2013 – Hirschwiese (2114 m.) - Watzmann-Umrundungstefanmitterer.deSchwierigkeit: F oder L (T2-3 oder W2-3) Charakter: Lange, landschaftlich großartige Bergtour, die technisch gesehen kaum Schwierigkeiten aufweist, jedoch nur bei guten Verhältnissen begangen und konditionell nicht unterschätzt werden sollte. Der Weg von der Wimbachbrücke durch das Wimbachtal zur Wimbachgrieshütte ist ein – über weite Strecken eben verlaufender – vielbegangener, stark ausgebauter Bergsteig, der keinerlei technische Schwierigkeiten oder Gefahren aufweist (Auf- bzw. Abstieg auch bei schlechtem Wetter sowie Dunkelheit gut möglich). Die – je nach Kondition – etwa 2-3 stündige Wanderung durch das von langen Schuttströmen geprägte Wimbachtal ist landschaftlich sehr eindrucksvoll (die gigantische Watzmann Westwand, die bizarren Ramsaudolomit-Erosionsruinen der Palfelhörner sowie die wild-schroffen Steilflanken und Felswände der Hochkalter-Hocheisgruppe bilden den entsprechenden Rahmen) und für sich alleine bereits eine lohnendswerte Tour. Der Aufstieg von der Wimbachgrieshütte zum Trischübelpass ist etwas schwieriger, Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich – im Bereich des Banngrabens muss nämlich eine schroffe, etwas abschüssige und steinschlaggefährdete Geröllflanke gequert werden (Fixseil! - vermutlich das Resultat eines Bergsturzes in der Vergangenheit) – ansonsten einfach begehbare, stets gut markierte und ausgeschilderte Alpenvereinssteige. Der Aufstieg vom Trischübelpass zum Gipfel der Hirschwiese (ca. 350 Höhenmeter sowie 1,5 Stunden extra) ist äußerst empfehlenswert, sollte jedoch nur bei entsprechenden Zeitreserven angegangen werden (bei einer – wie hier beschriebenen – Übernachtung in der Wimbachgrieshütte hat man deutlich mehr Zeit und kann die Tour viel entspannter angehen). Ein nicht durchgehend markierter Pfad – der jedoch ausgeschildert und stets deutlich zu erkennen ist – führt über die nordöstlich vom Pass aufragenden grasigen Steilschrofen in Richtung Gipfel. Kletterei ist nirgends erforderlich, nichtsdestotrotz verlangen die teils ziemlich steilen und ausgesetzten Grasflanken und leicht felsigen Schrofen absolute Trittsicherheit sowie ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit. Bei Nässe ist die Tour heikel und gefährlich – Vorsicht auch bei Altschneefeldern im Frühsommer! Auf dem weiten, von ebenen Grasflächen geprägten Gipfel (idealer Platz für ein Biwak im Freien) hat man eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Berge der Berchtesgadener Alpen (Watzmann Südspitze und Ostwand in unmittelbarer Nähe! – Wimbachtal, Großer Hundstod, Steinernes Meer, Königssee, atemberaubender Tiefblick ins Hocheis! – u.a.) – ein wahrlich idyllisches und schönes Fleckchen Erde im Herzen des Nationalparks! Der Abstieg vom Trischübelpass nach St. Bartholomä erfolgt auf einem anspruchsvollen Bergsteig (teilweise Holzleitern), der jedoch für halbwegs erfahrene Wanderer problemlos zu bewältigen ist. An der Sigeretplatte kurzzeitig (und überraschend) relativ ausgesetztes Gelände (gute Holztritte und Drahtseile) – Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich. Der weitere Abstieg durch das Schrainbachtal, vorbei an der Schrainbachalm Richtung Königssee und weiter nach St. Bartholomä, ist schließlich identisch mit dem Saugassen-Weg zum/vom Kärlingerhaus und nur mehr Formsache. Auch während diesem Wegstück immer wieder tolle Ausblicke zu den Hachelköpfen und (weiter unten) in Richtung Königssee (im Südosten die Teufelshörner!). Bei St. Bartholomä endet schließlich die „klassische“ Watzmann-Umrundung – die anschließende Bootsfahrt über den Königssee ist die Krönung dieser relativ einfachen, dafür aber landschaftlich einnehmend schönen Bergtour! Gefahren: Bis zur Wimbachgrieshütte ist die größte Gefahr, bei der Besichtigung der Wimbachklamm bei einem Ausrutscher auf den nassen Holzstufen auf die Nase zu fallen – ansonsten keinerlei „Gefahren“ im gesamten Wimbachtal – wenn man denn den markierten Alpenvereinsweg nicht verlässt! Beim Aufstieg von der Wimbachgrieshütte zum Trischübelpass im Bereich des Banngrabens eine schroffe, mehr oder weniger abschüssige Geröllflanke, die zwar durch ein Fixseil versichert ist (Stand Juni 2013), wobei allerdings die Steinschlaggefahr jedem klar sein sollte – daher diese Stelle zügig hinter sich bringen! Ansonsten in der Regel breite, gut ausgebaute und durchgehend markierte Bergwege (abgesehen von einem kurzen Stück auf den Schuttströmen des hinteren Wimbachtales), die praktisch keine Gefahren aufweisen. Der Aufstieg vom Trischübelpass zur Hirschwiese erfolgt über ziemlich steile, teilweise abschüssige Gras- bzw. Schrofenflanken. Ohne die entsprechende Trittsicherheit sollte man diesen Gipfel besser auslassen. Bei Nässe oder Schneelage (Altschneefelder im Frühsommer bzw. Herbst) wird der Aufstieg rasch heikel bis gefährlich! Der Abstieg vom Trischübelpass über die Sigeretplatte und das Schrainbachtal nach St. Bartholomä ist bei entsprechender Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Bergerfahrung objektiv ungefährlich – dennoch sollte man beachten, dass man durch unüberlegtes Handeln, eigene Fehler und Fahrlässigkeit (subjektive Gefahren!) natürlich auch hier zu Schaden kommen kann. Selbstverständlich sind das Wetter sowie die aktuellen Wegverhältnisse ebenfalls angemessen zu berücksichtigen. Eine eventuelle Rückkehr zur Wimbachbrücke auf dem gleichen Weg (Abstieg durch das Wimbachtal) ist nämlich auch bei schlechtem Wetter jederzeit möglich. 12. Juni - 13. Juni 2013 Zwei-Tages-Tour in die Berchtesgadener Alpen. Vom Parkplatz Wimbachbrücke über die Wimbachklamm ins Wimbachtal. Am Wimbachschloss vorbei, geht es durch das Wimbachtal zur Wimbachgrieshütte. Am nächsten Tag Aufstieg zum Trischübelpass und Besteigung der Hirschwiese. Anschließend Abstieg vom Trischübelpass über Sigeretplatte und Schrainbachtal nach St. Bartholomä am Königssee. Privat organisierte Tour - alleine begangen [Bild: Auf dem weiten Gipfelplateau der Hirschwiese 2114 m. - im Hintergrund die Watzmann Südspitze 2712 m.] 1. Tag Wimbachbrücke - Wimbachklamm - Wimbachtal - Wimbachschloss - WimbachgrieshütteDie Hirschwiese (2114 m.) – auch Hirschwieskopf genannt – ist einer jener Berge, die praktisch nur aufgrund ihrer Aussicht bestiegen werden, befindet sie sich doch geradezu in idealer Position, um einen einmaligen Ausblick in die gewaltige Watzmann Ostwand zu ermöglichen (Watzmann Südspitze als eindrucksvolles Horn direkt gegenüber!). Die Hirschwiese befindet sich südlich der Watzmann Südspitze (getrennt von der Schönfeldschneid durch die Scharte 1985 m.), am östlichen Abschluss des Wimbachtales, nordöstlich des Trischübelpasses sowie am obersten Ende des Eisbachtales (Hocheis) – in der Kernzone des Nationalparks der Berchtesgadener Alpen. Der von allen Seiten steil und durchaus eindrucksvoll wirkende Gipfel lässt sich vom Trischübelpass aus auf einem ausgeschilderten und weitgehend markierten Steig über grasige Schrofenflanken besteigen – dies ist auch der einzige regelmäßig begangene Weg an der Hirschwiese. Zu möglichen anderen Routen ist wenig bis überhaupt nichts bekannt, lediglich aus dem Hocheis bestehen (ziemlich alpine und schwierige!) Möglichkeiten, auf den Hachelgrat zu gelangen. Die Hirschwiese wird fast ausschließlich von Genussbergsteigern und Wanderern – welche die Watzmann-Umrundung angehen – bestiegen. Die Hirschwiese ist zwar schon lange kein Geheimtipp mehr, dennoch ist sie bei weitem kein überlaufener Berg – immerhin liegt sie rund 4-5 Stunden und 1400-1500 Höhenmeter von der Wimbachbrücke sowie von St. Bartholomä entfernt. Sie wird grundsätzlich immer vom Trischübelpass her bestiegen – und die Tour kann auch jedem trittsicheren Bergsteiger empfohlen werden – allerdings gilt es selbstkritisch abzuschätzen, ob Kondition und vor allem Zeit ausreichen, besonders wenn man z.B. auf das letzte Schiff in St. Bartholomä angewiesen ist. An und für sich ist die Hirschwiese einer der schönsten Aussichtsberge der Berchtesgadener Alpen - auf dem ebenen und grasbewachsenen Gipfelplateau lässt es sich bei schönem Wetter wirklich stundenlang aushalten. Und wem die Tour zu einfach ist, der kann sich noch am Übergang zum Großen Hachelkopf (2066 m.) über den Hachelgrat versuchen (weglose Kletterei I-II, 2-3 Stunden hin und zurück, Latschen!) - Die Hirschwiese wird ihrem Namen voll gerecht (der Gipfel ist bei schönem Wetter fast schon klischeehaft idyllisch!), nichtsdestotrotz sind die Aus- und Tiefblicke ins wild-schroffe Hocheis, zum einsamen Großen Hachelkopf, zur imposanten Watzmann Südspitze bzw. in Richtung Ostwand sowie über den Rest der umliegenden Berge (Hoher Göll, Schneibstein, Kahlersberg, Teufelshörner, Funtenseetauern, Steinernes Meer, Selbhorn, Schönfeldspitze, Großer Hundstod, Palfelhörner, Hocheisspitze, Hochkalter u.a.) absolut gigantisch! Die hier beschriebene Tour durch das Wimbachtal zum Trischübelpass und zur Hirschwiese kann indes problemlos zu einer ausgedehnten Mehrtagestour durch das Steinerne Meer erweitert werden, wie der aktuelle Bericht von bergzeit anschaulich zeigt. Neben den jeweiligen Kurzbeschreibungen der einzelnen Etappen findet sich auf der Seite ein GPS-Track, eine topografische Übersichtskarte (inklusive Routenverlauf) und ein exaktes Höhenprofil. [Bild: Hirschwiese 2114 m. - gesehen am Abend von der Wimbachgrieshütte 1327 m.] Was macht man als ambitionierter Bergsteiger, wenn Mitte Juni oberhalb der 2000 Meter Marke noch jede Menge Schnee liegt und die Wettervorhersage nur für 1,5 Tage schönes Wetter vorhersagt: Man fährt ins schöne Berchtesgadener Land und macht die Watzmann-Umrundung! – „back to the roots“ sozusagen, schließlich ist es in der Heimat immer noch am schönsten. Und damit bei der Tour auch mein Gipfelhunger nicht zu kurz kommt, will ich die zwei Tage zusätzlich um die Besteigung der Hirschwiese erweitern. Vielleicht ist sogar der Übergang zum Großen Hachelkopf möglich – auch wenn ich das angesichts der noch vorhandenen Schneemengen stark bezweifle. Über die Deutsche Alpenstraße geht es zur Wimbachbrücke bei Ramsau – dem klassischen Ausgangspunkt für alle Watzmann-Aspiranten, egal ob sie den Berg nun überschreiten oder umrunden wollen. Ursprünglich hatte der Wetterdienst für heute zwar wolkiges Wetter vorhergesagt, allerdings sollte es ab Mittag immer mehr aufklaren – weswegen ich auch nicht am Morgen angereist bin. Kurz vor der Wimbachbrücke beginnt es jedoch kräftig zu regnen. Da war mein Versuch – das Wetter auszutricksen – wohl erfolglos. Da ich immerhin keinerlei Zeitdruck habe (es steht heute ja nur der Weg zur Wimbachgrieshütte bevor), warte ich etwas mehr als eine Stunde im Auto auf schöneres Wetter und verfolge die Nachrichten auf Bayern3 – und tatsächlich hört der Regen schließlich auf. Etwas später als vorhergesagt, beginnt es schließlich aufzuklaren. Dem Zustieg zur Wimbachgrieshütte steht nichts mehr im Weg. Von der Wimbachbrücke folge ich den Wegweisern zunächst über asphaltierte Fahrstraßen durch eine Ansammlung von Wohn- und Gasthäusern. Da ich auch der Wimbachklamm einen Besuch abstatten möchte, kaufe ich mir eine entsprechende Passier-Münze (den Eintritts-Chip kauft man am Wimbachlehen („Wimbach´s Wollstadel“), ca. 300 Meter vor Beginn der Klamm – Preis: 2 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei, Gruppenermäßigungen, Öffnungszeiten und weitere Informationen. [Bild: Auf dem Weg zur Wimbachklamm] Anschließend geht es auf einer Schotterstraße in den Wald und zum ausgeschilderten Beginn der Wimbachklamm. [Bild: Interessante Informationstafel über die geologischen Rahmenbedingungen] [Bild: Am Beginn der Wimbachklamm] Diese sich über rund 200 Meter erstreckende Klamm bildet den sich verengenden Ausgang des Wimbachtales, wird vom namensgebenden Wimbach durchflossen und zieht pro Jahr rund 100.000 Besucher an. Aufgrund des vorangegangenen Regens habe ich die Klamm in diesem Fall für mich alleine. Ein paar (geschichtliche) Informationen: Der erste Steg durch die Klamm wurde von Holzarbeitern aus Ramsau zur Holztrift für die Saline angelegt. Nachdem die Trift 1843 eingestellt wurde, können seit 1847 Touristen auf einem mit Brücken und Holzstegen versicherten Weg die Klamm besichtigen. Die Klamm ist nur von unten zugänglich und bietet sich als lohnender Alternativ-Beginn für den Weiterweg zur Wimbachgrieshütte an, wobei die Wimbachklamm auch allein für sich genommen (z.B. bei schlechtem Bergwetter) einen schönen Ausflug darstellt. Eines ist jedoch klar: Wer das erste Mal in Ramsau ist und Richtung Wimbachtal wandern will, für den ist ein Besuch der Klamm ein absolutes Muss! Da ich mich an meinen letzten Besuch der Klamm im Kindesalter nicht mehr erinnern kann, komme ich um einen Besuch natürlich ebenfalls nicht herum. Zwar sind die Holzstege, Geländer und Brücken in der Klamm aufgrund des Regens unangenehm rutschig, da ich das wilde und äußerst beeindruckende Getöse des Wimbachs aber ganz für mich allein habe, genieße ich das Wandern durch die Klamm in vollen Zügen. [Bild: Im mittleren Teil der Wimbachklamm] Es ist wirklich ein sehr eindrucksvolles Erlebnis und Naturschauspiel, das ich jedem empfehlen kann! [Bild: In der beeindruckenden Wimbachklamm] [Bild: Am oberen Ende der Klamm - Blick zurück] Nach der Wimbachklamm stelle ich fest, dass die alternative Umgehung der Wimbachklamm aufgrund eines Erdrutsches gesperrt ist (das galt nur für einen kurzen Zeitraum! – alle Wege sind seit Ende Juni 2013 wieder problemlos begehbar). Anschließend mache ich mich auf den Weg in Richtung Wimbachtal. Auf einer breiten Schotterstraße geht es – nahezu eben – durch Bergwald in südwestliche Richtung. [Bild: Immer wieder laden Bänke und kleine Abstecher zum Wimbach zu einer Pause ein] Immer wieder sind linkerhand Abstecher zum Wimbach möglich, ich bleibe jedoch auf dem Weg und erblicke nach einiger Zeit in der Ferne erstmals die wilden Felszacken der Palfelhörner. Aufgrund des vorangegangenen Regens sind nur sehr wenige Menschen unterwegs, einige haben im Wimbachschloss auf Wetterbesserung gewartet und kommen mir nun entgegen. [Bild: Auf dem Weg zum Wimbachschloss] [Bild: In der Ferne die wilden Palfelhörner - links der Wimbach] Ich folge der schottrigen Fahrstraße immer weiter durch lichten Bergwald – nur unterbrochen von kurzen Lichtungen – , wobei schließlich der Wimbach in den Schuttströmen des „Gries“ langsam verschwindet. [Bild: Der Weg durch das Wimbachtal ist häufig flach und wenig anstrengend] Nach etwas weniger als einer Stunde erreiche ich schließlich das Wimbachschloss (931 m.) [Bild: Wimbachschloss - links der Beginn der Schüttalpelschneid - im Hintergrund die Watzmann Westwand] Dieser private Berggasthof bietet keine Übernachtungsmöglichkeit, ist jedoch in den Sommermonaten (sowie im Winter teilweise an Wochenenden) bewirtschaftet. Viele Wanderer und Ausflügler, denen der Weg zur Wimbachgrieshütte zu weit ist, kehren hier ein. [Bild: Wimbachschloss 931 m.] Und auch wenn das Wimbachschloss an und für sich keinerlei Bedeutung für Bergsteiger hat, so besteht von hier aus immerhin die Möglichkeit, auf einem anspruchsvollen Bergsteig zur Hochalmscharte (1663 m.) zwischen „Am Hund“ und Stanglahnerkopf sowie ggf. weiter über Eisbodenscharte und Schärtenspitze zur Blaueishütte zu wandern. Und wer ganz ausgefallene (Kletter-)Ambitionen hegt, für den ergeben sich an der Alpelwand, der „Schönen Wand“ (ab III-), der Schüttalpelschneid (ab II/II+) sowie der Watzmann Westwand (ab II, sehr schwierige Orientierung) weitere – mehr oder weniger – lohnende, vor allem jedoch extrem (!) einsame Tourenoptionen. Mein heutiges Ziel fällt da diesmal bescheidener aus. [Bild: Blick zum imposanten und so gut wie nie bestiegenen Schottmalhorn 1662 m.] Nach einer kurzen Pause, in der ich u.a. die in ihren Dimensionen kaum fassbare Watzmann Westwand bewundere, setze ich den Aufstieg zur Wimbachgrieshütte fort. Vom Wimbachschloss geht es auf der praktisch ebenen Schotterstraße weiter in südliche Richtung. Von einer größeren Schuttfläche führt der Weg nach kurzer Zeit in den sogenannten Schneelahnerwald. [Bild: Am Beginn des Schneelahnerwaldes] [Bild: Die in ihren Dimensionen kaum fassbare Watzmann Westwand] In diesem lichten Bergwald geht es ein gutes Stück weiter, bis der Weg schließlich in die Mitte des Wimbachtales leitet. [Bild: Herrliches Wandern im Wimbachtal] Nun muss der gewaltige Schuttstrom des „Gries“ – auf einer in der Regel gebahnten Fahrstraße – überquert werden. [Bild: Wimbachgries - rechts im Hintergrund die Palfelhörner] Dieser Wegabschnitt – das Wandern auf dem angenehm weichen Schutt des „Gries“, umgeben von gewaltigen Fels- und Steilflanken – stellt das landschaftliche Highlight im mittleren Wimbachtal dar und bereitet mir viel Vergnügen. [Bild: Auf dem mächtigen Schuttstrom des Wimbachgries] Ein paar geologische Informationen zum Wimbachtal: „Charakteristisch für das Wimbachtal sind riesige Schuttströme, wegen derer der obere Teil des Tales auch Wimbachgries genannt wird. Oben am Talschluss sind sie gut 1,5 km breit. Das Verwitterungsmaterial zieht aus dem Gebiet der Palfelhörner herunter. Der Schutt ist unter dem Einfluss der Schwerkraft ständig, aber kaum je merklich in Bewegung. Nach Starkregenfällen können größere Materialverfrachtungen beobachtet werden. Das Wimbachtal entwässert über den namengebenden Wimbach. Im oberen Tal bestimmen die gewaltigen Schuttströme das Bild. Hier entstehen Zuflüsse oberirdisch, versickern dann aber im Lockermaterial, in dem sie sich unterirdisch vereinen […] Während der Eiszeiten schürften Gletscher das Tal aus und vertieften es. Die Felssohle liegt heute mehr als 300 Meter unter der Oberfläche der den Talgrund ausfüllenden Schuttströme. Vor seiner Aufschotterung war das Wimbachgries vermutlich von einem See erfüllt. Anders als beim Königssee jenseits des Watzmanns, der von festerem Dachsteinkalk umgeben ist, bot der Ramsaudolomit im Bereich des Wimbachtales der Erosion weniger Widerstand“ (Quelle: Wikipedia). Schließlich geht es vom langen Schuttstrom schräg nach links in den Bergwald („Schindelmais“ – zieht vom sogenannten Hochmaiseck nach Nordwesten ins Wimbachtal). [Bild: Im schönen Schindelmais-Wald] In diesem Wald geht es auf breiter Schotterstraße ein Stück dahin (im Frühsommer bei einer Brücke gute Möglichkeit Wasser aufzufüllen bzw. die Füße zu baden), nach kurzer Zeit verlasse ich jedoch den „Schindelmais“. [Bild: Blick über den Schuttstrom des Wimbachgries zum Kleinen Palfelhorn 2073 m. - zum Loferer Seilergraben, zum Sigeretkopf 2066 m. sowie zum Alpelhorn 2254 m.] Während es nun auf dem Schotterweg mäßig steil bergauf geht, habe ich immer wieder schöne Ausblicke über das weite Wimbachtal zu den Palfelhörnern, zum Loferer Seilergraben sowie zur Hocheisspitze. Zwischen dichten Bergkiefern (Pinus mugo subsp. uncinata – Spirke, Hakenkiefer oder auch Aufrechte Bergkiefer genannt, kommt in den Pyrenäen, dem französischen Zentralmassiv, dem Schweizer Jura, in den West- und Schweizer Zentralalpen sowie im Wimbachtal vor) leitet der Schotterweg um die westlichen Ausläufer des Zirbeneck (1794 m.) herum. [Bild: Zwischen dichten Latschen- und Bergkiefern geht es in Richtung Wimbachgrieshütte] [Bild: Kleines Palfelhorn 2073 m. - die brüchige Ramsaudolomit-Bergruine] Nach einiger Zeit mündet der Weg auf einen der mächtigen Schuttströme des „Gries“. [Bild: Blick zurück Richtung Hocheisspitze 2523 m. - Hinterbergkopf 2247 m. - Sittersbachscharte 2113 m. - Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Schönwandeck 2450 m.] Auf ihm geht es unschwierig das letzte Stück zur nahen Wimbachgrieshütte. [Bild: Wimbachgrieshütte 1327 m.] Die Wimbachgrieshütte (1327 m.) – oft auch „Grieshütte“ genannt – ist eine Schutzhütte des Vereins der „NaturFreunde Deutschlands Bezirk München“ und liegt im Talschluss des Wimbachtales in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden, südwestlich unterhalb des Zirbenecks. Die Hütte wurde 1919 von der Ortsgruppe München der NaturFreunde vom Freistaat Bayern gepachtet (bis dahin stand seit 1546 – Angaben im Dachbalken! – die „Griesalm“ oder „Windachhütte“ am heutigen Platz) und zu einer einfachen Bergsteigerunterkunft für 20 Personen ausgebaut. Von 1922-1924 wurde eine neue und größere Hütte errichtet und in den folgenden Jahren stetig verbessert bzw. erweitert. Der günstige Standort zwischen Watzmann und Hochkalter sorgte schon früh für einen großen Andrang der Touristen und Bergsteiger. 1954-1955 wurde die Hütte in etwa auf den heutigen Stand erweitert bzw. umgebaut. Aufgrund der sich stetig erhöhenden Umweltauflagen wurde die Hütte 2001 mit Solaranlagen, einem ergänzenden Blockheizkraftwerk sowie einer modernen Kläranlage ausgerüstet (ökologisch-umweltgerechte Energie- und Wasserversorgung, Trinkwasseraufbereitung und Abwasserentsorgung). Die Wimbachgrieshütte verfügt über 20 Betten- sowie 52 Lagerplätze und ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Die Wimbachgrieshütte kann über verschiedene – teils anspruchsvolle – Wege und Routen erreicht werden. Neben den klassischen Zugängen (Wimbachbrücke 2-3 Stunden, Trischübel von St. Bartholomä 4-6 Stunden) sind die Routen über den Loferer Seilergraben (z.B. vom Ingolstädter Haus) sowie das Hundstodgatterl (z.B. vom Kärlingerhaus) zu empfehlen. Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen Hochkalter, Watzmann und Großem Hundstod bieten sich eine Reihe von landschaftlich großartigen Berg- und Gipfeltouren an: Der Aufstieg zur Watzmann Südspitze (2712 m.) dauert etwa 4-5 Stunden, ist jedoch in diese Richtung nicht unbedingt zu empfehlen – klassischerweise ist die Wimbachgrieshütte das Ziel aller Bergsteiger, die die Watzmann-Überschreitung (vom Watzmannhaus her) geschafft haben und sich nun nach dem „kühlen Nass“ sehnen. Aber auch die vielbegangene Watzmann-Umrundung führt an der Hütte vorbei – zudem verläuft die (vor allem im Winter als Skitour begangene) „Große Reibn“ durch das Wimbachtal. Die am häufigsten begangenen bzw. bestiegenen Gipfel im Umkreis sind der Große Hundstod, die Hirschwiese, das Seehorn sowie das Große Palfelhorn. Vergleichsweise selten bestiegen werden der Schneiber sowie der Watzmann (von Süden). Alle anderen – das Wimbachtal umgebenden bzw. einrahmenden – Gipfel, Fels- bzw. Steilflanken und Grate (Kleines Palfelhorn, Kühleitenschneid, Rotleitenschneid, Hundstodkendelkopf, Griesspitze, Großer Hachelkopf, Gjaidkopf, Roten Balfen u.a.) werden extrem selten oder so gut niemals begangen bzw. bestiegen! Ob nun Tagesausflügler, einfacher Wanderer, erfahrener Bergsteiger oder ambitionierter Kletterer – die Wimbachgrieshütte wird viel besucht und ist von unschätzbarem Wert für alle Menschen, die z.B. einen anstrengenden Hüttenübergang oder eine anspruchsvolle Gipfelbesteigung vorhaben. Die Wimbachgrieshütte ist eine der wichtigsten und am schönsten gelegenen Berghütten der Berchtesgadener Alpen – sie wird ihre Bedeutung für Wanderer und Bergsteiger auch in Zukunft wahren. Inklusive der Wimbachklamm und aller Pausen habe ich 2 Stunden und 15 Minuten für den Weg gebraucht. Nachdem ich mir meinen Lagerplatz besorgt habe, verbringe ich den restlichen Abend damit, das wirklich großartige Panorama vor der Hütte (inklusive einer kleinen Exkursion „Auf dem Gries“ – AV-Karte) zu bewundern. [Bild: Wimbachgrieshütte 1327 m.] Beim Anblick der wilden Felswände und Steilflanken von Rotleitenschneid, Hundstodkendelkopf, Kühleitenschneid, Hocheisspitze, Hinterbergkopf, Steintalhörnl und Ofentalhörnl – und dem Bewusstsein, dass viele dieser Gipfel manchmal monatelang keinen Besucher sehen – gerate ich beinahe ins Schwärmen. Doch ein Gipfel hat es mir besonders angetan – das Kleine Palfelhorn (2073 m.) – was für ein wilder, großartiger Berg. Der Anblick dieser unzähligen, brüchig-schroffen Felszacken –, Zinnen – und Türme - einfach unfassbar! Schon der Zeller-Führer (der Vorläufer der heutigen AV-Führer) notierte 1911 über das Kleine Palfelhorn – die Ramsaudolomit-Bergruine –: „Gehört zweifellos zu den bizarrsten, abenteuerlichsten Felsgestalten der Nördlichen Kalkalpen.“ Und auch der heutige Alpenvereinsführer schreibt: „In seiner wilden Zerrissenheit einer der eigenartigsten Berge der Nördlichen Kalkalpen. Durch seinen brüchigen Aufbau ist seine Besteigung kein ungefährliches Unterfangen und sollte nur von in brüchigem Gestein erfahrenen Bergsteigern unternommen werden“, 2-3 Stunden vom Einstieg aus dem Loferer Seilergraben, auf der leichtesten Linie Kletterei II bis II+ in extrem (!) brüchigem Fels, totale Einsamkeit garantiert). [Bild: Kleines Palfelhorn 2073 m. - Alpelhorn 2254 m. und Hocheisspitze 2523 m.] [Bild: Kleines Palfelhorn 2073 m. - was für ein großartiger, wilder Berg!] Den berühmten Erstbesteiger vieler Ostalpen-Berge – Hermann von Barth – veranlasste der Anblick der Palfelhörner und des hintersten Wimbachtales zu folgenden Worten (nachdem er bei einem Besteigungsversuch des Großen Palfelhorn abgestürzt war!): „Aufgerissen bis in seine innersten Eingeweide umfängt der Mauerkranz das amphitheatralisch an seinem Fuße hingebreitete Trümmermeer.“ (zitiert aus „Vergessene Pfade um den Königssee“ – Joachim Burghardt). Dem ist nichts hinzuzufügen! [Bild: Die Wimbachgrieshütte wird überragt vom einsamen Zirbeneck 1794 m.] [Bild: Rotleitenschneid 2229 m. und Hundstodkendelkopf 2396 m.] [Bild: Hocheisspitze 2523 m. - Hinterbergkopf 2247 m. - Sittersbachscharte 2113 - Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Schönwandeck 2450 m. - von links nach rechts] Als sich einige Zeit später die dunklen Türme der Palfelhörner gegen den noch leicht hellen Abendhimmel abheben, wird mir klar – diesen Berg will ich irgendwann auch einmal besteigen, definitiv! [Bild: Kleines Palfelhorn 2073 m.] Nach ein paar wirklich großartiger Stunden vor der Wimbachgrieshütte gehe ich schließlich schlafen. Mein morgiges Ziel – die Hirschwiese (2114 m.) – ist im Vergleich mit dem Kleinen Palfelhorn (hinsichtlich der Anforderungen) zwar eher bescheiden, landschaftlich dürfte der nächste Tag aber ebenfalls kaum zu übertreffen sein! 2. Tag Wimbachgrieshütte - Wimbachtal - Banngraben - Trischübelpass - Hirschwiese - Trischübelpass - Sigeretplatte - Schrainbachalm - St. BartholomäAm nächsten Morgen mache ich mich schon früh auf den Weg Richtung Trischübelpass. Um kurz nach 6 Uhr trete ich vor die Hütte und mir wird klar, dass der heutige Tag wie erhofft sehr schön werden wird – die imposanten Felswände und Steilflanken von Kühleitenschneid, Hocheisspitze, Steintal- und Ofentalhörnl leuchten in angenehm-hellen Farben, während der Himmel strahlend blau ist. Einem tollen Tourentag steht nichts im Wege! Von der Wimbachgrieshütte geht es zunächst auf dem ausgeschilderten Schotterweg Richtung Trischübelpass in einen Bergwald. Nach kurzer Zeit führt der Weg aus dem Wald heraus und zwischen lichten Kiefern geht es ein Stück weiter auf die Felsbastion der Rotleitenschneid zu. In einem Bogen führt der Weg über den breiten Schuttstrom des oberen Gries („Auf dem Gries“) wieder in einen lichten Bergwald. [Bild: Blick über den Schuttstrom des Wimbachgries in Richtung Trischübel - links vom Pass die Hirschwiese] Links vom Schuttstrom geht es auf einem schmalen Weg zwischen Kiefergewächsen nördlich an der sogenannten „Kirche“ vorbei und nach kurzer Zeit wieder auf das Wimbachgries. [Bild: Im oberen Wimbachtal - beeindruckend, wie sich die Bäume (Latschen- und Bergkiefern) trotz der Kargheit der Landschaft behaupten] Ich folge den Markierungen (an kahlen Baumstämmen!) in südwestliche Richtung über die gewaltigen Schuttströme – nur hin und wieder von kurzen Gras- und Latschenflächen – bzw. Erhebungen unterbrochen – bis zu einer Wegeteilung. [Bild: Auf dem Wimbachgries] [Bild: Griesspitze 2257 m. und Watzmann Südspitze 2712 m.] [Bild: Hirschwiese 2114 m. und Trischübelpass 1764 m.] [Bild: Es gibt viele Ziele, die man im Wimbachtal ansteuern kann] Links beginnt der Aufstieg zur Watzmann Südspitze, rechts geht es zum Trischübel. Logischerweise folge ich weiter dem Weg über die Schuttströme des hinteren Wimbachgries in Richtung Pass. [Bild: Rote Balfen 1869 m.] [Bild: Blick zum Trischübelpass 1764 m.] Durch lichte Kiefernwälder geht es Stück genau auf den Trischübelpass zu, nach einiger Zeit leitet der Weg jedoch in Richtung Nordosten. Über nur mäßig steile Blockwerkhänge steige ich weiter aufwärts und lasse schließlich das Wimbachgries hinter mir. [Bild: Über Blockwerkhänge steige ich weiter aufwärts in einen Bergwald - links im Hintergrund die Watzmann Südspitze 2712 m.] In einem Bergwald geht es auf gutem Steig in Serpentinen empor auf die gerölligen Flanken des Banngrabens. Dieser von der Scharte (1985 m.) zwischen Schönfeldschneid und Hirschwiese nach Westen abfallende Graben ist weiter oben praktisch unzugänglich. Nichtsdestotrotz vermitteln seine Geröll- und Blockwerkflanken den schnellsten Zugang zum Pass. Ich folge dem Weg in Richtung einer rötlichen Felswand und quere dabei ein Geröllfeld sowie eine grasige Steilflanke. [Bild: Die rötliche Felswand vor Augen, geht es über die gerölligen und teilweise bewachsenen Flanken des Banngrabens in südliche Richtung] Nach kurzer Zeit weist mich ein Schild auf die vorhandene Steinschlaggefahr auf – es gilt, das kommende Geröllfeld zügig zu queren. [Bild: Blick zurück über einen Teil des Aufstiegsweges] [Bild: Blick über das noch im Schatten liegende Wimbachtal - im Hintergrund Palfelhörner, Hocheisspitze, Hinterbergkopf, Sittersbachscharte, Steintalhörnl, Ofentalhörnl und Hochkalter] Ein Fixseil gibt zusätzliche Sicherheit, da der Weg auf einem kurzen Abschnitt durch einen Bergsturz (unterhalb der rötlichen Wand) beschädigt worden ist (Stand Juni 2013). [Bild: Hier ist Trittsicherheit bereits unbedingt erfoderlich] [Bild: Der vorangegangene Bergsturz ist klar erkennbar - Vorsicht wegen Steinschlag!] [Bild: Blick zurück zu der gerölligen und etwas abschüssigen Querung] Nachdem ich diese etwas schwierigere Stelle hinter mich gebracht habe, leitet der nun wieder breite Schotterweg unterhalb eindrucksvoller Felswände entlang (teilweise Drahtseile – aber nicht ausgesetzt) bis zu einer Holzbrücke. [Bild: Auf dem Weg zum Trischübel] [Bild: Blick zum kühnen Horn der Rotleitenschneid - der höchste Punkt befindet sich dahinter, in der Mitte eines langen Grates] Anschließend geht es auf gutem Steig in einen lichten Bergwald und in diesem weiter bergauf zum Trischübelpass (1764 m.) [Bild: Durch einen Bergwald geht es das letzte Stücke bergauf zum Trischübel] Ich folge dem ausgeschilderten Pfad Richtung Hirschwiese zur nahen Trischübel-Diensthütte (1799 m.), von wo aus man den besten Überblick über den Pass hat. Der Trischübel („Türschwelle“) ist einer der bedeutendsten Pässe der Berchtesgadener Alpen und die Nahtstelle zwischen Watzmann und Steinernem Meer. Zudem ermöglicht er den Übergang vom Königssee ins Wimbachtal. Die Umrundung des Watzmann-Massivs - eine der beliebtesten und dabei weniger schwierigen Touren der Berchtesgadener Alpen - erreicht hier ihren höchsten Wegpunkt (es sei denn, man besteigt noch die über dem Pass aufragende Hirschwiese 2114 m.) - Abgesehen davon, ist der Trischübelpass Dreh – und Angelpunkt für den Aufstieg zum Hundstodgatterl bzw. für den weiteren Weg Richtung Steinernes Meer. Von der Diensthütte hat man unterdessen bereits eine großartige Aussicht: Im Nordwesten die Palfelhörner und die imposante Hocheisspitze. Im Südwesten das wild-schroffe Horn der Rotleitenschneid und anschließend (entfernter) der Große Hundstod. Im Süden die einsamen Felsgipfel von Gras- und Gjaidkopf. In der Ferne im Südosten schließlich der Funtenseetauern und die Teufelshörner. Ich mache etwa 15 Minuten Pause und genieße die fantastische Aussicht. Der Trischübelpass ist in meinen Augen – ähnlich wie der Funtensee-Kessel – ein ungemein idyllischer Ort, an dem man sich wirklich „drinnen“ im Gebirge fühlt – ein Stück „heile Welt“, ein Ort, an dem man es lange wirklich aushalten kann. [Bild: Bei der Trischübel-Diensthütte 1799 m. - im Hintergrund Graskopf 2094 m. - Großer Hundstod 2594 m. - Hundstodkendelkopf 2396 m. und Rotleitenschneid 2229 m. - von links nach rechts] [Bild: Gjaidkopf 2268 m. und Graskopf 2094 m.] Schließlich mache ich mich aber dann doch auf den Weg, die Hirschwiese zu besteigen – Neugier und Gipfelhunger sind einfach zu groß! [Bild: Auf geht's Richtung Gipfel] Von der Trischübel-Diensthütte folge ich dem deutlich erkennbaren Weg zunächst in östliche Richtung. Gleich zu Beginn geht es ordentlich zur Sache – der nur spärlich markierte Pfad ist relativ steil, aber problemlos begehbar. Über grasbewachsene Schrofenhänge geht es aufwärts zu einem roten Markierungspfeil. Im Folgenden leitet der Pfad – teilweise in Kehren – an steilen Felsstufen entlang bergauf bis zum Beginn einer großen und ziemlich steilen Grasflanke. [Bild: Der Pfad ist durchgehend steil, aber gut zu begehen] [Bild: In der Südwestflanke der Hirschwiese - rechts das Tabakmannl] Anschließend geht es auf gutem – aber verhältnismäßig schmalem – Pfad schräg nach rechts aufwärts in Richtung der Felsen (Tabakmannl). Allerdings gilt es nicht auf die markante Einschartung zwischen Tabakmannl (2021 m.) und Hirschwiese zuzuhalten – sondern in einem Linksbogen direkt in nördliche Richtung weiterzugehen – klingt kompliziert, ist es aber nicht – die Pfadspur ist stets deutlich und problemlos zu erkennen! Allerdings muss westlich des Tabakmannls ein ziemlich hartes Altschneefeld (teilweise ausgesetzt) gequert werden – ohne Steigeisen und bei der Steilheit des Geländes ziemlich unangenehm (Achtung: ist der Aufstieg zur Hirschwiese nicht schneefrei, sind die Anforderungen und subjektiven Gefahren deutlich höher!). [Bild: Steiles und recht unangenehmes Altschneefeld] Daraufhin leitet der Weg rechts unterhalb von einer markanten Felswand und oberhalb steiler Grasflanken weiter aufwärts, wobei wenig später erneut ein – diesmal recht steiles – Altschneefeld den Aufstieg erschwert (bei Schneelage erhöhte Vorsicht!). [Bild: Unterhalb dieser Felswand geht es auf dem schmalen Pfad in Richtung Gipfelaufbau - das zweite steile Schneefeld ist bereits zu sehen] [Bild: Steiles, leicht ausgesetztes Gelände - ohne das Altschneefeld ist es deutlich weniger schwierig] Oberhalb erreiche ich ein grasiges Plateau, von dem ich bereits eine hervorragende Aussicht zum Großen Hundstod, zur Schönfeldspitze, zum Selbhorn und in Richtung Steinernes Meer habe. Zwar ist der weitere Aufstieg vorgegeben, allerdings befindet sich der Weg noch unter größeren Altschneeresten (und das Mitte Juni), dadurch heißt es nun, sich weglos eine günstige Route über die grasigen und von Felsen durchsetzten Schrofenhänge des Gipfelaufbaus zu suchen. [Bild: Hirschwiese Gipfelaufbau] Ohne größere Schwierigkeiten steige ich zügig bergauf und erreiche schließlich das weite Gipfelplateau. [Bild: Auf dem weiten Gipfelplateau der Hirschwiese - links die imposante Watzmann Südspitze 2712 m. - links vom Gipfelkreuz die Watzmann Kinder sowie der Kleine Watzmann] Über das grasige Plateau und ein letztes ebenes Schneefeld geht es zum nahen Gipfel der Hirschwiese (2114 m.) – direkt an der Abbruchkante ins Hocheis. [Bild: Ankunft am Gipfel der Hirschwiese - links Watzmann Südspitze 2712 m. und Ostwand] [Bild: Auf dem Gipfel der Hirschwiese 2114 m. - links die Watzmann Südspitze 2712 m. mit der 1800 Meter hohen Ostwand] Am Gipfel angekommen, beginnt das große Staunen – die gewaltige Watzmann Südspitze (als imposantes Horn!) liegt im Norden direkt gegenüber. Ebenfalls sagenhaft ist der Blick in die gewaltige, 1800 Meter hohe Ostwand (auch wenn der Ausblick vom Großen Hachelkopf etwas besser sein dürfte) sowie zur Schönfeldschneid. Rechts anschließend befinden sich – etwas entfernter – die Watzmann Kinder sowie der Kleine Watzmann. Weiterhin ist der Tiefblick ins wild-schroffe Hocheis absolut atemberaubend. Im Nordosten ist ein Stück vom Königssee zu sehen, dahinter erkenne ich den Hohen Göll, den Schneibstein, den Kahlersberg, Teile des Hagengebirges sowie die Teufelshörner. Im Südosten/Süden der Funtenseetauern (davor der Simetsberg), das Selbhorn, das Steinerne Meer und die Schönfeldspitze. Im Südwesten der breite Gjaidkopf, die Hundstodgrube sowie darüber der wuchtige Große Hundstod. Fantastisch ist darüber hinaus auch der Tiefblick ins weite Wimbachtal bzw. zu den darüber aufragenden Felsgipfeln der Palfelhörner, der Hocheisspitze sowie des Hochkalters. Bei absolutem Kaiserwetter bleibe ich deutlich über eine Stunde auf dem schönen Gipfel, schaue, fotografiere, bin mit mir und der Welt im Reinen. Zwar kundschafte ich noch den möglichen Übergang über den Hachelgrat zum Großen Hachelkopf aus, aufgrund der noch vorhandenen Schneemengen auf dem Grat verschiebe ich dieses Vorhaben jedoch auf ein andermal. Wahrlich – die Hirschwiese kann zwar mit Bergen vom Kaliber eines Watzmanns nicht mithalten, dafür ist dies einer der schönsten Gipfel, auf denen ich bisher gewesen bin. Man sitzt auf der idyllischen Gipfelwiese bzw. am wild-schroffen Abbruch ins Hocheis und freut sich über die einen umgebende grandiose Bergwelt der Berchtesgadener Alpen. „Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land“ – das berühmte Ganghofer-Zitat bringt es wohl am besten auf den Punkt! [Bild: Tiefblick ins wild-schroffe Hocheis - rechts der Königssee] [Bild: Watzmann Südspitze 2712 m. mit Schönfeldschneid - in der Mitte die grandiose, 1800 Meter hohe Ostwand - rechts die Watzmann Kindern sowie der Kleine Watzmann] [Bild: Schönfeldspitze 2653 m. - Steinernes Meer, Selbhorn 2655 m. - Funtenseetauern 2578 m. (davor Simetsberg 1889 m.) und Teufelshörner - von rechts nach links] [Bild: Watzmann Griesspitze 2257 m. - im Hintergrund Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Hochkalter 2607 m.] [Bild: Großer Hachelkopf 2066 m. - davor der Hachelgrat - links ein Teil des Königssees - im Hintergrund Schneibstein 2276 m. - Kahlersberg 2350 m. - Hagengebirge und Teufelshörner] [Bild: Auf dem Gipfel der Hirschwiese 2114 m. - im Hintergrund der alles dominierende Watzmann] [Bild: Großer Hachelkopf 2066 m. mit den düsteren Hachelwänden - links das Eisbachtal und ein Teil des Königssees - im Hintergrund Hoher Göll 2522 m. - Schneibstein 2276 m. - Kahlersberg 2350 m. - Hagengebirge und Großes Teufelshorn 2361 m.] [Bild: Gjaidkopf 2268 m. - Großer Hundstod 2594 m. und Hundstodkendelkopf 2396 m.] [Bild: Blick zur grandiosen Watzmann Südspitze 2712 m. mit der Schönfeldschneid im Profil - rechts die 1800 Meter hohe Ostwand - links die Griesspitze 2257 m. und dahinter der Hochkalter 2607 m.] [Bild: Hirschwies' Gipfel 2114 m. - rechts der Große Hachelkopf 2066 m. - im Hintergrund Hoher Göll 2522 m. - Schneibstein 2276 m. und Kahlersberg 2350 m.] [Bild: Auf dem Gipfel der Hirschwiese 2114 m. mit Blick zum grandiosen Watzmann, dem Wahrzeichen der Berchtesgadener Alpen] [Bild: Tiefblick ins Wimbachtal - Großes Palfelhorn 2222 m. - Kleines Palfelhorn 2073 m. - Hocheisspitze 2523 m. - Hinterbergkopf 2247 m. - Sittersbachscharte 2113 m. - Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Hochkalter 2607 m. - von links nach rechts] Allerdings ist es ist das Schicksal eines jeden Bergsteigers, dass er – und ist der Gipfel noch so schön – irgendwann auch wieder absteigen muss. Und so mache ich mich nach einer wirklich langen und vor allem erfüllenden Gipfelrast schließlich an den Abstieg zum Trischübelpass. Über das grasbewachsene und teilweise mit großen Altschneefeldern bedeckte Gipfelplateau geht es zunächst bis an den Rand der in Richtung Trischübel abfallenden Schrofenflanken. [Bild: Am Beginn der obersten Gipfelflanke - rechts in der Tiefe der Trischübelpass] Anschließend steige ich weglos – die optimalste Route suchend – über die mit Felsen und Schneefeldern durchsetzten Grasflanken bergab. Auf der unteren, grasigen Ebene angekommen, stoße ich schließlich wieder auf den Weg. [Bild: Über steile Gras- und Schrofenflanken geht es bergab] Ihm folge ich links an markanten Felsen vorbei zu dem steilen Altschneefeld. Trotz der südseitigen Exposition ist es immer noch ziemlich hart – konzentriert und sehr vorsichtig steige ich ab, ein Ausrutscher bei diesen Verhältnissen hätte den praktisch nicht zu bremsenden Absturz über die grasigen Steilflanken in Richtung Trischübel zu Folge. [Bild: Abstieg über ein ziemlich steiles Altschneefeld - ohne Steigeisen] Auch das zu querende Altschneefeld in der Nähe des Tabakmannls verlangt noch einmal große Umsicht und ich bin sehr froh, als ich diese Stelle hinter mich gebracht habe. Bei komplett schneefreien Verhältnissen (manchmal bereits Anfang/Mitte Mai erreicht) ist der Aufstieg zur Hirschwiese natürlich deutlich leichter bzw. angenehmer, als an diesem Tag. Der weitere Abstieg über die grasbewachsenen Steil- und Schrofenflanken zum Trischübelpass gestaltet sich dagegen unproblematisch und ich lasse mir viel Zeit, die großartige Aussicht zum Großen Hundstod sowie in Richtung Wimbachtal zu genießen. [Bild: Abstieg zum Trischübelpass - in der Tiefe ist bereits die Diensthütte sichtbar] [Bild: Trischübelpass 1764 m. mit Diensthütte - dahinter Graskopf 2094 m. - Großer Hundstod 2594 m. - Hundstodkendelkopf 2396 m. und Rotleitenschneid 2229 m.] [Bild: Blick von der Trischübel-Diensthütte 1799 m. zum Graskopf 2094 m. - zur Hundstodgrube mit dem Großen Hundstod 2594 m. darüber sowie zum Hundstodkendelkopf 2396 m. mit der Rotleitenschneid 2229 ganz rechts außen] Wieder bei der Trischübel-Diensthütte angekommen, setze ich mich auf eine Bank in den Schatten und mache eine weitere ausgiebige Pause. Da ich in der Wimbachgrieshütte übernachtet habe und heute Morgen zudem relativ früh aufgebrochen bin, habe ich keinerlei Zeitdruck, was das letzte Schiff angeht. Warum soll ich weitergehen und direkt absteigen? – Nein, hier im schönen Trischübel möchte ich den Tag ausnutzen und der Gemütlichkeit frönen. Wenn ich schon hier bin und jede Menge Zeit habe, dann kann auch noch bisschen hier bleiben. Gedacht – getan! Zwei weitere Stunden entspanne ich bei der Trischübel-Diensthütte, schaue, fotografiere, genieße die großartige Bergwelt um mich herum. [Bild: Über dem Trischübelpass ragt die Hirschwiese auf] [Bild: Wimbachtal mit Großem Palfelhorn 2222 m. - Kleinem Palfelhorn 2073 m. - Hocheisspitze 2523 m. - Hinterbergkopf 2247 m. - Sittersbachscharte 2113 m. und Steintalhörnl 2468 m.] [Bild: Gjaidkopf 2268 m. - ein großer, alpiner und extrem selten bestiegener Berg] Während ich so an der Diensthütte entspanne, erreichen mit der Zeit immer mehr Bergsteiger und Wanderer den Trischübelpass. Teilweise sind sie von der Wimbachbrücke in einem Zug hergekommen, einige wirken leicht gehetzt und steigen schon nach wenigen Minuten nach St. Bartholomä ab – die wenigsten gehen wie ich die Hirschwiese an. Dabei denke ich mir, dass es absolut richtig war, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen. Wenn bei mir bzw. bei einer solchen Tour der Genuss zu kurz kommt, dann war es definitiv nicht das Richtige. Meine Empfehlung: Wenn man die Watzmann-Umrundung an einem Tag machen, die Hirschwiese besteigen und (!) zudem auch ausreichend genießen will, dann sollte man unbedingt an der Wimbachbrücke parken, mit dem Bus nach Schönau am Königssee fahren und die Tour in die andere Richtung gehen (Aufstieg zum Trischübelpass von St. Bartholomä – Abstieg durch das Wimbachtal) – dann ist man nicht auf das letzte Schiff angewiesen, zudem kann man den Weg zurück durch das Wimbachtal auch bei Dunkelheit problemlos bewältigen (ggf. Stirnlampe dabeihaben). Für mich sind die nun regelmäßig den Pass erreichenden Wanderer jedenfalls das Zeichen, nach St. Bartholomä abzusteigen. [Bild: Abstieg vom Trischübelpass - im Hintergrund der Funtenseetauern 2578 m.] Vom Pass folge ich dem ausgeschilderten und markierten Weg in östliche Richtung durch ein kleines Hochtal. [Bild: Großartige Landschaften beim Abstieg vom Trischübel - rechts im Hintergrund der Funtenseetauern 2578 m.] [Bild: Zwischen Nadelbäumen und Sträuchern geht es auf gutem Steig bergab - im Hintergrund der Simetsberg 1889 m.] Zwischen Latschenkiefern, Gräsern und einzelnen Nadelbäumen geht es unschwierig ein Stück bergab, bis ich – die eindrucksvolle Gjaidkopf Nordwand direkt vor Augen – das obere Ende einer Holztreppe erreiche. [Bild: Schroffer - teilweise mit Holzleitern versicherter - Abstieg in ein gerölliges Hochkar] Zwischen Felsenformationen steige ich abwärts in ein raues Hochkar, welches durch die Hachelköpfe und den Gjaidkopf eingerahmt wird. [Bild: Gjaidkopf Nordwand] Beim Blick Richtung Osten fallen die beiden Teufelshörner sowie der massige Funtenseetauern auf – allesamt äußerst lohnende Gipfelziele. In dem Hochkar folge ich einem gerölligen Steig in Kehren ein Stück abwärts. [Bild: Auf einem gerölligen Pfad geht es durch das Hochkar bergab] [Bild: Herrliches Wandern in den Berchtesgadener Alpen!] Nach einiger Zeit nimmt schließlich die Vegetation wieder zu – zwischen Sträuchern und kleinen Bäumen leitet der Weg unschwierig und teilweise eben in östliche Richtung. [Bild: Auf einem guten Bergweg geht es zwischen Sträuchern und kleinen Bäumen sanft abwärts] An einer ausgewiesenen Stelle lasse ich die Abzweigung nach rechts Richtung Oberlahneralm (Weiterweg zum Kärlingerhaus) unbeachtet und steige auf dem Steig nach links weiter bergab in einen lichten Bergwald. [Bild: In dichtem Bergwald geht es Richtung Sigeretplatte] Auf dem insgesamt einfach begehbaren Weg geht es direkt unterhalb des Hachelgrates – teils drahtseilversichert, an einigen Stellen felsig und etwas rutschig – weiter durch den Wald sanft bergab. [Bild: Unterhalb des Hachelgrates geht es - oberhalb schroffer Abstürze - weiter zur Sigeretplatte] Zwischendurch ergeben sich immer wieder fantastische Ausblicke zum wild-schroffen Gjaidkopf, zur Saugasse sowie zu den darüber aufragenden Simetsberg Nordwestabstürzen (wirklich eindrucksvolle Felswände, die erst ein paar Mal in der Geschichte durchstiegen wurden!) [Bild: Simetsberg Nordwestabstürze - gewaltige, praktisch nie durchstiegene Felswände - unten die Serpentinen der Saugasse] Schließlich leiten die Markierungen um eine Ecke herum zur „berüchtigten“ Sigeretplatte. Oberhalb schwindelerregender – zum Schrainbachtal abbrechender – Felswände wurde vor vielen Jahren ein mit Holzleitern und Drahtseilen versicherter Steig in den Fels gesprengt. [Bild: Sigeretplatte] Zwar sind hier lediglich absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich (technisch ist die Sigeretplatte vollkommen unschwierig) - dennoch kommt es immer wieder vor, dass unsichere Wanderer umkehren müssen. Mir bereitet die Sigeretplatte jedoch stets aufs Neue große Freude. [Bild: Sigeretplatte - ohne Trittsicherheit geht hier nichts] Anschließend leiten die Markierungen über Schutt – und Geröllschneisen sanft abwärts, wobei die Umgebung zunehmend von Gräsern und Nadelbäumen geprägt wird. [Bild: Abstieg ins Schrainbachtal] [Bild: Blick zurück zur Sigeretplatte - im Hintergrund der Gjaidkopf 2268 m.] Nach kurzer Zeit erreiche ich den Bergwald im Schrainbachtal und in diesem geht es unschwierig bergab, bis ich schließlich wieder auf den Weg Richtung Saugasse stoße. Nun sind keine nennenswerten Schwierigkeiten mehr zu bewältigen und man kann die Tour entspannt ausklingen lassen. [Bild: Im urwüchsigen Schrainbachtal] Durch dichten Bergwald folge ich dem einfach begehbaren Weg – teilweise oberhalb zum Schrainbach abbrechender Steilflanken – durch die Hachelklause bis zur Schrainbachalm. Die in diesem Bereich auf Höhe des Baches gelegene Wiese vor der Holzstube gleicht zu dieser Jahreszeit aufgrund ihres Blumenreichtums dem Garten Eden – was für ein schöner Ort! [Bild: Kurz vor der Schrainbachalm] Oberhalb extrem steiler – zum Schrainbach abfallender – Schrofenflanken geht es anschließend auf einem befestigten Steig eben in östliche Richtung. [Bild: Auf dem Weg zum Königssee] In zahllosen weiten Kehren steige ich über eine bewaldete Flanke bergab zum Schrainbachfall. Schließlich geht es oberhalb vom Königssee an bewaldeten Steilflanken – und zuletzt an einer Felswand – nur mäßig absteigend zur Eisbachmündung. [Bild: Blick während dem Abstieg zum Königssee zum Röthbachfall und zu den darüber aufragenden Teufelshörnern] [Bild: Eisbachmündung - im Hintergrund der Jenner 1874 m.] Der weitere Weg zurück nach St. Bartholomä ist (wie ich so häufig sage) nur noch Formsache. [Bild: Auf dem Weg zurück nach St. Bartholomä] Dort angekommen, dauert es zwar ziemlich lange, bis es endlich mit dem Boot über den Königssee geht (Regel Nr. 1 – schönes Wetter = viele Menschen) – dafür sind der Kopf und die Kamera voll mit großartigen Bildern und Eindrücken. [Bild: St. Bartholomä - das (touristische) Herz der Berchtesgadener Alpen] Am Dorf Königssee steht mir schließlich noch die irgendwie zu bewältigende Rückreise zur Wimbachbrücke bevor. In der Regel wird man den Bus nehmen und am Bahnhof Berchtesgaden einmal umsteigen. Da der Tag jedoch so schön ist, wandere ich zu Fuß noch bis nach Berchtesgaden (nur bedingt lohnend – Gehzeit etwa 50 Minuten, ca. 5 Kilometer, teilweise auch Asphaltstraßen, landschaftlich jedoch schöne Ausblicke Richtung Watzmann, Hoher Göll und Untersberg), von wo aus ich das letzte Stück schließlich mitgenommen werden. An der Wimbachbrücke angekommen, schließt sich ein Kreis. [Bild: Auf dem Gipfel der Hirschwiese 2114 m. - dahinter Watzmann Südspitze 2712 m. und Mittelspitze 2713 m. - in der Mitte die Watzmann Ostwand - rechts die Watzmann Kinder sowie der Kleine Watzmann 2307 m.] Zu Hause in den Berchtesgadener Alpen ist es immer noch am schönsten! Und das gilt in besonderem Maße für die Gegend rund um den Watzmann. Wimbach- und Königsseetal sind von solch atemberaubender und kontrastreicher Eleganz, dass es fast schon surreal wirkt. Es muss gesagt werden, dass sich die Watzmann-Umrundung vor der weltberühmten Überschreitung definitiv nicht verstecken muss. Zudem ist die Hirschwiese einer der schönsten Aussichtsberge der Berchtesgadener Alpen - auf dem weiten und grasbewachsenen Gipfelplateau lässt es sich bei schönem Wetter stundenlang aushalten. Die Hirschwiese wird ihrem Namen zwar voll gerecht (der Gipfel verkörpert das vollkommene Ideal einer idyllischen Gipfelrast!), nichtsdestotrotz sind die Aus- und Tiefblicke ins wild-schroffe Hocheis, zum einsamen Großen Hachelkopf, zur imposanten Watzmann Südspitze bzw. in Richtung der gewaltigen, 1800 Meter hohen Ostwand sowie über den Rest der umliegenden Berge der Berchtesgadener Alpen absolut gigantisch. Die Ausblicke und Eindrücke im Wimbachtal, vom Trischübelpass sowie am Königssee sind wirklich vom Feinsten – und wer die Tour noch um den äußerst lohnenden Gipfel der Hirschwiese erweitert, der wird mit dem Herz voller Glück und mit vieler neuer Kraft die Heimreise antreten. Franz Anton von Braune schrieb 1821 über das Königsseetal (wobei es auf die gesamte Gegend um den Watzmann bezogen werden kann): „[…] die Natur [schuf] eine Gegend, welche der lebhaftesten Einbildungskraft genialische Dichtung von dem romantischen Bilde eines Feenlandes noch weit übertrifft“ – Oder um es mit den Worten eines Gipfelbucheintrages auf der Hirschwiese zu sagen: „I'm going to eat Strudel now!“ [Bild: Am Abend bei der Wimbachgrieshütte - Blick zum grandiosen Kleinen Palfelhorn 2073 m.] |