2012 – Schrankogel (3497 m.) - Südwestgratstefanmitterer.deSchwierigkeit: PD- oder WS- (T4/4+ oder W4/4+) Charakter: Der Schrankogel ist - nach dem Zuckerhütl - der zweithöchste Berg der Stubaier Alpen und von allen Seiten eine eindrucksvolle Gestalt. Die Besteigung dieser massigen Felspyramide über den Südwestgrat erfordert teilweise ausgesetzte Kletterei (Schwierigkeitsgrad I/I+) - einen routinierten Umgang mit abschüssigem Geröll und steilen, schroffen Blockgraten sowie ein gewisses Maß alpiner Erfahrung. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind natürlich ebenfalls obligatorisch. Bis zum Hohen Egg einfacher Steig - ab dann steile Geröllflanken und stark felsige, blockreiche Grate. Die Kletterei ist nicht schwierig, erfordert aber Umsicht und Konzentration, da man sich vielfach im Absturzgelände befindet. Der Aufstieg ist durchgehend markiert. Auch wenn der Schrankogel relativ häufig bestiegen wird und man (bei guten Bedingungen) keine Eisausrüstung braucht, sollte man sich dennoch über die Dimensionen und die beachtliche Höhe des Berges im Klaren sein. Wer alle Anforderungen sicher beherrscht, erlebt hier das Ideal einer klassischen 3000er Bergtour. Die Aussicht vom Gipfel ist grandios und reicht von weiten Teilen der Nördlichen Kalkalpen über die Stubaier Alpen, die Dolomiten, die Ötztaler Alpen und die Ortlergruppe bis zum Tödi. Gefahren: Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt notwendig. Die abschüssigen Geröllflanken und steilen Blockgrate stellen für geübte Bergsteiger keine große Schwierigkeit dar - unterschätzen sollte man den Schrankogel aber auf keinen Fall. Stetige Konzentration und Umsicht im Umgang mit alpinem Gelände wird verlangt. Zwar weist der Normalweg über den Südwestgrat kaum objektive Gefahren auf - theoretisch kann Steinschlag ausgelöst werden - beim Schrankogel sind die vorherrschenden Bedingungen aber von entscheidender Bedeutung. Bei Neuschnee oder Vereisung kann der an sich relativ einfache Südwestgrat ganz schön giftig werden. Sind die Bedingungen nicht optimal, steigen die Anforderungen um ein gutes Stück - dann sind ggf. Steigeisen und ein Sicherungsseil anzuraten. Zudem sollten dann nur versierte Bergsteiger den Gipfel angehen. Ebenso sollte man den Berg bei Gewitter bzw. schlechtem Wetter grundsätzlich meiden. 31. Juli - 1. August 2012 Zwei-Tages-Tour in die Stubaier Alpen mit Besteigung des zweithöchsten Berges der Gebirgsgruppe - des Schrankogels (3497 m.) und einem Biwak auf dem Gipfel. Auf - und Abstieg über den Südwestgrat (Normalweg). Privat organisierte Tour - alleine begangen [Bild: Schrankogel 3497 m. - zweithöchster Berg der Stubaier Alpen] 1. Tag Gries - Vordere Sulztalalm - Amber Hütte - Schwarzenberg - Hohes Egg - Südwestgrat - SchrankogelDer Schrankogel (3497 m.) - östlich von Längenfeld/Gries am Ende des Sulztales im zentralen Hochstubai gelegen - ist der zweithöchste Berg der Stubaier Alpen. Und auch wenn der Berg vom Zuckerhütl (3507 m.) um einige Meter übertroffen wird, so ist er doch die massigste bzw. wuchtigste Felsgestalt dieser Gebirgsgruppe. Von allen Seiten hat die imposante Pyramide stark felsigen Charakter, nur Richtung Nordosten bricht der Schrankogel in einer steilen Firnflanke zum Schwarzenbergferner ab. Neben dem klassischen Aufstieg über das Hohe Egg und den Südwestgrat kann der Gipfel auch über seinen Ostgrat verhältnismäßig leicht erreicht werden. Aufgrund seiner enormen Höhe, seines Prestiges als zweithöchster Stubai-Berg sowie der Tatsache, dass man für beide Normalwege keine Gletscherausrüstung benötigt - wird dieser formschöne Berg relativ häufig bestiegen. Gerade zwischen Mitte Juli und Ende September - wenn man für den Aufstieg bei guten Verhältnissen keine Eisausrüstung benötigt - ist der Schrankogel das Ziel vieler Bergsteiger. Normalerweise wird diese Zwei-Tages-Tour so aufgeteilt, dass man am ersten Tag zur Amberger Hütte aufsteigt, dort nächtigt, am zweiten Tag in 4-5 Stunden den Gipfel besteigt und anschließend bis nach Gries absteigt. Allerdings werden auf diese Weise die Höhenmeter ziemlich ungleich verteilt - außerdem ist es bei schönem Wetter unwahrscheinlich, auf diese Art am Schrankogel Bergeinsamkeit zu erleben. Daher plane ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Gipfelbiwak durchzuführen. Nachdem ich mich im Internet so gut wie es geht informiert habe, bin ich optimistisch, dass der Gipfel dafür durchaus geeignet ist - auch wenn man dies natürlich erst dann richtig beurteilen kann, wenn man den (entsprechenden) Gipfel bereits kennt. Als nach einer längeren Schlechtwetterphase schließlich ein paar Tage schönes Wetter für die Zentralalpen vorausgesagt sind, beschließe ich die Sache anzugehen. Über die Inntal-Autobahn geht es ins Ötztal und weiter nach Längenfeld. Von dort fahre ich noch einige hundert Höhenmeter bergauf nach Osten bis nach Gries im Sulztal. Dieses idyllische, kleine Bergdorf ist Ausgangspunkt für den Aufstieg zur Amberger Hütte, zur Winnebachseehütte sowie für eine Besteigung des Gamskogels (2815 m.) - Für Menschen, die von der hektischen und überlaufenen Welt des Ötztales genug haben, bietet das etwas abseits gelegene Gries mit seinem eher ruhigen Charakter (welcher natürlich trotzdem eindeutig vom Tourismus geprägt ist) eine schöne Alternative mit vielen interessanten Wandermöglichkeiten. Nachdem ich einen Parkplatz gefunden und meine Ausrüstung ein letztes Mal überprüft habe, mache ich mich schließlich bei bestem Wetter auf in Richtung Amberger Hütte. Ich folge zunächst einer asphaltierten Fahrstraße ein Stück über freie Wiesenflächen. Nach kurzer Zeit geht es auf einer Schotterstraße weiter und in einen lichten Nadelwald. [Bild: Auf einer schottrigen Fahrstraße geht es in Richtung Südosten - im Hintergrund der Hohe Sulzkogel 2906 m.] Schließlich überquere ich auf einer Brücke den in die Ötztaler Ache mündenden Fischbach - welcher vor allem vom mächtigen Sulztalferner, aber auch von vielen kleinen in das Tal mündenden Zuflüssen gespeist wird. Die Pläne - sich die Wasserkraft des Fischbaches mit Hilfe eines Stausees im Sulztal zunutze zu machen - wurden nach massiven Protesten von Anwohnern und Naturschützern (vorläufig) aufgegeben. Auf der anderen Bachseite folge ich der schottrigen Fahrstraße - nun etwas stärker ansteigend - konstant in Richtung Südosten. [Bild: Auf dem Weg durch das Sulztal Richtung Amberger Hütte - im Hintergrund der Schrankogel 3497 m.] Im Blickfeld habe ich dabei immer die mächtige Westflanke des Schrankogels. Als imposante, ebenmäßige Felspyramide ragt er am Ende des Sulztales in den Himmel und mir wird bewusst, dass mir noch ein sehr langer Anstieg bevorsteht. [Bild: Schrankogel 3497 m. - zweithöchster Berg der Stubaier Alpen - rechts im Profil der Südwestrücken] Insgesamt recht eintönig geht es auf der Fahrstraße immer weiter das Tal hinauf, bis schließlich der Baumbestand zurückgeht. [Bild: Mitten im grünen Sulztal] Auf einer ebenen Wiesenfläche nordöstlich des Sulzkares überquere ich erneut den Fischbach und erreiche die am Zufluss des Sulzkarbaches gelegene Vordere Sulztalalm (1894 m.) - eine beliebte Jausenstation, bei der man allerdings nicht übernachten kann. Nach der Alm geht es ein Stück links oberhalb der Talsohle auf der schottrigen Fahrstraße weiter in östliche Richtung. [Bild: Ein Stück hinter der Vorderen Sulztalalm - im Blickfeld das wuchtige Massiv des Schrankogels 3497 m.] Nachdem die Straße ein großes Blockfeld überquert hat, verengt sich schließlich das Sulztal. Direkt neben dem Fischbach geht es auf der hier besonders breiten Straße fast eben bis kurz vor die Hintere Sulztalalm (2085 m.) [Bild: Kurz vor der Hinteren Sulztalalm - im Hintergrund links der Bockkogel 3095 m. - rechts daneben der Hintere Daunkopf 3225 m.] Vor dieser überquere ich erneut den Fischbach und folge der Fahrstraße an begrünten Felsflanken bergauf. In einem Bogen geht es um den Sulzbichl (2176 m. / Bichl = Hügel) herum zur nahen Amberger Hütte (2135 m.) [Bild: Amberger Hütte 2135 m.] Diese der DAV-Sektion Amberg gehörende Berghütte wurde im Jahr 1888 erbaut und in den Jahren 1936, 1974 und 1999 renoviert. Geöffnet ist sie von Anfang Februar bis Anfang Mai sowie von Mitte Juni bis Anfang Oktober und bietet 10 Betten bzw. 61 Lagerplätze. Neben dem Schrankogel als Paradetour bieten sich eine Vielzahl weiterer Bergbesteigungen und Hüttenübergänge an. Kuhscheibe (3189 m.) - Wilde Leck (3361 m.) - Windacher Daunkogel (3351 m.) - Mutterberger Seespitze (3305 m.) - Schrandele (3393 m.) und Sulzkogel (2795 m.) sind die beliebtesten Gipfelziele, wobei man für den überwiegenden Teil Kletter – bzw. Hochtourenausrüstung braucht. Gleiches gilt für die hochalpinen Übergänge zur Franz-Senn-Hütte (Schwarzenbergferner und Alpeiner Ferner) - zur Winnebachseehütte (Bachfallenferner) sowie zur Hochstubaihütte (Sulztalferner und Wütenkarferner) - Eine besonders eindrucksvolle Tour ist die Überschreitung des Hinteren Daunkopfes (3225 m.) hin zur Dresdner Hütte - welche von jedem trittsicheren und erfahrenen Bergsteiger durchgeführt werden kann. Dieser hochalpine und spaltenfreie Übergang wurde erst vor kurzem neu erschlossen und ist landschaftlich herausragend schön, da er einen Hüttenübergang, eine 3000er Gipfelbesteigung sowie die Gletscherwelten der Stubaier Alpen vereint. Aber auch Wanderer und Tagesgäste kommen bei der Hütte voll auf ihre Kosten. Für Kletterer wurden im Bereich der Hinteren Sulztalalm sowie in der Nähe der Amberger Hütte insgesamt fünf Klettergärten eingerichtet. Mountainbiker werden an der langen Talabfahrt nach Gries ihre Freuden haben. Wer mehr über die Hütte und die Tourenmöglichkeiten erfahren möchte - dem sei die sehr anschaulich und informativ gestaltete Homepage der Hütte empfohlen. In jedem Fall ist sie eine der wichtigsten Schutzhütten der Stubaier Alpen und ein idealer Stützpunkt für Bergtouren im Umkreis. Nach einem frühen Mittagessen (und dem Eintrag ins Hüttenbuch) mache ich mich schließlich auf Richtung Schrankogel - es steht mir nun ein 4-5 stündiger Gipfelaufstieg bevor. Ich überquere zunächst den Bach und folge anschließend dem breiten Weg „in der Sulze“ taleinwärts. [Bild: In der Sulze geht es ein Stück Richtung Süden - im Hintergrund links der Bockkogel 3095 m. - in der Mitte der Sulztalferner mit dem Windacher Daunkogel 3351 m.] Östlich des Baches geht es eben ein Stück in südöstliche Richtung bis zu einer großen, begrünten Fläche. Von dort leitet der Weg nach links und auf einem Steig geht es die begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Südwestausläufer des Schrankogels bergauf. [Bild: Blick zurück zur Amberger Hütte während des Aufstiegs über die südwestlichen Ausläufer des Schrankogels - im Hintergrund der Gaislehenkogel 3213 m.] Ich steige über die steilen Hänge des Schwarzenbergs in einem großen Bogen aufwärts und habe mit zunehmender Höhe eine immer bessere Sicht auf den Sulztalferner, den darüber aufragenden Windacher Daunkogel (3351 m.) - die schroffe Wilde Leck (3361 m.) sowie die Kuhscheibe (3189 m.) [Bild: In der Mitte die Wilde Leck 3361 m. - links daneben der Sulztalferner mit dem Windacher Daunkogel 3351 m. - rechts die Kuhscheibe 3189 m.] [Bild: Die begrünten Flanken des Schwarzenbergs werden auch als Weidefläche genutzt - im Hintergrund der Schrankogel] Schließlich geht es auf dem Steig über eine steile, begrünte und mit Blockwerk durchsetzte Flanke hinauf zur alten Gletschermoräne des Schwarzenbergferners. Von dort präsentiert sich der Schrankogel als langgezogene, breite Felsschneide - die Steilheit seiner Grate ist von hier kaum ersichtlich. [Bild: Schrankogel 3497 m. von Süden] Beeindruckend ist aber vor allem der Gletscherabbruch des Bockkogelferners im Südosten mit den darüber aufragenden Gipfeln der Westlichen Schwarzenbergspitze (3362 m.) und der Mutterberger Seespitze (3305 m.) - Direkt auf dem begrünten Moränenrücken leitet der Weg konstant aufwärts in nordöstliche Richtung bis zu einer Wegabzweigung (Punkt 2624 m.) [Bild: Aufstieg über den begrünten Moränenrücken des Schwarzenbergferners - rechts die Westliche Schwarzenbergspitze 3362 m.] [Bild: Westliche Schwarzenbergspitze 3362 m. und Mutterberger Seespitze 3305 m. mit dem Bockkogelferner] Da ich mir für diese Tour den Südwestgrat als Auf – und Abstiegsweg vorgenommen habe, folge ich nicht dem Moränenrücken weiter Richtung Schwarzenbergferner - von wo aus der zweite Normalweg (Ostgrat, Schwierigkeit I+ / lohnende Variante, jedoch weniger markiert und etwas seltener begangen als der Südwestgrat) auf den Gipfel des Schrankogels führt. Die Überschreitung dieses Berges werde ich irgendwann vielleicht auch einmal durchführen. So wende ich mich nach Nordwesten und folge dem markierten Weg links des Schwarzenbergsees in Richtung einer begrünten und mit Felsblöcken bzw. Geröll durchsetzten Flanke. [Bild: Schwarzenbergsee - in der Mitte die Moräne des Schwarzenbergferners, über die der Weg Richtung Schrankogel Ostgrat verläuft - im Hintergrund die Westliche Schwarzenbergspitze 3362 m.] [Bild: Aufstieg über eine begrünte und mit Blockwerk - bzw. Geröll durchsetzte Flanke - im Hintergrund der Schrankogel 3497 m.] In Serpentinen geht es diese Bergflanke über Blockwerk und Geröll hinauf. [Bild: Die Mutterberger Seespitze 3305 m. wird eingerahmt vom Bockkogelferner - rechts der Bockkogel 3095 m.] Schließlich leitet der Weg ein Stück nach Westen und in einer begrünten Steilflanke geht es schräg nach links bergauf zum Hohen Egg - einer dem Schrankogel Südwestgrat vorgelagerten, teilweise begrünten und mit Felsblöcken bzw. Geröll bedeckten Schulter. [Bild: Aufstieg zum Hohen Egg] Während einer Pause bewundere ich die fantastische Aussicht auf Mutterberger Seespitze, Bockkogel, Sulztalferner, Windacher Daunkogel, Wilde Leck und Kuhscheibe. War das Wetter bis zu diesem Zeitpunkt noch ideal, ziehen während meiner Pause im Südwesten hinter dem Wütenkarsattel langsam aber sicher dichte Wolken auf. Die Wetterprognose war für diese zwei Tage grundsätzlich positiv - lediglich vereinzelt bestünde am Nachmittag die Gefahr kleinerer, kurzer Schauer in den Zentralalpen. Die Nacht und der darauf folgende Tag sollten dann aber in jedem Fall perfekte Wetterbedingungen bieten. Schließlich mache ich mich auf und folge den Markierungen in Richtung des gewaltigen - vom Schrankogel nach Südwesten ziehenden - Geröllhangs. [Bild: Blick auf den vom Schrankogel nach Südwesten ziehenden Geröllhang] In Serpentinen geht es auf einem schutt – bzw. blockreichen Weg die steile Flanke bergauf. [Bild: Blick zurück zum Hohen Egg] Nach einiger Zeit leitet der Weg aus der gerölligen Flanke heraus und an den Rand des Südwestrückens, von wo aus man einen eindrucksvollen Ausblick auf die Südabstürze des Schrankogels sowie auf das darunter liegende - teilweise mit Schneefeldern bedeckte - Geröllfeld hat. [Bild: Blick vom Rand des Schrankogel Südwestrückens in Richtung Gipfel und zu den Südabstürzen] Anschließend führt der markierte Steig über Blockwerk, Geröll sowie mächtige Felsblöcke – und Platten in vielen steilen Kehren - teilweise auch direkt - den langgezogenen Südwestrücken bergauf. [Bild: Über Blockwerk und Geröll geht es den Südwestrücken steil bergauf] Unterdessen verschlechtert sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter im Südwesten das Wetter. [Bild: Das Wetter verschlechtert sich über den zentralen Stubaier Alpen] Die Wolken verdunkeln sich langsam und es sieht nach Regen über dem zentralen Hauptkamm der Stubaier Alpen aus. Teilweise beginnt es auch über dem Schrankogel kurzzeitig leicht zu regnen - nach etwa 15 Minuten hört dies aber auch schon wieder auf und die Wolken ziehen sich wieder etwas zurück. [Bild: Die Regenwolken erreichen zum Glück nur teilweise den Schrankogel] Es scheint, als würde es sich über dem stark vergletscherten Hauptkamm ausregnen. Dafür beginnen unvermittelt Nebelschleier den Schrankogel einzuhüllen - Im Folgenden werden sich während des weiteren Aufstiegs Sonne und dichter Nebel immer wieder abwechseln, bis schlussendlich der Nebel triumphiert. Nach einiger Zeit wird aus dem langgezogenen Bergrücken schließlich ein relativ breiter Grat. Teils auf - teil rechts neben der Gratschneide geht es über mächtige Felsblöcke in leichter Kletterei steil bergauf bis zu einer Art Vorgipfel. [Bild: Mit zunehmender Höhe bilden sich auch im Umkreis des Schrankogels dichte Wolken] [Bild: Über Felsblöcke und Schutt geht es in leichter Kletterei den steilen Südwestgrat hinauf] [Bild: Über große Felsblöcke geht es steil bergauf zum Vorgipfel] [Bild: Blick vom Vorgipfel zum Hauptgipfel - er befindet sich links der Schulter bzw. über dem Schneefeld] Von diesem geht es über einen schmalen und luftigen Grat in eine kleine Einsattelung. Aus dieser leiten Markierungen über eine erdige und mit brüchigem Blockwerk bzw. Geröll bedeckte Flanke steil aufwärts bis zu einer Schulter, von wo aus ich endlich den Gipfel sehen kann - leichte Kletterei (Schwierigkeitsgrad I.) ist während der obersten 300 Meter fast durchgehend erforderlich. [Bild: Aus der Einsattelung geht es über eine geröllige und mit abschüssiger Erde bedeckte Flanke hinauf zu einer Schulter] [Bild: Blick von der Schulter in Richtung Gipfel] Im Folgenden geht es stets in der steilen Flanke - rechts unterhalb der Gratschneide - über brüchige Felsen und in abschüssigem Gelände Richtung Gipfel. [Bild: Knapp unterhalb des Gipfels - mit Blick zum Kreuz] Dieser heikle Schlussanstieg ist nur bei besten Bedingungen relativ einfach - bei Nässe oder gar Schnee bzw. Vereisung ist dieser letzte Abschnitt des Südwestgrates deutlich schwieriger und durchaus auch gefährlich. Es kommt nicht selten vor, dass Bergsteiger umkehren müssen. [Bild: In leichter Kletterei (Schwierigkeitsgrad I / I+) geht es über Blockwerk steil Richtung Gipfel] In mäßig schwieriger - jedoch etwas heikler - Kletterei (Schwierigkeitsgrad I+) geht es über grobe Felsblöcke steil bergauf und schließlich erreiche ich in dichtem Nebel und bei eisigen Temperaturen den Gipfel des Schrankogels (3496 m.) [Bild: Blick über den Schrankogel Ostgrat in Richtung Bockkogelferner] Von der erhofften Aussicht habe ich - bis auf einige Tiefblicke ins Schrankar, auf den Schwarzenbergferner sowie auf den Schwarzenbergbach - leider überhaupt nichts. Doch das Wichtigste ist zunächst einmal, einen geeigneten Biwakplatz zu finden. [Bild: Auf dem Gipfel des Schrankogels - mit Blick Richtung Westen] Zwar ist das Wetter ziemlich schlecht und der Gipfel alles andere als einladend, ich bin jedoch überzeugt, dass sich das Wetter noch bessern wird und ich - spätestens am nächsten Tag - eine schöne Aussicht haben werde. Ich vertraue auf die Prognose des DAV - nämlich die, dass es eine sternenklare Nacht geben soll (vom Sonnenaufgang am nächsten Morgen ganz zu schweigen). Man könnte mir hier Naivität und Unvorsichtigkeit, vielleicht sogar Fahrlässigkeit vorwerfen - ich bin jedoch davon überzeugt, dass mein Platz diese Nacht auf dem Gipfel des Schrankogels sein wird und dass mich allerhöchstens ein Gewitter von hier vertreiben kann. [Bild: Schrankar] Auch glaube ich, dass ich es mir und meiner Idee schuldig bin, die Sache jetzt auch durchzuziehen. Und wie gesagt, ich würde nicht oben bleiben, wenn es absolut nicht gehen würde - aber in der Situation in der ich mich befinde, ist es in meinen Augen richtig, das Gipfelbiwak zu versuchen. Schließlich entscheide ich mich für einen Platz unmittelbar neben dem Gipfelkreuz. [Bild: Schwarzenbergferner und Schrandele 3393 m.] Mir ist bewusst, dass es kein bequemer bzw. ganz ebener und auch kein hundertprozentig-sicherer Platz ist, da er unmittelbar neben den steilen Südabbrüchen liegt. Daher nehme ich mir vor, mich bei Biwaks im Absturzgelände zukünftig (mit dem entsprechenden Material) abzusichern. Der weitere Abend vergeht damit, dass ich bei eisigen Temperaturen darauf hoffe, dass sich Wolken und Nebel aufzulösen vermögen, dies geschieht jedoch nur teilweise - und dann immer auch nur für kurze Zeit. [Bild: Biwak in 3497 Meter Höhe - auf dem Gipfel des Schrankogels] [Bild: Mein Biwakplatz liegt direkt neben den Südabstürzen] Nichtsdestotrotz erlebe ich trotz der Wolken und des Nebels (oder gerade deswegen) - in Kombination mit der untergehenden Sonne im Westen, den mich umgebenden steilen Abbrüchen und dem eindrucksvollen Schwarzenbergferner im Osten - einige grandiose Momente und mir wird - je länger ich auf dem Gipfel bin - bewusst, dass es zum einen die richtige Entscheidung war, das Biwak auf dem höchsten Punkt des Schrankogels durchzuführen und zum anderen, dass dies eine große und bedeutende Erfahrung für mich ist. Zwar dauert es etliche Stunden bis ich eingeschlafen bin, als ich jedoch irgendwann in der Nacht aufwache und merke, dass sich die Wolken und der Nebel über den gesamten Ostalpen komplett aufgelöst haben und ich eine frei Rundumsicht nach allen Seiten habe, dass ich fern im Süden die Lichter der Stubaier Gletscherskigebiete als kleine Punkte erkennen kann und ich genau weiß, dass ich in einigen Stunden den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens haben werde, da wird mir bewusst, dass ich letztendlich Recht (und Glück) gehabt habe. Nach diesem magischen Moment in der Nacht schlafe ich voller Vorfreude und Euphorie (seltsamerweise) sofort wieder ein. Und auch wenn dies vielleicht die unbequemste Nacht meines Lebens war, so ist dieses erste Biwak - noch dazu auf einem fast 3500 Meter hohen Gipfel - doch etwas Besonderes und in jedem Fall absolut Fantastisches. [Bild: Langsam wird es im Westen dunkel] 2. Tag Schrankogel - Südwestgrat - Hohes Egg - Schwarzenberg - Amberger Hütte - Vordere Sulztalalm - GriesBei wolkenlosem Himmel erlebe ich am Morgen den Sonnenaufgang. [Bild: Im Osten wird des langsam hell] Zunächst noch als orange-rotes Glühen im Osten, erhebt sich die Sonne schließlich über den Horizont und taucht den Schrankogel sowie die mich umgebenden Berge in ein warmes, freundliches Licht. [Bild: Fern im Osten geht schließlich langsam die Sonne auf] Es ist zwar eiskalt auf dem Gipfel, dennoch bleibe ich noch weit über eine Stunde und genieße das grandiose Schauspiel. Abgesehen von dem fantastischen Sonnenaufgang habe ich nun auch freie Rundumsicht auf alle mich umgebenden Berge und Gebirgsgruppen. [Bild: Blick Richtung Westen - rechts das Sulztal - links in der Ferne die Watzespitze 3533 m.] Der stark vergletscherte Hauptkamm der Stubaier Alpen um das Zuckerhütl (3507 m.) und den Wilden Pfaff (3458 m.) - Ruderhofspitze (3474 m.) - Schwarzenbergferner und Schrandele (3393 m.) - Ötztaler Alpen - Ortler (3905 m.) - Tödi (3614 m.) - Zugspitze (2962 m.) - Karwendel - Watzmann (2713 m.) - Großvenediger (3662 m.) sowie weite Teile der Dolomiten - die Aussicht reichhaltig und wirklich atemberaubend schön. [Bild: Blick Richtung Südosten - links der Bildmitte die Ruderhofspitze 3474 m.] [Bild: Der stark vergletscherte Hauptkamm der Stubaier Alpen im Süden - hinten links das Zuckerhütl 3507 m.] [Bild: Auf dem Gipfel des Schrankogel 3497 m.] [Bild: Blick Richtung Norden] [Bild: Fantastische Impressionen während des Sonnenaufgangs - ganz rechts der Habicht 3277 m. - dahinter der Olperer 3476 m.] Da man den Schrankogel Ostgrat am besten im Aufstieg begeht, steige ich über den Südwestgrat auch wieder hinunter. Nachdem ich den Sonnenaufgang und die gigantische Aussicht weit über eine Stunde bestaunt habe, packe ich schließlich meine Sachen und folge den Markierungen über den Grat bergab. In leichter Blockkletterei (Schwierigkeitsgrad I / I+) geht es auf der Gratschneide - teils auch links davon in der Flanke (zuletzt über einen abschüssigen, mit Geröll und Felsblöcken bedeckten Hang) steil abwärts bis zu einer Schulter. [Bild: Abstieg vom Gipfel des Schrankogels] [Bild: Hinter dem Bockkogelferner und der Mutterberger Seespitze 3305 m. ragt der zentrale Hauptkamm der Stubaier Alpen um das Zuckerhütl 3507 m. und den Wilden Freiger 3418 m. in den Himmel] [Bild: Abstieg von der Schulter über eine abschüssige Geröllflanke] Von dieser geht es über die erdige und mit lockerem Geröllschutt bedeckte Flanke hinab in eine kleine Einsattelung und - den Markierungen folgend - weiter über den blockreichen Südwestgrat bergab. [Bild: Blick nach Westen in Richtung Ötztaler Alpen - links der Bildmitte die Wildspitze 3768 m.] Schließlich wird aus dem Grat wieder ein breiter Rücken. In Kehren geht es über Felsblöcke – bzw. Platten, Geröll und Schutt steil bergab bis an den Rand des Südwestrückens und von dort weiter zur Geröllflanke oberhalb des Hohen Eggs. [Bild: Über Blockwerk und Geröll geht es den Südwestrücken bergab] Über diese geht es mühsam in vielen Serpentinen auf einem schutt – bzw. blockreichen Pfad abwärts. Während des Abtstiegs habe ich stets einen eindrucksvollen Ausblick auf den Sulztalferner, zum Windacher Daunkogel (3351 m.) und zur Wilden Leck (3361 m.) - Nach einer kurzen Pause am Hohen Egg mache ich mich an den weiteren Abstieg. [Bild: Am Hohen Egg mit Blick nach Westen - links des Steinmannes der Hohe Sulzkogel 2906 m. In einer begrünten Steilflanke geht es auf einem Steig abwärts in östliche Richtung bis zu einem begrünten Block – bzw. Geröllhang. Während des Abstiegs vom Hohen Egg treffe ich auf viele weitere Bergsteiger, die offensichtlich in der Amberger Hütte übernachtet und nun den Schrankogel als Ziel haben. Von dem begrünten, mit Geröll – und Blockwerk durchsetzten Hang geht es weiter in südöstliche Richtung - am Schwarzenbergsee vorbei - bis zum langgezogenen Moränenrücken des Schwarzenbergferners (Punkt 2624 m.) [Bild: Über Blockwerk geht es bergab zur Gletschermoräne des Schwarzenbergferners - links der Bockkogel 3095 m. - rechts die Wilde Leck 3361 m.] [Bild: Schrankogel Südabstürze - während der Nacht hatte es einen größeren Felsabbruch gegeben, die Spur ist deutlich erkennbar] Anschließend folge ich dem Weg auf dem begrünten Geröllrücken konstant in südwestliche Richtung. [Bild: Abstieg über den begrünten Moränenrücken - Wilde Leck 3361 m. und Kuhscheibe 3189 m. immer im Blickfeld] Über eine begrünte und mit Blockwerk durchsetzte Steilflanke geht es in Serpentinen bergab. In einem Bogen führt der Weg an den Hängen des Schwarzenbergs entlang weiter abwärts. Schließlich steige ich über die letzten südwestlichen Ausläufer des Schrankogels hinab in die Talsohle. „In der Sulze“ geht es entspannt auf ebenem Weg über Wiesen das letzte Stück bis zur Amberger Hütte (2135 m.) [Bild: Auf dem Weg Richtung Amberger Hütte - im Hintergrund der Gaislehenkogel 3213 m.] Beim anschließenden Mittagessen auf der sonnigen Terrasse der Hütte lasse ich das glücklich verlaufene Gipfelbiwak Revue passieren und genieße die eindrucksvolle Sicht auf die Gletscherzunge des Sulztalferners, welcher in den letzten Jahrzehnten (wie praktisch alle Gletscher in den Alpen) massiv zurückgegangen ist. [Bild: Von der Amberger Hütte fällt der Blick nach Süden in Richtung Sulztalferner und zum Windacher Daunkogel 3351 m.] Schließlich mache ich mich auf Richtung Gries. [Bild: In der Sulze] Von der Hütte geht es auf der schottrigen Fahrstraße in einem Bogen um den Sulzbichl herum und an der Hinteren Sulztalalm vorbei ins Sulztal. [Bild: Auf dem Weg Richtung Vordere Sulztalalm] Rechts neben dem Fischbach geht es auf der breiten Fahrstraße das Tal sanft bergab zur Vorderen Sulztalalm. [Bild: Blick zurück zum Schrankogel 3497 m.] Nach der Überquerung des Baches folge ich der schottrigen Fahrstraße schließlich in einen Bergwald. Im Folgenden geht es konstant in nordwestliche Richtung. Nachdem ich den Fischbach über eine Brücke erneut überquert habe, ist es nicht mehr weit bis Gries. Nach kurzer Zeit führt die Straße aus dem Wald heraus auf freie Wiesenflächen. Über diese geht es - zuletzt auf asphaltierter Straße - bis nach Gries im Sulztal. [Bild: Auf einer asphaltierten Straße geht es das letzte Stück bis nach Gries] Letztendlich war die Tour - die Besteigung des Schrankogels mit anschließendem Biwak direkt auf dem höchsten Punkt - schlichtweg grandios. Zwar hatte ich am ersten Tag kein Glück mit dem Wetter, dafür war der anschließende Sonnenaufgang am nächsten Tag umso eindrucksvoller. Der Gipfel des Schrankogel eignet sich nur bedingt für ein Biwak. Zum einen gibt es praktisch keine ebene Fläche und zum anderen ist der Gipfelgrat auch relativ schmal bzw. abschüssig. Es gibt mit Sicherheit bessere bzw. leichtere Möglichkeiten ein Gipfelbiwak durchzuführen, auf der anderen Seite habe ich einen der meistbestiegenen Berge der Stubaier Alpen praktisch für mich alleine gehabt und das Gipfelpanorama von solch hohen Bergen ist in der Dämmerung noch einmal etwas ganz Besonderes. Abgesehen davon ist der Schrankogel ein formschöner und wirklich eindrucksvoller Berg, dessen Besteigung ich jedem (auf welche Art auch immer) empfehlen kann. Die Aussicht vom Gipfel ist atemberaubend und mit erfolgreicher Besteigung hat man nicht nur die Nr. 2 der Stubaier Alpen sondern auch einen der höchsten ohne Gletscher – bzw. Eisausrüstung erreichbaren Berge in seinem Tourenbuch. Den Ostgrat habe ich nicht vergessen und ich nehme mir vor, sollte ich noch einmal zum Schrankogel kommen, ihn in jedem Fall zu begehen. Abschließend kann ich sagen, dass dieses erste Biwak - noch dazu auf einem fast 3500 Meter hohen Berg - eine große und wertvolle Erfahrung für mich war und ich weiß genau, dass ich solche Touren in der Zukunft noch häufiger durchführen werde. [Bild: Kurz nach Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Schrankogel 3497 m.] |