2013 – Nuaracher Höhenwegstefanmitterer.deSchwierigkeit: F+ oder L+ (T4- oder W4-) Charakter: Der Nuaracher Höhenweg – die „Königstour in den Loferer Steinbergen“ (Mark Zahel) – ist eine anspruchsvolle (vielfach leichte Kletterei I), teilweise versicherte Höhenroute, die den Gipfel des Ulrichshorns mit dem Großen Hinterhorn (Mitterhorn) verbindet. Das durchgehend raue und hochalpine Felsterrain erfordert den erfahrenen und versierten Bergsteiger. Obwohl „da Nurracher“ häufig begangen wird und der Name „Höhenweg“ möglicherweise etwas verharmlosend klingen mag, handelt es sich hierbei um eine zwar durchgehend markierte, jedoch ziemlich anstrengende und alpine Tour, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Der Zustieg von St. Ulrich zum sogenannten Heimkehrerkreuz erfolgt zunächst auf einem steilen Waldweg, später leitet ein Steig durch Latschenzonen an den Felskörper des Ulrichshorns heran. Am Gipfelaufbau hat man dann ein paar versicherte Passagen zu bewältigen (u.a. eine etwas luftige Bänderquerung sowie eine Schrofenrinne), die aber insgesamt wenig schwierig sind. Am Heimkehrerkreuz (bzw. dem unmittelbar darüber aufragenden Ulrichshorn) beginnt schließlich der eigentliche Nuaracher Höhenweg. Der Reihe nach werden nun zahlreiche Gipfel (Seehorn, Rothörnl, Großes Rothorn und Östliches Rothorn) und Scharten (Adolarisscharte, Schafflegg und Ulricher Nieder) bestiegen sowie passiert, bis man schließlich den Gipfelaufbau des Großen Hinterhorns erreicht. Während des Höhenweges bewegt man sich praktisch durchgehend im alpinen Felsterrain – zahlreiche einfache Kletterstellen (maximal I), versicherte Passagen, luftige Fels- und Bänderquerungen, wild-zerklüftetes Karstgelände in seiner reinsten Form – von allem ist etwas geboten. Am obersten Gipfelaufbau des Großen Hinterhorns (Mitterhorn) kann man schließlich zwischen dem Normalweg und einem kurzen Klettersteig (B oder K2) als Alternative wählen. Der Abstieg vom Großen Hinterhorn in die Schneegrube erfolgt über steile, teilweise abschüssige und ziemlich schroffe Fels- bzw. Schrofenflanken, die mitunter etwas unangenehm zu begehen sind. Der anschließende Abstieg durch das raue Lastal nach St. Ulrich (Weißleiten) ist schließlich wieder unschwierig, aber lang und anstrengend. Insgesamt erfordert der Nuaracher Höhenweg vollkommene Schwindelfreiheit, ausgeprägte Trittsicherheit (sowohl im rauen Felsterrain, als auch im Schrofengelände), eine gewisse Klettergewandtheit, alpine Erfahrung im unwegsamen Hochgebirgsterrain (trotz der Markierungen kann man nicht von einem „Weg“ sprechen!) sowie eine ausgezeichnete Kondition – die hier vorgestellte Rundtour/Tagestour (Abstieg durch das Lastal) nimmt etwa 10-11 Stunden in Anspruch. Der Nuaracher Höhenweg wird – nicht nur von Wikipedia – sehr häufig „als einer der schönsten Höhenwege der Nördlichen Kalkalpen“ bezeichnet. Der Autor Peter Mertz schreibt: „[…] der hervorragende Ruf ist nur allzu berechtigt.“ – Und tatsächlich sind die Ausblicke während der Tour vielfach atemberaubend – bei klarem Wetter reicht die Sicht nicht nur bis zu den Hohen Tauern, sondern sogar bis nach München. Doch vor allem lebt der Höhenweg von seinen Kontrasten – auf der einen Seite die umliegenden grünen Täler und Berge, auf der anderen Seite die karge Schönheit der wild-schroffen Loferer Steinberge. Da sich das Kernstück des Nuaracher Höhenweges mit zahlreichen unterschiedlichen Zu- und Abstiegen kombinieren lässt, wird man diese Tour wohl mehr als nur einmal gehen. Insgesamt eine wahre Hammer-Tour, bei der Genussbergsteiger und Gipfelsammler gleichermaßen voll auf ihre Kosten kommen! Gefahren: Der Nuaracher Höhenweg wird häufig unterschätzt – der Name „Höhenweg“ assoziiert nämlich ein völlig falsches Bild von der Tour, handelt es sich dabei doch vielmehr um eine „alpine Höhenroute“! Es sei allerdings auch klargestellt, dass die Tour – was die reinen technischen Schwierigkeiten und objektiven Gefahren angeht – insgesamt als wenig schwierig bzw. gefährlich zu bezeichnen ist. Wer den Nuaracher Höhenweg bei sicherem Wetter angeht und sich der Länge und Anforderungen der Tour voll bewusst ist sowie diese sicher beherrscht, der dürfte kaum Probleme bekommen (unter „Charakter“ ist entsprechend auf die Schwierigkeiten hingewiesen worden). Nichtsdestotrotz sind im Folgenden einige – teils objektive, teils subjektive – Gefahren/Risiken des Höhenweges aufgezählt: Zunächst gilt es die Länge der Tour (10-11 Stunden, hohe Kondition unbedingt erforderlich!) zu berücksichtigen. Man kann zu keiner Zeit Wasser auffüllen (es sei denn, man findet Altschneereste vor), daher entsprechend planen! – immerhin kann man den Höhenweg durch die Schmidt-Zabierow-Hütte (1966 m.) in zwei Etappen aufteilen. Häufig wird geschrieben, dass es während des Höhenweges keinerlei Notabstiege gebe, dies stimmt so nicht! – immerhin besteht z.B. am Schafflegg (ebenso wie am Rothörnl) die Möglichkeit über den Brunnkopf nach Waidring abzusteigen – eine andere Zwischenabstiegsalternative wäre der Griesbacher Steig vom Großen Hinterhorn (Waidringer Nieder). Diese Wege und Steige sind allerdings häufig ebenso anspruchsvoll wie der eigentliche Höhenweg, insofern sollte man sich grundsätzlich nicht von schlechtem Wetter „überraschen“ lassen! Aufgrund der hervorragenden und durchgehenden Markierung/Beschilderung sollten keinerlei Orientierungsprobleme auftreten. In jedem Fall verzeiht das raue und schroffe Felsterrain an vielen Stellen keinerlei Fehler bzw. „Ausrutscher“, teilweise muss einige Male richtig kräftig zugepackt werden. Ohne ausgeprägte Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, entsprechende Versiertheit im rauen Hochgebirgsterrain/Felsgelände sowie alpine Erfahrung hat man auf diesem „Höhenweg“ nichts verloren. Erwähnenswert ist auch der schroffe und – aufgrund der hohen Abschüssigkeit – teilweise unangenehme Abstieg in die Schneegrube (oberes Lastal). Wer die Tour an einem Tag geht, sollte nicht nur über eine Bomben-Kondition verfügen, sondern auch die Konzentration bzw. Umsicht zu keiner Zeit schleifen lassen. Nur wer alle Anforderungen souverän beherrscht, „wird diese Überschreitung mit Freude und Genuss bewältigen.“ (Mark Zahel) 22. Juli 2013 Ein-Tages-Tour in die Loferer Steinberge mit Begehung des Nuaracher Höhenweges und Besteigung folgender Gipfel: Ulrichshorn (2050 m.) - Seehorn (2155 m.) - Rothörnl (2394 m. – Kleines Rothorn) - Großes Rothorn (2404 m.) - Östliches Rothorn (2403 m.) und Großes Hinterhorn (2506 m. – Mitterhorn) – Aufstieg von St. Ulrich am Pillersee zum Heimkehrerkreuz (2030 m.) und weiter zum Ulrichshorn. Weiter auf dem Nuaracher Höhenweg zum Seehorn. Von dort Abstieg in die Adolarisscharte (2115 m.) und anschließend auf dem Höhenweg – das Schafflegg (2176 m.) passierend – in die Rothörndlscharte. Von dort Abstecher zum Rothörnl und im Folgenden über Großes – und Östliches Rothorn weiter zur Ulricher Nieder (2315 m.) – Von dort Aufstieg zum Großen Hinterhorn. Abstieg über die Schneegrube und das Lastal nach Weißleiten/St. Ulrich. Privat organisierte Tour - alleine begangen [Bild: Auf dem Nuaracher Höhenweg - Blick vom Östlichen Rothorn zum Großen Hinterhorn (Mitterhorn) 2506 m. - links das Breithorn 2413 m. sowie rechts das Große Reifhorn 2488 m.] St. Ulrich - Heimkehrerkreuz - Ulrichshorn - Seehorn - Adolarischarte - Schafflegg - Rothornkessel - Rothörndlscharte - Rothörnl - Rothörndlscharte - Großes Rothorn - Östliches Rothorn - Ulricher Nieder - Großes Hinterhorn (Mitterhorn) - Schneegrube - Lastal - Weißleiten - St. UlrichDer Nuaracher Höhenweg in den westlichen Loferer Steinbergen ist schon lange kein Geheimtipp mehr – regelmäßig steigen an den Wochenenden Bergsteiger von der Schmidt-Zabierow-Hütte zum Großen Hinterhorn hinauf und nehmen von dort den Höhenweg in Angriff. Immerhin ist „der Nuaracher“ keinesfalls überlaufen – und die Menschen, die man zwischen Ulrichshorn und Großem Hinterhorn antrifft, haben dann auch mit Schweiß für die Mühen bezahlt. Egal von wo aus man die Tour startet, am Ende hat man inklusive aller Gegensteigungen und Zwischenabstiege ca. 1900-2000 Höhenmeter bewältigt. Diese Zahlen schrecken die Leute – wie bereits erwähnt – zwar nicht unbedingt ab, nichtsdestotrotz wird man auf dem Nuaracher Höhenweg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über weite Strecken vollkommen allein sein. Startet man zudem unter der Woche – und dann auch noch von St. Ulrich aus – ist einem die vielzitierte Bergesruh gewiss! Ob der Nuaracher Höhenweg letztlich einer der schönsten Höhenwege der Nördlichen Kalkalpen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – eines ist jedoch vollkommen klar: die Tour ist nicht nur das absolute Aushängeschild der – ansonsten weniger beachteten – Loferer Steinberge, sondern auch insgesamt eine der lohnendsten alpinen Bergtouren im weiten Umkreis! [Bild: Der Nuaracher Höhenweg begeistert nicht nur aufgrund seiner spektakulären Wegführung, sondern auch wegen der grandiosen Ausblicke - hier beim Abstieg vom Großen Hinterhorn] Um möglichen Missverständnissen und Unklarheiten bezüglich der Gipfelnamen- bzw. Höhen vorzubeugen – dazu zunächst ein schön formulierter Kurzbericht: „Exkurs in die komplizierte Nomenklatur der Steinberggipfel: In den meisten Wanderkarten finden sich leider eine ganze Reihe falsche Gipfelbezeichnungen. Hinzu kommt, dass viele Gipfel von Tal zu Tal unterschiedlich bezeichnet werden. Ulrichshorn und Seehorn; Das Ulrichshorn ist der erste Gipfel im Gratverlauf von Südwesten gesehen. Eigentlich stellt er nur eine Graterhebung dar, von Sankt Ulrich aus gesehen wirkt er jedoch recht eigenständig. Das Ulrichshorn ist ca. 2030 m hoch, auf ihm steht das Heimkehrerkreuz. Dieses wurde nach dem 2. Weltkrieg von Kriegsheimkehrern errichtet. Die Beschriftung "1949" bezieht sich nicht auf die Höhe, sondern auf das Jahr der Errichtung. An das Ulrichshorn schließt sich das Seehorn (2155m)an. Diese beiden werden häufig in den Karten vertauscht. Das vordere ist aber das Ulrichshorn, da es bezogen auf das parallel verlaufende Pillerseetal dem Dorf St. Ulrich zugeneigt gelegen ist. Das Seehorn hingegen befindet sich von St. Ulrich aus gesehen dahinter auf der Höhe des Pillersees, daher Seehorn. Rothörner; die drei Gipfel der Rothörner heißen nur auf der Südseite alle Rothorn. Von Waidring aus wird das Rothörndl auch als Kleinhorn bezeichnet. Mitterhorn/Hinterhorn; hierbei handelt es sich mitnichten um unterschiedliche Gipfel. Das Mitterhorn ist auch nicht der Vorgipfel des Hinterhorns. Hinterhorn ist einfach die Bezeichnung, die der Gipfel auf der Nordseite im Tal von Lofer aus trägt (der Gipfel wirkt hier etwas versteckt hinten im Talkessel). Von St. Ulrich aus stellt derselbe Gipfel den zentralen Punkt des Loferer Steinbergs dar. Folglich nennt man ihn hier Mitterhorn.“ (Auszug aus einem hikr.org-Bericht) Da ich den Nuaracher Höhenweg als Tagestour gehen will, muss ich ziemlich früh starten. 10 Stunden reine Gehzeit und 1900 Höhenmeter insgesamt gibt mein Führer an – na da hab’ ich mir ja was vorgenommen. Ausgangspunkt für die Tour ist zunächst einmal St. Ulrich am Pillersee (847 m.) - Um 6 Uhr beginne ich den Aufstieg zum über dem Ort aufragenden Ulrichshorn (2050 m.) – Vom großen Wanderparkplatz gegenüber der Kirche geht es auf breiten Straßen zunächst über die sumpfigen Wiesen südlich des Pillersees direkt auf den Bergkörper zu. [Bild: Von St. Ulrich geht es geradewegs auf den Bergkörper der Loferer Steinberge zu - im Hintergrund das Ulrichshorn 2050 m.] Ein Bach wird überquert und schließlich folge ich dem ausgeschilderten Weg in den Bergwald. [Bild: Blick zurück nach St. Ulrich] In diesem geht es nun einige Zeit bzw. Höhenmeter – teilweise etwas anstrengend – bergauf. Da die durchgehend dicht stehenden Bäume jeglichen Blick ins Tal verwehren, kann ich mich voll und ganz auf den Weg konzentrieren. In zahlreichen Windungen leitet der stets gut begehbare Steig konstant aufwärts – aufgrund der durchgehenden Steigung (man macht gut Höhenmeter) eignet sich dieser Aufstiegsteil perfekt, um in die Gänge zu kommen! [Bild: Aufstieg im Bergwald] [Bild: Insgesamt etwa 500 Höhenmeter geht es im dichten Bergwald aufwärts] Etwa eine Stunde nach Aufbruch erreiche ich schließlich auf ca. 1450 Meter Höhe freieres Gelände. [Bild: Noch sind es 600 Höhenmeter bis zum Gipfel des Ulrichshorns] Über eine idyllische Lichtung und ein letztes Waldstück geht es weiter zur Latschengewächszone unterhalb des Ulrichshorns. Im Folgenden leitet der geschickt angelegte Steig in vielen Windungen durch das Gewirr aus Latschen weiter aufwärts. [Bild: Bereits der Aufstieg durch die Latschenzone unterhalb des Ulrichshorns bietet immer wieder schöne Ausblicke] [Bild: Durch Latschenzonen leitet der Steig immer weiter aufwärts] Grandios sind bereits jetzt sowohl der Tiefblick auf das ziemlich tief liegende St. Ulrich, als auch die Sicht Richtung Kitzbüheler Alpen. [Bild: Blick in Richtung Kitzbüheler Alpen - rechts unten St. Ulrich] Mit der Zeit nähere ich mich immer mehr dem eindrucksvollen Gipfelaufbau des Ulrichshorns. [Bild: Von Südwesten wirkt das Ulrichshorn 2050 m. recht eindrucksvoll] Schließlich leitet der Steig aus der Latschenzone heraus und an einem markanten Felskopf geht es links vorbei auf einen Kamm. [Bild: Auf dem dem Ulrichshorn vorgelagerten Kamm] Von diesem geht es direkt auf den felsigen Gipfelaufbau zu. Dort angekommen, geht es zunächst per Querung auf einem etwas gerölligen Steig unterhalb eindrucksvoller Felswände nach rechts aufwärts. [Bild: Am Beginn des Gipfelaufbaus leitet ein gerölliger Weg nach rechts] Nach kurzer Zeit erreiche ich den Beginn eines markanten Bandes. Zwar ist diese Bänderquerung versichert und technisch unschwierig, dennoch schadet bereits hier etwas Schwindelfreiheit nicht. [Bild: Spannende Bänderquerung am Gipfelaufbau des Ulrichshorns] Anschließend geht es durch eine brüchige – jedoch nicht steile – Rinne (erneut Sicherungen) aufwärts. [Bild: Aufstieg durch eine versicherte Rinne] An einem markanten Felsen geht es links vorbei und schließlich erkenne ich nur mehr ein kurzes Stück entfernt den Gipfel. [Bild: Blick zum Heimkehrerkreuz 2030 m.] In Form einer Querung leitet der Weg unterhalb einer latschenbewachsenen Felsstufe direkt in Richtung Heimkehrerkreuz, welches ich schließlich nach insgesamt 2 Stunden und 15 Minuten erreiche. Zwar bildet das Heimkehrerkreuz (2030 m.) nur die dem Ulrichshorn unmittelbar vorgelagerte Schulter, doch wie schreibt der Autor Mark Zahel: „Einen besseren Tiefblick auf St. Ulrich gibt es nicht!“ – und dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, außer dass die Fernsicht zwar weit und schön ist, jedoch aufgrund der Diesigkeit weiter entfernte Gebirgsgruppen (z.B. Hohe Tauern) kaum bis gar nicht erkennbar sind. [Bild: Beim sogenannten Heimkehrerkreuz 2030 m.] [Bild: Tiefblick Richtung St. Ulrich - rechts der Pillersee - im Hintergrund die Kitzbüheler Alpen] [Bild: Blick zum Seehorn 2155 m.] Nach 10 Minuten mache ich mich schließlich auf den Weg Richtung Seehorn – nun beginnt der „eigentliche“ Nuaracher Höhenweg, ein entsprechendes (und falsch geschriebenes) Schild weist darauf hin. [Bild: Nuaracher Höhenweg - nicht Nurracher!] Vom Heimkehrerkreuz (2030 m.)geht es zunächst links um den Felskörper herum und kurz darauf in den Sattel zwischen Seehorn (2155 m.) und Ulrichshorn (2050 m.) – Letzterem statte ich natürlich einen kurzen Besuch ab. Vom Gipfel des Ulrichshorns habe ich erneut einen famosen Ausblick Richtung Kitzbüheler Alpen, besonders eindrucksvoll wirkt von hier jedoch das wuchtige Seehorn – mein nächstes Etappenziel. [Bild: Auf dem Gipfel des Ulrichshorns 2050 m.] [Bild: Blick zum Seehorn 2155 m. - dem nächsten Etappenziel] Wieder in dem Sattel zwischen den beiden Gipfeln angekommen, folge ich zunächst einem gerölligen Pfad bis zu einer kleinen Scharte. Anschließend geht es (teilweise versichert – aber unschwierig) immer rechts an einer Felswand entlang – teils auf gutem Pfad, teils über vom Karst zerfurchte Felsplatten – weiter aufwärts. [Bild: Zunächst geht es noch auf einem simplen Steig bergauf - rechts das Rothörnl 2394 m.] [Bild: Nach einiger Zeit wird das Gelände jedoch felsiger und die Sicherungen häufiger] Nach einiger Zeit steilt das Gelände deutlich auf – nun sind die Hände gefordert. In leichter Genusskletterei (maximal I, einige Sicherungen) geht es – den üppig vorhandenen Markierungen folgend – durch ein Gewirr aus großen Blöcken, felsigen Rippen und Karstformationen bergauf. [Bild: Genussbergsteigen am Seehorn] [Bild: Markanter Felsobelisk - ob da wohl ab und zu jemand hochklettert? - ein schönes Fotomotiv wäre es jedenfalls!] [Bild: Orientierungsschwierigkeiten sind aufgrund der Sicherungen sowie der reichlich vorhandenen Markierungen ausgeschlossen] Knapp unterhalb des Gipfels bietet sich mir ein schöner Blick zurück zum Ulrichshorn sowie in Richtung Chiemgauer Alpen. Zuletzt geht es in leichter Kraxelei über einige Felserhebungen rasch empor zum kreuzgeschmückten Gipfel des Seehorns (2155 m.) [Bild: Auf den letzten Metern in Richtung Gipfel] Trotz des etwas diesigen Wetters habe ich erneut eine großartige Rundumsicht – Chiemgauer Alpen, Wilder Kaiser, Pillersee, Kitzbüheler Alpen und Hohe Tauern (ansatzweise) laden zum Verweilen ein. Eindrucksvoll ist jedoch vor allem der Blick zum Rothörnl (Kleines Rothorn), zum dahinter aufragenden Östlichen Rothorn sowie zum Großen Hinterhorn (Mitterhorn) – da steht mir noch einiges bevor! Inklusive aller Pausen habe ich bis hierhin genau drei Stunden gebraucht, ich liege also voll im Plan (spätestens um 18 Uhr wieder in St. Ulrich zu sein). [Bild: Blick in Richtung Chiemgauer Alpen - rechts die Steinplatte 1869 m.] [Bild: Blick zurück zum Ulrichshorn 2050 m. (unten) - in der Ferne sind ansatzweise die Hohen Tauern zu erkennen] [Bild: Tiefblick zum Pillersee - in der Ferne der Wilde Kaiser] [Bild: Auf dem Gipfel des Seehorns 2155 m.] [Bild: Rothörnl 2394 m. - Östliches Rothorn 2403 m. - Großes Hinterhorn 2506 m. und Großes Reifhorn 2488 m. - von links nach rechts] Nach einer schönen Gipfelrast (zusammen mit einem älteren/einheimischen Bergsteiger) mache ich mich schließlich auf den Weg Richtung Rothörnl. In schöner Höhenwanderung folge ich zunächst dem sanft abfallenden Gratverlauf in Richtung Osten – das wuchtige Rothörnl stets vor Augen. [Bild: Dem Gratverlauf folgend, geht es vom Seehorn ein Stück bergab - im Hintergrund Rothörnl 2394 m. - Östliches Rothorn 2403 m. und Großes Hinterhorn 2506 m.] Nach kurzer Zeit erreiche ich das obere Ende einer versicherten Steilstufe. [Bild: Steiler Abstieg in die Adolarisscharte] Im Vergleich zu den bisherigen gesicherten Passagen stellt dieser Zwischenabstieg bereits höhere Anforderungen dar, feste Eisenbügel und ein gummiertes Drahtseil sorgen aber für die nötige Sicherheit. [Bild: Über diese versicherte Steilstufe geht es bergab] Unten, in der sogenannten Adolarisscharte (2115 m.) angekommen, bietet sich mir noch einmal ein toller Blick zurück zum Seehorn. Nun wechselt der Nuaracher Höhenweg kurzzeitig auf die schattige Nordwestseite – den Markierungen folgend, leitet ein grasiges Band weiter in versichertes Felsgelände. [Bild: Blick zurück zum Seehorn 2155 m. - links die Adolarisscharte] Ohne die Drahtseile sowie die reichlich vorhandenen Markierungen wäre der Anspruch noch einmal deutlich höher! – so aber muss man sich überhaupt keine Gedanken, z.B. wegen der Wegfindung, machen. Unterhalb steiler Felswände geht es durch eine breite Rinne bergauf und schließlich erreiche ich wieder den sonnenbeschienenen Grat. [Bild: Den Markierungen folgend, geht es über Bänder, Absätze und Rinnen wieder zum Grat] Was nun folgt, ist Genussbergsteigen in seiner reinsten Form. Genau auf dem teilweise grasbewachsenen Grat geht es unschwierig weiter aufwärts, mit freiem Rundumblick nach fast allen Seiten – nun ist auch klar, warum der Nuaracher Höhenweg einen so guten Ruf hat! – was für ein schöner Wegverlauf. [Bild: Auf dem Nuaracher Höhenweg - links das Rothörnl 2394 m.] [Bild: Blick zurück zum Seehorn 2155 m.] Über den begrünten Kamm steige ich entspannt bergauf zur namenlosen Erhebung oberhalb des Schaffleggs. Von dort bietet sich mir ein atemberaubender Ausblick in die düstere Rothörnl Westwand – wie oft im Jahr da wohl Kletterer unterwegs sind? [Bild: Rothörnl (Kleines Rothorn) 2394 m. - was für ein Berg!] Über den nun etwas felsigeren Grat geht es abwärts in eine Einschartung – auch Schafflegg (2176 m.) genannt. Manche behaupten, die zuvor überschrittene Erhebung sei das Schafflegg, eine Höhenpositionsangabe in der Scharte (die mit der Schafflegg-Höhe übereinstimmt) spricht aber eine andere Sprache. Unabhängig davon, bietet sich von hier aus die Möglichkeit, über den Brunnkopf (1799 m.) nach Waidring abzusteigen (Zeitangabe auf dem Schild: 4 Stunden). Diese Notabstiegsoption ist aber ebenfalls nicht zu unterschätzen, auch dieser Bergsteig ist teilweise recht anspruchsvoll. [Bild: In der Schafflegg-Scharte 2176 m. - links geht es zum Brunnkopf - im Hintergrund das Rothörnl 2394 m. - rechts das Große Hinterhorn 2506 m.] [Bild: In der Schafflegg-Scharte 2176 m. - Blick zurück zum namenlosen Gratkopf, der manchmal selbst als Schafflegg bezeichnet wird] [Bild: Der Nuaracher - eine Panorama-Höhenroute par excellence - rechts der Bildmitte das Seehorn 2155 m.] In jedem Fall aber bildet der nun folgende Wegabschnitt das Herzstück bzw. Highlight des Nuaracher Höhenweges. Den Markierungen folgend, geht es zunächst ein Stück Richtung Rothörnl, nach kurzer Zeit wird jedoch in die gewaltige Südostflanke ausgewichen. [Bild: In der Rothörnl Südostflanke - im Hintergrund das Große Hinterhorn (Mitterhorn) 2506 m.] Unterhalb imposanter Felswände geht es auf einem gerölligen Steig in nordöstliche Richtung. Zahlreiche Schrofenflanken, Geröll- und Felsbänder müssen in leichtem Auf- und Ab gequert werden, wobei der landschaftliche Rahmen vollauf begeistert! [Bild: Spektakuläre Bänderquerung in der Rothörnl Südostflanke] [Bild: Blick in den Rothornkessel, welcher vom Großen Rothorn 2404 m. überragt wird] [Bild: Landschaftlich herausragend schöne Passage vor dem Rothornkessel] Schließlich geht es unterhalb geschichteter Felsstufen auf einem schroffen Geröllband um eine Geländekante herum und ich erreiche den Rothornkessel. Diese gewaltige Karmulde zwischen Rothörnl und Großem Rothorn stellt den absoluten Höhepunkt des Höhenweges dar! Ein paar geologische bzw. interessante Informationen (zit. Peter Mertz): „Chemische Kalklösungsprozesse haben hier in den Jahrtausenden seit der letzten Eiszeit ein Labyrinth aus mäandrierenden Wasserrillen und metertiefen Kluftkarren in den kompakten Fels geschnitten. […] Jeder Regentropen verschwindet hier augenblicklich in den stark zerklüfteten Untergrund. […] Die Szenerie erinnert an einen zu Stein erstarrten Gletscherbruch.“ – und wahrlich, dieses „Paradies für Liebhaber aller erdenklichen Karsterscheinungen“ ist sehr eindrucksvoll – die Dimensionen in dem von mächtigen Felsmauern eingerahmten Kar sind absolut gigantisch! [Bild: Im Rothornkessel] Über Geröll- und Blockwerkflanken geht es quer in den weiten Kessel. Schließlich leiten die Markierungen über einige Felsstufen und ein Felsband weiter zu einem großen Altschneefeld. Über das mäßig steile, jedoch unangenehm sulzige Schneefeld geht es weiter bergauf – oberhalb stoße ich nach kurzer Zeit wieder auf die Markierungen. In leichter Kletterei (I) steige ich über bizarr-zerrissene bzw. zerklüftete Felsstufen sowie Schuttabsätze (teilweise unterbrochen von kleineren Altschneefeldern) weiter aufwärts. [Bild: Auf dem Weg Richtung Rothörndlscharte] [Bild: Die markierte Route führt durch ein Gewirr aus Felsstufen in Richtung Scharte] Schließlich erreiche ich einen Wegweiser – knapp unterhalb der Rothörndlscharte. Zwar führt der Nuaracher Höhenweg eigentlich rechterhand weiter hinauf zum Großen Rothorn. Der „Abstecher“ zum nahen Rothörnl (laut Schild 30 Minuten) ist aber natürlich Pflicht! [Bild: Rothörnl 2394 m. - auch Kleines Rothorn bzw. Rothörndl genannt] Die markierte Route führt zunächst knapp unterhalb einer Felsstufe auf einem Band in Richtung Gipfelaufbau. Dort angekommen, geht es über schroffe Felsstufen (gummiertes Drahtseil) aufwärts zu einem schräg ansteigenden Geröll- bzw. Schuttband (etwas unangenehm und abschüssig). [Bild: Schroffes, stark felsiges (aber unschwieriges) Gelände am Gipfelaufbau des Rothörnls] [Bild: Über dieses Geröllband geht es bergauf] Über dieses steige ich vorsichtig bergauf, bis es mit Hilfe von Drahtseilen relativ steil – jedoch unschwierig – weiter hinauf geht. [Bild: Drahtseile entschärfen die schwierigsten bzw. steilsten Passagen] Über ein paar harmlose Felsstufen – nur unterbrochen von kurzen Blockwerkflächen – steige ich schließlich empor zum Gipfel des Rothörnls (2394 m. – auch Kleines Rothorn genannt). Etwa 10 Minuten habe ich von der Scharte bis zum Gipfel gebraucht – daher mein Tipp: Nicht von den 30 Minuten (laut Wegweiser) abschrecken lassen. Wer nicht unter großem Zeitdruck steht (was aber äußerst fragwürdig wäre), sollte das Rothörnl auf keinen Fall auslassen! Zu eindrucksvoll ist nämlich die Aussicht von diesem schönen Gipfel – Im Osten die nahen Rothörner sowie dahinter Breithorn, Großes Hinterhorn und Großes Reifhorn. Im Norden der langgezogene Sonnenberg (Steinplatte) bzw. dahinter die Chiemgauer Alpen. Beim Blick Richtung Westen fällt – neben dem etwas entfernten Wilden Kaiser – vor allem der schroffe Gratverlauf Richtung Seehorn auf! Ansonsten hat man freie Rundumsicht nach allen Seiten, wenn nicht gerade Quellwolken die Sicht – z.B. in Richtung Hohe Tauern – trüben. [Bild: Auf dem Gipfel des Rothörnls (Kleines Rothorn) 2394 m.] [Bild: Blick zurück zum Seehorn (rechts) 2155 m.] [Bild: Blick in Richtung Wilder Kaiser - links unten der Pillersee] [Bild: Blick in Richtung Chiemgauer Alpen - in der Mitte der langgezogene Sonnenberg mit der Steinplatte 1869 m. als höchstem Punkt] [Bild: Großes Rothorn 2404 m. - Östliches Rothorn 2403 m. (dazwischen Breithorn 2413 m.) - Großes Hinterhorn 2506 m. und Großes Reifhorn 2488 m. - von links nach rechts] Ebenso wie vom Schafflegg, besteht auch vom Rothörnl die Möglichkeit über den Brunnkopf nach Waidring abzusteigen – mein nächstes Ziel ist aber natürlich das Große Rothorn. Da ich angesichts der stärker gewordenen Quellwolken nicht sicher sein kann, wie sich das Wetter entwickelt, mache ich mich schon nach 5 Minuten an den Abstieg zur Rothörndlscharte. Über die versicherten Felsstufen und Geröllbänder des Gipfelaufbaus steige ich zügig zurück in die Einschartung zwischen den beiden Rothörnern – nun wartet das Große Rothorn. [Bild: Großes Rothorn 2404 m. - Östliches Rothorn 2403 m. - Großes Hinterhorn 2506 m. und Großes Reifhorn 2488 m. - von links nach rechts] [Bild: Blick zurück zum Rothörnl 2394 m. - was für ein schöner Gipfel] Den Markierungen folgend, geht es zunächst durch einen mäßig steilen Kamin (I) aufwärts. [Bild: Aufstieg zum Großen Rothorn] Anschließend steige ich über karstige Felsstufen bergauf bis unter eine markante Felswand. Unterhalb dieser quere ich nach rechts, bis es über eine Geröllschneise weiter aufwärts geht. Zuletzt folge ich den Markierungen über eine Schutt- und Blockwerkflanke zum nahen Gipfelkreuz. [Bild: Auf den letzten Metern in Richtung Gipfel] Vom Gipfel des Großen Rothorns (2404 m.) bietet sich mir erneut eine tolle Aussicht auf die umliegenden Gipfel, Grate und Felswände. Breithorn (2413 m.) – Großes Hinterhorn (2506 m. – Mitterhorn), Östliches Rothorn (2403 m.) – Rothörnl (2394 m.) – Brunnkopf (1799 m.) – Steinplatte (1869 m.) – Chiemgauer Alpen, Wilder Kaiser und ansatzweise die Hohen Tauern. Die wild-schroffe Umgebung ist wirklich großartig! [Bild: Blick zurück zum Rothörnl 2394 m.] [Bild: Tiefblick zum einsamen Zwölferhörnl 2105 m. - recht die Steinplatte 1869 m.] [Bild: Blick zum Breithorn 2413 m. und zum Großen Hinterhorn 2506 m. - recht das Östliche Rothorn 2403 m. - darüber das Große Reifhorn 2488 m.] [Bild: Auf dem Gipfel des Großen Rothorns 2404 m.] Allzu lange kann ich die Aussicht jedoch nicht genießen – das diffuse Wetter treibt mich weiter Richtung Mitterhorn (Großes Hinterhorn). [Bild: Blick zum Östlichen Rothorn 2403 m. - dahinter das Große Hinterhorn 2506 m.] Vom Gipfel des Großen Rothorns geht es zunächst über geröllbedeckte Felsstufen ein Stück bergab in eine kleine Scharte. Anschließend leiten die Markierungen durch ein Gewirr aus Blockwerk und Felsstufen wieder aufwärts. [Bild: Auf dem Weg zum Gipfel des Östlichen Rothorns] Knapp unterhalb der Gratschneide steige ich in der gerölligen Flanke auf einfach begehbarem Pfad empor zum unscheinbaren Gipfel des Östlichen Rothorns (2403 m.) [Bild: Blick vom Gipfel des Östlichen Rothorns zum Breithorn 2413 m. - zum Großen Hinterhorn 2506 m. und zum Großen Reifhorn 2488 m. - von links nach rechts] Ich mache auch gar nicht lange Pause, sondern überschreite den Gipfelkamm zügig, bis ich das obere Ende einer felsigen Schrofenflanke erreiche. [Bild: Über diese schroffe Fels- und Geröllflanke geht es abwärts] Das imposante Große Hinterhorn direkt vor Augen, steige ich vorsichtig über die mit Geröll, Blockwerk und teils feinem Splitterbruch bedeckte Flanke abwärts – Markierungen weisen den vernünftigsten Weg. Dieser Zwischenabstieg erfordert ein etwas erhöhtes Maß an Konzentration, ist jedoch technisch unschwierig. [Bild: Blick zum Großen Hinterhorn 2506 m. - links das Breithorn 2413 m.] Aus der untenliegenden Scharte geht es – landschaftlich großartig! – über den folgenden, von Karstformationen und Dolinen zerklüfteten Kamm weiter, bis ich auf der rechten Seite ein markantes – von Geröll und Schutt bedecktes – Band erreiche. [Bild: Landschaftlich herausragend schöne Passage des Nuaracher Höhenweges] Unterhalb des gestuften Felskammes folge ich dem Band in angenehmer Querung bis zur Ulricher Nieder (2315 m.) [Bild: Auf dem Weg zur Ulricher Nieder] [Bild: Blick zurück zum Seehorn 2155 m.] [Bild: Blick zurück zu den Rothörnern - links das Seehorn] Von dort leiten die Markierungen schräg nach rechts über eine letzte felsige Graterhebung hinweg. Ein gerölliges Band vermittelt den Weiterweg. [Bild: Auf diesem Geröllband geht es in Richtung Gipfelaufbau] Anschließend steige ich über karstige und stark zerklüftete Felsstufen weiter aufwärts. [Bild: Am Beginn der Westflanke des Großen Hinterhorns] Ich befinde mich nun bereits am Gipfelaufbau des Großen Hinterhorns, ein Blick zurück verdeutlicht, dass ich seit den Rothörnern bereits wieder ein gutes Stück bewältigt habe. Doch nun ruft der Endpunkt bzw. „Gipfel“ des Nuaracher Höhenweges. Den Markierungen folgend, geht es – über zahlreiche Felsstufen (teilweise I und viel Geröll bzw. Blockwerk) – durch die von gewaltigen Bändern durchzogene Westflanke des Großen Hinterhorns immer weiter bergauf. [Bild: Über zahlreiche zerklüftete Felsstufen geht es bergauf] Auf 2407 Meter Höhe erreiche ich eine Wegeteilung. Geradeaus geht es weiter Richtung Großes Hinterhorn, rechterhand geht es ins Lastal – diesen Weg werde ich später einschlagen, nun warten jedoch zunächst einmal noch 100 Höhenmeter Genusskraxelei bis zum Endpunkt des Nuaracher Höhenweges. [Bild: Wo geht es wohl weiter? - 100 Höhenmeter fehlen noch bis zum Gipfel des Großen Hinterhorns 2506 m. - auch Mitterhorn genannt] Über ein paar Felsstufen (I) steige ich bergauf, oberhalb leiten die Markierungen über einen kleinen Geröllhang schräg nach links aufwärts. Nach einer weiteren Felsstufe geht es auf blockreichem Pfad nach rechts. [Bild: Durch ein Gewirr aus zerklüfteten Felsstufen (maximal I) geht es weiter aufwärts] Unterhalb zerklüfteter Felsstufen folge ich einem schuttigen Band um eine Geländekante herum und mit einem Mal habe ich den Gipfel vor Augen – nun ist es nicht mehr weit. [Bild: Blick in Richtung Gipfel] Unterhalb einer überhängenden Felswand geht es per Bänderquerung bis kurz vor den Gipfel. [Bild: Links die überhängende Felswand, unter der es quer nach rechts Richtung Gipfel geht] Ich wähle (für den Aufstieg) die „Klettersteig“-Variante (B/K2) zu meiner Linken, anstatt den Normalweg – ihn will ich im Abstieg begehen. Daher geht es weglos über Blockwerk bis zum Beginn der gummierten Drahtseile. [Bild: Links ist der Beginn der Klettersteig-Variante erkennbar] Anschließend geht es in anregender Kraxelei über mehrere Felszacken in wenigen Minuten zum nahen Gipfelkreuz. [Bild: Luftige Kraxelei] Zuletzt erreiche ich über gestuftes Felsgelände den Gipfel des Großen Hinterhorns (2506 m. – Mitterhorn). [Bild: Gipfelkreuz des Großen Hinterhorns (Mitterhorn) 2506 m.] Die Aussicht von diesem zweithöchsten Berg der Loferer Steinberge ist – trotz des etwas wolkig-diesigen Wetters – absolut großartig: Im Nordosten das wuchtige Breithorn (2413 m.) – anschließend über der Großen Wehrgrube das Große Reifhorn (2488 m.) und dahinter das Große Ochsenhorn (2511 m.) – Beim Blick zurück Richtung Südwesten erkenne ich Rothörner (2404 m.) und (2403 m.) – Rothörnl (2394 m.) und Seehorn (2155 m.) sowie in der Ferne den Wilden Kaiser. Neben der Steinplatte (1869 m.) zeigen sich zudem weite Teile der Chiemgauer Alpen. Von den Hohen Tauern ist mittlerweile nichts mehr zu sehen, dafür entschädigen die eindrucksvollen Nah- und Tiefblicke auf die umliegenden wild-schroffen Felswände- und Flanken voll und ganz! Nein – ich kann mich (was das Wetter angeht) nicht beschweren! Auch Wolken tragen schließlich ihren Teil zur besonderen „Berg“-Atmosphäre bei. 6 Stunden habe ich inklusive aller Pausen von St. Ulrich bis hierher gebraucht – gar nicht übel. Zusammen mit einigen anderen Bergsteigern mache ich es mir auf dem weiten Gipfel gemütlich. Waren mir im Bereich der Ulricher Nieder zwar zwei Bergsteigerinnen entgegengekommen, so war ich doch zwischen Seehorn und Östlichem Rothorn vollkommen allein. Jetzt – im Bereich des Großen Hinterhorns – ist es mit der Bergeinsamkeit natürlich vorbei (die nahe Schmidt-Zabierow-Hütte sowie der beliebte „Klettersteig Nackter Hund“ sorgen dafür). Letztlich bin ich heute nicht der Einzige, der den Nuaracher Höhenweg geht bzw. gegangen ist – klar, es ist halt nun einmal die Königstour der Loferer Steinberge! Insgesamt fast eine Stunde bleibe ich auf dem Gipfel des Großen Hinterhorns – da ich keinerlei Zeitdruck habe und auch das Wetter keinen Anlass zur Sorge gibt, bleibt mir genug Zeit, zu schauen, zu fotografieren und zu genießen. [Bild: Östliches und Großes Rothorn 2403 m. bzw. 2404 m. - Rothörnl 2394 m. und Seehorn 2155 m. - von rechts nach links] [Bild: Auf dem Gipfel des Großen Hinterhorns (Mitterhorn) 2506 m.] [Bild: Blick zur langgezogenen Felsmauer des Sonnenbergs - links die Steinplatte 1869 m. - im Hintergrund die Chiemgauer Alpen] [Bild: In der Mitte das Große Reifhorn 2488 m. über der Großen Wehrgrube - davor der Nackte Hund bzw. dahinter das Große Ochsenhorn 2511 m. - in der Ferne die Leoganger Steinberge] [Bild: Blick zum wild-schroffen Geiselhorn 2291 m. - rechts in der Tiefe das Lastal] [Bild: Breithorn 2413 m. - der Normalweg erfolgt aus der Waidringer Nieder (rechts) - Felskletterei I-II wird verlangt] [Bild: Blick zum wuchtigen Reifhorn 2488 m. - dahinter (dunkel) das Große Ochsenhorn 2511 m. - rechts im Hintergrund die Leoganger Steinberge - links in der Ferne die Berchtesgadener Alpen] Um 13 Uhr mache ich mich schließlich aber dann doch an den Abstieg – denn der Weg zurück nach St. Ulrich ist noch weit! Es sind nicht nur die reinen 1700 Höhenmeter, sondern vor allem die große Distanz und die Rauheit des Lastales, die den Ausschlag geben, dann doch irgendwann aufzubrechen. 4 Stunden stehen auf einem Wegweiser knapp unterhalb des Gipfels, 3,5 Stunden gibt mein Führer an – na wir werden ja sehen. Den Markierungen folgend, steige ich vom Gipfel zunächst über eine kleine Geröllflanke ein Stück bergab, bis zum Beginn eines markanten Bandes. Auf dem Band (landschaftlich herausragend schön!) geht es weiter bis zu einem markanten Felsturm. [Bild: „Little Brenta“ in Österreich] Anschließend leiten die Markierungen in einem Bogen über zerklüftetes Karstgelände und nach kurzer Zeit stoße ich wieder auf den Aufstiegsweg. [Bild: Über schuttiges Karstgelände geht es wieder in die Mitterhorn Westflanke] [Bild: Seehorn 2155 m. (im Schatten) - Rothörnl 2394 m. - Östliches Rothorn 2403 m. und Großes Rothorn 2404 m.] In zahlreichen Windungen steige ich über die geröllbedeckten Felsstufen der gebänderten Westflanke abwärts, bis zum Punkt 2407 m. Dort angekommen, wende ich mich nach links und folge der ausgeschilderten Route Richtung Lastal. Auf einem gerölligen Pfad geht es zunächst quer durch die Westflanke des Großen Hinterhorns. [Bild: In der gerölligen Westflanke des Großen Hinterhorns - in der Tiefe das (noch weit entfernte) Lastal] Nach kurzer Zeit leiten die Markierungen um eine Geländekante herum, von wo aus ich einen fantastischen Ausblick zum Felsgebilde „Nackter Hund“ (2372 m.) sowie zum Reifhorn (2488 m.) habe. [Bild: Links der Nackte Hund 2372 m. (Klettersteig) und rechts daneben das Große Reifhorn 2488 m. - rechts in der Ferne die Leoganger Steinberge] Ein gerölliges Band vermittelt den Zugang zum oberen Ende eines begrünten Schrofenrückens. Auf ihm steige ich weiter abwärts, schließlich geht es quer nach links (Osten) in die Südflanke des Großen Hinterhorns. [Bild: Auf einem Geröllband geht es schließlich quer in die Mitterhorn Südflanke - im Hintergrund das Wehrgrubenjoch mit dem darüber aufragenden Großen Reifhorn 2488 m. - links der Nackte Hund 2372 m.] [Bild: Über diese schroffen Felsflanken geht es bergab] [Bild: Das Wehrgrubenjoch bricht mit einer imposanten Felsmauer zur Schneegrube ab - links das Große Reifhorn 2488 m.] Im Folgenden geht es in zahlreichen Windungen über die ziemlich steile, mitunter unangenehm-abschüssige (!) sowie ziemlich ruppige Geröll- und Schrofenflanke (unterbrochen von einzelnen Felsstufen) abwärts. [Bild: Tiefblick über die Südflanke des Großen Hinterhorns Richtung Schneegrube] Ausgeprägte Trittsicherheit ist hier unbedingt von Nöten – stetige Konzentration und Umsicht sowieso. Zwar geht es so relativ schnell bergab, einen Fehler bzw. Ausrutscher darf man sich in dem gerölligen Schrofengelände aber auch nicht leisten. [Bild: Abstieg über die schroffe und abschüssige Mitterhorn Südflanke] Mark Zahel schreibt hierzu: „Geschickt nutzt die Route Schwachstellen [der Südflanke] aus (…)“ – und in der Tat, beim Blick zurück kann man sich nicht vorstellen, dass da ein relativ einfacher Bergpfad durchführt! Nach einiger Zeit verliert die Flanke schließlich deutlich an Steilheit und ich erreiche die Schneegrube. [Bild: Knapp oberhalb der Schneegrube - bei den großen Felsblöcken geht es nach rechts bergab ins Lastal] Über Geröll und Blockwerk geht es zunächst quer durch das Kar. Am linken (südöstlichen) Rand der Schneegrube stoße ich schließlich auf einen einfachen Bergweg. Auf ihm steige ich über eine begrünte Schrofenflanke abwärts ins Lastal. [Bild: Abstieg ins Lastal - bis nach St. Ulrich ist es noch weit!] [Bild: Blick zur Südflanke des Großen Hinterhorns (Mitterhorn) - kaum vorstellbar, dass da ein relativ einfacher Pfad durchführt] Über einen mäßig steilen Geröllhang geht es weiter bergab, während nun auch die Vegetation wieder zunimmt. [Bild: Im oberen Teil des Lastales] Zwischen Latschenkiefergewächsen leitet der Steig über begrünte Schrofenflanken weiter abwärts. Unterhalb mächtiger Felswände (Ausläufer der Geiselhörner) geht es – mal eben, mal absteigend – entspannt dahin. [Bild: Blick zurück zur Südflanke des Großen Hinterhorns - deutlich ist unteressen der Wegverlauf zu erkennen] [Bild: Der gute Bergpfad führt an latschenbewachsenen Gras- und Schrofenflanken entlang] Die Ausblicke zum vom Ulrichshorn bis zum Rothörnl verlaufenden Gebirgskamm sind unterdessen grandios – was für eine Linie! – kaum zu glauben, dass da ich da noch vor ein paar Stunden drüber gewandert bin. In Serpentinen steige ich unterdessen über eine Geröllflanke weiter abwärts, im mittleren Lastal (ca. 1400 Meter Höhe) erreiche ich schließlich die Baumgrenze. [Bild: Über diesen Geröllhang geht es weiter bergab] [Bild: Links das Seehorn 2155 m. sowie rechts das Rothörnl 2394 m. - über den Grat dazwischen verläuft der Nuaracher Höhenweg] [Bild: Auf einem einfachen Bergweg geht es im Wald weiter abwärts] In mehr oder weniger dichtem Bergwald folge ich dem Weg ca. 250 Höhenmeter bergab bis zum Beginn eines markanten Bergrückens. [Bild: Über diesen Bergrücken geht es weiter bergab] Dieser – manchmal „Spanneck“ genannte – Rücken trennt zwei wilde Gräben voneinander und vermittelt den weiteren Abstieg. [Bild: Blick zurück über den Bergrücken (Spanneck) - im Hintergrund Rothörnl 2394 m. - Großes Rothorn 2404 m. - Östliches Rothorn 2403 m. - Weißleithörnl 2075 m. und Großes Hinterhorn (Mitterhorn) 2506 m. - von links nach rechts] In angenehmer Kammwanderung geht es weiter bergab und zuletzt wieder in dichten Bergwald. [Bild: Idyllisches Lastal] In ihm leitet der einfach begehbare Weg weiter abwärts, schließlich wird aus dem Bergpfad eine breite und flache Fahrstraße. [Bild: Auf einer schottrigen Fahrstraße geht es talauswärts] Der Rest ist Formsache – Auf der schottrigen Fahrstraße geht es weiter und schließlich erreiche ich freies Wiesengelände. [Bild: Von links nach rechts: Ulrichshorn 2050 m. - Rothörnl 2394 m. - Großes Rothorn 2404 m. und Großes Hinterhorn 2506 m. - über all diese Gipfel führt der Nuaracher Höhenweg - was für eine Tour!] Die Schotterstraße läuft im Ortsteil Weißleiten aus – auf Wanderwegen und asphaltierten Straßen geht es letztlich in etwa einer halben Stunde zurück nach St. Ulrich – ein Kreis schließt sich. Apropos – vom Gipfel des Großen Hinterhorns bis nach St. Ulrich habe ich inklusive aller Pausen 3 Stunden und 20 Minuten gebraucht – für die gesamte Tour exakt 10,5 Stunden. Wenn man alle Trink-, Foto- und Gipfelpausen (u.a. die einstündige Gipfelrast auf dem Großen Hinterhorn) weglässt, war ich doch eigentlich recht flott unterwegs. [Bild: Während ich zurück nach St. Ulrich wandere, fällt der Blick in Richtung Ulrichshorn 2050 m. - rechts dahinter das Große Hinterhorn (Mitterhorn) 2506 m.] Mark Zahel nennt den Nuaracher Höhenweg eine „Grandiose Kammroute über ein halbes Dutzend Gipfel“ – für einen User auf hikr.org ist es „eine Tour, die man gemacht haben muss.“ – und ich sage: Ja! – der Nuaracher Höhenweg ist einer der schönsten Höhenwege der Nördlichen Kalkalpen! – Es ist eine wirklich herausragend schöne Grattour und Gipfelüberschreitung. Der Nuaracher Höhenweg ist lohnend in jeder Hinsicht – dies gilt sowohl für die grandiosen landschaftlichen Kontraste (auf der einen Seite die herbe Schönheit der rauen und wild-schroffen Loferer Steinberge sowie auf der anderen Seite die grünen Täler und Berge ringsherum), als auch für die weiten Ausblicke in Richtung Chiemgauer Alpen, Berchtesgadener Alpen und Hohe Tauern. 6 Gipfel (je nach Definition auch 5-8 Gipfel) werden während der Tour bestiegen, es kommen also nicht nur Genussbergsteiger – die eine Vorliebe für raue Karstlandschaften haben – sowie Liebhaber rassiger Höhenrouten voll auf ihre Kosten, sondern auch Gipfelsammler! Wer alpine Kammrouten mag und gar nicht genug vom Gipfelbergsteigen haben kann, der wird vom Nuaracher Höhenweg absolut begeistert sein! [Bild: Blick beim Abstieg vom Großen Hinterhorn zum Östlichen Rothorn 2403 m. - links daneben das Rothörnl 2394 m. - links das Seehorn 2155 m.] |