2011 – Feltriner Dolomiten  /  Dolomiten Höhenweg Nr. 2

stefanmitterer.de



Charakter:  Die Feltriner Dolomiten sind der südlichste Endpunkt der „Bleichen Berge“. Obwohl sie offiziell Teil der Dolomiten und der Abschluss des Weitwanderwegs Nr. 2 sind, kann man die Feltriner Dolomiten (besonders die Cimonegagruppe) wohl als eine der einsamsten und unbekanntesten Gebirgsgruppen der Südalpen bezeichnen. Besonders im deutsch-sprachigen Raum sind die Berge um den Sass de Mura in der Regel völlig unbekannt. Die Durchquerung der Feltriner Dolomiten bzw. die Begehung der teils äußerst schmalen Pfade und Wege ist durch die Schaffung des Weitwanderwegs Nr. 2 erst möglich gemacht worden. Der überwiegende Teil der Begeher des „Zweiers“ hört vor den Vette Feltrine auf  -  denn die Durchquerung der Feltriner Dolomiten stellt die vorangegangenen Schwierigkeiten des Weitwanderwegs in den Schatten. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, alpine Erfahrung und eine ausgezeichnete Kondition sind unbedingt notwendig. Allerdings unterscheiden sich die Wege und Pfade deutlich von denen in den Haupt-Dolomiten. Sie sind zwar gut markiert, jedoch teils äußerst schroff, schmal bzw. luftig und extrem anstrengend. Drahtseile und künstliche Steighilfen findet man nur in homöopathischen Dosen. Der routinierte Umgang mit heiklem Geröllschutt und ausgesetzten Bändern sollte ebenso geläufig sein, wie auch der Wille sich in gewissen Maßen zu „quälen“. Denn, auch wenn diese Tour landschaftlich absolut großartig ist, so sind einige Stellen dieser Gebirgsdurchquerung doch (unter Umständen und je nach persönlichem Empfinden / Können) heikel, beschwerlich und wirklich sehr anstrengend. Wer jedoch den Schwierigkeiten gewachsen ist und glaubt, er habe schon alles von den Dolomiten (oder gar von den Alpen) gesehen, für den liegt der Reiz dieser Tour zum einen in der Einsamkeit  -  sich bewusst zu werden, dass man inmitten grandioser und wilder Berge vollkommen alleine ist  -  und zum anderen in den vielfältigen und teilweise einmaligen Fels- und Landschaftsszenerien. Die Eindrücke, die man auf dieser Tour erlebt, sind grandios und wer es tatsächlich vom Rifugio Treviso (bzw. vom Passo Cereda) bis zum Passo Croce d` Aune geschafft hat, der kann zum einen wirklich stolz auf sich sein  -  und zum anderen auch sagen, dass der den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2  -  den zweitlängsten aller Dolomiten Weitwanderwege  -  komplett zu Ende gegangen ist. [Bei jedem der beschriebenen Tage wird einzeln und im Speziellen auf die Schwierigkeiten und die Anforderungen hingewiesen.]

Gefahren:  Die Feltriner Dolomiten liegen komplett abseits des alpinen Mainstreams. Im Vergleich mit den restlichen Dolomiten ist diese Untergruppe einsam, geradezu wild. Besonders die Etappe vom Passo Cereda zum Rifugio Bruno Boz wird nur ganz selten begangen. Das bedeutet, dass  -  auch wenn die Durchquerung dieser kleinen Gebirgsgruppe stets auf markierten Wegen und Pfaden verläuft  -  diese Tour nur von erfahrenen Bergsteigern unternommen werden sollte. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, eine hervorragende Kondition und eine gute Orientierungsfähigkeit sind unbedingt notwendig. Ebenso sollte man den Kern dieser Tour (Passo Cereda  -  Rifugio Dal Piaz) nur bei sicherem Wetter und guten Bedingungen absolvieren. Während der Tour müssen etliche ausgesetzte und teilweise auch heikle Stellen überwunden werden. Bei einer umsichtigen und umfassenden Tourenplanung bzw. bei Beherrschung aller Anforderungen  -  ist diese Tour insgesamt jedoch relativ ungefährlich. [Bei jedem der beschriebenen Tage wird einzeln und im Speziellen auf die Gefahren hingewiesen.]


17. August  -  21. August 2011

Fünf-Tages-Tour in die Dolomiten  -  Durchquerung der Feltriner Dolomiten und Beendigung des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2   (Alta Via delle Dolomiti Nr. 2)  -  „Weg der Sagen und Legenden“

2010 - Dolomiten Höhenweg Nr. 2

Privat organisierte Tour  -  zusammen mit meiner Mutter Sigrid

*Die Tourenberichte wurden mit Hilfe des Dolomiten-Weitwanderweg Führers  „Dolomiten Höhenwege 1-3  Die großen Dolomiten-Weitwanderwege 1-3“ von Franz Hauleitner (Bergverlag Rother) erstellt*

[Bild: Cimonega-Kar, in dessen Mitte das Bivacco Feltre-Walter Bodo 1930 m. liegt  -  rechts der Piz de Mez 2429 m.  -  im Hintergrund der höchste Berg der Cimonegagruppe und der Feltriner Dolomiten: der Sass de Mura 2522 m. ]

[Bild: Blick vom Passo Finestra ins Val Canzoi]

1. Tag        Cant del Gal  -  Val dei Canali  -  Rifugio Treviso

Der Aufstieg von Cant del Gal durch das Val die Canali zum Rifugio Treviso ist eine unschwierige Wanderung und verläuft stets auf gut markierten Wegen. Der Schlussanstieg von der Talsohle durch den Bergwald zur Hütte ist etwas anstrengend, jedoch problemlos zu begehen.   (Bewertung:  T1-2  oder  W1-2)

Ein Jahr nachdem wir den größten Teil des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 gegangen waren, jedoch aufgrund schlechten Wetters am zwölften Tag beim Rifugio Treviso aufhören mussten, haben meine Mutter und Ich den Plan gefasst, den Höhenweg zu Ende zu gehen. Über den Passo di Rolle  -  von wo aus wir einen atemberaubenden Blick auf den Cimon della Pala (3184 m.) haben  -  geht es nach San Martino di Castrozza, weiter nach Fiera di Primiero und von dort nach Cant del Gal, unserem Ausgangspunkt für die kommenden Tage.

[Bild: Blick vom Bereich des Passo di Rolle zur Cima dei Bureloni 3130 m.  -  zur Cima della Vezzana 3192 m. und zum "Matterhorn der Dolomiten"  -  zum Cimon della Pala 3184 m.]

Nachdem wir unser Auto geparkt und etwas gegessen haben, machen wir uns schließlich auf und folgen einer asphaltierten Straße durch einen lichten Bergwald zunächst ein Stück Richtung Nordosten. Nach kurzer Zeit endet die Asphaltstraße und wir treten schließlich aus dem Wald heraus.

[Bild: Auf einer Forststraße geht es durch lichten Bergwald weiter in Richtung Rifugio Treviso]

[Bild: Blick zu den wolkenverhangenen Gipfeln der südöstlichen Pala  -  oberhalb des Rifugio Treviso]

Auf einer schottrigen Forststraße geht es in der Talsohle des Val dei Canali weiter in Richtung Nordosten. Schließlich erreichen wir eine Wegabzweigung. Wir wählen natürlich den rechten Weg zum Rifugio Treviso und überqueren zunächst den ausgetrockneten Bach. Anschließend geht es auf der anderen Seite auf einem Steig in den Bergwald. Diesen verlassen wir jedoch nach kurzer Zeit erneut und folgen einem teilweise gerölligen und schottrigen Pfad zwischen Bachbett und Bergwald weiter Richtung Nordosten.

[Bild: Blick zum gewaltigen Massiv der Cima dei Lastei 2846 m.]

[Bild: In der Talsohle des Val dei Canali geht es auf einem schottrigen Weg in Richtung Rifugio Treviso]

Etwas später zweigt der Weg nach Osten ab und führt  -  gegenüber des Vallon delle Lede  -  durch dichten Bergwald bergauf.

[Bild: Die großartige Cima di Sedole 2244 m.]

Auf einem breiten Weg geht es in zahlreichenden, weit ausholenden Serpentinen den steilen bewaldeten Berghang des Val dei Canali unschwierig bergauf Richtung Hütte. Kurze Zeit später erreichen wir unser Tagesziel  -  das Rifugio Treviso (Rifugio Canali) 1631 m.

Dieses alte, gemauerte Schutzhaus wurde im Jahr 1897 von der Sektion Dresden des Deutschen – und Österreichischen Alpenvereins erbaut und ging im Laufe des 20 Jahrhunderts, in Folge der Weltkriege, schließlich in den Besitz des CAI Treviso über. Heute besitzt die Hütte 40 Betten sowie einen stets offenen Winterraum mit 4 Lagerplätzen und Kochgelegenheit. Geöffnet ist das Rifugio Treviso vom 15. Juni bis zum 30. September. In dieser Zeit ist die Hütte Ausgangspunkt für praktisch alle Touren rund um das Val dei Canali. Neben Tagesgästen und Kletterern zieht die Hütte vor allem Weitwanderer an. Denn das Rifugio Treviso ist eines der wichtigsten Etappenziele auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 2  -  an dieser Schutzhütte kommt man nicht vorbei, ob man hier nun aufhört oder weitermacht, fast jeder übernachtet hier. Die Tourenmöglichkeiten rund um die Hütte sind sehr vielfältig. Für ambitionierte Ferratisten und Bergsteiger ist die Croda Grande (2849 m.) über die Ferrata Reali ein begehrenswertes Ziel. Ebenso lohnenswert sind die großartigen, hochalpinen Übergänge in die Pala über das Vallon delle Lede oder über den Passo dell Orsa. Kletterer finden in den wilden und einsamen Bergen östlich der Hütte rund um den Sasso d` Ortiga ihr Metier. Und auch wenn die Hütte stets regen Besuch erhält, so ist sie doch eine ursprüngliche Schutzhütte, die ihren Charme behalten hat und der man anmerkt, dass sie einen geschichtsträchtigen Hintergrund hat.

[Bild: Rifugio Treviso 1631 m.]

Wir besorgen uns unser Zimmer und verbringen anschließend den restlichen Tag auf der Terrasse vor der Hütte. Das Rifugio Treviso, etwa 200 Meter oberhalb der Talsohle des Val dei Canali in einem dichten Bergwald gelegen, hat eine wirklich äußerst eindrucksvolle und wilde Umgebung.

[Bild: Hinter der Hütte ragt der zerklüftete Gipfel der Pala della Madonna 2524 m. in den Himmel]

Besonders die auf der anderen Seite des Tales aufragenden Cima dei Lastei (2846 m.) ist wirklich atemberaubend.

[Bild: Blick vom Rifugio Treviso zur Cima dei Lastei 2846 m.]

Aber auch die wilden Zacken und Türme im Südostkamm der Pala hinter der Hütte lassen das Herz (vor allem das der Kletterer) höher schlagen. Obwohl wir nur etwa eine Stunde von den Touristenscharen rund um das Berghotel Cant del Gal entfernt ist, fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Schließlich erinnere ich mich an letztes Jahr und es kommt mir vor, als wären wir nie weg gewesen, als hätten wir die Tour nie abgebrochen, als würden wir bereits seit zwölf Tagen unterwegs sein. Mit Blick auf die kommenden Tage verspüre ich eine gewisse Euphorie. Ich weiß nicht was kommen wird, für uns beide ist alles  -  was von nun an kommen wird  -  absolutes Neuland. Mit dem morgigen Tag werden wir die Pala verlassen und uns in Richtung der einsamen und völlig unbekannten Feltriner Dolomiten aufmachen.

[Bild: Blick am Abend vom Rifugio Treviso in Richtung Westen]

2. Tag        Rifugio Treviso  -  Passo Cereda

Rifugio Treviso  -  Forcella d` Oltro  -  Traversata delle Rocchete  -  Regade  -  Bastie  -  Rifugio Passo Cereda

Mit dieser Etappe verlässt man den Hauptbereich der Pala und wendet sich dem einsamen und weniger erschlossenen südöstlichen Teil dieser Gebirgsgruppe zu. Der Weg vom Rifugio Treviso zum Passo Cereda wurde speziell für den Dolomiten Höhenweg Nr. 2 geschaffen und bietet landschaftlich herausragend schöne Eindrücke. Auch wenn die zu durchquerende Landschaft vielleicht nicht mehr so mächtig und eindrucksvoll ist wie zuvor, sind die Berge der südöstlichen Pala und der Feltriner Dolomiten doch wunderbar ursprünglich, unerschlossen und unberührt. Auch wenn der Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 sehr beliebt und frequentiert ist, wird man auf dieser Etappe in der Regel allein unterwegs sein. Im ersten Teil beim Anstieg zur Forcella d` Oltro müssen teilweise steile und anstrengende Geröllflanken in Serpentinen bewältigt werden. Anschließend folgt die unschwierige, dafür landschaftlich eindrucksvolle Höhenwanderung am Südostkamm der Pala entlang zum Passo Cereda. Währenddessen hat man stets herrliche Ausblicke zum Sass de Mura und zu den restlichen Feltriner Dolomiten. Trittsicherheit ist für diese Etappe unbedingt notwendig. Insgesamt weist sie jedoch kaum Schwierigkeiten oder objektive Gefahren auf und ist insofern durchaus als eine der Genussetappen des gesamten Weitwanderwegs Nr. 2 zu bezeichnen.   (Bewertung:  T2-3  oder  W2-3)

Bei traumhaftem Wetter machen wir uns am Morgen auf in Richtung Passo Cereda. Da auf der heutigen Etappe kein Gipfel mitgenommen werden kann, haben wir heute nur die reine Tagesetappe zu bewältigen.

[Bild: Blick nach Westen: Cima di Sedole 2244 m.  -  Sasso delle Lede 2580 m.  -  Cima Canali 2897 m.  -  Cima Wilma 2782 m.  -  von links nach rechts]

Von der Hütte geht es auf dem bezeichneten Weg Nr. 718 an der Flanke des Val dei Canali zunächst durch einen Bergwald in Richtung Süden. Teilweise führt der Steig auch über Blockwerk bzw. durch Gesträuch und nach kurzer Zeit erreichen wir eine mit Felsblöcken und Geröll gefüllte Bergsturzzone.

[Bild: Auf einem Steig geht es zu einer Bergsturzzone]

Wir queren zunächst die Flanke und folgen anschließen dem Weg wieder in den Wald. In einigem Auf und Ab geht es durch den Wald, einige kleinere Gräben querend, zur Lichtung Campigol dell` Oltro 1700 m.  -  im Auslauf der von der Forcella d` Oltro nach Nordwesten ziehenden Rinne.

[Bild: Von Campigol dell` Oltro geht es weiter nach Süosten Richtung Scharte]

Von der Lichtung folgen wir dem markierten Steig weiter durch den Wald und wenden uns schließlich nach Südosten. Durch Gesträuch, Latschengewächs und über Blockwerk leitet der Weg in Serpentinen bergauf in die  -  von der Scharte herabziehende  -  begrünte Steilflanke. Schließlich erreichen wir eine Wegabzweigung. Neben dem Aufstieg zur Forcella d` Oltro besteht hier auch die Möglichkeit, parallel zum eigentlichen Hauptweg  -  nur auf der nordwestlichen Seite des Südostkamms der Pala  -  einer Höhenroute (oberhalb des Val dei Canali) zum Passo Regade zu folgen. Von dort ist der Passo Cereda ebenfalls erreichbar. Allerdings dürfte dieser Steig schwieriger und noch einsamer sein, als die Hauptroute, welche wir auch begehen werden.

[Bild: Die Südwand des unbenannten Punkt 2319 m.  -  südwestlich der Cima Sforcelloni]

Wir bleiben auf dem Weg 718 und steigen über die begrünte Felsflanke bergauf Richtung Osten.

[Bild: Im unteren Teil der von der Scharte nach Nordwesten ziehenden, begrünten Felsflanke]

In zahlreichen engen Kehren leitet der Weg steil und anstrengend, einige Geröllrinnen querend, weiter aufwärts. Dies ist der schwierigste bzw. anstrengendste Abschnitt der heutigen Etappe. Beim Aufstieg zur Scharte sind die Verhältnisse ganz entscheidend  -  gerade aufgrund der nordwestlichen Exposition. Bei Schneelage sind die Querungen der Rinnen und die steilen Serpentinen heikel und schwieriger als bei guten Bedingungen. Dann steigen die Anforderungen dieser grundsätzlich unschwierigen Etappe um ein gutes Stück.

[Bild: Blick zurück zum bisherigen Aufstiegsweg und ins Val dei Canali]

Beim Blick zurück beindruckt  -  neben der Cima Canali und der Cima di Fradusta  -  vor allem der atemberaubende Sass Maor 2814 m. Als gewaltiger Felsturm ragt er  -  abgetrennt vom Hauptbereich der Pala  -  imposant in den Himmel.

[Bild: Blick nach Westen zum Sass Maor 2814 m.  -  zur Cima Canali 2897 m. und zur Cima della Fradusta 2939 m.  -  von links nach rechts]

Ein Stück unterhalb der Scharte verengt sich die begrünte Steilrinne. Zwischen den mächtigen Wandfluchten von Cima d` Oltro und Punta Caldrolon geht es steil aufwärts in östliche Richtung.

[Bild: Auf einem gerölligen Steig geht es zuletzt steil bergauf Richtung Scharte]

[Bild: Die mächtigen Nordabstürze der Cima d` Oltro 2397 m.]

Schließlich geht es unterhalb einiger bizarrer Felstürme auf der orografisch linken Seite der Flanke, zuletzt als Querung, zur Forcella d` Oltro 2094 m.  -  der markanten Scharte zwischen Cima d` Oltro (2397 m.) im Süden und Punta Caldrolon (2288 m.) im Norden. Da östlich jenseits der Scharte dichter Nebel herrscht, haben wir leider nichts von der eindrucksvollen Aussicht, die man normalerweise von hier hätte. Bei gutem Wetter (bzw. guten Sichtverhältnissen) hat man von der Forcella d` Oltro einen fantastischen Ausblick auf Gosaldo, Monte Pizzon, Ferùcgruppe, Schiaragruppe, Talvena-, Prampèr- und Tàmergruppe sowie auf die Feltriner Dolomiten. Nach einer kleinen Pause geht es jenseits der Forcella d` Oltro zunächst in einer blockigen Rinne und anschließend über eine begrünte Flanke in vielen engen Kehren steil bergab. Bei Nässe oder Schneelage ist hier größte Vorsicht geboten.

[Bild: Abstieg von der Scharte über eine begrünte Steilflanke]

[Bild: Blick zu den Türmen - und Felszacken südöstlich der Punta Caldrolon 2288 m.]

Auf diese Art geht es etwa 200 Höhenmeter bergab. Schließlich erreichen wir eine Abzweigung. Neben der Höhenroute zum Passo Cereda bietet sich von hier auch der Weg zum Bivacco Menegazzi an, von wo aus Touren wie der Sentiero Vani Alti oder der Aufstieg zur Forcella d` Ortiga durchgeführt werden können  -  einsame und ursprüngliche Touren. Wir wenden uns jedoch nach Süden und folgen einem angelegten Steig an einer steilen Grasflanke entlang zu einer kleinen, vorgelagerten Schulter.

[Bild: An begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Steilflanken geht es auf einem Steig zu einer Schulter]

Anschließend geht es unter den Felswänden von Cima d` Oltro und Le Rocchette in Form einer ungemein eindrucksvollen Höhenwanderung  -  als lange Querung steiler Grasflanken  -  in Richtung Südwesten.

[An steilen Grasflanken entlang führt der Höhenweg konsequent in südwestliche Richtung]

Nur ab und zu erlaubt der Nebel einen Blick auf den imposanten Sass de Mura und die ihn umgebenden anderen Berge der Feltriner Dolomiten im Süden. Zunehmend steiler werdend geht es schließlich bergauf zu einer weit nach links vorspringenden Schulter (2001 m.)  -  An diesem Punkt der langen Querung hat man bei entsprechenden Sichtverhältnissen eine grandiose Aussicht und auch wenn wir sie nicht hatten, so sei sie hier doch kurz beschrieben: Im Norden erkennt man die eindrucksvolle Cima d` Oltro. Rechts von ihr die türmereichen Massive der Punta della Madonna, des Sasso d` Ortiga und der Croda Grande. Im Osten und Südosten Moiazzagruppe, Antelao, Passo Duran, Prampèr Dolomiten, Schiara und Monti del Sole. Weiter im Süden die gesamten Feltriner Dolomiten (Brandol-Agnelezze, Cimonega, Vette Feltrine) und sogar die markante Graspyramide des Monte Pavione, in dessen Nähe das Rifugio Dal Piaz und damit das Endziel des Weitwanderwegs liegt. Abgesehen von einigen kurzen Ausblicken auf den Sass de Mura bleibt uns diese Aussicht aber verborgen. Wir folgen dem Weg unter den Wänden von Le Rocchette und Cima Feltraio weiter Richtung Südosten.

[Bild: Blick zurück zur langen Querung der mächtigen Steilflanken]

Weniger steil als noch zuvor geht es über mehrere kleine Schultern hinweg aufwärts zu einer Bergkante (ca. 2175 m.  -  höchster Punkt des heutigen Tages)  -  Ab jetzt geht es nur noch bergab  -  bis zum Pass sind es von hier aus noch über 800 Höhenmeter. Nach einer kurzen Pause geht es von der Bergkante (weiter auf dem Weg 718 nach links / nicht die Wegabzweigung zum Passo Regade nehmen!) an begrünten Hängen bergab in Richtung Süden zu einer Scharte.

[Bild: Blick zur Cimonegagruppe und zum imposanten Piz di Sagron 2486 m.]

[Bild: Abstieg von der Bergkante nach Süden  -  im Blick eine Ansammlung gewaltiger Felszacken - und Türme, die es zu durchqueren gilt]

Anschließend folgen wir dem Weg durch eine Ansammlung bizarrer Felszacken und Türme  -  über mehrere kleine Einsattelungen und Anhöhen in Richtung Südosten.

[Bild: Zwischen den Felstürmen - und Zacken geht es auf einem Steig bergab]

Beim Abstieg durch diese eindrucksvolle „Felsenstadt“ begegnen uns zum ersten Mal am heutigen Tag andere Menschen: Ein italienischer Vater ist mit seinen beiden Kindern unterwegs in die Richtung aus der wir gekommen sind. Ob sie nur noch ein Stück bergauf steigen oder bis zum Rifugio Treviso weitergehen, bleibt offen  -  er macht es jedenfalls von seinen Kindern abhängig  -  und das ist auch genau richtig. Wenig später kommt uns eine große und lautstarke Gruppe Italiener entgegen, bei der ich ziemlich sicher bin, dass sie es (wenn überhaupt) höchstens bis zur Wegabzweigung Passo Regade – Forcella d` Oltro schafft.

[Bild: Eigenartige, begrünte  -  mit Felspfeilern, Türmen und Zacken durchsetzte  -  Steilflanken]

Schließlich leitet uns der Weg aus dem Labyrinth der Felstürme – und Zinnen heraus. Über kurzzeitig freie Wiesen geht es kurz darauf in einen lichten Nadelwald. In diesem geht es zügig bergab nach Osten zur Wiesenschulter von Regade 1683 m. An diesem Punkt geht es nicht vor zur verfallenden Almhütte, sondern  -  immer den Markierungen folgend  -  durch dichtes Buschwerk und durch Bergwald steil bergab zu den freien Wiesen von Bastie (1450 m.)  -  Kurz darauf erreichen wir einen Fahrweg. Auf diesem geht zwischen freien Wiesenflächen sanft abfallend in Richtung Südwesten.

[Bild: Über freie Wiesenflächen geht es das letzte Stück Richtung Pass  -  im Hintergrund der Piz di Sagron 2486 m.]

Dabei haben wir immer den grandiosen Piz di Sagron (2486 m.)  -  zweithöchster Berg der Cimonegagruppe und der Feltriner Dolomiten  -  im Blick. Dieser Berg dürfte einer der einsamsten und wildesten Berge weit und breit sein. Schließlich leitet der Fahrweg auf die Ceredapassstraße. Auf dieser geht es in wenigen Minuten nach links hinauf zum Passo Cereda (1361 m.)  -  unserem heutigen Tagesziel.

[Bild: Cimonegagruppe (Feltriner Dolomiten) mit dem Piz di Sagron 2486 m.]

Dieser bedeutende, aber wenig bekannte und kaum besuchte Dolomitenpass trennt die Pala von den Feltriner Dolomiten und ermöglicht den Übergang vom Val Cismon (Fiera di Primiero) im Westen ins Val Cordevole (Agordo) im Osten. Im Vergleich zu berühmten Dolomitenpässen wie dem Grödnerjoch oder dem Sellajoch ist dieser Pass so gut wie überhaupt nicht frequentiert. Dies merkt man auch daran, dass Buse den Passo Cereda nur zweimal täglich besuchen. Dafür ist dieser komplett abseits des Dolomiten-Mainstreams gelegene Pass wunderbar ruhig und beinahe sogar idyllisch. Für Bergsteiger und Wanderer ist der Passo Cereda in der Regel die Zwischenstation beim Übergang von der Pala in die Cimonegagruppe  -  so auch bei uns. Unterkunft finden wir heute in dem hotelartigen, privat betriebenen Rifugio Passo Cereda 1361 m. Dieses große Haus besitzt 55 Betten – und 20 Lagerplätze. Geöffnet ist es ganzjährig, jedoch ist (außer zwischen 15. Juni und 15. Oktober) Mittwoch Ruhetag.

[Bild: Rifugio Passo Cereda 1361 m.]

Wir quartieren uns im Rifugio Passo Cereda ein und entspannen den restlichen Tag. Neben uns übernachten noch eine Reihe anderer Leute in dem großen Berghotel. Allerdings sind wir offensichtlich die Einzigen, die sich morgen in die Cimonegagruppe (Feltriner Dolomiten) aufmachen werden. Im Vergleich zur morgigen Etappe war der heutige Tag  -  vor allem aus konditioneller Sicht  -  ein Spaziergang. Wir wollen morgen vom Passo Cereda bis zum Rifugio Bruno Boz (1718 m.) gehen und nicht im Bivacco Feltre-Walter Bodo übernachten. Insofern steht uns ein sehr langer und anstrengender Tag bevor und ich bin sehr gespannt, wie diese längste und schwierigste Etappe des gesamten Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 werden wird.

3. Tag        Passo Cereda  -  Rifugio Bruno Boz

Rifugio Passo Cereda  -  Malga Fratton  -  Banca Intaiada  -  Forcella di Comdeon  -  Bivacco Feltre-Walter Bodo  -  Forcella Col dei Bechi  -  Traversata Cimonega  -  Pass de Mura  -  Rifugio Bruno Boz

Dies ist die schwierigste und längste Etappe des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2  -  Sie führt vom Passo Cereda als Steilaufstieg in die Cimonegagruppe der Feltriner Dolomiten. Dieses  -  der Pala ähnliche  -  Gebirgsmassiv steht abseits der hohen Dolomiten und ist dementsprechend einsam, wild und unerschlossen. Keine der imposanten Spitzen um den Sass de Mura kann leicht bestiegen werden und auch der Übergang vom Passo Cereda zum Rifugio Bruno Boz erfordert ein großes Maß alpiner Erfahrung. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, eine Top-Kondition und Durchhaltewille sind ebenfalls dringend erforderlich. Der Aufstieg zur Forcella di Comdeon („Banca Intaiada“) führt über luftige, steile und teilweise mit Drahtseilen gesicherte Felsbänder. An einigen Stellen müssen extrem steile und heikle Geröll – bzw. Schrofenhänge überwunden werden. Bei Vereisung oder Gewitter wird diese Route höllisch gefährlich. In jedem Fall sollte man sie nur bei absolut sicherem Wetter gehen. Landschaftlich bietet diese Höhenroute  -  besonders im Bereich des Bivacco Feltre-Walter Bodo und auf der „Traversata Cimonega“  -  atemberaubende Eindrücke und fantastische Tiefblicke. Wer die Anforderungen sicher beherrscht, wird an diesem herausragend schönen Höhenweg viel Freude haben. Doch wie gesagt: Der Umgang mit splittrig-brüchigem Gestein, steilen Schotter – und Geröllhängen, Felsbändern und atemberaubend luftigen Querungen sollte vertraut sein, ansonsten wird diese Etappe schnell zur Qual. Erwähnenswert ist außerdem noch, dass der Zustieg zur Banca Intaiada einen guten Orientierungssinn und viel Gespür für die Wegfindung verlangt, weil nicht alles optimal ausgeschildert und markiert ist. Man kann auch beim Bivacco Feltre-Walter Bodo übernachten und sich so die Route auf zwei Tage aufteilen. Insgesamt wird man für diese Etappe 7-10 Stunden brauchen, vorausgesetzt man hat gute Weg – und Wetterbedingungen. Wer diese Etappe erfolgreich bewältigt hat, muss vor dem Übergang  -  Rifugio Bruno Boz – Rifugio Dal Piaz  -  keine Angst haben.   (Bewertung:  T5-/5  oder  W5-/5)

Früh am nächsten Morgen machen wir uns vom Passo Cereda auf in Richtung Forcella di Comdeon  -  unserem ersten Etappenziel. Wir wissen, dass uns ein sehr langer Tag bevorsteht und wir sind gespannt, was uns der heutige Tag bringen wird. Der Weg beginnt gleich südlich gegenüber des Rifugio Cereda. Wir folgen dem ausgeschilderten Weg zunächst über eine Naturstraße gegen die Malga Fossetta und anschließend über die Cereda-Wiesen, oberhalb an einer Kapelle vorbei, in Richtung Südosten. Weiter geht es durch einen Wald und anschließend auf der „Strada forestale Frattoni“ am bewaldeten Nordabhang der Pale del Garofolo entlang immer weiter Richtung Osten. Schließlich führt der Weg auf die freie Anhöhe unterhalb der Malga Fratton und wir haben mit einem Mal einen fantastischen Ausblick zum imposanten Piz di Sagron (2486 m.)  -  zum Piz Palughet (2150 m.) und zum Sasso delle Undici (2310 m.)  -  Unterhalb dieser riesigen Felswände zieht die Banca Intaiada empor zur Forcella di Comdeon.

[Bild: Die Malga Fratton wird überragt vom Piz Palughet 2150 m. und von der Punta Cereda 1967 m.  -  ganz links der Sasso delle Undici 2310 m.]

Von der freien Wiese führt der Weg zunächst in einen Wald und weiter zu einer Wegeteilung. Wir nehmen natürlich die Abzweigung „801: Forcella Comdeon – Alta Via N 2“ und wenden uns in Richtung Südosten. In dichtem Bergwald geht es sanft ansteigend auf einer begrünten Fahrstraße bergauf.

[Bild: Wir folgen einer Fahrstraße durch einen Bergwald in Richtung Süden]

Schließlich weist ein weiteres Zusatzschild deutlich auf die kommenden Schwierigkeiten hin: „801: Sentiero Alpinistico Difficile“

[Bild: Wer vorhat, zur Forcella di Comdeon aufzusteigen, sollte wissen, worauf er sich einlässt]

Im Folgenden führt der Weg  -  nun mehr als schmaler Pfad  -  im Wald steil bergauf und wir müssen darauf achten, dass wir den Weg bzw. die Markierungen nicht verlieren  -  in diesem Abschnitt der Etappe ist ein gewisses Talent für die Wegfindung unbedingt notwendig. Es ist offensichtlich, dass auf diese Art verhindert werden soll, dass Menschen zur Banca Intaiada gelangen, die eigentlich nicht dafür geeignet sind und sich dadurch nur in Gefahr bringen würden.

[Bild: Auf einem steilen Pfad geht es durch einen Bergwald in südliche Richtung]

Wir folgen dem Pfad  -  an bewaldeten Hängen entlang und mehrere Gräben traversierend  -  immer weiter Richtung Süden. Schließlich verliert der Weg deutlich an Steilheit. In angenehmer Steigung leitet der Pfad schließlich zu einer  -  mit gewaltigen Felsblöcken und Geröll gefüllten  -  Rinne. In dieser geht es ziemlich mühsam und anstrengend empor, wobei man auf die deutlichen  -  aber spärlich vorhandenen  -  Markierungszeichen achten sollte.

[Bild: In der der mit Felsblöcken und Geröll gefüllten Rinne geht es äußerst mühsam bergauf]

In leichter Kletterei (Schwierigkeitsgrad I.) steigen wir die geröllige Rinne bergauf und kommen dabei der mächtigen Nordwand des Piz Palughet immer näher. Nach einiger Zeit verlassen wir die Rinne nach links und folgen dem Pfad durch Buschwerk und über Felsblöcke südwärts hinauf zum Fuß der Nordwände des Piz di Sagron.

[Bild: Auf einem gerölligen Pfad geht es unterhalb der Nordabstürze des Piz di Sagron nach Südosten]

Von dort leitet der Weg durch Latschengewächs und Sträucher nach Südosten in ein von den Felsstürzen des Piz di Sagron, Sasso Largo und Sasso delle Undici gebildetes Amphitheater. Hier tritt die spitze  -  dem Sasso delle Undici vorgelagerte  -  Felsgestalt der Pala Verde ins Blickfeld.

[Bild: Pala Verde, Sasso delle Undici und Sasso Largo von Norden  -  von links nach rechts]

Weiter geht es durch das Geröllkar südostwärts gegen die schwarzen Wände der Pala Verde empor.

[Bild: Auch wenn es den Anschein hat  -  das Ziel liegt nicht hinter der nächsten Ecke]

[Bild: Freier Blick nach Nordosten]

[Bild: Die imposante Nordwand der Pala Verde]

[Bild: Auf einem gerölligen Pfad geht es unterhalb der Pala Verde nach Südosten]

Unter diesen geht es auf einem gerölligen Pfad nach links und in Kehren  -  teilweise mit Hilfe von Drahtseilen  -  hinauf zu einer Schulter im Nordgrat der Pala. Hier haben wir nun erstmals Sicht auf das markante Fels – bzw. Schuttband „Banca Intaiada“, das durch die imposante, senkrechte Nordostwand des Sasso delle Undici steil nach Süden zur Forcella di Comdeon hinaufführt.

[Bild: Blick von der Schulter zur Banca Intaida  -  in der Ferne die Forcella di Comedon]

War bisher Trittsicherheit ausreichend, ist im Folgenden nun auch Schwindelfreiheit unbedingt notwendig. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf und folgen dem markierten Steig am Nordgrat der Pala Verde kurz hinauf auf das Band, das gleich am Beginn durch einen gewaltigen Bergsturz (aus der Pala Verde) zerstört wurde. Die Bergsturzzone wird über ein luftiges und mit splitterbrüchigem Geröll bedecktes Band gequert, wobei durchlaufende Drahtseile diese heikle Stelle etwas entschärfen.

[Bild: Drahtseile erleichtern die Querung dieses luftigen Bandes]

[Bild: Am Beginn der Banca Intaiada  -  im Hintergrund die Forcella di Comedon]

Anschließend geht es auf dem schmalen Schuttband der Banca Intaiada über mehrere Schultern steil bergauf. Unterhalb der mächtigen Nordostwände des Sasso delle Undici leitet das Band konsequent in Richtung Südosten.

[Bild: Blick zurück zum bisherigen Aufstiegsweg  -  deutlich ist der Verlauf unterhalb der mächtigen Wandfluchten des Sasso delle Undici erkennbar]

Nach einiger Zeit verbreitert sich die Banca Intaiada und führt zum Beginn einer besonders steilen Hartschuttflanke. Diese heikle und extrem anstrengende Passage erfordert absolute Trittsicherheit, Kondition und eine gute Geländebeurteilung. Über brüchiges Gestein und äußerst hartes Geröll geht es mühsam in engen Kehren bergauf. Diese unangenehme Passage stellt eine der schwierigsten Stellen des gesamten Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 dar  -  große Umsicht und Konzentration ist erforderlich, um sie sicher zu bewältigen. Bei Schneelage oder gar Vereisung kann dieser Geröllhang für normalbelastbare Bergsteiger unbegehbar werden. In so einem Fall sind erhöhte Vorsicht und ein entsprechendes Können erforderlich.

[Bild: Die extrem steile und heikle Hartschuttflanke unterhalb der Forcella di Comedon]

Nachdem wir die Hartschuttflanke hinter uns gebracht haben, wird uns bewusst, dass die Forcella di Comdeon nun nicht mehr weit weg ist. Über Schrofen und einen mäßig steilen Felsenhang geht es das letzte Stück zügig bergauf und schließlich erreichen wir eine Schulter (ca. 2100 m.) im Südostgrat des Sasso delle Undici  -  die eigentliche Forcella di Comdeon bleibt links unterhalb!

[Bild: Über diesen schroffen Felsenhang geht es bergauf Richtung Scharte]

[Bild: Rechts die Schulter (ca. 2100 m.)  -  die es zu erreichen gilt  -  in der Mitte die Forcella di Comedon, dahinter der Cimon del Piz / Punta di Comedon 2325 m.]

Von dort haben wir eine fantastische Aussicht auf die uns umgebenden Berge. Im Südosten über der Forcella di Comdeon ragt der einsame Cimon del Piz (Punta di Comdeon) 2325 m. in den Himmel, welcher so gut wie nie bestiegen wird.

[Bild: Punta di Comdeon (Cimon del Piz) 2325 m.]

Weiter rechts die südlichen Feltriner Alpen und dahinter die Venetianischen Voralpen. Im Süden in der Tiefe das Val Canzoi und darüber die  -  teilweise von Wolken verdeckten  -  Vette Feltrine. Richtung Nordosten reicht der Blick bis zum Sorapiss und zur Moiazzagruppe. Und wären in der Ferne keine Wolken am Himmel, könnten wir sogar Schiaragruppe, Civetta und Teile der südöstlichen Pala sehen. Der Blickfang schlechthin ist jedoch der höchste Berg der Feltriner Dolomiten  -  der Sass de Mura 2522 m.  -  im Südwesten. Dieser prachtvolle Koloss kann nur über anspruchsvolle Kletterrouten (ab Schwierigkeitsgrad III+) bestiegen werden. Bei diesem einsamen und wilden Berg ist es durchaus ratsam, sich einem lokalen Bergführer anzuvertrauen. Der Hüttenwirt des Rifugio Bruno Boz kann einem hierbei weiterhelfen.

[Bild: Von der Schulter nahe der Forcella di Comedon fällt der Blick auf den Sass de Mura 2522 m. im Südwesten]

Wir haben jetzt etwas mehr als die Hälfte und zudem das anstrengendste bzw. schwierigste Stück der heutigen Etappe hinter uns gebracht. Nach einer Pause machen wir uns auf Richtung Bivacco Feltre-Walter Bodo. Von der Schulter geht es auf einem gerölligen Steig in die Südostflanke des Sasso delle Undici hinein. Zunächst eben, dann teilweise schmal und etwas ausgesetzt geht es an steilen Felsflanken ein kurzes Stück Richtung Südwesten.

[Bild: Wir folgen einem gerölligen Pfad an steilen Felsflanken entlang Richtung Südwesten  -  im Hintergrund das Val Canzoi mit dem Lago della Stua]

Nach kurzer Zeit erreichen wir eine kleine Scharte  -  am oberen Ende einer Block – und Geröllrinne  -  von wo aus wir einen fantastischen Blick auf den Sass de Mura sowie auf den imposanten Piz de Mez haben. Zudem können wir nun auch das Bivacco Feltre-Walter Bodo sehen, welches sich inmitten grüner Wieser auf einem  -  von mächtigen Dolomiten-Wänden eingefassten  -  balkonartigen Hochplateau befindet.

[Bild: Der Gipfel des Sass de Mura 2522 m. wird teilweise von Wolken verdeckt  -  rechts der grandiose Piz de Mez 2429 m.]

Durch die schroffe Geröll – und Blockrinne geht es steil und mühsam nach rechts hinunter zu einem begrünten Hang.

[Bild: Blick von der Scharte auf die steile Geröllrinne]

[Bild: Blick von der Scharte oberhalb der Geröllrinne auf das weite Cimonega-Kar mit dem Bivacco Feltre-Walter Bodo in der Mitte  -  rechts der Piz de Mez 2429 m.  -  links der Sass de Mura 2522 m.]

[Bild: Durch diese steile Geröll - bzw. Blockrinne führt der Weg bergab]

Während des Abstiegs treffen wir schließlich auf eine andere Bergsteigerin, welche offenbar alleine Richtung Passo Cereda (oder Sagron) unterwegs ist. Wir sind froh, dass wir doch nicht als die Einzigen in der Cimonegagruppe unterwegs sind. Über den begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Hang unterhalb der Block – und Geröllrinne geht es in Serpentinen auf einem Steig bergab zum Wiesenboden „Pian della Regina“.

[Bild: Blick zurück auf den begrünten Hang und zur Geröllrinne  -  rechts oben die Scharte]

[Bild: Auf dem Weg zum Bivacco Feltre-Walter Bodo  -  rechts der Piz de Mez 2429 m.]

Wir folgen dem Weg über Wiesen  -  zunächst eben dahin, später sanft ansteigend  -  Richtung Westen und erreichen nach kurzer Zeit das Bivacco Feltre-Walter Bodo (1930 m.)

[Bild: Bivacco Feltre-Walter Bodo 1930 m.  -  dahinter der Piz de Mez 2429 m.]

Diese am südlichen Abbruchrand des Pian della Regina inmitten des Cimonega-Kares gelegene  -  aus zwei Biwakschachteln bestehende  -  Unterkunft ist im Besitz des CAI Feltre, unbewirtschaftet  -  aber ständig geöffnet und bietet 19 Lagerplätze (15 im Bivacco Walter Bodo, 4 im Bivacco Feltre). Beide Biwakschachteln bieten Tische und Sitzgelegenheiten, ansonsten jedoch keine weitere Ausrüstung. Meistens (auch in unserem Fall) gibt es eine Wasserleitung direkt neben den Biwaks  -  ansonsten findet man südwestlich unterhalb des Bivacco (auf dem Weg zur Forcella Col dei Bechi) nach wenigen Minuten eine Wasserstelle. Nicht nur für Weitwanderer ist dies eine willkommene Unterkunft, sondern vor allem auch für Kletterer. Aufgrund der grandiosen Lage inmitten des von gewaltigen Felswänden umrahmten Cimonega-Kares bietet dieses Biwak natürlich eine äußerst eindrucksvolle Aussicht auf die umgebenden Berge: Richtung Süden Tiefblick in das Val Canzoi und zur darüber aufragenden Gruppe des Monte Tre Pietre. Im Osten der mächtige Cimon del Piz (Punta di Comdeon)  -  nordöstlich die mächtigen Südwände des Sasso delle Undici und des Sasso Largo. Zwischen den Wolken erkennen wir gerade noch den Gipfelaufbau des Piz di Sagron. Links von ihm  -  direkt gegenüber des Bivacco  -  der wohl kühnste Gipfel der Cimonegagruppe   -  der Piz de Mez (2429 m.)  -  welcher über einige Kletterrouten (z.B. Goedeke Führe / Stelle IV-)  -  aber auch über schroffe Normalwege (Südwestgrat – Schwierigkeit II.)  bestiegen werden kann. Westlich erkennen wir den Col de Mul und darüber den prachtvollen Sass de Mura (2522 m.)  -  höchster Berg der Feltriner Dolomiten. Im Süden die grüne Schulter des Monte Vierte (Col dei Bechi)  -  über die der weitere Weg Richtung Rifugio Bruno Boz leitet.

[Bild: Die mächtige Südwand des Sasso delle Undici  -  rechts der Serpentinenweg, der von der Scharte ins Cimonega-Kar führt]

[Bild: Blick nach Südosten zur Scharte oberhalb der Geröllrinne  -  im Hintergrund die Punta di Comedon 2325 m.]

[Bild: Edelweiß  -  unmittelbar neben dem Biwak]

[Bild: Blick vom Bivacco Feltre-Walter Bodo nach Südosten]

Nach einer etwas längeren Pause machen wir uns schließlich auf Richtung Forcella Col dei Bechi. Vom Bivacco geht es südwestwärts auf einem Steig zunächst eben, dann in einigen Kehren über begrünte Hänge bergab in Richtung Col del Mul, bis wir einen kleinen Bach (Wasserstelle des Biwaks) erreichen. An einigen felsigen Stellen ist leichte Kraxelei erforderlich.

[Bild: Blick vom Punkt oberhalb der Wasserstelle auf den weiteren Wegverlauf Richtung Pian del Re  -  dem Geröllkar im Hintergrund]

Anschließend leitet der Weg unter der Ostwand des Col de Mul nach links zu einer Wegteilung am Fuß seiner Südostkante („Crot del Mul 1900 m.)  -  Beim Blick zurück beeindrucken die gewaltigen Abbrüche des Pian delle Regina nach Südosten.

[Bild: Das Cimonega-Kar bricht gegen Südosten in steilen Wandfluchten ab]

Weiter geht es Richtung Süden  -  durch Latschengewächse und Geröll  -  über die flache Ebene „Pian del Re“  (fantastischer Ausblick zur imposanten Ostwand des Spallone Orientale del Sass de Mura!) und in einem weiten Bogen zu einer felsigen Rippe.

[Bild: Ostwand des Spallone Orientale del Sass de Mura]

In stark felsigem Gelände geht in leichter, etwas ausgesetzter Kletterei (Schwierigkeitsgrad I.) um diese herum und nach rechts in eine steile, begrünte Mulde.

[Bild: Blick zurück ins begrünte Kar „Pian del Re“  -  das vom Col del Mul überragt wird  -  ganz rechts das Bivacco Feltre-Walter Bodo]

[Bild: Sasso delle Undici 2310 m. und Punta di Comedon 2325 m.  -  von Südwesten]

[Bild: Aus der begrünten Mulde führt der Weg bergauf Richtung Forcella Col dei Bech]

Aus dieser geht es auf einem Steig in Kehren hinauf zur Forcella Col dei Bechi (1960 m.) zwischen dem grasigen Monte Vierte links und dem Spallone Orientale del Sass de Mura (2105 m.) rechts. Von der Schulter „Col dei Bech“ (Tafel) oberhalb der Scharte haben wir zwar aufgrund einigen Nebels nur eine eingeschränkte Sicht, dennoch bieten sich uns einige beeindruckende Ausblicke: Grandioser Tiefblick auf das 1400 Meter tiefer gelegene Val Canzoi mit dem Lago della Stua. [Bei entsprechendem Wetter: Blick ins Piavetal mit den Venetianischen Voralpen darüber. Im Osten die Brandolgruppe (östliche Feltriner Dolomiten) mit der weiten und ausgedehnten Hochfläche des Piano Eterno.]  -  im Rückblick die Pian della Regina mit dem Bivacco Feltre-Walter Bodo.

[Bild: Monte Vierte  -  er bricht gegen das Val d` Alvis in nahezu senkrechten Graswänden ab]

Mittlerweile sind wir bereits etwa 7,5 Stunden unterwegs und wir wissen, dass wir noch ein gutes Stück vor uns haben. Wir mobilisieren unsere Kräfte und nach einer Pause machen wir uns schließlich auf Richtung Rifugio Bruno Boz. In mittlerweile  dichtem Nebel geht es auf einem Pfad über Almwiesen an der Südseite des Spallone Orientale Richtung Westen. Es folgt die grandiose, landschaftlich herausragend schöne Querung  („Traversata Cimonega“  /  „Sentiero dei Caserin“) unter den Südwänden des Sass de Mura hinüber zum Pass de Mura.

[Bild: Blick auf den weiteren Wegverlauf unterhalb der Südwände des Spallone Orientale]

Weiter geht es zunächst schräg nach rechts bergab und um eine Ecke herum zu einem steilen Geröll – bzw. Schuttfeld, das an seinem oberen Rand  -  direkt unterhalb der Felsen  -  im Auf und Ab gequert wird. Diese schroffe Passage verlangt große Vorsicht und Konzentration, ist jedoch vom Verlauf her äußerst spannend.

[Bild: Querung eines steilen Geröllfeldes  -  unterhalb der steilen Südwände („Cimonega“) des Spallone Orientale]

Anschließend leitet der Weg über Grashänge in Serpentinen und später auf einem blockreichen und schmalen Steig bergab.

[Bild: Blick auf den weiteren Wegverlauf   -  der Pfad führt unterhalb mächtiger Felswände in westliche Richtung]

[Bild: Blick nach Süden zum Monte d` Alvis 1922 m.  -  rechts daneben der Pass de Mura 1867 m.]

[Bild: Der stark felsige und mit Geröll - bzw. Lockerschutt bedeckte Weg erfordert höchste Konzentration]

[Bild: Blick auf den weiteren Wegverlauf  -  aus der hintersten Südschlucht des Sass de Mura leitet ein schmaler Pfad bergauf Richtung Pass de Mura]

Über Geröll und Schrofen geht es  -  unterhalb mächtiger Felswände sowie oberhalb steiler, bewaldeter Grasflanken  -  bis in den hintersten Winkel der wilden Südschlucht des Sass de Mura.

[Bild: Blick zurück auf einen Teil des zurück gelegten Weges]

Auch wenn der Nebel die Sicht nach oben teilweise verdeckt, so bieten sich uns doch fantastische Tiefblicke ins Val d` Alvis. Wir queren eine große Schuttrinne und folgen dem Steig unter den Südwänden der Costa Divisoria weiter Richtung Pass de Mura. Auch wenn die Querung unter den Felswänden des Sass de Mura  -  oberhalb extrem steiler Fels – und Grasflanken  -  atemberaubend und grandios vom Verlauf her ist, darf dies doch nicht darüber hinweg täuschen, dass aufgrund der Luftigkeit und der teilweisen Ausgesetztheit des schmalen Steiges an einigen Stellen, stetige Trittsicherheit und Konzentration stets verlangt werden.

[Bild: Die Traversata Cimonega verlangt absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit]

[Bild: Blick zurück auf die Südabstürze des Sass de Mura, durch welche die Traversata Cimonega verläuft]

Schließlich führt der Steig aus der blumenreichen Gegend „Caserin“ nach Süden aufwärts gegen die freie Wiesenlandschaft um den Pass de Mura. Dabei verlangt die Begehung des an steilen Grashängen und Steilschroffen entlangführenden Weges besondere Umsicht und Konzentration  -  auch nach mittlerweile gut 9 Stunden Gehzeit. Teilweise entschärfen und erleichtern Drahtseile den Weg Richtung Pass. Nach einer Schulter leitet der Weg schließlich nahezu eben in die grasige Einsattelung des Pass de Mura (1867 m.)

[Bild: Ein grasiger Pfad leitet nach Süden in Richtung Pass de Mura]

Auch wenn sich von hier der  -  unwesentlich längere, jedoch bedeutend schönere  -  Umweg über den Monte d` Alvis und den gleichnamigen Pass anbietet, nehmen wir den direkten Abstiegsweg Richtung Hütte. Vom Pass de Mura steigen wir durch die grasige Nordwestflanke des Monte d` Alvis bergab zu einem Rücken. Von diesem geht es durch Wiesen und zwischen einigen Nadelbäumen in Kehren hinab und auf einem Pfad die letzten Meter zum Rifugio Bruno Boz (1718 m.)  -  unserem heutigen Tagesziel.

[Bild: Rifugio Bruno Boz 1718 m.]

Diese  -  aus dem Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Malga Nevetta errichtete  -  gemauerte, einstöckige Schutzhütte ist im Besitz des CAI Feltre, vom 1. Mai bis zum 30. Oktober geöffnet (durchgehend jedoch nur zwischen 15. Juni und 15. September)  und bietet Lagerplätze für 36 Personen. Die urige, sehr gemütliche Bergsteigerunterkunft liegt auf einer aussichtsreichen Wiesenschulter westlich unterhalb des Passo d` Alvis und wurde nach dem im Jahr 1966 in der Ostflanke des Monte d` Alvis tödlich verunglückten Jäger Bruno Boz benannt. Im nahen Stallgebäude („Bivacco Invernale“) befindet sich der durchgehend geöffnete Winterraum mit 6 Lagerplätzen, Herd, Tisch und Bänken. Das Rifugio Bruno Boz ist der wichtigste Stützpunkt bei der Durchquerung der Feltriner Dolomiten und eine der wichtigsten Unterkünfte des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2  -  Auch wenn hier hauptsächlich Weitwanderer und italienische Tagesgäste einkehren, so dient die Hütte doch auch als Ausgangspunkt für eine Besteigung des Sass de Mura. Die Aussicht von der Hütte ist ebenfalls eindrucksvoll  -  später am Abend lösen sich die meisten Wolken bzw. Nebelschwaden und wir können schließlich das tolle Panorama bewundern: Im Süden der begrünte Passo Finestra (eine Zwischenetappe des morgigen Tages) und rechts vom ihm die fernen Vette Feltrine mit Monte Zoccare Alto (1929 m.)  -  Sasso Scarnia (2220 m.)  -  Monte Ramezza (2229 m.)  -  Cima Dodici (2264 m.) und Monte Pavione (2325 m.)  -  Im Norden das mächtige Massiv des Sass de Mura (2522 m.) und links daneben der Monte Neva (2228 m.) sowie die Neva-Türme.

[Bild: Monte Neva und Neva Türme vom Rifugio Bruno Boz  -  in der Mitte der Beginn der Costa Divisoria, über die der Sass de Mura erreicht wird]

[Bild: Rifugio Bruno Boz 1718 m.  -  dahinter Monte Neva, Neva-Türme und das Massiv des Sass de Mura]

Wir genießen den restlichen Abend und sind froh, dass wir diese längste und schwierigste Etappe gut hinter uns gebracht haben. Auch wenn wir teilweise mit Nebel, extrem anstrengenden Hartschuttflanken und ausgesetzten Querungen zu kämpfen hatten, so war es doch alles in allem ein fantastischer und landschaftlich einmalig schöner Tag in einem einsamen, wilden und eindrucksvollen Gebirge  -  der Cimonegagruppe. Schließlich planen wir noch den morgigen Tag  -  gehen aber recht bald schlafen, um Kräfte zu sammeln für die morgige Etappe: Der Übergang zum Rifugio Dal Piàz und die Durchquerung der Vette Feltrine.

[Bild: Am Abend fällt der Blick vom Rifugio Bruno Boz nach Südwesten Richtung Vette Feltrine]

4. Tag        Rifugio Bruno Boz  -  Rifugio Giorgio Dal Piàz

Rifugio Bruno Boz  -  Passo Finestra  -  Forcella Zoccare Alto  -  Scarnion  -  Busa Ramezza  -  Piazza del Diavolo  -  Busa Piètena  -  Passo Piètena  -  Busa Le Vette Grandi  -  Passo Le Vette Grandi  -  Rifugio Dal Piàz

Dies ist eine der längsten, aber auch eindrucksvollsten und interessantesten Etappen des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2  -  Der Weg führt durch die einsamen und kaum erschlossenen südwestlichen Feltriner Dolomiten (Vette Feltrine) und bietet landschaftlich großartige Eindrücke. Zwar dominieren hier nicht mehr die großen und mächtigen Dolomiten-Felsbauten, dafür ist auf dieser Panorama-Höhenroute par excellence bereits ein Hauch von Mittelmeer spürbar  -  womit diese Etappe in großem Kontrast zur Durchquerung der gewaltigen Cimonegagruppe tags zuvor steht. Die teilweise mediterrane Atmosphäre darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die oft ausgesetzten Steiganlagen (teilweise Drahtseilsicherungen) sowie einige schroffe Geröll – bzw. Lockerschuttpassagen absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern  -  dies gilt vor allem für den Abschnitt zwischen Passo Finestra und Busa Ramezza  -  bei schlechtem Wetter oder Nässe sollte man diese Höhenroute keinesfalls begehen, da sie sonst hochriskant wird  -  bei Nebel im Bereich der Hochregion der Vette Feltrine erhöhte Vorsicht! Die Hauptschwierigkeit liegt vor allem darin, die Route nicht zu unterschätzen und sich an den luftigsten Stellen voll zu konzentrieren. Neben aussichtsreichen, landschaftlich herausragend schönen Steigen, Querungen und Grat – bzw. Kammwanderungen zeichnet sich die Etappe vor allem durch eine Vielzahl besonderer Bergformationen aus. In der Hochregion der Vette Feltrine dominieren ausgedehnte, begrünte Hochflächen bzw. Kare („Buse“) und bei den Gipfeln eigenartige, scharf geschnittene Graspyramiden, wie man sie in den gesamten Alpen sonst nirgendwo mehr findet. Insgesamt eine grandiose, landschaftlich einmalig schöne Etappe, auf der man den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 perfekt ausklingen lassen kann. Wer über absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, alpine Erfahrung und genug Kondition verfügt (etwa 6 Stunden reine Gehzeit)  -  wird diesen Tag als perfekten Genuss zwischen anspruchsvoller Bergtour und Panoramawanderung empfinden, bei der man dem Endziel Feltre ganz nahe kommt.   (Bewertung:  T4/4+  oder  W4/4+)

Da wir den gestrigen Tag gut hinter uns gebracht haben, wissen wir, dass wir auch diese letzte große Etappe in jedem Fall meistern werden. Zwar müssen wir heute weniger Höhenmeter als gestern bewältigen  -  die vor uns liegende Strecke (Durchquerung der Vette Feltrine) ist aber noch einmal etwas größer. Da uns ein langer Tagesmarsch bevorsteht, machen wir uns früh auf Richtung Passo Finestra.

[Bild: Blick vom Rifugio Bruno Boz zum Sasso Scarnia 2220 m.  -  zum Monte Ramezza 2229 m. und zum Punkt 2250 m.  -  unterhalb des Sasso Scarnia der Monte di Zoccare Alto 1929 m.  -  von links nach rechts]

Bei strahlend blauem Himmel folgen wir vom Rifugio Bruno Boz zunächst einem ausgeschilderten und angelegten Steig (Weg Nr. 801) über Wiesen in Richtung Südwesten  -  Sasso Scarnia (2220 m.) und Monte Ramezza (2229 m.) immer im Blickfeld.

[Bild: Blick zurück zum Rifugio Bruno Boz, zu den Neva-Türmen und zum Massiv des Sass de Mura]

Nach kurzer Zeit leitet der Weg in lichten Bergwald. In diesem geht es  -  an der Westflanke des Monte Colsento (2020 m.)  -  auf einem schmalen, grasigen Pfad über Buschwerk und Sträucher, teilweise an steilen und begrünten Felsflanken entlang, in einigem Auf und Ab dahin.

[Bild: Auf dem Weg zum Passo Finestra]

In einigen Kehren führt der Steig nach etwa  45 Minuten in den weiten Passo Finestra (1766 m.)  -  welcher den Monte di Zoccare Alto (1929 m.) vom Monte Colsento trennt. Dort angekommen, offenbart sich uns mit einem Mal ein atemberaubender Tiefblick in das Val Canzoi, welches von einem dunstigen Nebel erfüllt ist.

[Bild: Blick vom Passo Finestra Richtung Südosten - ins Val Canzoi]

Im Westen erkennen wir die Fleimstaler Alpen mit der Cima d` Asta (2847 m.) sowie im Südwesten den spitzen Sasso Scarnia. Beim Blick zurück beeindruckt schließlich der imposante Sass de Mura, welcher sich von allen Seiten als mächtige Felsburg präsentiert. Vom Passo Finestra führt der ausgeschilderte und markierte Weg zunächst ein kurzes Stück bergab und anschließend auf breiter Wegtrasse geradeaus in die Ostseite des Nordgrates des Monte di Zoccare Alto hinein.

[Bild: An begrünten Steilflanken geht es Richtung Südwesten  -  im Hintergrund der Sasso Scarnia 2220 m.]

Der ehemalige Kriegssteig leitet in einigen Kehren aufwärts und anschließend als großartige und landschaftlich herausragend schöne Querung gebänderter, begrünter Felswände  -  hoch über dem Val Canzoi  -  im Auf und Ab dahin. Der schmale und teils etwas ausgesetzte Pfad ist dabei problemlos zu begehen, verlangt jedoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

[Bild: Blick zum Passo Finestra, welcher nordöstlich vom Monte Colsento 2021 m. überragt wird  -  im Hintergrund der Sass de Mura 2522 m.]

Etwas steiler geht es aufwärts zu einer markanten Schulter und von dort auf gut trassiertem Weg in die Südwand des Monte di Zoccare Alto. Während der langen Querung haben wir freie Sicht nach Süden über die Weiten des Val Canzoi und in Richtung Venetianische Voralpen.

[Bild: Die Südwand des Monte di Zoccare Alto wird auf einem schmalen Steig gequert  -  deutlich ist der weitere Wegverlauf erkennbar  -  im Hintergrund der Sasso Scarnia 2220 m.]

An einer stark felsigen Stelle hilft uns ein Drahtseil beim Weiterkommen und schließlich leitet der Steig bis unter die Forcella Zoccare Alto (1828 m.)  -  zwischen gleichnamigem Berg und Sasso Scarnia.

[Bild: Blick zurück zur felsigen und etwas ausgesetzten Drahtseilpassage]

Ziemlich steil geht es bergauf Richtung Süden und in der Ostflanke des Sasso-Scarnia-Nordgrat aufwärts zur eigentlichen Grathöhe. Von dort bietet sich uns ein überraschender Tiefblick ins Val Nagoni. Zuerst über die schmale Gratschneide und kurz darauf über aus dem Fels gehauene Stufen geht es in die steile Ostflanke des Sasso Scarnia.

[Bild: Blick zurück in die Südwand des Monte di Zoccare Alto  -  deutlich ist der Wegverlauf erkennbar  -  rechts im Hintergrund der Monte Colsento]

Da wir den Monte di Zoccare Alto nach einiger Zeit an Höhe übertroffen haben, bietet sich uns ab einem gewissen Punkt schließlich ein fantastischer Blick zurück nach Norden Richtung Pala - (Sass Maor, Cima Canali, Cima Fradusta) und Cimonegagruppe (Sass de Mura)

[Bild: Blick nach Norden zum grandiosen Sass de Mura und zur Palagruppe]

In der Ostflanke folgen wir dem Steig in zahlreichen Kehren hinauf zu einem Felsvorsprung. Unter diesem geht es weiter nach rechts in die Westseite und dort in Kehren, zuletzt steil in felsigem Gelände mit Hilfe von Drahtseilen, empor zu einer kleinen Scharte.

[Bild: Beim Aufstieg müssen einige schroffe Drahtseilpassagen bewältigt werden]

[Bild: Blick nach Nordwesten  -  links in der Ferne die Cima d` Asta 2847 m.  -  höchster Berg der Fleimstaler Alpen]

Von dieser leitet ein schmaler Steig zunächst um einen Felsvorsprung herum, dann über eine luftige Einsattelung und anschließend weiter bergauf zu einer mit gewaltigen Felsblöcken bestandenen, weit nach links (Osten) vorgeschobenen und dorthin in mächtigen Wänden abfallenden Schulter (etwa 2150 m.) unterhalb des Sasso Scarnia.

[Bild: Blick zum weiteren Wegverlauf und  links zur Schulter (ca. 2150 m.)  -  rechts der Sasso Scarnia]

Während einer Pause genießen wir die fantastische Aussicht nach Osten ins Val Canzoi und der darüber aufragenden Hochfläche der Brandolgruppe mit dem eindrucksvollen Gipfelturm des Monte Pizzoco rechts. Im Süden über dem Piavetal die Venetianischen Voralpen und rechts davon der einsame Monte San Mauro (1836 m.)  -  welcher durch die Forcella Scarnia vom Sasso Scarnia getrennt wird. Beeindruckend ist natürlich ebenfalls der Blick zurück Richtung Pala und Cimonegagruppe. Das kolossale Massiv des Sass de Mura ist unterdessen bereits so weit entfernt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass man tags zuvor noch nördlich dahinter unterwegs war.

[Bild: Sass de Mura 2522 m.  -  höchster Berg der Cimonegagruppe und der Feltriner Dolomiten  -  unten das Rifugio Bruno Boz]

[Bild: Die mit großen Felsblöcken bestandene Schulter unterhalb des Sasso Scarnia]

Nach der Pause machen wir uns auf folgen dem markierten Steig zunächst vor zum Abbruchrand der Schulter. Daraufhin geht es nach rechts  -  zuerst eben, dann über eine heikle Geröllflanke abwärts unter die überhängende Ostwand des Sasso Scarnia (diese Gegend wird als „Scarnion“ bezeichnet)

[Bild: Über Geröll und Lockerschutt geht es von der Schulter auf einem Pfad bergab]

In horizontaler Querung geht es ausgesetzt und ziemlich heikel unterhalb der mächtigen Felswand in Richtung Süden. Dies ist der schwierigste und unangenehmste Teil der heutigen Tagesetappe. Die extrem glatten, ziemlich heiklen und teilweise mit Lockerschutt bedeckten Platten und Felsbänder von „Scarnion“ (wird in der Fachliteratur verharmlosend dargestellt) erfordern absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und große Vorsicht bzw. Umsicht im Umgang mit dem felsigen Gelände.

[Bild: Blick zur heiklen Querung unterhalb der überhängenden Felswände  -  das Gelände ist wesentlich steiler und abschüssiger, als es auf dem Bild den Anschein hat]

Nachdem wir die schwierigste Passage unterhalb der überhängenden Wand hinter uns gebracht haben, wird der Weg einfacher.

[Bild: Blick auf den weiteren Wegverlauf  -  der als Querung unterhalb steiler Felswände in Richtung Süden führt]

Unterhalb extrem steiler Felsflanken folgen wir einem schmalen Pfad um einen Felsvorsprung herum zu einer Anhöhe. Diese geht es auf der anderen Seite in leichter Kraxelei bergab und anschließend auf einem gerölligen Pfad weiter in begrüntes Gelände.

[Bild: Blick zurück zu der steilen Felsflanke, die es in leichter Kletterei bergab geht]

Nachdem wir die Gegend von Scarnion endgültig hinter uns gelassen haben, leitet der Weg oberhalb steiler  -  mit Latschenkiefern bewachsener  -  Grasflanken vor zu einer Bergkante am unteren Südostgrat des Sasso Scarnia.

[Bild: Zwischen Latschenkiefern leitet der Weg um die Südausläufer des Sasso Scarnia herum]

[Bild: Blick zurück nach Norden zum Passo Finestra und zum Sass de Mura 2522 m.  -  links in der Ferne die Pala]

Neben dem grandiosen Tiefblick in das Piavetal hat man von hier auch eine tolle Aussicht auf Feltre  -  das Endziel des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2  -  Der Weg leitet weiter nach rechts (Westen) in die Südflanke des Sasso Scarnia und nach kurzer Zeit erreichen wir eine Wegteilung. Von hier aus bietet sich neben dem Weiterweg Richtung Rifugio Dal Piàz auch der Abstieg über die Forcella Scarnia ins Val Fratta an.

Wir folgen natürlich weiter dem Weg Richtung Westen und gehen geradeaus weiter. Auf einem gerölligen und stark felsigen Pfad steigen wir die Flanke in vielen steilen Kehren hinauf bis zu einer Schulter südlich des Sasso Scarnia.

[Bild: Auf einem gerölligen Pfad geht es Richtung Westen]

Von dort geht es auf breiter Wegtrasse an begrünten Felsflanken eben entlang durch die Südflanke des Monte Ramezza bis zu einer Schulter (2040 m.) am Südgrat des Berges. Von dort haben wir eine eindrucksvolle Sicht auf das weite, begrünte Hochkar der „Busa Ramezza“.

[Bild: Auf dem Weg in das Hochkar der Busa Ramezza]

In der Südwestflanke des Monte Ramezza leitet der Weg durch das Kar schräg nach links hinauf und überquert dabei ein steiles Geröll – bzw. Schotterfeld.

[Bild: Oberhalb der Busa Ramezza leitet ein schmaler Pfad an Geröllflanken entlang in westliche Richtung bergauf]

Zwischen begrünten Felsblöcken führt der Weg schließlich bergauf in eine Scharte  -  westlich des Punktes 2250 m. im Hauptkamm der Vette Feltrine.

[Bild: Auf dem Weg zur Scharte im Hauptkamm der Vette Feltrine]

Dort angekommen haben wir einen überraschenden Tiefblick nach Norden ins Val Noana, nach Fiera di Primiero und bis zur Palagruppe. Von der Scharte geht es auf einem schmalen Pfad durch die begrünte und extrem steile Nordflanke des Punktes 2205 m. eben Richtung Westen. Bei Schnee oder Nässe sollte man diese ausgesetzte Querung meiden und versuchen, den Bergkamm zu überschreiten bzw. zu umgehen!

[Bild: An extrem steilen Grasflanken entlang geht es auf einem Pfad in Richtung Westen]

Der Weg leitet zum Westgratrücken des Gipfels und über ihn abwärts zur Scharte zwischen Punkt 2205 m. im Osten und Punkt 2158 m. im Westen.

[Bild: Abstieg über den begrünten Westgratrücken  -  mit Blick zum weiten Hochkar der Busa Piètena]

Wir folgen dem Weg durch ein Trümmerfeld schräg links hinunter zur gigantischen „Piazza del Diavolo“  -  dem Quadrat des Teufels  -  einer nach Süden geneigten, glatten Felsplatte, die kreisförmig von haushohen Felsblöcken eingesäumt wird. Zunächst geht es über die Platte ein Stück bergab  -  anschließend über ein weiteres Geröllfeld eben zu einer Verzweigung.

[Bild: Blick zurück zur Piazza del Diavolo und zum Punkt 2250 m.]

An den felsig-begrünten Südflanken des Monte Piètena führt der Weg in ebener Querung weiter in Richtung Westen und zu einem verfallenen Kriegsweg, dem man geradeaus weiter folgt.

[Bild: Auf dem Weg zum Passo Piètena  -  rechts im Hintergrund die Cima Dodici 2264 m.]

Stets rechts über dem weiten begrünten Hochkar der „Busa Piètena“  leitet der Weg eben  -  später sanft aufwärts zu den Geröllhängen östlich der Cima Dodici (2264 m.)

[Bild: Monte Piètena 2194 m.]

An diesen geht es zunehmend steiler, jedoch problemlos empor zum Passo Piètena (2094 m.)  -  der rechts oberhalb seines Scheitelpunktes überschritten wird.

[Bild: Blick zurück zum weiten Hochkar der Busa Piètena  -  die Höhenroute durch die Vette Feltrine ist wirklich großartig]

Von dort blicken wir auf das weite, begrünte Hochkar der „Busa Le Vette Grandi“, welches wir an seinem westlichen Rand in einem großen Bogen durchqueren müssen. Vom Pass geht es auf einem breiten und gerölligen Kriegsweg an den Schutthängen der Cima Dodici in Westrichtung sanft abwärts, dann in weit ausholenden Kehren nach links hinunter in das begrünte, ausgedehnte Hochkar  -  welches von eigenartigen Gipfeln (Graspyramiden) eingerahmt wird.

[Bild: Auf dem Weg durch das Hochkar Busa Le Vette Grandi  -  im Hintergrund der Pass, welcher vom Monte Le Vette Grandi 2130 m. überragt wird]

Über die weiten Wiesenflächen des Kares folgen wir dem Weg in Richtung der östlichen Begrenzungsflanke und zur Ostflanke des Monte Le Vette Grandi (2130 m.)

[Bild: der langgezogene Bergkamm des Monte Piètena 2194 m.]

An dieser geht es auf breiter Wegtrasse südwärts empor (links unterhalb die im Sommer bewirtschaftete Malga Le Vette Grandi) und schließlich nach rechts hinauf zum Passo Le Vette Grandi (1994 m.)

[Bild: Blick zurück ins Hochkar Busa Le Vette Grandi und zum Passo Piètena in der Mitte  -  links die Cima Dodici 2264 m.  -  rechts der Monte Piètena]

Vom Pass geht es durch eine Wiesenmulde südwärts hinab und zum nahen Rifugio Giorgio Dal Piàz (1993 m.)  -  der letzten Berghütte des Dolomiten Höhen - / Weitwanderwegs N. 2

[Bild: Rifugio Dal Piàz 1993 m.]

Dieses dem CAI Feltre gehörende, gemauerte Schutzhaus bietet 35 Lagerplätze und ist vom 1. Mai bis zum 31 Oktober  -  durchgehend aber nur vom 20. Juni bis zum 30 September  -  geöffnet. Der Winterraum mit 6 Lagerplätzen befindet sich an der Ostseite des Gebäudes im 1. Stock und kann über eine Eisenleiter erreicht werden. Abgesehen davon, dass das Rifugio Dal Piàz die letzte Hütte des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 ist, ist sie auch Ausgangspunkt für eine Reihe verschiedenster Gipfelbesteigungen in den Vette Feltrine (Cima Dodici, Monte Pavione, Monte Le Vette Grandi)  -  Deutschsprachige Wanderer / Bergsteiger verirren sich nur selten an diesen südlichsten Eckpunkt der Dolomiten und so erhält die Hütte hauptsächlich von italienischen Tagesgästen Besuch. Die Aussicht vom Rifugio Giorgio Dal Piàz ist in jedem Fall außergewöhnlich schön: Im Süden der breite Monte Grappa, an den rechts im Südwesten und Westen die Hochflächen der Vizentiner Alpen anschließen. Links vom Monte Grappa der Piave-Durchbruch gegen die oberitalienische Tiefebene und der Monte Cesen (Gruppe des Col Visentin / Venetianische Voralpen)

[Bild: Blick nach Süden Richtung Venetianische Voralpen]

Wir sind glücklich und erleichtert, dass wir auch diese letzte große Etappe gut bewältigt haben. Morgen müssen wir noch zum Passo Croce d` Aune absteigen und von dort irgendwie zum absoluten Endpunkt des Weitwanderwegs Nr. 2  -  der Stadt Feltre gelangen.

[Bild: Blick von der Hütte Richtung Südwesten]

Am Abend genießen wir von der Terrasse der Hütte die fantastische Aussicht in Richtung Süden und merken langsam, wie  -  in Verbindung mit der Begehung des größten Teils des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 ein Jahr zuvor  -  sich langsam ein Kreis schließt. Klammert man den ersten Tag  -  den Aufstieg zum Rifugio Treviso aus  -  und verbinden wir die beiden Touren, haben wir (inklusive der morgigen Etappe) 16 Tage gebraucht. Das ist zwar nicht besonders schnell, aber wir sind stolz, dass wir den Höhenweg auch wirklich komplett zu Ende gegangen sind und die Feltriner Dolomiten  -  wie viele Andere  -  nicht ausgelassen haben. Und so bin ich gespannt, was der morgige Tag bringen wird.

5. Tag        Rifugio Giorgio Dal Piàz  -  Passo Croce d` Aune (Feltre)

Rifugio Dal Piàz  -  Passo Croce d` Aune  -  Feltre

Mit dieser kurzen Etappe verlässt man die Hochregion der Vette Feltrine. Auf dieser letzten Gehstrecke des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2 bieten sich einem (vor allem von einer Scharte nördlich des Monte Magazon) noch einmal fantastische Ausblicke. Da diese einfache Wanderung bergab Richtung Pass keinerlei technische Schwierigkeiten bzw. Gefahren birgt, kann man während der 1-2 Stunden wunderbar über die vergangenen Tagen reflektieren und sich stets freuen, dass man den Höhenweg auch tatsächlich zu Ende gegangen ist. Insgesamt eine anspruchslose, jedoch aussichtsreiche Wanderung bergab.   (Bewertung:  T2)

Da wir nicht wissen, wie die Bus – bzw. Zugverbindungen nach und von Feltre sind, machen wir uns relativ früh auf in Richtung Passo Croce d` Aune. Von der Hütte steigen wir auf dem uns altbekannten Weg 801 zunächst über Wiesen ein Stück abwärts in südwestliche Richtung.

[Bild: Über Wiesen geht es von der Hütte zunächst ein Stück bergab  -  links der Monte Magazon]

Nach kurzer Zeit erreichen wir eine alte Kriegsstraße (auf der das Rifugio Dal Piàz nach wie vor per Auto versorgt wird)  -  welche in weiten Kehren nach Süden zum Pass hinabführt.

[Bild: Die Vette Feltrine brechen nach Süden in steilen Flanken ab]

[Bild: Abstieg über eine alte Kriegsstraße  -  in der Mitte der Monte Magazon]

[Bild: Freier Blick nach Süden in Richtung Venetianische Voralpen]

Wir folgen zunächst der Straße ein Stück bergab und gelangen so in eine markante Scharte im Norden des Monte Magazon, von wo sich uns ein atemberaubender Tiefblick in das Piavetal, nach Feltre sowie zu den Venetianischen Voralpen darüber bietet.

[Bild: Fantastischer Blick von der Scharte in Richtung Osten]

Wenig später verlassen wir die Straße zunächst und nehmen eine Abkürzung in der grasigen Westflanke des Monte Magazon. Schließlich mündet der Weg wieder auf die alte Kriegsstraße und auf dieser geht es wieder ein Stück bergab. Nach kurzer Zeit verlassen wir die Straße erneut und folgen einer breiten Wegtrasse hinab zum Südwestrücken des Berges (Colle dei Cavai)  -  Beim Blick zurück beeindruckt die weite Hochregion der Vette Feltrine, welche nach Süden in steilen Flanken abbricht.

[Bild: Hochregion der Vette Feltrine]

Vom Bergrücken geht es über Wiesen und durch einen Laubwald abwärts, später durch die bewaldete Südwestflanke des Monte Magazon nach links (Südosten) hinunter und wieder zur alten Kriegsstraße  -  welche in weiten Kehren zum Pass hinab führt. Wir überqueren jedoch die Straße und bleiben auf dem Steig 801, welcher uns durch den Wald konsequent und auf direktem Weg bergab leitet.

[Bild: Abstieg durch einen Bergwald in Richtung Pass]

[Bild: Blick zum Passo Croce d` Aune 1015 m. und zum darüber aufragenden Monte Avena]

Schließlich führt der Weg aus dem Wald heraus und auf eine breite, asphaltierte Straße. Dieser folgen wir zwischen Häusern nach Süden zur Mitte des Passo Croce d` Aune (1015 m.)

[Bild: Passo Croce d` Aune 1015 m.  -  südlichster Pass der Dolomiten]

Dies ist der südlichste Dolomitenpass und das Endziel des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2  -  im Bereich der Vette Feltrine gelegen. Über ihn führt eine Asphaltstraße von Feltre ins Cismontal. Der Pass ist Ausgangspunkt für Touren in den Vette Feltrine und bietet zudem die Möglichkeit den aussichtsreichen Gipfel des Monte Avena (1454 m.) im Süden zu besteigen. Es gibt mehrere Unterkünfte (Albergo Monte Avena, Albergo Croce d` Aune)  -  welche für den Weitwanderer aber in der Regel nicht von Bedeutung sind. Für uns entscheidend sind die Busverbindungen  -  ab Passo Croce d` Aune verkehren nämlich ganzjährig um 7:15 Uhr und 14:30 Uhr Buse in Richtung Feltre, in den Monaten Juli und August fahren sogar zusätzlich Buse um 9:30 Uhr und 17:20 Uhr. Dieser Plan gilt jedoch nicht an Sonntagen und da dieser 21. August ein solcher Tag ist, bleiben uns zwei Möglichkeiten: Entweder wir warten auf jemanden, der uns per Anhalter mitnimmt oder wir wandern auf der Passstraße über Pedavena nach Feltre. Letztere Alternative führt über 10 Kilometer Asphaltstraße und ist daher alles andere als lohnend! Deswegen beschließen wir zu warten  -  und wir haben Glück. Nach kurzer Zeit hält ein Auto. Die italienische Fahrerin ist sehr nett und bereit uns nach Feltre mitzunehmen.

Feltre (325 m.)  -  im Piavetal gelegen  -  ist ein wunderschönes, stark südlich anmutendes und belebtes Städtchen mit etwa 21.000 Einwohnern. Als wichtiger Straßen – und Eisenbahnknotenpunkt ist es vor allem für seine zahlreichen Baudenkmäler aus dem Mittelalter und der Renaissance bekannt  -  welche von großer kunstgeschichtlicher und architektonischer Bedeutung sind. Feltre ist Ausgangspunkt für Touren in die Feltriner Dolomiten und in die Gruppe des Monte Grappa. Für alle, die nach dem Dolomiten Höhenweg Nr. 2 noch nicht genug haben, bietet sich der im Süden bis an den Nordrand der oberitalienischen Tiefebene und durch die Venetianischen Voralpen nach Bassano führende Monte-Grappa-Höhenweg an. Per Auto, Bus und Bahn kann zudem die etwa 100 Kilometer entfernte Adria (Venedig, Jesolo) in etwa 2 Stunden erreicht werden. Für sich genommen, ist Feltre eine faszinierende Stadt  -  mit typisch italienisch-südländischem Flair  -  am absoluten Endpunkt der Dolomiten gelegen.

In Feltre angekommen, werden wir sogar noch bis zum Verkehrsamt der Stadt gefahren, wo wir uns das begehrte Abzeichen abholen wollen, welches nur diejenigen bekommen, die den Weitwanderweg auch zu Ende gegangen sind. Manchmal erhält man das Abzeichen auch, obwohl man nicht alle Hüttenstempel vorweist bzw. nicht alle Etappen des entsprechenden Höhenwegs gegangen ist  -  dies ist jedoch abhängig von der Laune des entsprechenden Beamten […]  -  In der Regel wird aber das Vorweisen aller Hüttenstempel erwartet  -  so hatten wir es das Jahr zuvor nach dem Abbruch am 12. Tag bereits versucht, allerdings wurden wir damals abgewiesen. Diesmal erhalten wir das Abzeichen jedoch ohne Schwierigkeiten und haben damit den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 offiziell in seiner ganzen Länge bewältigt. Die Rückreisemöglichkeiten sind unterdessen vielfältig. Man kann beispielsweise mit direktem Bus nach Trento (Trient) und von dort mit der Bahn nach Brixen fahren oder aber mit direktem Bus über den Rolle – und Karerpass nach Bozen und dann mit der Bahn weiter nach Brixen fahren. Für uns geht es per Bus natürlich zurück nach Fiera di Primiero und weiter nach Cant del Gal, wo wir unsere Tour begonnen bzw. fortgesetzt hatten. Da wir noch einen Dolomiten 3000er besteigen wollen, geht es für uns noch nicht nach Hause, sondern nach St. Christina, von wo aus wir den Sass Rigais besteigen wollen  -  doch dies ist eine andere Tour  (2011 - Sass Rigais 3025 m.)

[Bild: In der Forcella Col dei Bechi 1960 m.  -  mit Blick zum Monte Vierte, der nach Süden in extrem steilen Grasflanken abbricht]

[Bild: In der Nähe des Passo Piètena fällt der Blick auf die eigenartigen Graspyramiden der Vette Feltrine, die man in den Alpen sonst nirgendwo mehr wiederfindet]

Hier am Ende ein Fazit zu ziehen, dürfte äußerst schwierig werden. Die am Anfang des Berichts unter „Charakter“ erläuterten Schwierigkeiten beschreiben jedoch ganz gut das Einzigartige und Grandiose dieser Tour. Die Feltriner Dolomiten (Cimonegagruppe / Vette Feltrine) sind in jedem Fall eine fantastische, einsame, wilde und sehr ursprüngliche Gebirgsgruppe. Und auch wenn sie komplett abseits des alpinen Dolomiten-Mainstreams liegen, stehen sie den großen Gipfeln der „Bleichen Berge“ doch in nichts nach. Im Gegenteil  -  Liebhaber stiller und atemberaubend schöner Höhenrouten kommen in diesem Gebirge bzw. auf diesem Ende des Dolomiten Höhen – / Weitwanderwegs Nr. 2 voll auf ihre Kosten. So bleibt mir an dieser Stelle nur zu sagen: „La vita é bella“  -  Das Leben ist schön

[Bild: Blick vom Rifugio Giorgio Dal Piàz in Richtung Südwesten]

[Bild: Sass de Mura 2522 m. und Piz de Mez 2429 m.  -  die großartige Hochgebirgswelt der Cimonegagruppe]

 

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