Bergblog 2023
[BB_23]

stefanmitterer.de





Dieser Blog präsentiert meine bergsteigerischen Highlights
des Jahres 2023 in chronologischer Reihenfolge.
Auf die folgenden Punkte möchte ich dabei aufmerksam machen:


Die Darstellung der einzelnen Bergtouren erfolgt (im Gegensatz zu früheren Tourenberichten) in deutlich kompakterer Form. Es werden ausschließlich wenige (ausgewählte) Bilder pro Tour präsentiert, um den Dokumentations- und Arbeitsaufwand für mich auf Dauer beherrschbar zu halten. Der Schwerpunkt bei der Bildauswahl liegt auf ungewöhnlichen Perspektiven, besonderen Stimmungen und Motiven, die mir persönlich etwas bedeuten. Der Bergblog soll in erster Linie eine kurzweilige Inspiration für Besucherinnen und Besucher meiner Website sein - und ein virtuelles Tagebuch bzw. Tourenbuch für mich. Anfragen zur Bereitstellung ausführlicherer Informationen zu den einzelnen Touren werden natürlich weiterhin sehr gerne beantwortet. Bergtouren in den Berchtesgadener Alpen werden (ab 2019) in dem separaten Berchtesgadener Alpen Blog (BGA_Blog) dargestellt. Die entsprechende Verlinkung erfolgt zusätzlich unten über die Tourenliste der Bergtouren des Jahres 2023.






Liste der Bergtouren 2023




Spi da Baseglia (2945 m.)


08. Oktober 2023


[Bild: Ausblick vom Spi da Baseglia zum Piz Nuna (3124 m.) - Links in der Ferne ist die Samnaungruppe rund um den Muttler (3296 m.) und den Piz Tschütta (3254 m. - auch Stammerspitze genannt) erkennbar]


[Bild: Die Macun-Seen (Rätoromanisch: „Lais da Macun“) sind eine nur wenige Quadratkilometer große Exklave des Schweizerischen Nationalparks. Angesichts der grandiosen Aussicht vom oberhalb von Zernez gelegenen Spi da Baseglia (2945 m.) wird sofort klar, warum dieses wunderbare Naturjuwel schon frühzeitig unter strengen Schutz gestellt wurde]



Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) + Pfulwe (3314 m.)


26-27. Juli 2023


[Bild: Der Berg der Berge! Beim Aufstieg von Zermatt zum Stellisee (via Grünsee) präsentiert sich das gewaltige Matterhorn (4478 m.) von seiner Schokoladenseite. Dieser (neben dem Mount Everest) wohl berühmteste Berg der Welt kann am leichtesten über den markanten Nordostgrat („Hörnligrat“) im Profil (Stellen III-, anhaltend I-II) bestiegen werden - Eines Tages...]


[Bild: Touren im Umfeld von Zermatt haben stets eine besondere Aura. Auch wenn man kein Bergsteiger oder Alpinist ist (oder vielleicht sogar gerade dann), zieht es die Blicke unweigerlich zu dem Berg, den die Italiener (Monte) Cervino nennen. Das Matterhorn ist der pyramidale Archetypus von Berg, wie ihn wohl Kinder am ehesten zeichnen würden. An den Ufern des herrlichen Stellisees verbringen wir im Angesicht dieses magischen 4000ers eine ausgiebige Pause, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Pfulwe-Sattel machen]


[Bild: Das Berghaus Flue (auch Fluhalp genannt) ist einer der klassischen Ausgangspunkte für die Besteigung des Rimpfischhorns, wird aber auch von Wanderern, „normalen“ Touristen und (im Winter) Skifahrern bzw. Tourengehern gerne besucht. Im Hintergrund ragt indes stolz das spitze Adlerhorn (3988 m.) in den Himmel]


[Bild: Wer sich vom Berghaus Flue aus auf den Weg Richtung Pfulwe macht, sollte unbedingt den kleinen Umweg über die Moräne des Findelgletschers nehmen. Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell sich das „ewige“ Eis zurückzieht! In jedem Fall sind die Tiefblicke in die vom Gletscher geschaffene Canyon-artige Schlucht, die südseitig von Stockhorn (3532 m.) und Hohtälligrat begrenzt wird, absolut spektakulär]


[Bild: Unterwegs auf der nördlichen Moräne des Findelgletschers in der Nähe der Fluhalp - Wie viele Bergsteiger wohl heute (bei den schwierigen, von Neuschnee geprägten Verhältnissen) den Gipfel des Matterhorns (4478 m.) erreicht haben...?]


[Bild: Nordend (4608 m.) und Dufourspitze (4634 m.) im Zoom vom Bereich unterhalb des Pfulwe - Wann wohl die gigantischen (!) Séracs in das oberste Becken des Gornergletschers stürzen werden...? Abbruchkanten sind in jedem Fall schon teilweise zu sehen. In jedem Fall befindet sich, wenn es soweit ist, hoffentlich niemand im Bereich des Jägerhorns]


[Bild: Der langgezogene, vom Stockhornpass (ganz links) über das Stockhorn (3532 m.) und den Hohtälligrat bis zum Gornergrat reichende Gebirgskamm trennt den Findelgletscher vom Gornergletscher, nachdem die beiden Gletscher rund um die Cima di Jazzi im Bereich des Weisstors entspringen. Im Hintergrund ragen (von links) Monte Rosa, Liskamm, Castor und Pollux sowie das Breithorn in den Himmel - Was für ein grandioses Panorama!]


[Bild: Ausblick über den von der Jima di Jazzi (3803 m.) ins Tal fließenden Findelgletscher - Am einfachsten erreicht werden kann das oberste Gletscherbecken rund um den höchsten Punkt des Weissgrats vom Stockhornpass (via Stockhorn, Hohtälli und Gornergrat) - Gäbe es die entsprechenden Zahnrad- und Seilbahnen nicht, es würde sich hierbei wahrscheinlich um das entlegenste Bergland der Umgebung handeln]


[Bild: Vom einem dem Pfulwe-Sattel vorgelagerten Aussichtspunkt zeigt sich die ganze Dimension des Gletscherrückgangs der vergangenen 170 Jahre - Kaum zu fassen, wie weit der Findelgletscher zu Zeiten von Edward Whymper (dem Erstbesteiger des Matterhorns) noch reichte. Wenn der Klimawandel fortschreitet wie in den letzten Jahrzehnten, werden diese Hänge in einigen hundert Jahren (zumindest teilweise) bewaldet sein. Das Wallis, wie wir es heute kennen, wird sich grundlegend verändern]


[Bild: Dass der Mont Blanc der höchste Berg der Alpen ist, hat er nur dem äußerst widerstandsfähigen Granit zu verdanken, aus dem er besteht. An schierer Bergmasse wird er dagegen vom Monte Rosa und seinen umliegenden Trabanten glatt geschlagen. Nordend (4608 m.) und Dufourspitze (4634 m.) krönen einen Berg, der im Grund ein Gebirge für sich ist. Was für ein Koloss!]


[Bild: Monte Rosa im letzten Licht des Tages - Während in der wilden, von gewaltigen Hängegletschern und Séracs bedrohten Nordend Nordwand schon eisige Nacht herrscht, reckt das spitze Jägerhorn (3970 m.) noch stolz sein Haupt in den Walliser Abendhimmel, um ein paar letzte wärmende Sonnenstrahlen zu erhaschen. Wer diesen äußerst entlegenen Gipfel erreichen will, muss sich auf eine sehr lange Tour über den ganzen Gornergletscher (möglicherweise inkl. einiger böser Überraschungen bzgl. Spalten) und zuletzt kurze Kletterei (kurze Stelle V, wenige Meter III) einstellen]


[Bild: Nordend (4608 m.) im ersten Licht des Tages - Aufgrund seiner dominierenden Stellung und Topographie ist der Monte Rosa bekannt für seine Höhenstürme. Auch heute jagen wieder früh entsprechende Wolkenformationen über seine eisigen Spitzen. Der blaue Himmel ist trügerisch, wirklich stabiles bzw. windarmes Hochdruckwetter haben wir heute leider nicht]


[Bild: Ausblick vom Pfulwe (3314 m.) über die weitere Aufstiegsroute Richtung Rimpfischhorn (links hinten) - Nach dem Pfulwe geht es (mehrere Varianten möglich, nicht schwieriger als I) über den Kamm zum oberen Längfluegletscher, dann über diesen hinweg zur markanten Felsstufe unterhalb des Gipfelaufbaus. Rechts ragen Strahlhorn (4190 m.) und Adlerhorn (3988 m.) über dem Adlergletscher in die Höhe]


[Bild: Ein Hauch von Matterhorn: Vom Pfulwe geht es einige Meter sehr steil (I-II) mit Hilfe dicker Taue bergab. Hier gilt es, beherzt zuzupacken und schnell durchzusteigen, da sich gerne mal ein Stau bildet]


[Bild: Die (im oberen Teil noch schier endlosen) Weiten des Findelgletschers begleiten uns beim Aufstieg in Richtung Rimpfischhorn. Gut möglich, dass sich auch heute wieder ein paar Seilschaften zur Cima di Jazzi (3803 m.) aufmachen]


[Bild: Stürmische Wolken wirbeln um den Monte Rosa und den Liskamm. Am heutigen Tag würde ich mich von der Neuen Monte Rosa Hütte wohl nicht auf den Weg zur Dufourspitze machen. Glücklich sind diejenigen, die sich heute ein eher moderates 4000er-Ziel (z. B. Strahlhorn oder Bishorn) ohne Gratkletterei ausgesucht haben]


[Bild: Aufstieg über den Längfluegletscher - Im Hintergrund zeigen sich (von links) Matterhorn (4478 m.), Dent Blanche (4357 m.), Obergabelhorn (4063 m.) und Zinalrothorn (4221 m.) von düsteren Wolken umtost. Für jedes dieser stolzen Felshörner ist mindestens Kletterei im dritten Schwierigkeitsgrad erforderlich. Bei den heutigen, extrem windigen Verhältnissen dürften vermutlich die meisten Seilschaften umkehren]


[Bild: Der Aufstieg vom Pfulwe über den Langfluegletscher zum Rimpfischsattel ist landschaftlich großartig und bietet unzählige tolle Ausblicke in die Walliser Bergwelt! Mehr als 20x 4000er stehen Spalier und regen die Fantasie für zukünftige Abenteuer an]


[Bild: Beim Punkt 3703 m. am Beginn der Felsflanke unterhalb vom Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) - Nachdem wir den Längfluegletscher angeseilt begangen haben (was aufgrund der praktisch inexistenten Spaltengefahr nicht unbedingt notwendig ist), werden wir nun wieder jeder für sich kraxeln. Während einer kurzen Pause genießen wir vor dem Aufstieg aber zunächst den fantastischen Ausblick Richtung Monte Rosa, Liskamm, Castor, Pollux und Breithorn]


[Bild: Innehalten und staunen angesichts der grandiosen Walliser Alpen... Ausblick beim Aufstieg zum Rimpfischhorn über den Findelgletscher hin zur gewaltigen Eiswand namens Liskamm (4532 m.) - Glücklicherweise haben sich die (zeitweise ziemlich düsteren) Wolken über den Bergen vielfach wieder aufgelöst und der Sonne Platz gemacht]


[Bild: Der Aufstieg zum Rimpfischhorn Westgipfel (oberhalb des Rimpfischsattels bzw. westlich des eigentlichen Hauptgipfels) über die zum Längfluegletscher abfallende Felsflanke ist technisch nicht allzu schwierig (max. I-II je nach Routenwahl / wer sich im IIIer Gelände wiederfindet, hat sich verstiegen), erfordert aber (v. a. nach Neuschnee bzw. bei Vereisung) einen sehr sicheren Tritt und alpine Erfahrung. Das Setting (Adlerhorn mit Adlergletscher im Hintergrund!) ist in jedem Fall mehr als würdig]


[Bild: Auf dem Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) inmitten der Walliser Alpen - Hierbei handelt es sich nicht um einen offiziellen 4000er, die Selbstständigkeit dieses vergletscherten Buckels über dem Rimpfischsattel ist nicht hoch genug. Angesichts der uns umgebenden grandiosen Bergwelt ist das aber mindestens zweitrangig]


[Bild: Monte Rosa (über dem obersten Becken des Gornergletschers) und Liskamm (im Zoom) vom Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) - Ein Bild, das dem Himalaya alle Ehre machen würde. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, was für wilde, (noch) eisige Welten wir doch im Herzen Europas haben]


[Bild: Ausblick vom Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) zum Matterhorn (4478 m.) und zum markanten (nomen est omen) weißen Zacken des Dent Blanche (4357 m.) - Glücklicherweise hat das Wetter gehalten, wobei man am heutigen Tag (je nach Gipfel) wirklich Pech haben konnte. Es ist nämlich nach wie vor stürmisch und kalt, am Weisshorn hätte ich heute nicht unterwegs sein wollen]


[Bild: Ausblick vom wenig selbstständigen Rimpfischhorn Westgipfel (4001 m.) über den Rimpfischsattel (3988 m.) zum Hauptgipfel (4199 m.) - Für uns ist hier und heute Schluss, ein weiterer Aufstieg zum höchsten Punkt leider nicht möglich. Da wir heute noch zu Fuß bis nach Randa absteigen wollen (ca. 2700 Hm) und bis hierher auch zu lange gebraucht haben, fehlt uns schlichtweg die Zeit. Zudem sind die Verhältnisse nicht gut (sehr starker Wind, Neuschnee). Während wir eine Pause auf dem Westgipfel machen, beobachten wir wie praktisch alle Seilschaften am Hauptgipfel massiv zu kämpfen haben und (v. a. beim Abstieg) wirklich nur sehr langsam vorankommen. Wir müssen also irgendwann wiederkommen, das Rimpfischhorn (4199 m.) ist heute für uns unerreichbar]


[Bild: Blick beim Abstieg vom Rimpfischhorn Westgipfel zum Strahlhorn (4190 m.) und zum über den spaltigen Steilflanken des Adlergletschers aufragenden gleichnamigen Adlerhorn (3988 m.) - Bei einer Hochtour im Wallis kommen einem unweigerlich ständig Ideen für zukünftige Abenteuer, es ist fast schon ein Naturgesetz]


[Bild: Tiefblick beim Abstieg vom Rimpfischhorn Westgipfel zum Längfluegletscher und zum Findelgletscher (links) - Auch wenn wir noch einen langen Abstieg vor uns haben, halten wir doch regelmäßig an, um Fotos zu machen. Das Panorama ist einfach zu schön, um es nicht festzuhalten]


[Bild: Beim Abstieg vom Rimpfischhorn Westgipfel zurück zum Pfulwe-Sattel. Abgesehen vom starken Wind ist es mittlerweile herrlich sonnig in den Walliser Alpen und so genießen wir den Abstieg in vollen Zügen]


[Bild: Blick beim Abstieg zum Pfulwe zurück zum Rimpfischhorn (4199 m.) und zum Strahlhorn (4190 m.) neben der kecken Spitze des Adlerhorns (3988 m.) - Links hinten schaut zudem das Allalinhorn (4027 m.) heraus, welches heute via Mittelallalin oder Brianniahütte sicher von vielen Seilschaften bestiegen wurde]


[Bild: Nach einer kurzen Pause beim Pfulwe-Sattel (3155 m.) machen wir uns schließlich an den weiten Abstieg ins Mattertal. Währenddessen genießen wir die ungewöhnlichen Ansichten von Täschhorn (4491 m.) und Alphubel (4206 m.) - Wie gerne ich doch eines Tages einmal die Überschreitung vom Alphubeljoch zum Mischabeljoch hin machen würde, nur um dann tagsdarauf dem zweithöchsten Gipfel der Mischabel aufs spitze Haupt zu klettern...]


[Bild: Abstieg vom Pfulwe-Sattel in Richtung Täschalp - Der Weg nach Randa ist noch sehr, sehr weit. Aber die größten technischen Schwierigkeiten liegen hinter uns. Auch wenn wir diesmal den Hauptgipfel (Rimpfischhorn) nicht erreicht haben, so haben wir doch immerhin einen schönen Nebengipfel bestiegen und auch insgesamt eine landschaftlich wirklich schöne Route begangen. Und gelernt (als Seilschaft) haben wir auch jede Menge. Im Angesicht von Bishorn (4151 m.) und Brunegghorn (3833 m.) geht es daher (mehr oder weniger) entspannt talwärts. Wir kommen wieder!]



Hochalmspitze (3360 m.) - Detmolder Grat


15-16. Juli 2023


[Bild: Auf in die Ankogelgruppe! Bisher haben in meinem bergsteigerischen Leben die Hohen Tauern östlich des Großglockners aufgehört. Zeit wird's, das zu ändern! Zumal ich schon so viele (ehrfurchtsvolle) Geschichten über den höchsten Berg des Gebiets, (Ihre Majestät) die Hochalmspitze (3360 m.) gehört habe. Nördlich, östlich und südlich gibt es im Alpenraum keine höhere Erhebung mehr. Entsprechend umfassend und großartig soll die Aussicht von der Tauernkönigin (im Volksmund auch liebevoll „Hochalmer“ genannt) sein. Und so geht es nach einer diesmal etwas längeren Anreise (ab München) via Katschbergtunnel vom Gößkarspeicher zunächst in herrlicher Tauernlandschaft über weite Hänge und Matten empor in Richtung Gießener Hütte, in der ich heute übernachten werde. Doch zunächst steht die Besteigung der Hochalmspitze (in einem Rutsch) auf dem Programm - Let's go!]


[Bild: Beim Aufstieg vom Gößkarspeicher zur Gießener Hütte - Wie herrlich grün doch die Hohen Tauern zu Beginn der Sommersaison sind! Im Hintergrund ragen so unbekannte (und eher selten bestiegene) Gipfel wie (ganz rechts) das Ebeneck (2898 m.) oder der Tristenspitz (2930 m.) in den Himmel. Verschiedene hochgelegene Scharten zwischen den Gipfeln ermöglichen den Übergang von der Gießener Hütte ins Kaponigtal oder ins Dösner Tal und weiter zum Arthur-von-Schmid-Haus]


[Bild: Die Hochalmspitze (3360 m.) in all ihrer schroffen Pracht von Süden, das Gipfelkreuz vermeintlich bereits zum Greifen nah. Doch die Perspektive täuscht! Es ist noch ziemlich weit bis zum höchsten Punkt der Ankogelgruppe. Besteigen will ich die Tauernkönigin über den sogenannten „Detmolder Grat“, den langgezogenen Südwestgrat links im Profil. Technisch zwar nicht allzu schwierig (Kletterei I-II, Drahtseilpassagen bis C und mäßig steile, kurze Firnpassagen) und durchgehend markiert, ist aufgrund der Allround-Anforderungen der Route doch der / die erfahrene Bergsteiger(in) gefragt. Den Abstieg über den Rudolstädter Weg habe ich im Vorfeld nicht in Betracht gezogen, da ich mich bei der Recherche aufgrund potentieller Abseilaktionen auf steilen Firn und massiv gestiegener Steinschlaggefahr (wegen der fortschreitenden Ausaperung) verunsichert haben lasse]


[Bild: Blick beim Aufstieg zur Lassacher Winkelscharte (2856 m.) zurück zur Gießener Hütte (2215 m.) - Der Zustieg zum Ausgangspunkt für den Detmolder Grat erfolgt über einen von alpinen Matten, Felsplatten, Blockwerk und Altschneefeldern geprägten (hervorragend markierten) Steig. Landschaftlich ein wahrer Hochgenuss, gestaltet sich der Aufstieg aber aufgrund großer Hitze deutlich (!) anstrengender als gedacht... Auch steckt mir die über dreistündige Anfahrt irgendwie noch in den Knochen]


[Bild: Auf dem Weg zur Lassacher Winkelscharte, die Hochalmspitze (3360 m.) immer im Blickfeld. Orientierungsschwierigkeiten sollten (bei gutem Wetter) hier eigentlich nicht auftreten]


[Bild: Bei der Lassacher Winkelscharte (2856 m.) beginnt nun so langsam der „Ernst des Lebens“. War der Aufstieg ab Gößkarspeicher bisher v. a. von einfacher Steigarbeit geprägt, zieht die Route nun immer mehr an, das Terrain wird klar alpiner. Im Gegenzug weiten sich aber auch mit jedem gewonnenen Höhenmeter die Ausblicke über die Ankogelgruppe. Rechts präsentiert sich keck die Schneewinkelspitze (3016 m.) als markanteste Erhebung zwischen Säuleck (nicht sichtbar) und Hochalmspitze]


[Bild: Oberhalb der Lassacher Winkelscharte (2856 m.) zieht mit einem Mal das markante Säuleck (3086 m.) alle Blicke auf sich. Der durchaus formschöne Berg kann am einfachsten und schnellsten von Süden via Arthur-von-Schmid-Haus bestiegen werden. Lohnend soll auch der Gratübergang (im Vordergrund) nach Nordosten über Gussenbauerspitze und Schneewinkelspitze zur Lassacher Winkelscharte hin sein. Geplant habe ich diese Tour eigentlich für morgen... Warum es letztlich nicht klappen sollte, wird sich noch zeigen]


[Bild: Im unteren Bereich des Detmolder Grats - Während man hier (früher) beim sogenannten Punkt 3076 m. das Trippkees (also den Gletscher) direkt betreten hat, leitet seit mittlerweile vielen Jahren die Route linkerhand im Blockwerk über die Flanke empor und anschließend über den Winkelspitz (3119 m.) bzw. knapp daran vorbei nach rechts hinweg]


[Bild: Beim Übergang vom Winkelspitz zur Oberen Winkelscharte (3150 m.) bietet sich einem ein eindrucksvoller Tiefblick in die wilden, so gut wie nie aufgesuchten Felsflanken westlich des Detmolder Grats. Auch der Grat selbst zeigt sich von hier vermeintlich unnahbar, während das markante Horn (in manchen Karten ebenfalls als Winkelspitz bezeichnet) im Folgenden beim Aufstieg rechts via Trippkees umgangen wird]


[Bild: Von der Oberen Winkelscharte (3150 m.) aus sind es noch ca. 200 Hm bis zum Gipfel der Hochalmspitze. Nachdem es zunächst in leichter Kraxelei (I) in die kleine Scharte bergab geht, gilt es anschließend, den Einstieg zum klettersteigartig versicherten Grat (mittig) im Hintergrund zu erreichen. Dazu wird (je nach Verhältnissen) irgendwann der Gletscher betreten werden müssen. Die Steilheit geht in der Regel nicht über 30-35° Grad hinaus, aber man sollte sich auch auf kurzzeitig 40-45° einstellen, zudem kann die Ausaperung für unangenehme Überraschungen (glatte, abschüssige Platten) sorgen. In jedem Fall geht die Spaltengefahr gegen 0, Steigeisen (mind. Grödel) und Eispickel sollten aber sinnvollerweise zur Ausrüstung gehören]


[Bild: Beim Aufstieg über den oberen (westlichen) Randbereich des Trippkees. Von Spalten oder Randklüften ist Gott sei Dank nichts zu sehen und so geht es in Form einer kurzen Aufwärtsquerung zügig bergauf zu den (bereits von weitem sichtbaren) Drahtseilen. Der Einstieg (Schwierigkeit C) stellt dabei gleich zu Beginn eine der Schlüsselstellen dar]


[Bild: Messerscharf strebt der Detmolder Grat empor zum Thron der Tauernkönigin - Nachdem man die relativ steile Einstiegswand geschafft hat, geht es anschließend etwas leichter (meist B bis B/C) bergauf in Richtung Gipfelaufbau. Mit jeder bewältigten Passage steigt nun die Vorfreude, umgibt die Hochalmspitze doch eine ganz besondere Aura...]


[Bild: Konzentriertes Steigen am Detmolder Grat, während im Hintergrund die zahlreichen Gipfel rund um Tristenspitz und Reißeck in der nachmittaglichen Hitze flirren - Auch wenn ich mich hier mittlerweile auf deutlich über 3000 mH befinde, ist es doch extrem heiß, fast schon unangenehm! Immerhin sind dafür heute (größere) Quellwolken oder gar Wärmegewitter kein Thema, die Luft über den Ostalpen ist knochentrocken]


[Bild: Kurz vor dem höchsten Punkt der Hochalmspitze müssen schließlich noch ein paar finale, steile Aufschwünge (bis C) bewältigt werden. Angesichts der fantastischen Linie des Detmolder Grats und des (meistens) festen Gesteins gestaltet sich das Ganze aber zum reinen Genusskraxeln. Bald bin ich oben!]


[Bild: Ausblick vom Gipfel der Hochalmspitze (3360 m.) zum nordwestlich gelegenen Großelendkopf (3317 m.) - Der Gipfel kann theoretisch unschwierig beim Aufstieg über das Hochalmkees „mitgenommen“ werden, die meisten Seilschaften lassen ihn aber links liegen und streben direkt dem Gipfelfirst des Hochalmer entgegen, wer will es ihnen verdenken? Links (südwestlich) stürzt der schroffe Nebengipfel der Hochalmspitze mit gruseligen Steilflanken zum Winkelkees ab. Dieses steinschlaggefährdete Niemandsland erhält nur sehr selten Besuch]


[Bild: Obwohl die Hochalmspitze (3360 m.) klar der höchste Berg der Umgebung ist, wurde die entsprechende Gebirgsgruppe nach dem Ankogel (3252 m.) benannt. Gemeinsam bilden sie ein stolzes Gipfelpaar und den krönenden östlichen Abschluss der Hohen Tauern. Links hinten in der Ferne grüßt indes mit dem Großglockner (3798 m.) der absolute Herrscher der Ostalpen herüber]


[Bild: Tiefblick von der Hochalmspitze zum Trippkees und zum Gößkarspeicher. Ganz rechts präsentiert sich das Säuleck (3086 m.) als düsterer Kulminationspunkt des langen Verbindungsgrats von der Lassacher Winkelscharte. Dahinter sind ganz hinten in der Ferne Teile der Dolomiten erkennbar]


[Bild: Gipfelglück auf der Hochalmspitze (3360 m.) am östlichen Endpunkt der Hohen Tauern - Nur von wenigen Gipfeln im Ostalpenraum habe ich jemals einen vergleichbar eindrucksvollen, schier endlos weiten Rundumblick gehabt. Seit vielen Jahren wollte ich dem gewaltigsten und höchsten Berg der Ankogelgruppe einen Antrittsbesuch abstatten und nun hat es endlich geklappt. Es ist ein wahrhaft erhebendes Gefühl, auf dem Gipfel der Tauernkönigin zu stehen! - Das Leben ist schön]


[Bild: Ausblick von der Hochalmspitze über den Grat der Steinernen Mandl nach Südosten - Aufgrund der vorhandenen Restunsicherheiten in Bezug auf den Abstieg via Rudolstädter Weg entscheide ich mich dafür, auch wieder über den Detmolder Grat abzusteigen. Im Nachhinein habe ich bei der Gießener Hütte erfahren, dass der Abstieg via Steinerne Mandl gut möglich war und (im Juli 2023) auch kein Abseilen erforderlich machte, ich hätte also (mit Steigeisen und Eispickel ausgestattet) den Abstieg wagen können. Na ja, hinterher ist man immer schlauer und Sicherheit geht letztlich immer vor]


[Bild: Auf dem höchsten Berg der Ankogelgruppe, der auch Tauernkönigin genannten Hochalmspitze (3360 m.) - Der „Hochalmer“ ragt so gewaltig über seine Umgebung auf, dass man auf seinem höchsten Punkt meint die Erdkrümmung zu erkennen. Wer an einem Tag wie heute eine Audienz erhält, der kann sich wahrlich glücklich schätzen. Was für ein unglaubliches Panorma!]


[Bild: Nach einer langen und entspannten Gipfelpause mache ich mich schließlich an den (langen) Abstieg von der Hochalmspitze zur Gießener Hütte. Wie gut, dass ich heute nicht bis ganz ins Tal absteigen muss. Vorsichtig geht es über den steilen Detmolder Grat mit Unterstützung der Drahtseile abwärts Richtung Trippkees, während in meinem Kopf bereits jetzt die Gedanken um den morgigen Tag kreisen. Ursprünglich hatte ich für morgen nämlich die Überschreitung des Säuleck (mittig im Hintergrund) geplant, doch angesichts der Hitzewarnungen bin ich mir nicht mehr so sicher. Eventuell muss ich morgen erstmals eine mehrtägige Bergtour aufgrund (zu) hoher Temperaturen abbrechen]


[Bild: Blick beim Abstieg über den wild-schroffen Detmolder Grat (I-II, C / K3) zurück zum Gipfel der Hochalmspitze - Schade, dass es heute nicht mit der klassischen Überschreitung und dem Rudolstädter Weg geklappt hat, aber vielleicht komme ich ja eines Tages zurück in diese schöne Ecke der Hohen Tauern. Die Tauernkönigin hatt es in jedem Fall verdient, dass man sie nicht einfach „abhakt“, sondern dass man den Berg auf verschiedenen Routen in seiner ganzen Erhabenheit erlebt]


[Bild: Das stellenweise noch stark zerklüftete Winkelkees westlich unterhalb der Hochalmspitze spielt praktisch keinerlei alpinistische Rolle (mehr). Wer den höchsten Gipfel der Ankogelgruppe im Zuge einer „richtigen“ Hochtour besteigen will, tut dies in der Regel von der Osnabrücker Hütte (via Großelendkees) von Norden oder von der Villacher Hütte (via Hochalmkees) von Osten her]


[Bild: Wieder im Bereich der Lassacher Winkelscharte nach Abstieg über den Detmolder Grat - So langsam machen sich der fehlende Schlaf, die lange Anreise und der anstrengende Aufstieg bemerkbar. Noch ist es ein gutes Stück bis zur Gießener Hütte, aber die größten technischen Schwierigkeiten liegen hier immerhin hinter mir. Die Pflicht ist geschafft, nun folgt (mit herrlichem Blick zum wuchtigen Säuleck) die Kür]


[Bild: Vom Umfeld der Gießener Hütte (2215 m.) aus bietet sich ein fantastischer Rundumblick über den von unzähligen Wasserfällen und Bachläufen geprägten U-förmigen Kessel oberhalb des Gößkarspeichers. Jetzt, so unmittelbar nach der Schneeschmelze, „leuchten“ die Hohen Tauern in einem besonders schönen, intensiven Grün. Wäre da nicht diese ungewöhnlich belastende Hitze, ich würde sofort voller Tatendrang zu weiteren Abenteuern aufbrechen]


[Bild: Am nächsten Morgen zeigt sich die Hochalmspitze (3360 m.) vom Verbindungsweg Gießener Hütte-Mallnitzer Scharte (auch „Buderusweg“ genannt) erneut in all ihrer formschönen Eleganz! Nachdem ich von der Hütte (mit der Intention, das Säuleck zu besteigen) zunächst eine halbe Stunde dem Weg Richtung Mallnitzer Scharte gefolgt bin, beschließe ich angesichts einer Hitze und Sonnenintensität, wie ich sie in den Alpen gefühlt noch nicht erlebt habe, umzudrehen. Ich ändere meine Pläne und fasse stattdessen den Entschluss, abzusteigen und nach Salzburg zu fahren. Schwimmen gehen mit Freunden erscheint mir nach der geglückten Besteigung der Tauernkönigin als viel schönere Alternative zu einer hitzegeplagten und damit unnötig stressigen Bergtour - Lieber komme ich noch einmal wieder, um das Säuleck via Arthur-von-Schmid-Haus anzugehen. Die Berge laufen nicht weg, sie bröseln (klimawandelbedingt) zwar stärker als früher, aber sie werden auch noch in „ein paar“ Jahren hier stehen]


[Bild: Beim Abstieg von der Gießener Hütte zum Gößkarspeicher - Meine erste Tour in der schönen Ankogelgruppe ist (trotz der hitzebedingten Schwierigkeiten und einer nicht in Angriff genommenen Überschreitung der Hochalmspitze via Rudolstädter Weg) erfolgreich verlaufen. Ich bin glücklich, nicht (wie sonst üblich) nach Tirol gefahren zu sein, sondern in den (für mich fast schon) „fernen Osten“. Ich freue mich schon, wenn es mich eines Tages wieder hierher verschlägt - Ob nun Großer Hafner, Ankogel oder erneut die Hochalmspitze über eine andere Route, die Ankogelgruppe hat mich definitiv nicht zum letzten Mal gesehen]


[Bild: Na du! Pass auf, dass dich der Steinadler nicht erwischt...]



Kristallwand (3310 m.) + Wildenkogelweg


08-09. Juli 2023


[Bild: Endlich wieder Hohe Tauern! (Zu) lange ist es her, dass ich (abgesehen von der Schobergruppe letztes Jahr) in diesem größten Nationalpark der Alpen eine „richtige“ Bergtour unternommen habe. Wie sehr habe ich diese ganz besondere Mischung aus kristallinem Gestein, sattgrünen Wiesen, Wasserfällen und „ewigem“ Eis vermisst. Mein Ziel an diesem Wochenende ist zunächst die Badener Hütte, von der aus ich tagsdarauf die Kristallwand (3310 m.) besteigen will. Als Zustieg am ersten Tag wähle ich den schroffen Wildenkogelweg vom Matreier Tauernhaus aus (und nicht den „klassischen“ Hatscher von Gruben durch das Frosnitztal), weil ich morgen nach der Besteigung der Kristallwand durch das Gschlösstal absteigen will. So ergibt sich nämlich nicht nur eine wirklich schöne Rundtour, sondern ich komme auch in den Genuss, einen der eindrucksvollsten Abschnitte des Venediger Höhenwegs (im Angesicht des Schlatenkees) zu begehen - Auf geht's!]


[Bild: Das sind die Hohe Tauern! Aufgrund des Wasserreichtums finden sich (fast) überall idyllische, von Bachläufen durchzogene grasbewachsene Hochflächen, die an das Paradies erinnern. Wie gerne ich mich hier für ein paar Stunden mit einem Buch in die Sonne legen würde, wäre da nicht der noch vor mir liegende (lange) Weg zur Badener Hütte und die etwas unsichere Wettervorhersage für heute...]


[Bild: An den Ufern des Löbbensees unterhalb von Spitzkogel (2606 m.) und Schildkogel (2826 m.) - Nachdem der Wildenkogelweg bisher hauptsächlich mit moderatem (technischem) Anspruch durch einen Bergwald und über grasige Hänge empor geführt hat, wird es nun „alpiner“. Nicht nur nähere ich mich mit großen Schritten der Schneegrenze (das Gebiet rund um den Wildensee ist bekannt als Schneeloch), der Steig wird nun auch allgemein steiler. Nachdem ich den Löbbensee umrundet habe, geht es in Form einer langen Aufwärtsquerung rechterhand über eine Schrofenflanke bergauf]


[Bild: Zwischen Löbbensee und Wildensee beim Aufstieg über den Wildenkogelweg - Über die steile Schrofenflanke im Vordergrund geht es in einigem Zickzack hinauf, Schildkogel (2826 m.) und (in der Ferne) Großglockner (3798 m.) immer im Hintergrund. Die Anzahl zu querender (Alt-)Schneefelder nimmt nun schlagartig zu]


[Bild: Oberhalb des Wildensees und knapp unterhalb der gleichnamigen Wildenkogelscharte herrscht Mitte Juli 2023 noch tiefster Winter, es war definitiv ein schneereicherer Frühling als letztes Jahr! Die Querung der unzähligen Schneefelder gestaltet sich sehr mühsam, breche ich doch regelmäßig bis zum Knie ein. Doch irgendwann habe ich die Scharte, welche den Übergang ins Löbbental vermittelt, erreicht. Und die Aussicht zu so schroffen (und gleichzeitig unbekannten) Gipfeln wie dem Dabernitzkogel (2969 m. / das spitze Horn ganz rechts) entschädigt zumindest teilweise für die Strapazen]


[Bild: Das Ziel des morgigen Tages, die Kristallwand (3310 m.) in ihrer ganzen (scheinbaren) Unnahbarkeit von Osten von der Wildenkogelscharte (2858 m.) - Die Aufstiegsroute von der Badener Hütte folgt im Wesentlichen dem markanten Südostgrat (links im Profil), der in der Mitte von einem spitzen Felsturm unterbrochen wird. Im Hintergrund ist ein Teil der gewaltigen Gletscherflächen des Großvenedigers zu erkennen, welche in den Ostalpen nur von Teilen der Ötztaler Alpen und der Glocknergruppe (knapp) übertroffen werden]


[Bild: Blick von der Wildenkogelscharte zum Großvenediger (3657 m.) - Dieser vierthöchste Berg Österreichs zählt zu den berühmtesten und begehrtesten klassischen Hochtourenzielen der Alpen. Der auch liebe- und respektvoll „weltalte Majestät“ (Erstbesteiger Ignaz von Kürsinger prägte diese Bezeichnung) genannte höchste Gipfel der (nach ihm benannten) Venedigergruppe dominiert mit seinen ebenmäßigen weiten Gletscherflächen die westlichen Hohen Tauern. Seinen Trabanten (von links) namens Hoher Zaun (3451 m.), Rainerhorn (3559 m.) und Schwarze Wand (3503 m.) bleibt in der Regel nur die Rolle der Statisten]


[Bild: Ausblick von der Wildenkogelscharte (2858 m.) über den weiteren Weg zur Badener Hütte - Nach einem kurzen Zwischenabstieg von der Scharte geht es im Anschluss unterhalb der Ausläufer von Wildenkogel, Äußerem und Innerem Knorrkogel in ziemlich gerader Linie über weite Geröll- und Schrofenflanken quer nach Westen bis kurz unterhalb des Löbbentörls. Ab da befindet man sich auf dem Venediger Höhenweg und das Übernachtungsziel ist nun auch nicht mehr allzu weit weg. Allerdings ist das sonnige Wetter trügerisch. Auf den letzten 30 Minuten sollte mich ein moderater Regenschauer (mit dem einen oder anderen düsteren „Grummeln“ durchsetzt) erwischen. Egal, solange das Wetter morgen bei der Besteigung der Kristallwand mitspielt, bin ich glücklich]


[Bild: Am nächsten Morgen knapp oberhalb der Badener Hütte mit Blick zur Kristallwand (3310 m.) - Alle nächtlichen (und morgendlichen) (Rest-)Regenwolken haben sich verzogen und ein verheißungsvoll blauer Himmel hat das Regiment übernommen. Nach einem stärkenden Frühstück geht es auf gut markiertem Bergsteig zunächst über einen grasbewachsenen Felskamm bergauf in Richtung Frosnitzkees. Das Ziel ist der markante, plattige Grataufschwung ganz rechts, ab dem es ernst wird. Bis zum Beginn der entsprechenden Kraxelei (I und Drahtseilpassagen bis B/C) ist aber erst einmal genug Zeit, um sich warmzulaufen]


[Bild: Unterwegs beim Aufstieg über den Südostgrat der Kristallwand - Die Route folgt im Wesentlichen dem Gratverlauf bis zum überfirnten Gipfelaufbau, unterbrochen nur von einem kurzen, ausgesetzten Zwischenabstieg im Bereich eines wilden Felszackens. Technisch ist die Route nicht allzu schwierig, wer über Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie ein Grundmaß alpiner Erfahrung verfügt, wird bei schönem Wetter und trockenem Fels hier seinen Spaß haben. Dass das Terrain aber (v. a. bei Vereisung) ganz schnell sehr heikel werden kann, verdeutlicht der Bergsteiger in der Felsflanke (rechts), völlig trivial ist das Ganze nämlich definitiv nicht! Interessanterweise sind am heutigen Tag (trotz des grandiosen Wetters) außer mir nur nur drei weitere Personen an der Kristallwand unterwegs... Das Gros der Übernachtungsgäste auf der Badener Hütte ist auf dem Venediger Höhenweg unterwegs]


[Bild: Dieser steile Felszacken wird auf der linken Seite (etwas ausgesetzt) mit Hilfe von Drahtseilen in Form eines kurzen Zwischenabstiegs umgangen. Es handelt sich hierbei neben dem drahtseilversicherten Einstieg in den Südostgrat um die technische Schlüsselstelle des Aufstiegs. Schon viele sind hier (v. a. bei schlechten Verhältnissen) umgekehrt]


[Bild: Während des Aufstiegs über den Südostgrat der Kristallwand wird man linkerhand von den traurigen Resten des Frosnitzkees begleitet. Die vermeintliche Mächtigkeit des Gletschers täuscht, wirklich massiv ist das „ewige“ Venedigereis erst ab der Kuppe bzw. hinter dem Frosnitztörl, befindet sich dahinter doch das (noch) gewaltige Äußere Mullwitzkees]


[Bild: Warum beim Aufstieg über den Südostgrat der Kristallwand keinerlei Orientierungsschwierigkeiten aufkommen (sollten), ist mir schleierhaft... In jedem Fall trennt mich nun nur mehr ein mäßig steiler Firnhang vom Gipfel. Die letzten Meter kurz vor dem höchsten Punkt in Blau sind jedes Mal aufs Neue so unendlich faszinierend. DAS ist der Grund, warum ich auf die Berge steige - Auf geht's zum Gipfelkreuz!]


[Bild: Tiefblick von der Kristallwand (3310 m.) über die Untiefen der Nordwand zur Zunge des Schlatenkees. Ganz links grüßt mit der Hohen Fürleg (3244 m.) einer der (v. a. im Sommer) eher selten bestiegenen 3000er der Venedigergruppe herüber, während die Berge der Nördlichen Kalkalpen heute von dunstigen Wolken eingehüllt werden]


[Bild: Von der Kristallwand zieht ostseitig (nur unterbrochen vom Löbbentörl) ein langer, schroffen Felskamm über die Knorrkogel, den Wildenkogel und die Plattenkogel bis zum Matreier Tauernhaus und trennt dabei das Gschlösstal vom Löbbental - Oh, da steht mir noch ein langer Abstieg bevor...]


[Bild: Ausblick von der Kristallwand (3310 m.) über die (im oberen Teil) schier endlosen Weiten des Schlattenkees zum Großvenediger (3657 m.), welcher von den felsigen Zacken namens Rainerhorn (3559 m.) und Schwarze Wand (3503 m.) abgeschirmt wird. Rechts zeigt sich der Kleinvenediger (3468 m.), welcher von der Venedigerscharte aus oft „mitgenommen“ wird. Ganz links in der Ferne ist zudem die großartige Dreiherrnspitze (3499 m.) erkennbar - Was für ein ungemein spektakuläres Gipfelpanorama!]


[Bild: Auf dem Gipfel der Kristallwand (3310 m.) in der Venedigergruppe im Herzen der Hohen Tauern. Ganz links (hinten) ragt stolz einer respektiertesten großen Berge der Region in die Höhe, der Hohe Eichham (3371 m.) - Dieser schöne 3000er kann z. B. von Süden aus dem Virgental via Bonn-Matreier Hütte bestiegen werden: eine Tour, die mich auf jeden Fall einmal reizen würde]


[Bild: Hochtouren auf den Großvenediger sind (wenn man sich an die klassischen Routen hält) in der Regel technisch nicht schwierig, die Steilheit und Ausgesetztheit der zu bewältigenden Gletscherflanken und Firngrate hält sich in Grenzen. Die größte Herausforderung ist die durchgehende Ernsthaftigkeit aufgrund der permanenten Spaltengefahr! Schlatenkees, Obersulzbachkees sowie Äußeres und Inneres Mullwitzkees sind nämlich mitunter sehr spaltenreich und daher sinnvollerweise nur mit vollständiger Hochtourenausrüstung zu begehen. Wer aber bei stabilem Wetter frühzeitig in einer erfahrenen Seilschaft aufbricht, sich an die (in der Regel vorhandenen) Spuren hält und rechtzeitig (!) wieder beim Defreggerhaus, der Neuen Prager Hütte oder der Kürsingerhütte ankommt, wird hier ein festliches Hochtourenambiente erleben, das in den Ostalpen seinesgleichen sucht]


[Bild: Tiefblick von der Kristallwand (3310 m.) ins Löbbental, welches weiter unten ins Frosnitztal übergeht - Während es heute in weiten Teil der Nördlichen Kalkalpen und Hohen Tauern stark bewölkt ist, ragt die Venedigergruppe wie eine von der Sonne begünstigte Insel der Glückseligkeit heraus. Was für ein großes Glück mit dem Wetter ich doch (mal wieder) gehabt habe...]


[Bild: Tibetisch angehauchtes Gipfelglück auf der Kristallwand (3310 m.) im Angesicht des Großvenedigers inmitten der wunderbaren Hohen Tauern - Das Leben ist schön]


[Bild: Nach einer ausgiebigen Gipfelpause auf der Kristallwand mache ich mich schließlich an den Abstieg zurück zur Badener Hütte (entlang der Aufstiegsroute). Da ich noch bis zum Matreier Tauernhaus (via Gschlösstal) zurück muss (um dann noch nach Hause zu fahren), kann ich mir allzu großen Müßiggang nicht erlauben. Wie schön es doch wäre, heute noch nicht ins Tal absteigen zu müssen, sondern via Venediger Höhenweg weiter zur Bonn-Matreier Hütte wandern zu können...]


[Bild: Etwas oberhalb der Badener Hütte befindet sich dieser kleine, vom Frosnitzkees gespeiste Gebirgssee - Nach einer kurzen Pause an seinen idyllischen Ufern geht es im Anschluss bergab zur nahen Hütte, während in der Ferne stetig der unverkennbare Großglockner (3798 m.) herübergrüßt]


[Bild: Die Badener Hütte (2608 m.) verfügt über etwa 60 Schlafplätze (zzgl. Winterraum), ist in der Regel von ca. Mitte Juni bis Ende September geöffnet und stellt ein wichtiges Bindeglied auf dem Venediger Höhenweg zwischen Bonn-Matreier Hütte und St. Pöltner Hütte (bzw. Neuer Prager Hütte) dar. Aber auch Hochtouristen und Bergsteiger kommen gerne zu dieser aussichtsreich gelegenen Schutzhütte hoch über dem Löbbental, um Kristallwand und/oder Großvenediger zu besteigen. Da die Badener Hütte relativ abgelegen ist und nur über sehr lange Zustiegswege erreicht werden kann, ist sie angenehm klein geblieben. Mir hat die Hütte wirklich sehr gefallen und ich kann sie jedem, der authentische, urige Schutzhütten etwas abseits der Massen mag, nur sehr ans Herz legen]


[Bild: Kurz vor dem Löbbentörl zeigt sich die ganze Großartigkeit des herrlich unberührten Löbbentals, welches östlich (links) vom Dabernitzkogel (2969 m.) überragt wird. Wie gut, dass diese wunderbare Osttiroler Hochgebirgswelt durch den Schutzstatus als Nationalpark vor allzu großen menschlichen Erschließungen bewahrt wird]


[Bild: Vom Löbbentörl (2770 m.) aus beeindruckt der gewaltige Hängegletscher des Schlatenkees neben der Nordwand der Kristallwand. Im Hintergrund ragen Hoher Zaun (3451 m.) und Schwarze Wand (3503 m.) in den nach wie vor wunderbar blauen Himmel, während der gleißend weiße Großvenediger (3657 m.) rechts hinten aufgrund der ungewöhnlichen Perspektive seltsam klein wirkt]


[Bild: Vielleicht eines der landschaftlichen Highlights der gesamten Ostalpen: Ausblick vom Löbbentörl (2770 m.) zur Venediger Ostflanke, welche (noch) vom Schlatenkees dominiert wird. Obwohl es nur ca. 900 Hm Unterschied zum vierthöchsten Berg Österreichs sind, wirkt der Großvenediger (3657 m.) so unendlich weit weg]


[Bild: Im Angesicht des Großvenedigers und seiner Trabanten verbringe ich eine entspannte Pause im Löbbentörl, bevor es gleich an den Abstieg ins Gschlösstal geht. Während ich bei strahlendem Sonnenschein das Schlatenkees bewundere, kreisen meine Gedanken um die nahe Neue Prager Hütte, dessen Wasserversorgung aufgrund des immer schneller abschmelzenden Gletschers zunehmend gefährdet ist. Sowohl 2022 als auch 2023 musste die Hütte frühzeitig im August aufgrund von Wassermangel schließen. Da der Klimawandel auf unabsehbare Zeit fortschreitet, wird die Wasserversorgung von abgelegenen Schutzhütten zu einer immer größer werdenden Herausforderung im Alpenraum werden]



[Bild: Großvenediger (3657 m.) mit Schlatenkees (im Zoom) vom Löbbentörl (2770 m.) - Auch heute haben sicher wieder zahlreiche Seilschaften aus allen Himmelsrichtungen das eisige Dach der weltalten Majestät erreicht]


[Bild: Der massive Wintereinbruch im Frühling 2023 hat seine Spuren hinterlassen! Stellenweise liegt Mitte Juli der Schnee in der Venedigergruppe noch meterhoch. Bei solchen Verhältnissen sollte man (zur Sicherheit) Steigeisen bzw. zumindest Grödel und Teleskopstöcke dabei haben. Wie schon beim Wildensee tagszuvor gestaltet sich das Vorwärtskommen auch hier etwas schwieriger als erwartet, letztlich lassen sich aber alle Firnflanken problemlos bewältigen]


[Bild: Die düstere Nordwand der Kristallwand zählt zu den großen Schaustücken zwischen Löbbentörl und Schlatenkees. Durch die Wand führen so anspruchsvolle Routen wie die „Alte Nordostwand“ (V+), „Hobby Strahler“ (V+ / M7) oder „Russisches Roulette“ (WI5 / M6) - Aufgrund der sehr hohen technischen Anforderungen und der großen objektiven Gefahren (u. a. bedingt durch Eisschlag vom Hängegletscher her) ist diese Mini-Version der Eiger Nordwand nur etwas für Spezialisten und sollte (wenn) bevorzugt im Winter durchstiegen werden]


[Bild: Ausblick von der östlichen Moräne des Seitenarms des Schlatenkees, welcher von der Kristallwand talwärtszieht - Nachdem es vom Löbbentörl zunächst über die Westhänge des Inneren Knorrkogels etwa 250 Hm unschwierig bergab gegangen ist, leitet im Anschluss der Weg immer der Moräne folgend in einem Bogen am Unteren Keesboden (mittig mit dem Gletschertor) vorbei in Richtung Salzbodensee, wo auch die Abzweigung zum Gletscherweg und zur Neuen Prager Hütte ist. Die vermeintliche Geröllflache im Vordergrund ist übrigens (noch) durchgehend Gletschereis, das von Schutt und Geröll bedeckt ist]


[Bild: Postkartenidylle in der Venedigergruppe: Blick beim Abstieg vom Löbbentörl über den Venediger Höhenweg ins Gschösstal zurück zum Schlatenkees, aus dem so stolze Felsgipfel wie der Hohe Zaun (3451) oder die Schwarze Wand (3503 m.) in den blauen Tauernhimmel emporragen]


[Bild: Was sich wohl die Osttiroler Bauern im Mittelalter beim Anblick des Schlatenkees gedacht haben...? Zu einer Zeit, als es noch ganz und gar nicht üblich war, auf eisgepanzerte Berge zu steigen, muss der Anblick der gewaltigen Venedigergletscher noch viel einschüchternder gewesen sein, als er es heute zum Teil noch ist. Gleichzeitig war Mitte des 19. Jahrhunderts ein Großteil der im Vordergrund ersichtlichen Bereiche noch unter Eis begraben. Die naturräumlichen Veränderungen im Alpenraum, sie gehen klimawandelbedingt immer schneller vonstaaten]


[Bild: Das Schlatenkees in all seiner Pracht von Osten - Vermutlich wird es nicht mehr viele Jahre dauern, bis der Untere Keesboden seine Verbindung zum zerklüfteten Gletscherbruch verliert. Die Geschwindigkeit, mit der sich das Gletschertor zurückzieht, hat sich in den vergangenen 15 Jahren immer weiter erhöht. Der Venediger verändert sich in einem Tempo, das in der Menschheitsgeschichte bis dato einmalig ist]


[Bild: Kurz bevor ich die Sohle des Gschlösstals erreiche, bietet sich in der Nähe der Schlatenbach Wasserfälle noch einmal ein fantastischer Ausblick in den entlegenen Talschluss (rechts), der nur in seinem östlichen Abschnitt bei (z. B.) der Begehung des Venediger Höhenwegs zur St. Pöltner Hütte touchiert wird. Durchschreitet man den Talschluss dagegen bis zum „bitteren Ende“, stößt man im Bereich von Viltragenkees und Hoher Fürleg auf ein wildes Niemandsland par excellence. Doch das ist (vielleicht eines Tages) eine andere Geschichte...]



Kleiner Waxenstein (2136 m.) + Großer Waxenstein (2277 m.) -

Überschreitung (Waxensteingrat)


18. Juni 2023


[Bild: Von Garmisch-Partenkirchen aus präsentieren sich Kleiner Waxenstein (2136 m.) und Großer Waxenstein (2277 m.) als eindrucksvoll spitzes Felsduo. Scheinbar abrupt ragen die beiden (neben Alpspitze) Wahrzeichen des Werdenfelser Landes über bewaldeten Steilflanken in die Höhe und stellen für ambitionierte Bergsteiger in Form (eines Teils) des Waxengrats eines der lohnendsten klassischen Wetterstein-Ziele dar - Auf geht's!]


[Bild: Ausblick vom Manndl (1889 m.) zum Kleinen Waxenstein (2136 m.) - Um hierher zu gelangen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man wählt von der Waxensteinhütte (erreichbar via Hammersbach) die direkte Route von der Mittagsreisn (auch Mittagsreis'n oder Mittagsreiß'n genannt) zur Mittagsscharte (direkter, aber oft steile Altschneefelder und steinschlaggefährdete Kletterei) oder den klassischen Normalweg von der Mittagsreisn über die Manndl-Nordflanke (deutliche Steigspuren, teilweise verblasste Markierungen und Steinmänner, steile Schrofen, Kletterei I-II) - In jedem Fall stellt auch das Manndl (auch Mannl genannt) ein schönes Ziel für sich dar, die Aussicht über den Talkessel von Garmisch ist absolut gigantisch]


[Bild: Auf dem Gipfel des Manndl (1889 m.) hoch über Garmisch-Partenkirchen - Bevor wir uns an die eigentliche Kletterei (Aufstieg zum Kleinen Waxenstein) wagen, gönnen wir uns mit Blick in Richtung Ammergauer Alpen, Estergebirge und Bayerische Voralpen eine kleine Pause in der Sonne]


[Bild: Fantastischer Tiefblick vom Manndl (1889 m.) zum karibisch anmutenden Eibsee (973 m.) - Auch heute werden wieder unzählige Menschen den Tag an seinen herrlichen Ufern genießen]


[Bild: Im Aufstieg vom Manndl zum Kleinen Waxenstein - Für den Anfang gibt es grundsätzlich zwei Hauptvarianten: Einerseits eine markante, kaminartige Schrofenrinne (II) oder (weiter links am oberen Ende der Steigspuren im Geröll, siehe Bild Nr. 2) einen Riss hoch und darüber ein schwach ausgeprägtes Band nach links, anschließend gerade hoch zu einem Wandl und rechts vorbei auf den Nordgrat (II, teilweise ausgesetzt). Von dort (siehe Bild) geht es in moderater Schwierigkeit (I-II) über den Grat zum Gipfelaufbau (mittig im Hintergrund) und über ein steiles Wandl (II) zum Kreuz]


[Bild: Atemberaubender Tiefblick vom Kleinen Waxenstein (2136 m.) ins von mächtigen Steilflanken eingerahmte Höllental und zur Höllentalangerhütte (1387 m.) ganz unten. Mehr als 1500 Hm darüber zieht der berühmte Jubiläumsgrat von der Zugspitze zur Alpspitze]


[Bild: Ausblick vom Kleinen Waxenstein (2136 m.) zum nächsten Etappenziel, dem Zwölferkopf (2232 m.) - Der Aufstieg über die im Bild ersichtliche Ostflanke ist nicht allzu schwierig (max. I), aber teilweise ausgesetzt. Die größte Herausforderung beim Übergang ist der Abstieg vom Kleinen Waxenstein in die Mittagsscharte. Hier gilt es nämlich abzuseilen, entweder 1x (mit anschließendem Abklettern bis II+) oder eben 2x. Gebohrte Haken sind vorhanden]


[Bild: Blick beim Aufstieg von der Mittagsscharte zum Zwölferkopf zurück zum Kleinen Waxenstein (2136 m.) - Dass man hier tendenziell nur mit Abseilen runterkommt, kann man sich beim Anblick dieses steilen Zahns gut vorstellen. Im Aufstieg (für Leute, die den Gipfel von der Höllertalangerhütte aus überschreiten und zum Manndl hin absteigen) muss man hier den Schwierigkeitsgrat III. sicher beherrschen]


[Bild: Blick vom Zwölferkopf (2232 m.) zum Großen Waxenstein (2277 m.) - Auch wenn es nicht danach aussieht, ist der Weiterweg bis kurz vor den obersten Gipfelaufschwung relativ unschwierig. Die Route ist meistens vorgegeben und führt mal direkt, oft jedoch auch in den Flanken in anregender Kraxelei (max. I-II, viel Gehgelände) rasch empor. Die (in meinen Augen) Schlüsselstelle folgt zwar noch, aber erst einmal bleibt etwas mehr Zeit, um die mächtige Zugspitze (2962 m.) und den Höllentalferner zu bewundern]


[Bild: Vom Zwölferkopf aus zeigt sich die Alpspitze (2628 m.) als wuchtiger Endpunkt des kilometerlangen Jubiläumsgrat - Deutlich ist links unten der zickzackartige Rinderweg von der Höllentalangerhütte (oder auch den Knappenhäusern) zur Rinderscharte (Höllentor) in der Nähe des Osterfelderkopfes erkennbar. Im markanten Matheisenkar unterhalb des Hochblassen (2703 m.) liegt indes noch jede Menge Schnee. Es war definitiv ein ergiebigerer Winter als 2022...]


[Bild: Kurz vor dem Gipfel des Großen Waxensteins tut sich gemeinerweise noch mal ein tiefer Spalt auf. Um ihn zu überqueren, gilt es zunächst, von einem markanten Felsblock abzuseilen, alternativ kann auch sehr ausgesetzt abgeklettert (III) werden. Wir entscheiden uns (so kurz vor dem Ziel) für die komfortablere Variante]


[Bild: In der Scharte zwischen Zwölferkopf und Großem Waxenstein - Um von hier den (sehr nahen) Gipfel zu erreichen, gibt es (mal wieder) mehrere Möglichkeiten: Entweder rechterhand um die Kante und einen abdrängenden, trittarmen Kamin (III/III+) hoch oder linkerhand ums Eck und in abschüssigem Splitterbruchgelände eine gestufte, brüchige Rinne empor (III) - Wir haben beide Varianten probiert und uns letztlich für die zweite Variante entschieden. Im Rückblick wäre wahrscheinlich das kaminartige Gebilde sinnvoller gewesen, zumal es hier etwas weniger steinschlaggefährdeter ist]


[Bild: Auf dem Großen Waxenstein (2277 m.) - Eindrucksvoll zeigt sich von hier der weitere Waxensteingrat über Hinteren Waxenstein, Schönangerspitzen und Riffelspitzen. Eigentlich hatten wir uns den gesamten Waxensteingrat vorgenommen, da wir aber (wegen mir) länger gebraucht haben als geplant, werden wir nachher direkt zur Höllentalangerhütte absteigen und uns heute mit der Überschreitung der Waxensteine „begnügen“. Der Tag ist schon deutlich zu weit fortgeschritten, um noch bis zur Riffelscharte weiterzuklettern. Mit der Gewissheit, dass insofern die größten Schwierigkeiten geschafft sind, genießen wir den Blick zur wuchtigen Zugspitze (2962 m.) und fachsimpeln schon über künftige Touren]


[Bild: Ausblick vom Großen Waxenstein (2277 m.) zur Zugspitze (2962 m.) und zum Jubiläumsgrat - Eines Tages werde ich mir (selbstverständlich!) auch diesen legendären Nordalpen-Klassiker vornehmen]


[Bild: Abstieg vom Großen Waxenstein zur Höllentalangerhütte - Der technisch schwierigste Abschnitt ist wohl die Waxensteinrinne (Stellen II, wenig ausgesetzt), bei der man aufgrund von teilweise vorhandenem Blockschutt auf Steinschlag achtgeben sollte! Ansonsten ist die Route relativ unproblematisch und gut zu finden (weiter unten deutlicher Schafsteig). Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man (auch wenn man z. B. nur den Großen Waxenstein besteigt und auf der gleichen Route wieder absteigt) aber in jedem Fall mitbringen, handelt es sich doch vielfach um steiles, absolut ernstes Absturzgelände. Liegt in der Rinne noch Altschnee oder sind die Felsen nass bzw. vereist, kann das Ganze schnell haarsträubend heikel werden]


[Bild: Im unteren Abschnitt des Normalabstiegs vom Großen Waxenstein führt der Steig technisch unschwierig (aber überraschend luftig!) über sehr steile Gras- und Schrofenflanken in Form einer langen Rechtsquerung bergab ins Höllental. Hier ist große Konzentration und Umsicht erforderlich, hätte ein Fehltritt doch fatale Konsequenzen. Entspanntes Auslaufen wird es erst ab der Hütte geben. Indes haben wir während des Abstiegs die ganze Zeit die mächtigen Nordwände der Höllentalspitzen vor Augen, während rechts hinten der Höllentalferner herübergrüßt - Was für ein grandioses Panorama!]


[Bild: Hoch über dem Höllental beim Abstieg vom Großen Waxenstein - Nach Partenkirchner Dreitorspitze und Hochwanner kann ich mir nun also (bald) mit der Überschreitung vom Kleinen zum Großen Waxenstein (als Bestandteil des Waxensteingrats) die dritte Wetterstein-Unternehmung ins Tourenbuch schreiben. Auch wenn mein Sehnsuchtsgebirge immer die Berchtesgadener bleiben werden, fange ich langsam an zu verstehen, woher die ebenfalls unglaublich enge Bindung der Werdenfelser zu „ihrem“ Wetterstein kommt... Was für ein unglaublich tolles Gebirge es doch ist]


[Bild: Nun ist es geschafft! Angenehmerweise mündet der Abstieg bzw. Steig vom Großen Waxenstein ziemlich genau bei der Höllentalangerhütte in den Boden des gleichnamigen Tals. Nun steht uns nur mehr ein langes Auslaufen durch das Höllental (via Höllentalklamm) zurück nach Hammersbach bevor. Bevor wir uns an den Abstieg hinein in die Dämmerung machen, werfen wir einen letzten Blick zurück zur Zugspitze im letzten Licht des Tages. Eines Tages werde auch ich mir Höllental-Klettersteig, Jubiläumsgrat und Eisenzeit vornehmen (mein Kletterpartner hat all diese Touren längst im Tourenbuch) - Schee war's!]



Pyramidenspitze (1997 m.) + Vordere Kesselschneid (2001 m.) +

Naunspitze (1633 m.) - Südwestkante


21. Mai 2023


[Bild: Genusskletterei an der Südwestkante der Naunspitze (1633 m.) hoch über dem Inntal - Die kurzweilige Route (eine Stelle II+, sonst I-II) ist eine lohnende Alternative zum stark frequentierten Normalweg und stellt einen würdigen Auftakt für unsere Überschreitung des Zahmen Kaisers dar]


[Bild: Die Naunspitze (1633 m.) oberhalb der Vorderkaiserfeldenhütte ist eine der beliebtesten Gipfeltouren im gesamten Kaisergebirge]


[Bild: Unterwegs auf der Überschreitung vom Zahmen Kaiser - Links im Hintergrund zeigen sich mit der Pyramidenspitze (1997 m.) und der Vorderen Kesselschneid (2001 m.) die beiden höchsten Erhebungen dieser herrlichen Untergruppe vom Kaisergebirge, während rechts die Ellmauer Halt (2344 m.) herüberschaut]


[Bild: Tiefblick vom Gipfel der Pyramidenspitze (1997 m.) in das abgelegene Winkelkar, welches von den schroffen Felswänden von Kesselschneid und Roßkaiser überragt wird]


[Bild: Um von der Pyramidenspitze (1997 m.) den Gipfel der Vorderen Kesselschneid (2001 m.) und damit die Nr. 1 im gesamten Zahmen Kaiser zu erreichen, muss man lediglich in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln absteigen und anschließend einen unmarkierten bzw. nicht ausgeschilderten (aber vollkommen unschwierigen) Gegenanstieg von ca. 50 Hm hinter sich bringen. Bei so reichlich vorhandenem Altschnee wie heute ist das in erster Linie eine etwas mühsame Angelegenheit]


[Bild: Beim Abstieg von der Pyramidenspitze zurück zur Vorderkaiserfeldenhütte (via Hinterkaiserfeldenalm) beeindruckt der spätnachmittagliche Ausblick zum Wilden Kaiser, wobei speziell die gewaltige Nordwestwand der Kleinen Halt (2116 m.) in der Mitte die Blicke auf sich zieht]


[Bild: Das urtümliche Kaisertal wird überragt von (von links nach rechts) den Karlspitzen, der Ellmauer Halt und dem Sonneck - Angesichts dieser grandiosen Gipfelschau ist es mir schleierhaft, warum ich dem Wilden Kaiser in meiner bergsteigerischen „Laufbahn“ bis dato noch keinen Besuch abgestattet habe! Das wird in jedem Fall mittelfristig korrigiert]


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