einmal in den Atlantik münden wird...]
[Bild: Unterwegs zum berühmten Pailón del Diablo, dem bekanntesten Wasserfall im Umfeld von Baños - Eine rutschige, glitschige Treppe führt zuletzt hinter ihn und ermöglicht das hautnahe (und äußerst nasse) Erleben seiner gewaltigen Wassermassen]
[Bild: Im Angesicht des imposanten Pailón del Diablo - Wie wunderbar kontrastreich und intensiv grün der heutige Tag im Vergleich zu den vergangenen Andenexkursionen und Bergtouren doch ist]
[Bild: Die Cascada el Rocio (de) Machay ist der letzte, große Wasserfall des heutigen Tages - Im Anschluss geht es schließlich zurück nach Baños. Morgen wird es wieder zurück nach Westen in die Cordillera Occidental gehen, da der Carihuairazo (als Vorbereitung für den Chimborazo) auf dem Programm steht]
Carihuairazo (5018 m.)
18. August 2013
Der etwa 10 km nordöstlich des Chimborazo gelegene Carihuairazo (5018 m.) ist aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zum höchsten Berg Ecuadors eine ideale Akklimatisations- und Eingehtour. Zwar haben sich die Gletscher des Berges inzwischen so weit zurückgezogen, dass es sich hierbei mittlerweile in erster Linie um eine (fast reine) Felstour handelt und der höchste Punkt (die sog. Gipfelnadel) nur mehr in äußerst schwieriger Kletterei (V-VI) bei häufig widrigen Verhältnissen erreicht werden kann - nichtsdestotrotz handelt es sich hier um einen schönen Gipfel mit (theoretisch) einzigartigen Ausblicken auf die umliegende Cordillera Occidental. Von Letzterer haben wir zwar heute aufgrund des dichten Nebels nicht allzu viel gesehen und natürlich waren wir am Ende nur knapp oberhalb der 5000m-Marke (am Kraterrand) und damit nicht ganz auf der für uns absolut unerreichbaren Gipfelnadel, aber konditionell und höhenverträglich lief das Ganze so spielerisch und mühelos, dass ich mittlerweile zuversichtlich bin, was unsere anvisierte Chimborazo-Besteigung angeht. Ich fühle mich gut, ich fühle mich fit - Schauer wir mal...
[Bild: In dichtem Nebel geht es zunächst (weglos) über weite Páramolandschaften dahin - Ohne GPS und / oder ortskundige Guides wäre es völlig unmöglich, sich hier zu orientieren]
[Bild: Immer wieder lichten sich die Wolken kurz und geben den Blick frei zur Piedra Negra (4698 m.) - Es gilt, linkshaltend den Sattel (4620 m.) zwischen ihr und Carihuairazo zu erreichen]
[Bild: Im Bereich zwischen Piedra Negra (rechts) und Carihuairazo - Mit einem Schlag wird das Gelände felsig und alpin, es weht (wie so häufig) ein unangenehm eisiger Wind und die teilweise vereisten Felsen erfordern einen absolut sicheren Tritt]
[Bild: Über die kümmerlichen Reste des Carihuairazo-Gletschers geht es schließlich in wenigen Minuten bis zum Kraterrand knapp unterhalb der vereisten Gipfelnadel (Carihuairazo Máxima 5018 m.) - Erneut hat uns der dichte Nebel fest im Griff]
[Bild: Die höchsten Gipfelfelsen des Carihuairazo (5018 m.) sind mit tückischem Eis „verklebt“ und können nur in äußerst schwieriger Kletterei (bis VI) erreicht werden - In Kombination mit dem steilen Eis eine extrem anspruchsvolle Angelegenheit. Der wirklich höchste Punkt des Carihuairazo wird nur ganz selten erreicht]
[Bild: Auf dem Carihuairazo, knapp unterhalb der Gipfelnadel (Carihuairazo Máxima 5018 m.) am Rande des Kraters - Trotz der nicht vorhandenen Aussicht und der ungemütlichen, eisig-kalten Bedingungen ein tolles Gefühl, immerhin haben wir damit 5000er Nr. 3 „in der Tasche“]
[Bild: Nach kurzer Gipfelrast machen wir uns schließlich auch schon wieder an den Abstieg, der auf der gleichen Route erfolgt - Die kurze Gletscherpassage ist dabei erneut in wenigen Minuten geschafft und technisch vollkommen unschwierig]
[Bild: Blick von den südlichen Hängen des Carihuairazo zur gleichnamigen Laguna Carihuairazo, wo es laut dem Autor Günter Schmudlach geeignete Plätze zum Zelten gibt]
[Bild: Westlich unterhalb der Piedra Nega (4698 m. - links) wird die Landschaft wieder zunehmend grüner und freundlicher - Entspannt geht es auf guten Wegspuren abwärts in Richtung der weiten Páramolandschaften von heute Morgen]
[Bild: Unterwegs auf etwa 4500m Höhe südlich des Carihuairazo - Die Wolken haben sich mittlerweile so weit gehoben, dass wir einen guten Überblick über die umliegenden, hochandinen Weiten der Cordillera Occidental haben]
[Bild: Über weite Páramoflächen wandern wir vergnügt unserem Fahrer entgegen - Wer genau hinschaut, kann den weißen Kleinbus auch bereits in der Ferne erkennen]
[Bild: Drei kleine Indígena-Kinder warten am Straßenrand in der Nähe unseres Autos und hüten ihre Lamaherde - Leider sieht man ihnen das oftmals sehr harte, entbehrungsreiche und von gesellschaftlicher Diskriminierung geprägte Leben der indigenen Bevölkerung Ecuadors mehr als nur deutlich an]
[Bild: Auf der Fahrt nach Riobamba zeigt sich unvermittelt unser großes Ziel der kommenden Tage, der majestätische Chimborazo (6263 m.) - Etwa 2500 Meter erhebt sich dieser höchste Berg und einzige 6000er Ecuadors im Durchschnitt aus der ihn umgebenden Andenhochebene - Die Vorfreude steigt]
[Bild: Im Jahr 2013 bedecken noch etwa 20 (!) Gletscher den Chimborazo und fließen von seinem eisigen Haupt zu Tal - Was für ein Koloss von Berg]
Chimborazo Whymper-Gipfel (6263 m.) + Veintimilla-Gipfel (6228 m.)
19-20. August 2013
Der Chimborazo (6263 m.) ist der höchste Berg Ecuadors und einzige 6000er des Landes. Dieser Gigant von Berg gehört mit einer Schartenhöhe von 4122 Metern zu den zwanzig prominentesten Bergen der Welt, noch vor so illustren Namen wie Mount Rainier, Mount Kinabalu, K2 und Kangchendzönga. Der Whymper-Gipfel (6263 m.) ist der Ort auf der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Der Chimborazo stellt (trotz seiner Lage in der orographisch vergleichsweise niedrigeren Cordillera Occidental) jeden Berg im Umkreis von über 800 km in den Schatten (in nördliche Richtung gibt es auf dem gesamten amerikanischen Kontinent keinen höheren Berg) und ist seit über 200 Jahren das Traumziel ambitionierter Bergsteiger und Andinisten. Gemeinschaftlich erstbestiegen wurde der Berg im Jahr 1880 ausgerechnet durch Edward Whymper (Erstbesteiger des Matterhorns) und die Gebrüder Louis und Jean-Antoine Carrel (Zweitbesteiger des Matterhorns und ehemalige „Konkurrenten“ Whympers). Auch Alexander von Humboldt versuchte sich schon 1802 an einer Besteigung, musste jedoch (je nach Quelle) 400-800 Meter unter dem Gipfel umkehren, wobei dies trotzdem für Jahrzehnte den weltweiten Höhenrekord darstellen sollte. Sein u. a. den Chimborazo zeigendes Werk „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer“ gehört zu den bekanntesten naturwissenschaftlichen Abbildungen bzw. Publikationen der Menschheitsgeschichte. Unterdessen gibt es mittlerweile am Chimborazo praktisch keine Wand und keine Eisflanke mehr, die noch nicht durchstiegen worden wäre. Für Bergsteiger in aller Welt ist er ein absolutes Traumziel und die Verkörperung andinistischer Sehnsüchte - so auch für uns.
Nach einer unruhigen Nacht geht es heute zunächst von Riobamba aus in die Reserva de Producción de Fauna Chimborazo, ein den höchsten Berg Ecuadors umgebendes Schutzgebiet (der schwächeren Kategorie). Nachdem wir das entsprechende Eintrittstor passiert haben, geht es auf staubigen Straßen in zahlreichen Kurven immer weiter nach oben, bis wir schließlich unser Tagesziel erreichen, das Refugio Carrel (4840 m.) - Normalerweise empfiehlt sich eine Übernachtung im höher gelegenen Refugio Whymper (5000 m.), da man so am Morgen einige Zeit und Meter spart. Allerdings ist die Whymper-Schutzhütte bei unserem Aufenthalt nicht zugänglich. So werden uns morgen in Summe stramme 1450 Höhenmeter bevorstehen, was in dieser Höhe schon sehr viel ist. Wie schon am Cotopaxi verbringen wir den restlichen Tag mit Spaziergängen um die Hütte, wobei die (wirklich sehr) zahlreichen Gedenktafeln für am Chimborazo verunglückte Bergsteiger nicht gerade erbaulich sind. In jedem Fall führen sie einem in aller Deutlichkeit vor Augen, dass das morgen eine sehr ernste Angelegenheit wird. Es gibt zahlreiche Routen auf den Chimborazo, wobei die meisten Bergsteiger den Berg von Westen bzw. Südwesten her angehen. Insgesamt gibt es (mit dem Refugio Carrel bzw. Whymper als Ausgangspunkt) 5x häufiger begangene Routen, die letztlich alle auf den Vorgipfel Veintimilla (6228 m.) führen. Die klassische Whymper-Route über die Agujas de Whymper, welche sich im oberen Teil in eine Traverse zum Westgrat und eine Ruta Directa aufteilt, ist die eine Option. Seit einigen Jahren bevorzugen die meisten Seilschaften jedoch die neue Normalroute über den gesamten Westgrat. Erreicht werden kann diese Normalroute oberhalb der felsigen Erhebung El Castillo entweder über den Thielmann-Gletscher, den steinschlaggefährdeten (El) Corredor oder die Traverse unterhalb von El Castillo, welche ebenfalls sehr steinschlaggefährdet ist. Grundsätzlich weisen alle Routen ein gewisses Risiko auf - entscheidend für eine erfolgreiche Chimborazo-Besteigung sind letztlich (neben der obligatorischen Fitness bzw. Akklimatisation) gute Verhältnisse und ein sehr (!) früher Aufbruch, damit man wieder rechtzeitig vom Berg herunten ist, wenn aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung (zwangsläufig) der Stein- und Eisschlag einsetzt. Wer beispielsweise nach Mittag noch den Abstieg via El Corredor oder El Castillo angeht, spielt akut mit seinem Leben!
All das führt letztlich dazu, dass wir schließlich schon um 21:00 Uhr Abends aufstehen (!) und um 22:00 Uhr losmarschieren. So früh bin ich noch nie für eine Tour aufgestanden. In vollkommener Dunkelheit steigen wir zunächst über Blockwerk, Geröll und schuttige Hänge in nordwestliche Richtung bergauf, bis wir schließlich unterhalb einer gewaltigen Felsmauer (El Castillo) markant nach rechts aufwärts queren. Nach einiger Zeit erreichen wir schließlich auf ungefähr 5540m Höhe einen Sattel östlich von El Castillo. Vor uns zieht der mächtige Westgrat des Chimborazo Veintimilla in die Höhe - 600 vergletscherte Höhenmeter in teilweise blankem Büßereis, konstant 35-45 Grad steil. Während wir uns an den Anstieg machen, müssen im Folgenden leider der Reihe nach Mitglieder unserer Gruppe aufgeben. Am Ende bleiben schließlich nur noch 2 Leute (inkl. mir) übrig. Doch ich merke schnell, uns hält heute nichts auf. Ich bin perfekt akklimatisiert, fühle mich gut und bin bis in die Haarspitzen motiviert. Und vor allem habe ich mich im Vorfeld gedanklich fast schon wie ein Besessener darauf vorbereitet, heute „zu leiden“. Denn an so hohen Bergen wie dem Chimborazo „gewinnt“ am Ende nicht derjenige, der am fittesten oder am schnellsten ist, sondern derjenige, der die größte Leidensfähigkeit hat, der zäh und bissig ist. Und so fliegen wir förmlich den eisigen, anhaltend steilen Westgrat hinauf, bis wir unvermittelter Dinge eine ebene Fläche erreichen, den Veintimilla-Gipfel (6228 m.) - Sogleich machen wir uns auf zum nahen Whymper-Gipfel (6263 m.), den wir nach insgesamt 8 Stunden inkl. kurzer Pausen (leider) noch im Dunkeln erreichen. Während wir rasch ein paar „Beweisfotos“ knipsen, erkenne ich mit einem Mal über uns die Sterne - es wird langsam hell! Wieder zurück auf dem Veintimilla-Gipfel erleben wir im Anschluss einen der vielleicht schönsten Sonnenaufgänge meines Lebens. Es ist eisig kalt, aus faktischen minus 25-30 Grad macht der starke Wind gefühlte minus 40-45 Grad Celsius! Trotzdem ziehe ich für einen kurzen Moment die Handschuhe aus, um in aller Eile ein paar Fotos zu machen (noch 10 Tage später sollten zwei meiner Finger komplett taub sein, was erste Anzeichen einer ganz leichten Erfrierung waren). Die Erlebnisse dieser gut 15 Minuten Gipfelpause in adäquate Worte zu fassen, Worte die der Großartigkeit dieses Ortes vollauf gerecht werden, ist indes unmöglich. Wir lassen den Blick schweifen über ein endloses Wolkenmeer, spüren die zart wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne und nehmen die unvergleichliche Atmosphäre des Chimborazo mit Herz und Seele in uns auf. Wie schon am Cotopaxi bin ich über alle Maßen von Glück erfüllt und einfach dankbar, dass mich mein Körper letztlich auf diesen so unvergleichlichen Anden-6000er getragen hat. Das wird mir mein ganzes Leben lang sehr viel bedeuten und ich werde dieses einmalige Erlebnis sicher niemals vergessen.
Nach einiger Zeit mahnt unser ecuadorianischer Guide schließlich zum baldigen Aufbruch, damit wir die gefährliche Traverse unterhalb von El Castillo am Ende noch rechtzeitig vor dem unweigerlichen Einsetzen des Steinschlags hinter uns bringen. Und so nehmen wir, beseelt von den Eindrücken eines der wunderbarsten Sonnenaufgänge unseres Lebens, schließlich Abschied vom Gipfelplateau des Chimborazo und machen uns an den Abstieg über den eisigen Westgrat. Trotz der anhaltend steilen und teilweise von blankem Büßereis geprägten Verhältnisse geht der Abstieg unkompliziert und entspannt vonstatten. Wir sind euphorisch, die Steigeisen greifen selbstbewusst ins Eis und auch unser Guide hat gute Laune - es ist ein für alle Seiten rundum gelungener Tag. Nach etwa 2 Stunden stehen wir schließlich wieder im Sattel zwischen El Castillo und Veintimilla-Westgrat. Nach einer kurzen Pause machen wir uns sogleich an die riskante Traverse unterhalb der (zum Teil) nur von Permafrost „zusammengeklebten“ Felstürme von El Castillo. Wir sind rechtzeitig vor Ort, kein einziger Stein kommt während unserer Querung herunter. Im Anschluss geht es über Blockwerk, Schutthänge und jede Menge Geröll noch ein paar hundert Höhenmeter abwärts, bis nach 4 Stunden Abstieg (inkl. kurzer Pausen) mit einem Mal der uns so vertraute weiße Kleinbus auftaucht. Wir haben es geschafft. Bei der anschließenden Fahrt zurück nach Riobamba grüßt der Chimborazo stolz aus der Ferne. Der „König der ecuadorianischen Anden“ hat mir eine Audienz gewährt - und mich auch wieder in Frieden ziehen lassen.
Was für ein Erlebnis!
[Bild: Unterwegs auf staubigen Straßen in der Reserva de Producción de Fauna Chimborazo]
[Bild: Beim Refugio Carrel (4840 m.) inmitten dichter Wolken - Die Ruhe vor dem Sturm...]
[Bild: Auf geht's! Ein langer, anstrengender 1450Hm-Aufstieg über Fels und steiles Eis in große Höhen steht uns bevor]
[Bild: Auf dem Gipfel des Chimborazo Whymper (6263 m.) bei arktischen Minustemperaturen - Der noch im Dunkeln erreichte, höchste Punkt Ecuadors markiert meinen persönlichen Höhenrekord. Näher kann man dem Himmel auf diesem Planeten nicht kommen. Über uns sind die Sterne erkennbar - was für ein unvergessliches Gefühl]
[Bild: Wieder zurück auf dem Chimborazo Veintimilla (6228 m.) mit Blick zurück zum Whymper-Hauptgipfel - Das häufig von tückischen Spalten durchzogene Gipfelplateau zeigt sich heute von seiner gutmütigen Seite]
[Bild: Kurz vor Sonnenaufgang auf dem Chimborazo Veintimilla (6228 m.) - Einem Ozean gleich, branden gewaltige Wolken-Wellen gegen den höchsten Berg Ecuadors. Uns ist, als stünden wir auf einer gewaltigen Eisinsel inmitten eines endlosen Wolkenmeeres]
[Bild: Als links hinter dem Chimborazo Whymper (6263 m.) schließlich die Sonne aufgeht, sind wir alle (auch unser ecuadorianischer Guide) mit einem Mal ganz still - Innehalten in der ganzen Schönheit, Ästhetizität und Erhabenheit des Augenblicks...]
[Bild: Ein für Ecuador typisches Phänomen: Während der Großteil des Andenhochlandes unter einer dichten Wolkendecke „begraben“ ist, ragen die hohen Berge in sonnenbeschienene Höhen, so auch heute am Chimborazo]
[Bild: Vielleicht das bedeutendste Bergfoto meines Lebens - Sonnenaufgang auf dem Chimborazo Veintimilla (6228 m.) mit dem rechts zuvor (noch im Dunkeln) besuchten Whymper-Gipfel (6263 m.) - Persönlicher Höhenrekord und erster 6000er meines Lebens]
[Bild: Auf dem Gipfel des Chimborazo Veintimilla (6228 m.) bei gefühlten Temperaturen von deutlich unter -40 °C (was man meinem etwas gequälten Lächeln auch ansieht) - Im Hintergrund ist der lange Schatten des höchsten Berges (und einzigen 6000ers) von ganz Ecuador zu erkennen]
[Bild: Ein letzter Blick zurück zum Chimborazo Whymper (6263 m.), bevor es schließlich wieder bergab über den Westgrat geht - Am heutigen Tag sollten wir die einzige Seilschaft bleiben, die es auf den höchsten Berg Ecuadors geschafft hat]
[Bild: Tage mit einer solchen Fernsicht wie heute sind in den ecuadorianischen Anden (auch jenseits der exponierten 5500m-Marke) alles andere als selbstverständlich - Was für ein großes Glück wir doch gehabt haben]
[Bild: Abstieg über den oberen Teil des Veintimilla Westgrates - Der gigantische Schatten des Chimborazo begleitet uns dabei noch eine ganze Weile]
[Bild: Immer wieder haben wir längere Passagen mit Büßereis zu bewältigen, wobei die Verhältnisse heute im Allgemeinen gut sind - Wir müssen an keiner Stelle sichern und auch Spalten machen uns keinerlei Probleme]
[Bild: Blick beim Abstieg vom Chimborazo Veintimilla über den Schatten des Berges nach Westen - Deutlich ist der markante Steilabfall der Cordillera Occidental hin zur flachen Costa erkennbar]
[Bild: Kurze Pause beim Abstieg über den im Durchschnitt 40 Grad steilen Chimborazo Westgrat - Dass hier sauberes Steigeisengehen, absolute Konzentration und das Funktionieren der Beine auch nach über 9 Stunden Gehzeit noch zwingend erforderlich sind, wird angesichts der in diesem Abschnitt (teilweise) blanken Eisverhältnisse mehr als deutlich]
[Bild: Ausblick vom Veintimilla Westgrat über die Reserva de Producción de Fauna Chimborazo nach Nordwesten - Innehalten und genießen, da ich diesen Anblick so wohl nie wieder haben werde...]
[Bild: Im mittleren Abschnitt des Chimborazo Westgrates - Meter um Meter arbeiten wir uns den Berg nach unten, wobei wir aufgrund des vielfach sehr griffigen Schnees angenehmerweise schnell an Höhe verlieren]
[Bild: Impressionen vom Chimborazo Westgrat - Büßereis (wie hier), Blankeis, Bruchharsch und schöner Trittschnee wechseln sich (gefühlt) alle paar Meter ab]
[Bild: Mittlerweile hat auch El Castillo (5400 m.) Sonne und zeigt sogleich stolz sein brüchig-rotes Haupt - Nur noch wenige Meter, dann werden wir den Gletscher hinter uns lassen]
[Bild: Da sich die Gletscher des Chimborazo im Zuge des Klimawandels (wie praktisch überall sonst auch) immer weiter zurückziehen, wird der Westgrat im unteren Abschnitt zunehmend von rötlichen Felsstufen bzw. vulkanischem Schutt geprägt - Angesichts des perfekten Wetters ist die Stimmung aber in jedem Fall tip-top]
[Bild: Ausblick vom unteren Teil des Veintimilla Westgrates nach Norden zur zerklüfteten Zunge des Stübelgletschers]
[Bild: Kurz vor dem Sattel (5540 m.) östlich oberhalb von El Castillo (5400 m.) - Deutlich ist linkerhand die Spur im Schutt zu erkennen, die zu der riskanten Traverse unterhalb von El Castillo führt]
[Bild: Im Sattel (5540 m.) zwischen El Castillo (links) und Chimborazo Westgrat (rechts) - Das Wetter ist nach wie vor traumhaft und wir haben nun über die Hälfte des Abstiegs (inkl. der technisch schwierigsten Passagen) bereits geschafft]
[Bild: Unterhalb von El Castillo - Die maximal-brüchigen und aus unzähligen Felsblöcken zusammengesetzten Türme über uns werden vielfach nur durch den Permafrost zusammengehalten. Zwar knackt es immer wieder leicht bedrohlich über unseren Köpfen, aber am Ende kommt kein einziger Stein während unserer (sehr zügigen) Traverse herunter - Es muss jedoch deutlich betont werden, dass an dieser Stelle die Devise gilt, je früher und schneller man unterwegs ist, desto sicherer und besser]
[Bild: Tiefblick zum Refugio Whymper (5000 m.) - Noch stehen uns ein paar hundert Höhenmeter Abstieg über Blockwerk, Schutthänge und Geröll bevor]
[Bild: Eines meines persönlichen Lieblingsfotos: Blick von der gefährlichen El-Castillo-Traverse zurück zum Chimborazo Veintimilla (6228 m.), der seine Finger in Form des zerklüfteten Thielmann-Gletschers (noch) weit nach Südosten hin ausstreckt]
[Bild: Auf scheinbar endlosen Blockwerk- und Geröllhalden steigen wir Zug um Zug in südöstliche Richtung abwärts, lassen El Castillo (und damit das unmittelbare Chimborazo-Massiv) zunehmend hinter uns, bis mit einem Mal (endlich) der vertraute, weiße Kleinbus in der Ferne auftaucht - Nach insgesamt 4 Stunden Abstieg (inkl. einiger Pausen) erreichen wir schließlich wieder die anderen, die schon im Bus auf uns warten und sich unglaublich für uns freuen]
[Bild: Die Reserva de Producción de Fauna Chimborazo ist bekannt für ihre Vielzahl an Vikunjas]
[Bild: Der mächtige Chimborazo (6263 m.) in all seiner Pracht! Kaum zu glauben, dass ich nur wenige Stunden zuvor auf seinem eisigen, windgepeitschten Haupt gestanden habe...Während wir unter einem für Ecuador so untypisch strahlend-blauen Himmel entspannt zurück nach Riobamba fahren, ruht mein Blick auf diesem Koloss von Berg. Ich bin tatsächlich sehr stolz auf meine Leistung und zugleich dankbar, dass alles so gut geklappt hat - Das Leben ist schön]
Naríz del Diablo (Zugfahrt)
21. August 2013
Die Teufelsnase (Spanisch: „Naríz del Diablo“) steht auf der Agenda nur allzu vieler Reisegruppen - so auch auf unserer. Ursprünglich existierten in Ecuador zahlreiche Zugstrecken, die die Küste (zwecks Güteraustausch) mit dem Hochland verbanden. Der Bau der Autobahnen und permanente Streckenschäden aufgrund von Erdrutschen bzw. sonstigen Naturkatastrophen führten jedoch (u. a. aufgrund mangelnder Rentabilität) letztlich zum Niedergang der meisten Zugstrecken. Im Zuge einer seit Beginn der 2000er Jahre allgemein stattfindenden Revitalisierung einiger ausgewählter Zugstrecken (v. a. für touristische Zwecke) rückte auch die berühmte Naríz del Diablo wieder vermehrt in das Blickfeld internationaler Reisender. Ausgehend von Alausí führt die entsprechende Zugfahrt oberhalb steiler Schluchten durch das südliche Andenhochland, bis der Zug im Bereich der namensgebenden Teufelsnase (einer steilen, mehrere hundert Meter hohen und an eine kantige Nase erinnernden Felsklippe) im Zickzack durch Hin-und-Her-rangieren (inkl. einer bewusst herbeigeführten und vollkommen harmlosen Entgleisung) einige hundert Höhenmeter überwinden muss. Vor Ort kann man sich dann über die Geschichte der Ferrocarriles Ecuatorianos informieren und ein bisschen spazieren gehen. Lohnt sich das Ganze? Ja, auf jeden Fall. Ist es ein Must Do? Nein, definitiv nicht. Es gibt wesentlich Spannenderes im südlichen Andenhochland, ob nun die altehrwürdige Stadt Cuenca (Stichwort: Sightseeing) oder die in der Nähe gelegenen andinen Wunderwelten rund um die Vulkane El Altar und Sangay. Aber zum Abschalten und Entspannen nach einem 6000er-Abenteuer ist das Ganze tatsächlich genau richtig.
[Bild: Alausí (zwischen Riobamba und Cuenca) im südlichen Andenhochland ist der klassische Ausgangspunkt für die Zugfahrt zur Naríz del Diablo]
[Bild: Die Landschaft im südlichen Andenhochland ist in weiten Teilen sehr trocken und karg - Landwirtschaft wird natürlich betrieben, aber von dichter, dschungelartiger Vegetation oder Páramobewuchs (wie sonst an so vielen anderen Orten in Ecuador) kann nicht die Rede sein]
[Bild: Unterwegs auf der Zugfahrt zur Naríz del Diablo - Schauen, fotografieren und genießen ist angesagt]
[Bild: Oberhalb steiler Schluchten und Felsklippen fährt der Zug in gemächlichem Tempo in Richtung Naríz del Diablo]
[Bild: Das Publikum bei einer Zugfahrt zur Naríz del Diablo ist in der Regel sehr homogen: Aufgrund des überdeutlich touristischen Charakters und des (für ecuadorianische Verhältnisse) gehobenen Preisniveaus handelt es sich v. a. um europäische und nordamerikanische Reisegruppen - Wer auf der Hinfahrt einen Sitzplatz auf der (in Fahrtrichtung) rechten Seite ergattert hat, den zieht es indes unweigerlich zum Fenster]
[Bild: Der Zielbahnhof unterhalb der Naríz del Diablo - Schon faszinierend, dass der Zug diesen enormen Höhenunterschied so scheinbar mühelos überwinden kann]
[Bild: Das südliche Andenhochland ist von unzähligen wilden und zum Teil nur schwierig zugänglichen Schluchten und Gräben durchzogen - Man kann sich kaum vorstellen, wie mühsam und beschwerlich das Reisen im vorindustriellen Zeitalter hier gewesen sein muss]
[Bild: Blick zur markanten Steilklippe der Naríz del Diablo (links hinten) - Wo genau die sog. Teufelsnase ist, konnte ich jedoch leider nicht ermitteln]
[Bild: Die Lokomotive des Zuges zur Naríz del Diablo - Der Hauptwerbeslogan der ecuadorianischen Tourismusbranche der 2010er Jahre („ama la vida“ - Liebe das Leben) ziehrt ihr Führerhaus]
[Bild: Posieren vor einem der Wagons der Ferrocarriles del Ecuador]
[Bild: Auf der Fahrt von der Naríz del Diablo zurück nach Alausí]
[Bild: Welche dramatische Perspektive uns wohl hinter dem nächsten Eck erwartet...? Die Zugfahrt ist bei einer Exkursion zur Naríz del Diablo das eigentliche Highlight, nicht der touristische Kitsch und die recht gewöhnliche Steilklippe vor Ort - Am besten man hält einfach den Kopf aus dem Fenster und lässt sich den Wind durch die Haare wirbeln, während in der Tiefe der Fluss vorbeirauscht]
[Bild: Während der Zugfahrt entlang der wilden Schluchten zwischen der Naríz del Diablo und Alausí bleibt viel Zeit, um über die vergangenen, unglaublich intensiven Bergtage nachzudenken...Und darüber, dass ich mir (als Einziger unserer Reisegruppe) auch gleich noch die bergtechnische Nr. 3 des Landes, den Cayambe (5790 m.), für die kommenden 2 Tage vorgenommen habe - So langsam beginnt die bereits so vertraute nervöse Vorfreude wieder in mir zu wachsen]
[Bild: Impressionen aus dem südlichen Andenhochland rund um Alausí - Gleich wird der Zug von der Naríz del Diablo wieder in seinen Startbahnhof einfahren]
[Bild: Cuy (Riesenmeerschweinchen) - Eine v. a. in Ecuador, Peru, Bolivien und Kolumbien verbreitete Spezialität]
[Bild: Wieder zurück im Tambocajas Guest House in Quito - Gemeinsames Anstoßen nach ein paar sehr erfolg- und erlebnisreichen Tagen ist angesagt. Morgen wird es für die meisten Mitglieder unserer Reisegruppe wieder zum Flughafen und zurück in die Heimat gehen, nicht jedoch für mich - Der Cayambe ruft...]
[Bild: Ausblick von unserer Unterkunft, dem Tambocajas Guest House (an den Ausläufern des Rucu Pichincha) in Quito]
Cayambe (5790 m.) + Rückreise nach Deutschland
22-25. August 2013
Der Cayambe (5790 m.) ist nach dem Cotopaxi und Chimborazo sowie knapp vor dem Antisana der dritthöchste Berg Ecuadors. Wie auch bei den beiden letztgenannten Eisriesen heißen auch hier die Erstbesteiger ausgerechnet Edward Whymper sowie Louis und Jean-Antoine Carrel. Für viele ecuadorianische Andinisten ist der Cayambe der heimliche Favorit. Und auch Whymper erging sich in romantischen Schwärmereien und Vergleichen, was die Schönheit und Erhabenheit des Berges angeht. Der weit im Norden der ecuadorianischen Cordillera Oriental stehende und von Quito aus (bei gutem Wetter) sichtbare, erloschene Vulkan befindet sich nur 3 km abseits des Äquators und ist eine (trotz des Klimawandels) nach wie vor imposant vergletscherte Gestalt. Fast alle Besteigungsversuche erfolgen von Südwesten bzw. Westen über den teilweise zerschrundenen Glaciar Hermoso, mit dem abgelegenen Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) als Ausgangspunkt. Auf geht's!
Um auf direktestem Weg zur genannten Schutzhütte zu gelangen, folgt man einer Straße vom Ort Cayambe aus in Richtung Hacienda Piemonte Bajo. Ab der höher gelegenen Hacienda Piemonte Alto wird die Zufahrtsstraße mit jedem Meter immer schlimmer. Riesige (!) Schlaglöcher, aus dem Weg zu räumende Felsblöcke und scheinbar metertiefe Pfützen erlauben das (langsame) Vorankommen nur dank eines leidgeprüften 4WD-Autos (unser im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Wassern gewaschener Toyota hatte über 520.000 km auf dem Buckel) - kein Vergleich zu den im direkten Kontrast geradezu komfortabel anmutenden Anfahrtsstraßen zu den Schutzhütten von Cotopaxi und Chimborazo. Als wir schließlich die (erstaunlich große) Schutzhütte erreichen, sind wir (wieder einmal) die einzigen Gipfelaspiranten. Die Umgebung der Hütte erkunden, Essen machen und (so bald es dunkel geworden ist) zeitig zu Bett gehen - so langsam wird Routine daraus.
Wie beim Cotopaxi machen wir uns (nach einer diesmal erstaunlich guten Nacht) gegen Mitternacht schließlich auf den Weg. Von der Hütte folgen wir einem schwach ausgeprägten Pfad zunächst über eine schuttige und von grobem Blockwerk bedeckte Felsflanke aufwärts, bis wir am oberen Ende einer Felsrippe nach etwa 300 Höhenmetern das ebene Vorfeld des Glaciar Hermoso erreichen. Im Anschluss geht es auf dem weitläufigen Gletscher Meter um Meter aufwärts. Da es vor kurzem geschneit hat, sind die unzähligen Spalten im unteren Bereich des Glaciar Hermoso fast alle zugedeckt, aber mein ecuadorianischer Guide ist gewieft, ortskundig und navigiert uns gekonnt und völlig ohne Probleme in einem ausladenden Bogen in Richtung der Gipfelflanke. Kurz vor dem Gipfel verhindert eine annähernd senkrechte Bruchzone den direkten Durchstieg, doch wir weichen der gewaltigen Spalte einfach rechterhand aus und erreichen über eine kurzzeitig 50 Grad steile Flanke schließlich den Schlusshang, der uns in wenigen Minuten (bei mittlerweile einsetzender Helligkeit) zum nahen Gipfelplateau (5790 m.) des Cayambe leitet. Dort angekommen, werden wir im Folgenden Zeugen eines Ereignisses, das ich auch noch viele Jahre nach dieser Tour als den mit weitem Abstand schönsten Sonnenaufgang meines bisherigen Lebens bezeichne. Ich habe es, nur 3 Tage nach der geglückten Besteigung des Chimborazo, tatsächlich auch auf den eisigen Thron namens Cayambe (5790 m.) geschafft. Und wie schon wenige Tage zuvor zahlt sich die effiziente Akklimatisation der vergangenen Wochen auch diesmal aus. Ich fühle mich absolut großartig und hatte während des gesamten Aufstiegs keinerlei Schwierigkeiten bzw. Probleme. Nach einer vergleichsweise ausgiebigen Gipfelrast machen wir uns schließlich bei allerbestem Wetter und ebenso guter Laune an den Abstieg. Gewöhnt an das steile und teilweise unangenehm harte Eis von Cotopaxi und (v. a.) Chimborazo, gestaltet sich der entspannte Abstieg über den (an diesem Tag) wunderbaren Trittfirn des Glaciar Hermoso zum reinen Genuss. Ohne Schwierigkeiten spazieren wir förmlich talwärts, keine Spalte stellt sich uns in den Weg (und das am Cayambe!) - Als wir schließlich den Glaciar Hermoso verlassen und die Steigeisen ablegen, geht der Blick umgehend zurück zum majestätisch in der Sonne glitzernden Gipfel. Wolken umspielen sein eisiges Haupt - wir haben es geschafft. Als wir kurze Zeit später wieder das Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) erreichen, fällt mit einem Mal alle Anspannung ab. Und auch der „Energiestecker“ scheint bei mir gezogen, ich liege erst einmal fast 15 Minuten wie tot auf einer der Matrazen im Lager. Aber das ist ok - Mein Ecuador-Abenteuer neigt sich nun (vorerst) dem Ende entgegen...
Als ich tags darauf schließlich vom Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre abhebe und nach 3 unvergesslichen Wochen wieder den ecuadorianischen Boden hinter mir lasse, kann ich noch immer nicht fassen, was für ein Glück ich letztlich während dieser Expeditionsreise gehabt habe. Ich habe, dank der fantastischen (An-)Leitung von Andes Trek Expedition, tatsächlich die drei höchsten Berge Ecuadors, Cotopaxi (5897 m.) - Chimborazo (6263 m.) und Cayambe (5790 m.) bestiegen. Ein solcher Erfolg war im Vorfeld keineswegs garantiert, Bergsteigen in Ecuador unterliegt v. a. aufgrund des komplizierten Wetters eigenen Gesetzen. Zudem weiß man letztlich nie, wie man die Höhe verträgt.
Doch nun heißt es erst einmal, Ecuador auf Wiedersehen zu sagen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir nicht zu träumen gewagt, dass ich schon 1,5 Jahre später für ganze 6 Monate zurückkehren sollte.
Doch das ist eine andere Geschichte (Ecuador Blog 2015) ...
[Bild: Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) - Der klassische Ausgangspunkt für fast alle Cayambe-Besteigungen]
[Bild: Tiefblick vom Refugio Ruales Oleas Bergé nach Osten in das entlegene und kaum besuchte Tal unterhalb der Ausläufer des Glaciar Hermoso]
[Bild: Cayambe (5790 m.) im Zoom vom Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) - Mit zunehmender Dauer des Tages lichten sich die Wolken immer mehr und geben den Blick frei auf den von gewaltigen Spalten und Gletscherbrüchen durchzogenen Glaciar Hermoso]
[Bild: Was für ein wunderschöner Eisriese! Der elegante Cayambe (5790 m.) am späten Nachmittag vom Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) aus gesehen]
[Bild: Dunkelheit legt sich über die Cordillera Oriental (Central), der weiße Cayambe (5790 m.) schimmert verheißungsvoll unter einem wolkenlosen Himmel - In wenigen Stunden geht es los]
[Bild: Auf den letzten Metern zum Gipfel des Cayambe - Nach einem etwa 6 stündigen Marsch über die eisigen Weiten des Glaciar Hermoso trennt uns nur mehr ein unschwieriger Schlusshang vom höchsten Punkt]
[Bild: Ankunft am Gipfel des Cayambe (5790 m.) kurz vor dem Sonnenaufgang - In der Ferne grüßen links der Antisana (5758 m.) und rechts in der Ferne der Cotopaxi (5897 m.) herüber]
[Bild: Wie schon am Chimborazo, empfängt uns auch dieses Mal am Cayambe (5790 m.) der gewaltige Schatten des Berges - Ein Naturschauspiel sondergleichen steht uns nun bevor...]
[Bild: Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Cayambe (5790 m.) in der Cordillera Oriental (Central) in Ecuador - Vielleicht der schönste Sonnenaufgang meines Lebens. Ein vergleichbares Zusammenspiel von Licht und Wolken, Eis und Wind habe ich seither nicht mehr erlebt - Ein Moment für die Ewigkeit]
[Bild: Schwierig zu sagen, was Wolke und was Eis ist. Fast nahtlos scheint die Gipfelkalotte des Cayambe in den Himmel überzugehen - Wie viele Bergsteiger heute wohl die Berge Antisana (ganz links) und Cotopaxi besteigen werden...?]
[Bild: Auf dem Gipfel des Cayambe (5790 m.) - Bis zum Mount Logan im Yukon-Territorium im Nordwesten Kanadas gibt es auf dem gesamten amerikanischen Kontinent keinen höheren Ort, als diesen dritthöchsten Berg Ecuadors]
[Bild: Ausblick vom Cayambe nach Osten in Richtung Amazonasregenwald. Schwierig zu sagen, wo die Erde aufhört und der Himmel beginnt...Rechts der einsame Ostgipfel (5487 m.) des Cayambe]
[Bild: Während wir auf dem höchsten Punkt des Cayambe (5790 m.) ein paar ausgelassene Minuten verbringen, lassen wir den Blick schweifen über die uns umgebenden, scheinbar endlosen Weiten der nördlichen Cordillera Oriental - Fast wünscht man sich, einem Kondor gleich in die Lüfte zu steigen und über das goldene Wolkenmeer über dem Amazonasregenwald der Sonne entgegen zu streben...]
[Bild: Cayambe Ostgipfel (5487 m.) im Zoom vom Hauptgipfel (5790 m.) aus gesehen - Angesichts des dramatischen Sonnenaufgangs eine fast schon surreal anmutende Szenerie]
[Bild: Daumen hoch! Auch mein ecuadorianischer Bergführer ist angesichts des perfekten Wetters und der guten Bedingungen auf dem Gletscher vollauf zufrieden - So gut läuft es am Cayambe (bei weitem!) nicht immer, wird der Berg doch (wie auch der Antisana) sehr von seiner Nähe zum niederschlagsreichen und Wolken bringenden Regenwald beeinflusst]
[Bild: Abstieg vom Cayambe über die (in diesem Abschnitt) nur mäßig steile Gipfelflanke - 1000 Höhenmeter über Schnee und Eis stehen uns nun bevor]
[Bild: Warum wir heute Morgen nicht in direkter Linie zum Gipfel aufsteigen konnten, wird angesichts dieser gigantischen und in weiten Teilen senkrechten Bruchzone, die mit tückischen Querspalten unterfüttert ist, offensichtlich]
[Bild: Schritt für Schritt geht es bei traumhaften Bedingungen über den Glaciar Hermoso immer weiter abwärts, wobei die Fernblicke zum Cotopaxi (5897 m. - links) und zu den Illinizas rechts daneben ebenfalls vollauf begeistern]
[Bild: Der Glaciar Hermoso zeigt sich am heutigen Tag von seiner gutmütigen Seite. Die zahlreichen Gletscherspalten und Bruchzonen sind vielfach zugeschneit und lassen uns ohne große Umwege passieren]
[Bild: Auch wenn der Cayambe nicht so ein „Spaltenmonster“ wie der Antisana ist, so hängt doch auch an diesem Berg die Schwierigkeit der Besteigung in hohem Maße von den Verhältnissen ab]
[Bild: Ein letzter Schlusshang trennt uns vom Ende des Gletschers - Nun haben wir es bald geschafft]
[Bild: Kurzes Verschnaufen auf dem Glaciar Hermoso - Dass der Gletscher nicht nur in Form der Steilstufen knapp unterhalb des Gipfels (die 45-50 Grad und mehr aufweisen können) das Urteil nicht zulässt, grundsätzlich flach zu sein, wird hier mehr als deutlich. Am Cayambe gibt es nur wenige wirklich flache Passagen, auch bei so guten Bedingungen wie heute ist (neben solider Kondition und Akklimatisation) sauberes Steigeisengehen eine absolute Grundvoraussetzung]
[Bild: Als schließlich die ersten Felsblöcke aus dem „ewigen“ Eis des Glaciar Hermoso herauszuragen beginnen, ist das für uns das untrügliche Zeichen, dass wir uns vor Spalten nun nicht mehr groß zu fürchten brauchen - In wenigen Augenblicken können wir das Seil einnehmen und in den Autopilot schalten]
[Bild: Als wir schließlich das untere Ende des Glaciar Hermoso erreicht haben, geht es im Anschluss links unterhalb einer Felsstufe in einem Bogen weiter zu einer ebenen Fläche (4875 m.) in der Nähe eines kleinen Gletschersees]
[Bild: Eine der wilderen Gletscherbruchzonen im unteren Bereich des Glaciar Hermoso - Wie gut, dass wir uns hier nicht durchkämpfen mussten...]
[Bild: Von der ebenen Fläche am unteren Ende des Glaciar Hermoso zeigt sich der Cayambe (5790 m.) von einer seiner schönsten Seiten - Einem makellosen Firndom gleich, ragt der dem Begriff des Eisriesen alle Ehre machende Berg in einen verheißungsvoll blauen Himmel. Wie sagte schon Edward Whymper: „Dieser Berg kann als eines der Monumente, mit denen die Natur die großen Unterschiede der Erde geprägt hat, betrachtet werden.“ - Dem Cayambe sind solche bedeutungsschwangeren Worte egal, er ragt still und erhaben in eisige Höhen, bis die nächsten Andinisten versuchen, seinen wunderbaren Gipfel zu besteigen]
[Bild: Von dem ebenen Plateau (4875 m.) am unteren Ende des Glaciar Hermoso (welches aufgrund des nahegelegenen kleinen Gletschersees auch hervorragend für Zelte geeignet ist) geht es im Folgenden über Blockwerk und schuttige Hänge unschwierig abwärts - Das Schwierigste ist nun geschafft, der Rest ist nur mehr die Kür]
[Bild: Blick beim Abstieg zum Refugio Ruales Oleas Bergé zurück zum Cayambe (5790 m.) - Der Gipfel wirkt so nah und zugleich so fern]
[Bild: Wieder beim Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) - Der letzte Höhenmeter dieser unvergesslichen drei Wochen wird sogleich bewältigt sein]
[Bild: Blick vom Refugio Ruales Oleas Bergé (4600 m.) zum Cayambe (5790 m.) - Mit zunehmender Tagesdauer ziehen immer mehr Wolken von Osten aus dem feuchten Amazonasbecken herauf. Laut meinem ecuadorianischen Bergführer sei es vergleichsweise ungewöhnlich, dass das Wetter heute so lange gehalten habe - Es scheint sich wieder einmal bewahrheitet zu haben, dass ich wohl ein Glückskind bin]
[Bild: Wieder in Quito im Tambocajas Guest House. Die letzte Nacht in der ecuadorianischen Hauptstadt steht an, bevor es morgen schließlich wieder zurück nach Deutschland geht - Danke Ecuador für 3 außergewöhnliche Wochen!
Wir sehen uns wieder...]
[Bild: Auf geht's zurück nach Europa - Pünktlich am Morgen hebt mein Flugzeug vom Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre ab und steigt empor in einen (für Ecuador so typisch) diesig-bewölkten Himmel -
Auf Wiedersehen Ecuador! Bis zum nächsten Mal]
[Bild: Auf dem Weg von Ecuador zurück nach Deutschland...in die Heimat]