Dolomiten Höhenweg Nr. 2  (Alta Via delle Dolomiti Nr. 2)

stefanmitterer.de

Dolomiten Höhenweg Nr. 2

"Weg der Sagen und Legenden"  von Brixen nach Feltre

Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2

1. Teil  -  Plosehütte - Puezhütte (Rifugio Puez) 

 


Schwierigkeit:  Aufgrund der Länge (185 km.)  -  einigen Kletterstellen (bis zum Schwierigkeitsgrad II.) und langen, anstrengenden Etappen recht anspruchsvoller Weitwanderweg. Normalerweise werden 13 - 16 Tage benötigt.

Charakter:  Anspruchsvoller, landschaftlich großartiger Höhenweg. Durchquerung der West-Dolomiten von Norden nach Süden. Plose, Aferer Geisler/Peitlerkofel, Geislergruppe, Puezgruppe, Sella, Padón, Marmolada, Bocche, Pala und Feltriner Dolomiten werden durchquert.

Gefahren:  Insgesamt moderat. Bleibt man auf den gut markierten Wegen, ist man trittsicher und schwindelfrei und hat man genug alpine Erfahrung  -  werden kaum Gefahren zu erwarten sein. Schlechtes Wetter oder Neuschnee können (besonders in der Sella und Pala) gefährlich sein. Wer neben dem Weitwanderweg auch Gipfeltouren unternimmt, steigert ggf. die Schwierigkeiten und Gefahren.


1. August - 12. August 2010

12-Tages-Tour in die Dolomiten. Begehung des größten Teiles des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2 

Am zwölften Tag mussten wir am Rifugio Treviso aufgrund schlechten Wetters abbrechen. Somit konnten wir den Weitwanderweg nicht ganz beenden - die Durchquerung der Feltriner Dolomiten und somit die Beendigung des Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 folgte im August 2011  -  Feltriner Dolomiten (Dolomiten Höhenweg Nr. 2)

Privat organisierte Tour zusammen mit meiner Mutter Sigrid und unserer Freundin Grete Kraus

*Die Tourenberichte wurden mit Hilfe des Dolomiten-Weitwanderweg Führers  „Dolomiten Höhenwege 1-3  Die großen Dolomiten-Weitwanderwege 1-3“ von Franz Hauleitner (Bergverlag Rother) erstellt*

[Linkes Bild: Sass Maor 2812 m. und Cima della Madonna 2752 m. (Pala)  - Rechtes Bild: Geislerspitzen - von links - Wasserkofel 2924 m.  -  Odla di Valdussa 2936 m.  -  Furchetta 3025 m.  und Sass Rigais 3025 m.]

[Linkes Bild: Piz Boè 3152 m. (Sella)  -  Rechtes Bild: Grete, Ich und meine Mutter Sigrid]

1. Tag     Brixen  -  Plosehütte

Station der Plose-Kabinenseilbahn  -  Plosehütte  -  Große Pfannspitze  -
Kleiner Gabler  -  Großer Gabler  -  Plosehütte  -  Monte Telegrafo  -  Plosehütte

Besteigung folgender Gipfel:

Plose (Monte Telegrafo) 2472 m.   -   Große Pfannspitze 2547 m.   -
Kleiner Gabler 2562 m.   -   Großer Gabler 2574 m.

Unschwierige Wanderung auf breiten, markierten Wegen. Die Kammüberschreitung des Plose verlangt an einigen Stellen Trittsicherheit, ist aber ebenfalls problemlos zu bewältigen. Alle bestiegenen Gipfel können leicht mitgenommen (Schwierigkeit aller Gipfel insgesamt F oder L) werden und bieten jeweils eine fantastische Aussicht auf die Zentralalpen - sowie auf die nördlichen Dolomiten.   (Bewertung T2  oder  W2)

Seit langem hatte ich es mir gewünscht gemeinsam mit meiner Mutter wiedereinmal in die Berge zu gehen. Die Idee, den Dolomiten Weitwanderweg Nr.2 zu gehen geisterte schon länger in meinem Kopf herum. Und als mir meine Mutter Anfang 2010 mitteilte, dass wir ihn im August gemeinsam gehen würden war mir klar, dass egal was ich abgesehen davon noch unternehmen würde, dies das Highlight des Sommers sein würde. Meine Vorfreude kannte keine Grenzen. Es ist der 1. August und wir nehmen einen Zug von Traunstein aus, der uns nach Brixen bringt. Wir gehen den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 gemeinsam mit Grete Kraus, einer guten Freundin und ebenfalls Mitglied der Alpenverein-Gruppe Adonis - Sektion Karpaten. In Brixen angekommen nehmen wir einen Bus, der uns zur Seilbahn bringt. Gemeinsam mit vielen Touristen bringt uns die Seilbahn auf 2050 m. Höhe. Wie erwartet herrscht hier Stimmung wie auf dem Oktoberfest.

[Bild: Vorbildlicher Wegweiser bei der Plosehütte]

Doch nachdem wir uns ein bisschen von der Seilbahnstation entfernt haben wird es ruhiger. Auf angelegtem und ausgetretenem Weg steigen wir aufwärts. Überall stehen große Zaunanlagen, die Lawinen während der Skisaison verhindern sollen. Der Plose ist ein Paradies für Skifahrer. Zumal das Panorama auch nicht schlecht ist  ;)

Nach kurzer Zeit kommen die Geislerspitzen in Sicht. Majestetisch erheben sie sich über dem Villnößtal. Sofort denke ich an Reinhold Messner, der hier seine ersten Erfahrungen mit den Bergen gemacht hat. Eines Tages werde ich auf dem Haupt des Sass Rigais oder der Furchetta stehen. Beim Anblick der Geislerspitzen wird man fast demütig, man spürt richtig die Historie dieser Giganten.

[Bild: Geislerspitzen - von links - Wasserkofel 2925 m.  -  Odla di Valdussa 2936 m.  -   Fuchetta 3025 m.  -  Sass Rigais 3025 m.  -   Große Odla 2832 m.  -   Große Fermeda 2873 m.]

Die Geislerspitzen immer zur Rechten gehen wir weiter und nach etwa 1 Stunde stehen wir unterhalb der Plosehütte, wo wir heute übernachten werden.

[Bild: Plosehütte]

Neben den Geislerspitzen sind nun auch die Afere Geisler 2653m.  -  sowie der Peitlerkofel 2875 m. erkennbar. Über die Afere Geisler führt der großartige Günther-Messner Steig.

[Bild: Afere Geisler und Geislerspitzen, im Hintergrund die Puezgruppe]

Die Lage der Plosehütte ist in jedem Fall einzigartig. Im Norden kann man bei gutem Wetter den kompletten Zentralalpenhauptkamm (Stubaier Alpen, Zillertaler Alpen, Hohe Tauern usw.) studieren. Und wenn man in die andere Richtung schaut, kann man einen Großteil der nördlichen Dolomiten überblicken.

[Bild: Heiligkreuzkofel 2907 m.]

Wir organisieren uns unser Zimmer und genießen anschließend auf der Terrasse die fantastische Aussicht. Am Nachmittag wollen wir noch einen kurzen Höhenweg zum sogenannten Gabler Biwak gehen.

[Bild: Grat des Plose vom Großen Gabler aus gesehen - links im Hintergrund die Plosehütte]

Auf dem Weg dorthin besteigen wir nacheinander die Große Pfannenspitze 2547 m.  -  den Kleinen Gabler 2562 m.  -  und den Großen Gabler 2574 m. Der Weg zum Gabler Biwak ist unschwierig, beim Anstieg zum Großen Gabler sollte man dennoch trittsicher sein. Bei gutem Wetter (was wir haben) ist dies eine genussvolle Gratwanderung. Von allen drei Gipfeln hat man großartige Ausblicke.

[Bild: Schafe  -  im Hintergrund die Zentralalpen]

[Bild: Peitlerkofel - vom Großen Gabler - links davon der Heiligkreuzkofel, rechts die Peitlerscharte und die Afere Geisler]

Von der Plosehütte führt der Weg zunächst ein kurzes Stück abwärts in die Lüsnerscharte 2383 m. Hier steigen wir nun entlang der Lawinenschutz-Zäune aufwärts zur Großen Pfannenspitze mit ihrem überdimensionalen Gipfelkreuz. Von hier führt der Weg erneut ein Stück abwärts in eine kleine Scharte. Man kann den Kleinen Gabler umgehen und an seiner Südflanke direkt zum Großen Gabler gehen. Wir entschließen uns für die Gratwanderung über den Gipfel. In der kleinen Scharte zwischen Kleinem und Großem Gabler treffen wir einen Schäfer und seine Herde. Beim anschließenden Anstieg zum Gipfel des Großen Gabler ist ein wenig Trittsicherheit notwendig. Oben angekommen gehen wir direkt weiter zum Biwak. Das Gabler Biwak ist eigentlich kein Biwak im klassischen Sinne. Es ist mehr eine Holzhütte, die man sonst eher im Garten stehen hat. Vom Großen Gabler genießen wir die Sicht auf den mächtigen Peitlerkofel, den ich am zweiten Tag besteige.

[Bild: Peitlerkofel 2875 m.]

Wir genießen das schöne Wetter und die tolle Aussicht. Beim Rückweg zur Plosehütte besprechen wir schon einmal den morgigen Tag. Wieder bei der Hütte, mache ich noch einen kurzen Abstecher zum nahen Monte Telegrafo 2472 m. Zwar ist dieser Gipfel mit Antennen und einer Art Forschungsstation verschandelt, die Sicht vom Gipfelplateau auf die Zentralalpen ist trotzdem wunderschön. Alles in allem ein idealer erster Tag. Ich freue mich schon auf den morgigen Tag und auf den Peitlerkofel.

2. Tag     Plosehütte  -  Schlüterhütte (Rifugio Genova)

Plosehütte  -  Halsl  -  Peitlerscharte  -  Peitlerkofel  -  Kleiner Peitler  -
Peitlerscharte  -  Schlüterhütte  -  Zendleserkofel  -  Schlüterhütte

Besteigung folgender Gipfel:

Peitlerkofel 2875 m.   -   Kleiner Peitler 2813 m.   -   Zendleserkofel (Col di Poma) 2422 m.

Würdiger Auftakt zur langen Wanderung nach Süden. Der Übergang führt der geologisch dem kristallinen Zentralalpenmassiv angehörenden Plosegruppe in das eigentliche Dolomitengebiet. Bis auf den Steilanstieg zur Peitlerscharte kaum anstrengende Teilstrecke. Die Wege sind stets gut markiert und ausgeschildert. Der Peitlerkofel ist, auch wenn er kein 3000er ist, einer der eindrucksvollsten und wuchtigsten Berge der gesamten Dolomiten. Die Anstiege durch seine Nordwand sind ernste, alpine Kletterrouten. Von der Peitlerscharte führt ein angelegter Steig über seine zahmere Südseite in die Scharte zwischen Hauptgipfel und Kleinem Peitler. Letzterer kann ohne technische Schwierigkeiten mitgenommen werden. Der Gipfelaufbau des Peitlerkofels ist  -  in Form eines kurzen und leichten Klettersteiges (Schwierigkeit B)  -  eine Spur anspruchvoller. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind notwendig. Die Besteigung des Zendleserkofels ist eine unschwierige Wanderung. Kleiner Peitler und Zendleserkofel: Schwierigkeit F  oder  L  /  Peitlerkofel: F+  oder  L+   (Bewertung T4  oder  W4) 

Heute steht die erste große Tagesetappe auf dem Programm. Das heutige Ziel ist die Schlüterhütte, auf italienisch Rifugio Genova. Erbaut wurde sie im Jahre 1898. Von der Plosehütte steigen wir bei bestem Wetter zunächst 50 Meter abwärts in die Lüsnerscharte. Von hier führt der markierte Weg unter den Skiliften des Plose entlang Richtung Süden. Er führt über grüne Wiesen und man fühlt sich ein bisschen an die Seiser Alm erinnert. Das Wetter ist wie bereits erwähnt traumhaft. Den alles überragenden Peitlerkofel ständig vor Augen führt der Weg im Rechtsbogen an den Südhängen des Plose entlang.

[Peitlerkofel 2875 m. und Kleiner Peitler 2813 m.]

Als wir die Baumgrenze erreichen, verändert sich auch der Weg. Er windet sich an steilen Hängen, geschickt angelegt nach Süden. Trittsicherheit ist an manchen Stellen gefragt. Nach Westen hin ist die Sicht praktisch grenzenlos. Die Afere Geisler vor uns werden immer größer, während wir uns unserem Zwischenziel, der Schatzerhütte 1984 m. nähern. Der Weg führt teilweise durch dichten Wald und obwohl die überfüllte Plosehütte, das Würzjoch, oder auch Brixen nicht weit sind, sind wir hier völlig alleine.

[Bild: Auf dem Weg zur Schatzerhütte]

An der Schatzerhütte angekommen, machen wir nur kurz Pause, da der Weg noch lang ist und wir nicht zuviel Zeit vertrödeln wollen. Von der Hütte führt der Weg, teils durch Wald, teils über Wiesen etwa 100 Höhenmeter hinunter. Die Halslhütte 1866 m. erreicht, müssen wir nun ein Stück der Straße nach Osten folgen.

[Bild: Blick zum Peitlerkofel, beim Abstieg zur Schatzerhütte]

Nach etwa 2 Kilometer zweigt der Weg nach rechts ab. Von hier führt der markierte, angelegte Steig zwischen Peitlerkofel und Aferer Geisler etwa 450 Höhenmeter hinauf und endet in der Peitlerscharte 2367 m.

[Bild: Der Weg führt unter mächtigen Felswänden entlang Richtung Peitlerscharte]

Je höher wir steigen, desto steiler und gerölliger wird der Weg. In vielen Kehren windet er sich aufwärts Richtung Scharte. Dies ist der anstrengendste Teil Tages. Neben uns sind auch viele andere Menschen unterwegs, zweifellos um den Peitlerkofel zu besteigen. Seine Anziehungskraft und Ausstrahlung kann es durchaus mit den berühmten Dolomiten 3000ern aufnehmen. Manchmal ist der Weg ein wenig rutschig. Schwierig oder sogar gefährlich ist er aber nicht. Je näher wir der Scharte kommen, desto freier wird zudem die Sicht nach Nordosten.

[Bild: Aufstieg zur Peitlerscharte]

Die letzten 100 Höhenmeter zur Scharte sind recht steil, aber schließlich sind wir oben angekommen. Die Peitlerscharte, bzw. Forcella de Putia ist ein Logenplatz par excellence. Nach Süden hin zeigen sich so viele berühmte Dolomiten Gipfel, ich kann sie kaum zählen. Grete und meine Mutter setzten sich auf eine Bank und machen erstmal Pause, während ich den Peitlerkofel in Angriff nehme. Es sind immerhin noch etwa 500 Höhenmeter bis zum Gipfel. Von der Scharte führt der Weg zunächst im Rechtsbogen an den Südhängen des Peitlerkofels entlang. Weiter führt er in endlosen Serpentinen, auf angelegtem und gut markiertem Weg aufwärts. Auf dem Weg treffe ich einige Gipfelaspiranten, denen der Weg anscheinend zu anstrengend ist und die sich lieber etwas abseits des Weges ins Gras legen und die Aussicht genießen. Ich jedoch will mir diesen Gipfel schnappen. Zum Schluss etwas steil mündet der Weg in der Scharte zwischen Kleinem Peitler 2813 m. und Peitlerkofel 2875.

[Bild: Gipfelaufbau des Peitlerkofel]

Ich wundere mich, mit was für Schuhwerk hier manche unterwegs sind. Von hier sind es nur noch etwa 100 Meter bis zum Gipfel. Diese erfordern Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie Kletterfähigkeiten im I. Grad. Mit Hilfe von Drahtseilen steige ich ohne Probleme aufwärts und erreiche schließlich das geräumige Gipfelplateau.

[Bild: am Gipfel des Peitlerkofel]

Leider ist die Aussicht am Gipfel durch Nebel teilweise begrenzt, nach Süden habe ich dennoch freie Sicht. Zum ersten Mal kann ich nun auch den Piz Boè erkennen, auf dessen Gipfel wir 3 Tage später stehen werden. Ich bin tatsächlich mit einem Italiener alleine am Gipfel, was angesichts der Volksfeststimmung in der Peitlerscharte ziemlich überraschend ist. Nachdem ich die Aussicht 15 Minuten genossen habe und einige Fotos gemacht habe, steige ich vorsichtig wieder hinunter. Ich mache noch schnell einen Abstecher zum Kleinen Peitler, welcher ebenfalls mit einem Gipfelkreuz ausgestattet ist und einen leichteren Ersatzgipfel für diejenigen darstellt, welche den Hauptgipfel nicht erreicht haben oder denen er zu schwierig ist. Ich bin überglücklich, dass das Wetter mitgespielt hat und ich den Peitlerkofel bezwungen habe.

[Bild: Ausblick beim Aufstieg zum Peitlerkofel - rechts in den Wolken die Geislerspitzen, links die Puezgruppe, in der Mitte die Forcella della Roa 2617 m.  -  links davon der Piz Duleda 2909 m.  -  rechts erkennt man den Weg von der Peitlerscharte zum Kreuzkofeljoch]

Der Abstieg geht nun ziemlich fix und nach etwa 45 Minuten stehe ich wieder bei Grete und meiner Mutter, die meine Abwesenheit für eine ausgiebige Pause genutzt haben. Von der Peitlerscharte ist es nun nicht mehr weit bis zur Schlüterhütte. Der Weg führt an den Osthängen der Aferei Geisler entlang Richtung Süd/Westen. Der Weg ist vorbildlich markiert, ein Verlaufen ist hier selbst bei Nebel praktisch ausgeschlossen. Nach einiger Zeit erkenne ich rechts eine Abzweigung. Von hier führt der Günther-Messner-Steig über die Afere Geisler. Ich schaue noch einmal zurück zum Peitlerkofel. Er ist ihn Wolken gehüllt.

[Bild: Peitlerkofel in den Wolken, deutlich erkennt man die Aufstiegslinie]

Wir folgen jedoch dem Weg weiter, bis wir das Kreuzkofeljoch 2340 m. erreichen. Nun sind es nur noch wenige Minuten bis zur Schlüterhütte 2306 m.  -  welche Platz für 70 Übernachtungen (30 Betten, 40 Lager) bietet.

[Bild: Schlüterhütte]

Die Schlüterhütte ist eine sehr saubere, große Hütte und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Gipfeltouren und Höhenwege. Wir sind sehr zufrieden mit dem Tag und freuen uns schon auf die morgige Etappe, bzw. auf die Puezgruppe. Wir besorgen uns unser Zimmer und stärken uns erstmal mit einer warmen Mahlzeit. Am Abend unternehme ich noch einen kurzen Abstecher zum nahen Zendleserkofel (Col di Poma) 2422 m. Von der Hütte steige ich (da ich keine andere Möglichkeit sehe) über die steile Grasflanke aufwärts und gehe die letzten Meter über den Grat zum Hauptgipfel mit riesigem Gipfelkreuz. Von hier hat man einen prächtigen Ausblich auf die Geislerspitzen, sowie auf die Afere Geisler. Ich bleibe ein paar Minuten am Gipfel und steige dann schnell ab zur Hütte. Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag und freue mich schon auf die morgige Etappe.


3. Tag     Schlüterhütte - Puezhütte (Rifugio Puez)

Schlüterhütte  -  Kreuzjoch  -  Forcella Roa  -  Sella Nivea  -  Piz Duleda  -
Sella Nivea  -  Puezhütte  -  Östliche Puezspitze  -  Puezkofel  -  Puezhütte

Besteigung folgender Gipfel:

Piz Duleda (Piz Duledes) 2909 m.   -   Östliche Puezspitze 2913 m.   -
Puezkofel (Col del Puez) 2725 m.

Dieser Abschnitt stellt bereits höhere Anforderungen an Ausdauer und bergsteigerisches Können. Relativ langer, aber landschaftlich sehr abwechslungsreicher, großartiger Übergang. Beim Anstieg zur Forcella Roa muss man eventuell mit steilem Altschnee rechnen  -  ansonsten nur ein anstrengender Aufstieg über Geröll und Schotter. Die hier vorgestellte Alternative über die Sella Nivea ist nur nur wesentlich schöner, sondern auch kürzer als die Hauptroute. Beim Anstieg zur Sella Nivea jedoch Klettersteigschwierigkeiten A-B. Von dort kann der Piz Duleda über einen markierten Steig unschwierig mitgenommen werden. Östliche Puezspitze und Puezkofel sind Hüttenberge des Rifugio Puez, zugleich aber auch eigenständige Bergtouren. Beide Gipfel verlangen lediglich Trittsicherheit, sind aber anstrengend und konditionell fordernd (besonders nach einem langen Hüttenübergang)  -  Die Östliche Puezspitze wird  -  im Gegensatz zum Puezkofel  -  eher selten bestiegen. Schwierigkeiten: Piz Duleda: F+  oder  L+   /   Östliche Puezspitze: F+  oder  L+   /   Puezkofel:  F  oder  L   (Bewertung T3-4  oder  W3-4)

Während des Dolomiten Weitwanderweges Nr. 2 werden so berühmte Gruppen wie Geislerspitzen, Peitlerkofel, Sella, Marmolada, Pala durchquert oder passiert. Eine Gruppe fällt jedoch  nicht in diese Kategorie. Die Puezgruppe, jener östliche Nachbar der Geislerspitzen. Sie bietet keinen einzigen 3000er und keine mächtigen Felsgiganten wie die Pala oder die Geislerspitzen. Das Positive daran ist, dass hier deutlich weniger Menschen unterwegs sind, als zum Beispiel in der Sella.

Die heutige Etappe führt von der Schlüterhütte über das Bronsoijoch 2421 m. und die Medalges Alpe hinauf in die Forcella de la Roa 2617 m. Von hier geht es östlich über einen kurzen Klettersteig in den Niveasattel (Sella Nivea - auch Forcella Nivea) 2740 m. und anschließend auf markiertem Weg auf den Piz Duleda 2909 m. Daraufhin steigen wir über den Weg 2A auf den normalen Weg Richtung Osten ab und gehen immer weiter ostwärts zur Puezhütte 2475 m. Am Nachmittag besteige ich dann noch die Östliche Puezspitze 2913 m. und den Puezkofel 2725 m.

Als wir losgehen ist das Wetter nicht gerade vielversprechend. Von der Schlüterhütte steigen wir zunächst an den Grashängen des Sobutsch 2485 m. aufwärts und gehen auf markiertem Weg Richtung Bronsoijoch 2421 m. Dort angekommen offenbart sich zum ersten Mal die Puezgruppe im Süden.

[Bild: Puezgruppe von Norden - rechts der Piz Duleda 2909 m.  -  in der Mitte die Puezspitzen 2913 m. und 2918 m.]

Ich erkenne den Piz Duleda und auch die Geislerspitzen ragen als gigantische Felstürme in den Himmel. Vom Bronsoijoch führt ein wunderschöner Höhenweg entlang der Grashänge des Sobutsch und des Medalges zum Kreuzjoch. Wir wenden uns also nach Westen und gehen an den Südhängen des Sobutsch entlang weiter.

[Bild: Peitlerkofel 2875 m. von Süden]

Mittlerweile ist das Wetter noch schlechter geworden und als wir die Medalges Alpe erreicht haben, fängt es an zu regnen. Wir suchen uns einen Unterstand um eine eventuelle Wetterbesserung abzuwarten. Glücklicherweise hört der Regen schon nach gut 15 Minuten wieder auf und wir gehen weiter. Die Medalges Alpe ist eine wunderschöne Alm, mit herrlichem Panorama. Ihre vorteilhafte Lage, direkt am Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 – sowie am Weg von München nach Venedig, beschert den Inhabern der Alm eine gute Kundschaft. Unser Weg führt derweil am Südhang des Medalges 2454 m. entlang. Sowohl den Medalges, als auch den Sobutsch kann man vom Weg aus besteigen. Als wir das Kreuzjoch erreichen, machen wir eine kurze Pause und genießen die fantastische Aussicht auf die Nordkette der Puezgruppe. Piz Duleda, die Puezspitzen und die Kapuzinerspitze 2738 m. stehen zum Fotografieren bereit. Im Osten zeigen sich  La Varella 3055 m.  -  die Cunturinesspitze 3077 m. und sogar die Tofanen darüber sind erkennbar.

[Bild: Weg kurz nach dem Kreuzjoch  -  hinten links die Forcella del la Roa]

Je näher wir der Forcella del la Roa kommen, desto steiniger wird der Weg. Leitete uns bis zum Kreuzjoch noch eine Grasnarbe, wird der folgende Weg nun etwas anspruchsvoller. Gemeinsam mit einigen anderen Bergsteigern folgen wir den Markierungen Richtung Forcella. Wir verlassen die Medalges Alpe und gehen an der linken Seite des Kammes an steilen Grashängen entlang weiter. Wir erreichen eine weitere Scharte. Von hier geht es an der Ostflanke des Wasserkofels 2924 m. weiter. Ständig haben wir die mächtigen Nordabstürze des Piz Duleda vor Augen. Weiter geht es auf gut markiertem Steig nach Süden durch das Kar unterhalb des Wasserkofels. Wir queren das Kar und gehen über Geröllhänge weiter bis wir einen markanten Turm erreichen, die Cresta di Longiaru immer zur Rechten. Von hier aus kann man sich kaum vorstellen, dass dieser gigantische Piz Duleda eine harmlose Seite hat, von der aus man ihn leicht besteigen kann.

[Bild: Piz Duleda 2909 m. von Nord/Westen]

Wir machen eine kurze Pause und müssen mit ansehen, wie Nebel den Blick ins Tal verhüllt. Gestärkt machen wir uns auf und steigen in endlosen, mühsamen Kehren im Geröll aufwärts Richtung Forcella del la Roa. Diese Scharte trennt deutlich Puezgruppe und Geislerspitzen und hat daher eine enorme Bedeutung. Gemeinsam mit einigen anderen Bergsteigern erreichen wir die Scharte und suchen uns erstmal ein windstilles Plätzchen. Leider ist die Sicht auf die Geislerspitzen begrenzt, dennoch ist dies ein fantastischer Platz zum Schauen und Genießen. Wir schauen hinunter in das Val della Roa, ein wildes Hochkar, das vom Montischella 2650 m. und dem Col de la Pieres 2759 m. überragt wird.

[Bild: Col de la Pieres 2759 m.]

Um von der Forcella del la Roa zur Puezhütte zu gelangen, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man steigt ab in das Val della Roa und geht den normalen Weg über die Forcella Forces de Sielles 2512 m. oder man geht (wie wir) die Alternative über die Sella Nivea (Niveasattel) mit der Option, den Piz Duleda zu besteigen. Wir wenden uns von der Forcella nach Osten und gehen auf angelegtem Steig über ein Felsband zum Einstieg des Mini-Klettersteigs.

[Bild: Felsbänder beim Weg zum Einstieg des Klettersteigs]

Trittsicherheit und durchaus auch Schwindelfreiheit sind notwendig. Schließlich erreichen wir den Einstieg und schauen noch einmal zurück zur Forcella del la Roa. Obwohl nicht unbedingt Klettersteigausrüstung notwendig wäre, legen wir den Gurt an. Wer es sich zutraut, kann diesen leichten Klettersteig auch frei gehen. Drahtseile und eine Leiter führen uns nach oben in den Niveasattel (Sella Nivea)  -  Oben angekommen, genießen wir erstmal die Aussicht auf Sella und Rosengarten. Wir gehen den markierten Weg zum Wegweiser in der Mitte des Sattels, lassen unsere Rucksäcke zurück und wenden uns nach Norden Richtung Piz Duleda. Von hier sind es noch etwas mehr als 150 Höhenmeter bis zum Gipfel. Auf markiertem Weg steigen wir aufwärts. Der Weg führt teilweise über Geröll, ist aber unschwierig. Umgeben von Nebel erreichen wir schließlich das kleine Gipfelkreuz.

[Bild: Auf dem Gipfel des Piz Duleda]

Zwar ist die Aussicht durch den Nebel begrenzt, dennoch tauchen aus dem Nebel immer mal wieder die Geislerspitzen und der Peitlerkofel auf. Die Sella, der Rosengarten, Langkofel, Civetta und Heiligkreuzkofel sind zudem erkennbar. Allzu lange bleiben wir jedoch nicht am ungastlichen Gipfel und steigen nach 10 Minuten wieder ab.

[Bild: Geislerspitzen im Nebel - links die Fermedatürme]

Wir gehen zurück zum Wegweiser, nehmen unsere Rucksäcke und wenden uns nach Osten. Auf angelegtem Weg steigen wir etwa 200 Meter ab und befinden uns schließlich wieder auf den Normalweg, der von der Forcella Forces de Sielles herführt. Die mächtigen Puezspitzen immer zur Linken, gehen wir auf gut markiertem Weg weiter.

[Bild: Blick beim Abstieg von der Sella Nivea auf die Puezgruppe - der markante Berg oberhalb der Mitte ist der Sassongher (auch Sass Songher) 2665 m.]

Immer weiter Richtung Osten führt der Weg als wunderbarer Höhenweg, über die in hohen Felswänden abbrechende Alpe. Wir erreichen eine Schulter und steigen abwärts in eine grünes Hochkar.

[Bild: Blick zurück zum Piz Duleda 2909 m. und zur Sella Nivea bzw. Niveasattel 2740 m.]

Der letzte Wegabschnitt führt um die Südausläufer des Puezkofels herum nach links und schließlich erreichen wir die Puezhütte (Rifugio Puez) 2475 m.

[Bild: Puezhütte - rechts die alte Hütte]

Während meine Mutter und Grete erstmal eine Pause machen, will ich noch die Östliche Puezspitze 2913 m. sowie den Puezkofel (Col del Puez) 2725 m. besteigen. Von der Hütte steige ich auf markiertem Weg aufwärts Richtung Nord/Westen. Oberhalb des Weges zur Puezhütte quere ich die geröllige Südflanke des Puezkofels. Der Weg in den Sattel zwischen Puezspitze und Puezkofel ist gut markiert und nicht schwierig. Als angelegter Steig führt der Weg von dort aus in vielen Serpentinen aufwärts Richtung Östlicher Puezspitze, nach der Westlichen Puezspitze, zweit-höchster Berg der Gruppe. Der Anstieg ist recht mühsam, aber nicht schwierig. Gutes Schuhwerk ist dennoch eine Voraussetzung. Neuschnee oder Vereisung kann die Sache deutlich erschweren. In endlosen Geröllkehren steige ich aufwärts und erreiche schließlich mit zwei anderen Bergsteigern den Gipfel.

[Bild: Auf dem Gipfel der Östlichen Puezspitze 2913 m.  -  hinter mir die Westliche Puezspitze 2918 m.]

 

Die Aussicht ist spektakulär. Wie beim Piz Duleda grüßen die Sella, Rosengarten, Civetta, Heiligkreuzkofel, Geislerspitzen, Peitlerkofel und viele Andere herüber. Die Westliche Puezspitze ist von hier aus nur durch eine sehr schwierige Scharte, in luftiger Kletterei (III-IV) erreichbar. Ich genieße die fantastische Aussicht, bleibe aber nicht zu lange am Gipfel. Da ich noch Lust und Kraft habe, will ich mir noch den Puezkofel schnappen. Ich steige den anstrengenden Aufstiegsweg hinunter, wobei ich die Geröllkehren verfluche. In der Scharte angekommen, steige ich gemeinsam mit einer Familie aufwärts, die ebenfalls den Puezkofel besteigt. Der angelegte, gut markierte Steig ist unschwierig, führt in Serpentinen aufwärts und schon nach 20 Minuten stehen wir am geräumigen Gipfel, der mit einem Gipfel-Stock versehen ist.

[Bild: Östliche Puezspitze 2913 m. - vom Puezkofel aus gesehen, hinten der Piz Duleda]

Gemeinsam mit der Familie genieße ich die wunderbare Aussicht und gemeinsam kehren wir schließlich Richtung Puezhütte zurück. Diese ist (abgesehen vom Rifugio Gherdenacia 2050 m. welches allerdings weit östlich am Rand liegt) die einzige Hütte der Puezgruppe und daher von enormer Bedeutung für die Bergsteiger. Es ist eine sehr saubere, gemütliche Hütte und als wir schließlich gemeinsam wieder bei der Hütte sind, spüre auch ich langsam die Mühen des anstrengenden Tages. Es war ein fantastischer Tag. Alles hat wunderbar geklappt und ich freue mich schon auf morgen, auf die Sella.   :)

[Bild: Sella am Abend - vorne die Cima Pisciadu 2985 - dahinter der Piz Boè 3152 m.]


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