2017 - Dolomiten Höhenweg Nr. 1

stefanmitterer.de





Dieser Blog präsentiert meine persönlichen fotografischen Highlights

des im August 2017 begangenen Dolomiten Höhenweg (Weitwanderweg) Nr. 1

(Alta Via delle Dolomiti n. 1) in chronologischer Reihenfolge.


Auf detaillierte Wegbeschreibungen wird

(mit Ausnahme der ausführlichen Bildbeschriftungen) bewusst verzichtet.

Für eine optimale Planung und Vorbereitung wird stattdessen auf das Buch

„Dolomiten-Höhenwege 1-3“ von Franz Hauleitner 

(Rother Wanderführer Verlag) verwiesen.


Dieser Blog soll vor allem als kurzweilige Inspiration

für etwaige „1er-Aspiranten“ (und natürlich auch Aspirantinnen) dienen -

und als virtuelle(s) Dokumentation bzw. Tagebuch für mich.

Für weitergehende Auskünfte stehe ich natürlich jederzeit sehr gerne bereit.



05-14. August 2017


[Bild: Beim Abstieg vom Monte Nuvolau (2574 m.) zu den Cinque Torri - Links dominiert der eindrucksvolle Monte Averau (2649 m.) die Szenerie, während über dem Talgrund noch ein dichter Morgennebel liegt und darüber die schroffen Fanisspitzen und der Lagazuoi herübergrüßen]




Tourenverlauf


1. Tag


2. Tag


3. Tag


4. Tag


5. Tag



6. Tag



7. Tag


Rifugio Tissi - Rifugio Carestiato


8. Tag



9. Tag


Rifugio Pramperét - Rifugio F. Bianchet


10. Tag


Rifugio F. Bianchet - Belluno



[Bild: Beim Übergang vom Rifugio Pramperét zum Rifugio Pian de Fontana im Herzen der Schiaragruppe im Nationalpark Belluneser Dolomiten. Im Hintergrund ragen stolz die beiden höchsten Berge der Umgebung, der Monte Schiara (2565 m.) und der Monte Pelf (2502 m.) in den Himmel]



Pragser Wildsee - Seekofelhütte


05. August 2017


[Bild: Ausblick vom Pragser Wildsee (Lago di Braies) zum Seekofel (2810 m.), welcher auch Croda del Becco (Italienisch) oder Sas dla Porta (Ladinisch) genannt wird - Hier, an den (heute etwas tristen) Ufern eines der bekanntesten touristischsten Spots der Dolomiten, beginnt der legendäre Dolomiten Höhenweg Nr. 1. Vor ca. 15 Jahren bin ich den Höhenweg bereits einmal gegangen, damals noch als kleiner Bub mit meiner Mama und meiner Oma... lang, lang ist's her. Gemeinsam mit einer Freundin möchte ich diesen herrlichen Weitwanderweg erneut bis nach Belluno gehen. Für sie ist es ein erstmaliges Rendevouz mit den „Bleichen Bergen“, für mich ein Wandeln auf den Spuren der Vergangenheit. Das erste Tagesziel auf dem Alta Via delle Dolomiti n. 1 ist klassischerweise die Seekofelhütte (2327 m.), welche von den Italienern Rifugio Biella (alla Croda del Becco) genannt wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten der kommenden Tage haben wir bei unserem heutigen Ziel keine Reservierung klarmachen können, aber mit dem Versprechen meinerseits, dass wir auch so garantiert unterkommen werden, machen wir uns schließlich auf den Weg. Auf geht's nach Belluno!]


[Bild: Beim anfänglichen Umrunden des Sees sehen wir im Hintergrund schon unser erstes Etappenziel, eine namenlose Scharte zwischen den Bergmassiven von Großem Jaufen (links) und Seekofel (rechts). Etwa 500 Hm gilt es auf guten Bergsteigen zu überwinden, bis zum Refugium sind es dann noch mal 300 weitere]


[Bild: Blick beim Aufstieg zur Seekofelhütte zurück zum Pragser Wildsee - Wir befinden uns hier am äußeren Rand der Dolomiten, nördlich unterhalb des Sees befindet sich hinter dem langgezogenen Pustertal (Val Pusteria / Val de Puster) bereits der gebirgstechnische Übergang zur Rieserfernergruppe. Etwa 150 km liegen bis Belluno vor uns, die tatsächliche Länge variiert aber aufgrund zahlreicher Etappenvarianten und Gipfeloptionen. Entscheidend sind die Hütten, in denen man unterwegs unterkommt. Am Ende muss man in Belluno, will man das begehrte „1er-Abzeichen“ erhalten, nämlich den Großteil der entsprechenden Hüttenstempel nachweisen]


[Bild: Unterhalb der schroffen Seekofel-Ostausläufer geht es unschwierig durch eine begrünte Mulde und anschließend an der rechten Karseite auf gerölligem Steig empor in Richtung einer felsigen Steilstufe, welche mit Hilfe von Drahtseilen (A / K1) überwunden wird. Gemeinsam mit uns sind noch zahlreiche weitere Wanderer bzw. Gruppen unterwegs. Mitte August ist in großen Teil der Dolomiten der Teufel los, es handelt sich (Stichwort Ferragosto) um den klassischen Reisemonat der Italiener]


[Bild: Mit jedem gewonnenen Höhenmeter wird das Terrain alpiner, die Landschaft felsiger. Im Bereich des sogenannten Ofens (Forno) ist die Seekofelhütte dann auch nicht mehr weit weg, es gilt nur mehr die schroffe Ofenmauer via Forcella Sora Forno (2388 m.) zu umrunden]


[Bild: Im Bereich der Forcella Sora Forno - Etwas weniger als 3,5 Stunden haben wir ab dem Pragser Wildsee bis hierher gebraucht. Auch wenn noch ein paar wenige Meter bis zur Hütte zu gehen sind, so ist der Großteil der Auftaktetappe damit geschafft. Der Dolomiten Höhenweg beginnt moderat und ist ideal, um „reinzukommen“]


[Bild: Blick von der Forcella Sora Forno (2388 m.) über die Seekofelhütte (2327 m.) zum Massiv der Hohen Gaisl (3146 m.) - Der höchste Punkt dieses großen Dolomiten-Riesen wird von Wolken verhüllt, aber immerhin der langgezogene Buckel der Kleinen Gaisl (2860 m. / Croda Rossa Piccada) davor zeigt sich. Bei der Hohen Gaisl selbst handelt es sich aufgrund des sehr brüchigen Gesteins, der verwickelten Routenführungen, der durchgehenden Ernsthaftigkeit und Einsamkeit sowie v. a. aufgrund der hohen klettertechnischen Schwierigkeit (schon auf den Normalrouten namens Innerkoflerroute und Grohmannroute) bis IV um den anspruchsvollsten großen Dolomiten 3000er! Dagegen sehen selbst Langkofel, Dreischusterspitze, Zwölferkofel und Piz Popena alt aus...]


[Bild: Mit ca. 45 Schlafplätzen handelt es sich (trotz der großen Bedeutung als Auftaktunterkunft auf dem Dolomiten Höhenweg 1) beim Rifugio Biella um eine eher kleine Hütte, kein Wunder, dass die Hütte zwischen Anfang Juli und Ende August häufig komplett ausgebucht ist. Auch wir hatten im Vorfeld (ca. 3-4 Monate vorher) keine Schlafplätze klarmachen können, kommen aber (natürlich) dann doch unter, nämlich im schlichten Nebengebäude. Alleine oder zu weit funktioniert so etwas, als große Gruppe (> 4-5 Personen) sollte man aber sicherheitshalber nicht ohne Reservierung anreisen. In jedem Fall haben wir trotz der großen Schwühle die erste Etappe sehr gut bewältigt und wir freuen uns schon auf den morgigen Übergang in die Wunderwelt der Fanes]



Seekofelhütte - Faneshütte


06. August 2017


[Bild: Früh am Morgen machen wir uns von der Seekofelhütte auf den Weg in Richtung Fanes - Südwestlich von unserer ersten „1er-Hütte“ breiten sich sanfte, hügelige Almflächen aus. Mit Blick zur wuchtigen Neunerspitze (2968 m. / auch Cima Nove, Sas dles Nü oder einfach nur „Neuner“ genannt) geht es auf breitem, einfachem Bergsteig zunächst leicht abfallend dahin. Unser erstes Etappenziel auf dem Weg zur Faneshütte ist das Berggasthaus Pederü]


[Bild: Während wir breiten Schotterstraßen zwischen Senneshütte und Pederü entspannt Richtung Südwesten folgen, beginnen über der Fanes die Wolken immer stärker zu quellen. Für den heutigen Nachmittag bzw. die folgende Nacht sind potentiell schwere Unwetter vorhergesagt. Hoffentlich schaffen wir es trocken zur Faneshütte...]


[Bild: Beim steilen Abstieg zum Berggasthaus Pederü beeindruckt die wilde, unzugängliche Ostwand der Äußeren Eisengabelspitze (2534 m. / Ladinisch: „Furcia dai Fers de Fora") - Aus dem Valun de Fanes kann der Berg im Rahmen einer (anspruchsvollen) Skitour bestiegen werden, ansonsten handelt es sich (abgesehen von einigen extrem schwierigen Kletterrouten) um ein ziemlich einsames Gipfelziel, das in der Regel links liegen gelassen wird]


[Bild: Beim Abstieg von den idyllischen, grünen Weiten der Sennesalm hin zum Berggasthaus Pederü - Die sehr steile, in den Fels gehauene Schotterstraße wird südlich (links) angrenzend von senkrechten Felswänden überragt. Immer wieder halten wir kurze inne, um diesen faszinierenden Kontrast von kühner, menschlicher Infrastruktur (u. a. zur Versorgung der Seekofelhütte!) und abweisender Felsflucht zu bewundern]


[Bild: Das Berggasthaus Pederü (1548 m.) am Talende des Val dai Tamersc markiert den prägnanten, vielbesuchten Übergang von den Pragser Dolomiten hin zur Fanesgruppe. Als idealer, ganzjähriger Ausgangspunkt für Bergtouren in der Wunderwelt der Fanes genießt dieses herrliche, von wilden Felswänden eingerahmte Fleckchen Dolomiten einen sehr guten Ruf. Für uns stellt es beim Übergang zur Faneshütte ungefähr die Halbzeit dar]


[Bild: Etwa 500 Hm (und 1,5-2 Stunden Gehzeit) sind es noch vom Berggasthaus Pederü bis zur Faneshütte. Wer also frühmorgens von der Seekofelhütte aufbricht, könnte theoretisch am Nachmittag sogar noch die Besteigung eines der umliegenden Gipfel (z. B. Zehnerspitze, Heiligkreuzkofel oder sogar Piz Lavarella / Piz Cunturines) in Angriff nehmen. Vor allem aufgrund der unsicheren Wetterprognose kommt das für uns aber nicht in Betracht, von einem Unwetter sollte man sich auf der weitläufigen Fanes-Hochfläche nämlich definitiv nicht erwischen lassen!]


[Bild: Blick beim Aufstieg zur Faneshütte zurück zum Berggasthaus Pederü - Mit jedem gewonnenen Höhenmeter wird es „dampfiger“, werden die Quellwolken dunkler. Längere Pausen machen wir nun nicht mehr. Wie gut, dass wir uns gerade nicht auf einer der längeren Tagesetappen befinden]


[Bild: Technisch ist der Aufstieg vom Berggasthaus Pederü zur Faneshütte unschwierig. Über weite Abschnitte geht es (wie hier im Valun de Fanes) eben dahin, nur zu Beginn gilt es eine minimal steilere Flanke zu überwinden. Der Weg ist aber durchgehend gut zu gehen, weist keinerlei Kraxel- oder gar Kletterstellen auf. Immer wieder verläuft (v. a. am Schluss) der Weg zudem auf der breiten Schotterfahrstraße, über die Faneshütte / Lavarellahütte versorgt werden und zudem auch Mountainbiker die Fanes-Hochfläche ansteuern]


[Bild: Die Faneshütte (2060 m. / Ladinisch: Üćia de Fanes, Italienisch: Rifugio Fanes) ist neben der nur wenige Minuten entfernten Lavarellahütte (2042 m.) der wichtigste Stützpunkt für Bergtouren im Umfeld der Fanes-Hochfläche. Mit ca. 100 Schlafplätzen ist sie daher entsprechend groß. In Kombination mit den etwa 50 Schlafgelegenheiten der Lavarella wird zudem klar, wie wichtig dieses Gebiet für Wanderer und Bergsteiger ist. So gut wie alle 1er-Aspiranten übernachten hier. Die einzige moderate Alternative wäre der Übergang von der Seekofelhütte zum Piccolo Lagazuoi in einem Rutsch und die anschließende Übernachtung in der dortigen Hütte (sehr zu empfehlen!). Alle andere Varianten (z. B. Übernachtung im Bivacco della Pace beim Monte Ciaval oder die Einbeziehung der Tofanen) sind in der Regel anspruchsvoller, weiter und weniger komfortabel. Es kommt letztlich einfach sehr darauf an, wie viel Zeit man hat und was man „sucht“]


[Bild: Ausblick von der Faneshütte in Richtung Fanes-Hochfläche - 4 Jahre später sollte ich mich hier erneut rumtreiben, um die Zehnerspitze (3026 m.) via Heiligkreuzkofel anzusteuern. Doch das ist eine andere Geschichte...]



Faneshütte - Rifugio Nuvolau


07. August 2017


[Bild: Blauer Himmel am Morgen bei der Faneshütte. Das erste Mal starten wir in einen wettertechnisch verheißungsvollen Tag hinein, und das auch noch bei einer der (für uns) längsten Etappen des Dolomiten Höhenweg 1. Unser heutiges Etappenziel ist nämlich das auf dem Gipfel des (Monte) Nuvolau (2574 m.) gelegene gleichnamige Rifugio. Auch wenn wir vorhaben, die Etappe durch Zuhilfenahme der Lagazuoi-Seilbahn (zum Passo Falzarego hin) etwas zu verkürzen, so werden wir doch in jedem Fall den ganzen Tag unterwegs sein. Da kann gutes, stabiles Wetter definitiv nicht schaden! Und bedingt durch die Unwetter der vergangenen 18 Stunden ist die Luft auch noch herrlich reingewaschen - Auf geht's!]


[Bild: Ein letzter Blick zurück zur herrlich gelegenen Faneshütte (2060 m.) - Auch heute werden wieder zahlreiche Wanderer und Bergsteiger aufbrechen, um die umliegenden Gipfelziele des Fanes-Hochfläche zu besteigen. Man könnte sich hier (locker) eine knappe Woche einquartieren und es würde einem nicht langweilig werden, zu großartig und vielfältig sind die zur Verfügung stehenden Tourenoptionen, sogar die Tofanen sind (über 1-2 Umwege) in Reichweite! Ob wohl auch (mittig hinten) der wunderbare Neuner (2968 m.) heute Besuch erhält...?]


[Bild: Rückblick von der Umgebung der Faneshütte zum (nun schon so seltsam entfernt wirkenden) Seekofel (2810 m.), während in den Niederungen noch ein frischer Morgennebel die Felswände entlang wabert. Angesichts solch grandioser Stimmungen, hat man doch direkt Lust loszustiefeln! Wer weiß, was für Abenteuer um's nächste Ecke warten...]


[Bild: Zwischen Faneshütte und Lé (Lago) di Limo - Im Hintergrund präsentieren sich (von links nach rechts) Tofana di Dentro (3238 m.), Piz Forcia Rossa IV (2806 m.), Monte Casale (2894 m.), Monte Cavallo (2911 m.) und Cima Campestrin Nord (2834 m.) im warmen Vormittagslicht. Gleich in der Nähe zweigt der sogenannte Friedensweg (Via della Pace) ab und führt via Piz Forcia Rossa und Monte Castello zum Monte Cavallo (in der Nähe befindet sich das Bivacco della Pace) - Ach, wie unerschöpflich doch die Tourenmöglichkeiten sind...]



[Bild: Im kleinen, idyllischen Lé (oder auch Lago) di Limo spiegeln sich die vielgipfeligen Massive der Tofanen bzw. von Monte Cavallo und Cima Campestrin wider. So klar und ruhig habe ich einen Bergsee lange nicht mehr „erwischt“. Angesichts solch schöner Ausblicke, schreitet es sich besonders beschwingt dahin, zumal die ersten Kilometer südlich der Faneshütte auf ziemlich flachen Schotterpisten verlaufen und man sich nicht allzu sehr konzentrieren muss]


[Bild: Na du? Diese jungen, verspielten Murmeltiere haben (noch?) keinerlei Berührungsängste vor Menschen. Erst wenige Monate auf der Welt, steht ihnen in wenigen Wochen der erste Herbst (und dann v. a. Winter) ihres Lebens bevor. Vorher müssen sie sich genug Reserven für den langen Winterschlaf anfressen und von ihren Eltern lernen, was es heißt, ein Mankei zu sein]


[Bild: Überragt vom abweisenden Piz Taibun (2927 m.) geht es entspannt in südwestliche Richtung. Noch zieht der Weg nicht an, noch können wir (ohne groß Höhenmeter zu machen) die Umgebung genießen. Aber schon bald wird der Dolomiten Höhenweg Nr. 1 linkerhand abzweigen und in direkter Linie empor gen Forcella di Lago führen. Die Aufwärmphase ist also bald vorbei]


[Bild: Die Marmolada (3343 m.) ist der höchste Berg der gesamten Dolomiten und weist mit dem Ghiacciaio della Marmolada (noch) den einzigen größeren Gletscher weit und breit auf. Mit einer Schartenhöhe von 2134 m. gehört die Marmolada zu den 10 prominentesten Bergen der Alpen (!) - Erst in der über 50 km entfernten Rieserfernergruppe wird man auf höhere Gipfelziele stoßen. „O Marmoleda ti es regina“ singen die Ladiner seit alter Zeit... und das zu Recht]


[Bild: Innehalten und genießen... Ausblick beim Aufstieg zur Forcella di Lago in Richtung Sella. Ganz rechts grüßt der pyramidenartig-geformte Piz Boè (3152 m.) herüber. Diese via Sass Pordoi sehr schnell und leicht erreichbare Kulminationspunkt der Landesgrenzen von Südtirol, Belluno und Trient steht wie kaum ein anderer Berg der Umgebung für die einmalige sprachliche und kulturelle Vielfalt der Dolomiten]


[Bild: Auf geradem Weg geht es in Richtung des markanten Einschnitts der Forcella di Lago (2486 m.), welche von so illustren Berggestalten wie Cima Scotoni (2874 m.) und Piza dl Lech (2654 m.) eingerahmt wird. Der Weg ist dabei stets angenehm zu gehen und wir lassen den Blick unterwegs entspannt schweifen über die umliegenden schroffen Felskastelle]


[Bild: Warum die Sella rund um den Piz Boè auch „Gralsburg Ladiniens“ genannt wird, wird angesichts der einmaligen Plateauform der Gebirgsgruppe mit schroffen Abstürzen in alle Richtungen sofort klar. Früher für den einfachen, gläubigen Ladiner Bergbauern das entlegene Reich von Dämonen, heute eine Spielwiese für Kletterer, Ferratisti und Weitwanderer - So ändern sich die Zeiten...]


[Bild: In dem gewaltigen Massiv von Piz Lavarella (3055 n.) und Piz Cunturines (3064 m.) erreicht die wunderbare Fanes ihre höchsten Weihen. Auch heute werden sicher wieder zahlreiche motivierte Bergsteiger diese beiden klassischen Dolomiten-3000er ansteuern. Von der technischen Schwierigkeit her zählen beide Gipfel zu den eher moderaten Zielen. Eines Tages werde auch ich mir diese beiden Gipfel im Rahmen einer großzügigen Runde (ab St. Kassian oder Pederü) ins Tourenbuch schreiben]


[Bild: Tiefblick von der Forcella di Lago (2486 m.) zum grünen Auge des Lech de Lagació - Der abweisende Trichter der Scharte wird zu beiden Seiten von wilden Felswänden eingerahmt und vermittelt den Übergang zum Massiv des Lagazuoi. Hier zeigt sich der Dolomiten Höhenweg Nr. 1 zum ersten Mal von seiner ruppigen, alpin-angehauchten Seite]


[Bild: Steiler Abstieg von der Forcella di Lago zum Lech de Lagació. Der Weg ist gut zu gehen und führt in zahlreichen Serpentinen zügig abwärts, stolpern sollte man hier aber in jedem Fall trotzdem besser nicht]


[Bild: Der Piccolo Lagazuoi (2778 m.) bildet zusammen mit den noch etwas höheren Spitzen rund um Lagazuoi Grande (2835 m.) und Nord (2804 m.) den markanten südlichen Abschluss der Fanesgruppe. Deutlich ist der Weg vom Lech de Lagació zum breiten Gipfel des Piccolo zu erkennen. Diesem unschwierigen Weg werden wir folgen, um dann im Anschluss per Seilbahn gen Passo di Falzarego zu schweben, denn wir müssen es heute noch bis zu „...Nuvolaus hohen Wolkenstufen...“ schaffen - Auf geht's!]


[Bild: Blick beim Aufstieg zum Piccolo Lagazuoi nach Osten zu den Tofane - Durch die hier ersichtliche gewaltige Westwand der Tofana di Rozes führt die geradezu legendäre Via Ferrata Lipella. Mit einer Höhe von 3244 Metern ist die Tofana di Mezzo (der rechte der beiden Gipfel links im Hintergrund) nach Marmolada und Antelao der dritthöchste Berg der gesamten Dolomiten]


[Bild: Mit Blick zum schroffen Averau (2649 m.) folgen wir vom Passo di Falzarego dem Weg in Richtung Forcella Averau. Technisch nicht der Rede wert, bleibt viel Zeit, um sich zu den grandiosen Tofane im Hintergrund umzudrehen]


[Bild: Hoch über der Forcella Averau ragt der gleichnamige Monte in den Himmel. Von dieser Seite nur den Kletterern zugänglich, kann der Averau (2649 m.) über einen relativ einfachen Klettersteig (A/B, ggf. B) von der Nordseite her erstiegen werden. Hierbei handelt es sich um eine sehr empfehlenswerte, landschaftlich großartige Tour, die ich erst vor 3 Jahren selbst ab Passo di Giau (als Vorbereitungstour für die Civetta) unternommen habe]


[Bild: Von der Forcella Averau leitet der Weg im Anschluss südlich um die steilen Felsabstürze des Berges herum. Das Ziel ist die nur wenige Hundert Meter Luftlinie entfernte Forcella Nuvolau - Nun haben wir es bald geschafft]


[Bild: Schließlich kommt mit dem Monte Nuvolau (2574 m.) unser ersehntes Tagesziel in Reichweite, befindet sich auf seinem Haupt doch das gleichnamige Rifugio, in welchem wir heute übernachten werden. Über die wenig steile Rampe links im Profil verläuft der Anstiegsweg, zahlreiche Wanderer befinden sich dort gerade im Auf- oder Abstieg. Das Kribbeln im Bauch, so langsam beginnt es...]


[Bild: Grandioser Ausblick vom (Monte) Nuvolau (2574 m.) in Richtung Tofana di Rozes (3225 m.) und zu den Fanisspitzen (links hinten) - Rechts der Bildmitte sind die (von hier unscheinbaren) Cinque Torri erkennbar. Der Nuvolau zählt aufgrund seiner zentralen Lage im Herzen der Dolomiten zweifellos zu den ganz großen Aussichtsgipfeln]


[Bild: Tiefblick vom Nuvolau zur vom Passo di Giau westwärts bergab führenden Passstraße. Darüber ragt der so gut wie unbekannte Monte Cernera Cima Nord (2664 m.) in den Himmel, während rechts (in der Ferne) die gigantische 1000-Meter-Nordwestwand der Civetta (3220 m.) herübergrüßt]


[Bild: Mit gerade einmal etwa 25 Betten (zzgl. Notlager) zählt das Rifugio Nuvolau (2574 m.) zu den kleinsten Schutzhütten auf dem Alta Via delle Dolomiti n. 1, entsprechend häufig ist die Hütte ausgebucht. Die meisten Weitwanderer übernachten stattdessen im Rifugio Cinque Torri oder planen so, dass sie es vom Rifugio Lagazuoi in einer Tagesetappe bis zum Rifugio Croda da Lago schaffen. Das kann man alles (sehr gut) machen. Aber wer kann, sollte die Gelegenheit einer Übernachtung in „Nuvolaus Wolkenschloss“ nicht verstreichen lassen! Die Hütte hat eine besondere Aura. Und am nächsten Morgen werden wir auch verstehen, warum so viele von diesem Ort schwärmen]


[Bild: Hoch über dem weiten Talbecken von Cortina d’Ampezzo ragt ein gewaltiger Berg in den Himmel, dessen Umrundung zu den anspruchsvollsten Abschnitten der Dolomiten Höhenwege 3 und 4 zählt. Dieses mächtige Massiv trägt den klangvollen Namen Sorapiss (3205 m.) und wird nur von den denjenigen aufgesucht, die ein Faible für anspruchsvolle, wilde Dolomiten-Riesen haben. Auf der Normalroute zwar nicht extrem schwierig (eine Stelle III, viel I-II), so ist doch eine profunde Bergerfahrung notwendig, um diese imposante Punta erfolgreich besteigen zu können]


[Bild: Abendstimmung auf dem Monte Nuvolau (2574 m.) - Aufgrund der zahlreichen tiefhängenden Wolken wird sich uns zwar heute leider kein spektakulärer Sonnenuntergang bieten, aber dafür haben wir ja noch den kommenden Tag... Wer weiß, vielleicht haben wir ja eine tolle Morgenstimmung, hier, mitten im Herzen der einmalig schönen „Bleichen Berge“]



Rifugio Nuvolau - Rifugio Croda da Lago


08. August 2017


[Bild: Morgenstimmung auf dem Monte Nuvolau (2574 m.) - Fern im Osten verzieht sich die Nacht und macht Platz für einen neuen Morgen. Talnebel und Wolken dominieren die Niederungen der Provinz Belluno, umwirbeln die isolierten Gebirgsstöcke der Dolomiten. Bei noch frostigen Temperaturen machen wir es uns auf der Terrasse des Rifugio Nuvolau „gemütlich“ und harren der großen Dinge, die da kommen...]



[Bild: Sonnenaufgang auf dem Nuvolau - Während die Täler und Ortschaften rund um Cortina noch unter einer dichten Wolkendecke verborgen sind, ragen Cristallo (links), Sorapiss (mittig) und Antelao (ganz rechts) stolz in einen klaren Augusthimmel. Aufgrund solch atemberaubender Morgenstimmungen ist das Rifugio Nuvolau seit über 100 Jahren weit über die Grenzen von Belluno, Südtirol und Trient hinaus bekannt - Was für ein Moment!]


[Bild: Beim Rifugio Nuvolau (2574 m.) hat man etwas weniger als 1/3 des Dolomiten Höhenweg Nr. 1 geschafft. Bevor wir uns nach einem unvergesslichen Sonnenaufgang an den längentechnisch unkomplizierten Übergang (ca. 4 Stunden) zum Rifugio Croda da Lago machen, packen wir vor einer gewaltigen Dolomiten-Prominenz unsere Sachen. Rechts hinten grüßen die Fanisspitzen in der Gewissheit herüber, dass die Via Ferrata Tomaselli auch heute garantiert wieder Besuch erhalten wird]


[Bild: Bei Sonnenaufgang auf dem Monte Nuvolau - Momente, gute Zeiten, die man hoffentlich nie vergisst]


[Bild: Hallo Welt! Wer das Glück hat, solche Momente gemeinsam mit lieben Menschen erleben zu dürfen, möchte fast zwangsläufig die Welt umarmen. Das ist der Grund, warum ich in die Berge gehe. Um diesen Moment innerer Harmonie zu erreichen, stets aufs Neue dieses Gefühl zu spüren, sich fernab der Sorgen und Probleme des Alltags zu bewegen. Das Leben ist schön. Und wir alle sollten gut zueinander und zu unserer Erde sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger]


[Bild: Monte Averau (2649 m.) von Südosten vom Rifugio Nuvolau. Ganz links hinten kann man die Geislerspitzen und die vorgelagerte Puezgruppe erkennen. Diese herrlichen Untergruppen der Dolomiten werden beim Höhenweg Nr. 2 durchquert und locken zugleich mit zahlreichen lohnenden Gipfeloptionen. Ganz rechts zeigt sich dagegen der markante Piz Lavarella (3055 m.) im warmen Morgenlicht]


[Bild: Ausblick vom Monte Nuvolau über den Talkessel von Cortina d’Ampezzo - Einem steinernen Monolithen gleich, ragen die Cinque Torri (2361 m.) wie eine Insel aus dem Wolkenmeer hervor. Zugleich wird angesichts der gewaltigen Südwand der Tofana di Rozes (3225 m.) deutlich, welche Berge hier eigentlich das Sagen haben. Rechts im Hintergrund zeigt sich der (von hier seltsam langgezogen wirkende) Monte Cristallo (3221 m.) - Wie gänzlich anders dieser Berg doch von Norden (z. B. vom Monte Piana oder vom Strudelkopf) aussieht]


[Bild: Nachdem wir uns am Morgen angesichts der wirklich fantastischen Sonnenaufgangsstimmung zunächst reichlich Zeit gelassen haben, machen wir uns schließlich an den Übergang zum Rifugio Croda da Lago. Dafür steigen wir vom Nuvolau zunächst über den Nordwestrücken unschwierig bergab, um dann oberhalb der Forcella Nuvolau nach Norden Richtung Cinque Torri einzuschwenken, Tofane und Fanisspitzen (rechts) immer im Blickfeld]


[Bild: Beim Abstieg vom Nuvolau zu den Cinque Torri - Die gewaltige Tofana di Rozes (3225 m.) ist dabei allgegenwärtig, nur allzu gern würde ich heute zu ihrem steinernen Thron empor pilgern. Eines Tages werde ich mir auch diesen großen, klassischen Dolomiten-3000er vornehmen. Für uns heißt es heute dagegen erst einmal, das Rifugio Cinque Torri (als Zwischenetappe) zu erreichen. Im Anschluss wird es ziemlich direkt bergab zur Straße (zwischen Passo di Giau und Cortina) gehen, nur um anschließend sogleich auf der anderen Seite wieder bergan zu steigen]


[Bild: Im Angesicht der Cinque Torri („Fünf Türme“) - Diese schroffen Felstürme, von denen der Torre Grande oder auch Torre Grande d'Averau (2361 m.) der höchste ist, sind das Reich der Kletterer. Unzählige Kletterrouten (ab dem Schwierigkeitsgrad III) durchziehen die senkrechten Felswände, während die nahen Hütten namens Rifugio Cinque Torri und Rifugio Scoiattoli als Ausgangspunkte fungieren. Umgeben von zahlreichen größeren Dolomiten-Giganten (Tofane, Cristallo, Sorapiss, Pelmo etc.) handelt es sich hierbei sicher um einen der landschaftlich schönsten Kletterspots weit und breit. Einsamkeit darf man hier (auch aufgrund der leichten und schnellen Erreichbarkeit) deswegen aber nicht erwarten]


[Bild: Blick vom Rifugio Cinque Torri (2137 m.) zurück zum Monte Nuvolau (2574 m.) und zum Averau (2649 m.) - Da die Hütte über eine Fahrstraße erreicht werden kann, steppt hier an schönen Sommertagen der Bär! An manchen Tagen wälzen sich regelrechte Karawanen die sanften Nuvolau-Hänge empor. Wie gut, dass wir diese sehr touristische Gegend in den späten Nachmittags- und Abend- sowie frühen Morgenstunden erleben durften!]


[Bild: Die 800 Meter hohe Südwand der Tofana di Rozes (3225 m.) ist das absolute Schaustück von Cortina! Während Bergsteiger und Ferratisti über die Lipella oder den Normalweg (via Rifugio Giussani) gen Gipfel streben, finden Kletterer in der gewaltigen, von zahlreichen Amphitheatern geprägten Wand zahlreiche Routen vor. Dabei können sich durchaus auch „Normalos“ die Wand zutrauen (z. B. „Dimai-Eötvös“, IV / IV+), ein gerüttelt Maß an alpiner Erfahrung und Vertrautheit mit solchen Wänden gehört aber zu den absoluten Grundvoraussetzungen]


[Bild: Ausblick über den Talkessel von Cortina d’Ampezzo beim (v. a. von Steigen durch lichte Wälder geprägten) Übergang vom Rifugio Cinque Torri zum Rifugio Croda da Lago. Cortina, als de-facto-Hauptstadt der Dolomiten, liegt in geradezu idealer Lage mitten im Zentrum dieses großartigen Gebirges. Vom Ortskern sind es nur wenige Minuten mit dem Auto bis zum Passo Tre Croci, dem Ausgangspunkt für die Besteigung des Monte Cristallo (3221 m.) - Glücklich kann sich derjenige schätzen, der diese schöne Region sein Zuhause nennen darf]


[Bild: Das Rifugio Croda da Lago Gianni Palmieri (2046 m.) ist mit etwa 50 Schlafplätzen eine der mittelgroßen Hütten entlang des Alta Via delle Dolomiti n. 1. Aufgrund ihrer herrlichen Lage an den Ufern des Lago Fedèra zählt sie zu den beliebtesten Tageszielen rund um Cortina. Wenn sich an klaren Herbsttagen (in Verbindung mit der goldenen Färbung der Lärchen) Sorapiss und Antelao im See spiegeln, meint man sich hier in einer anderen Dimension zu befinden. Unsere Realität ist da deutlich weniger spektakulär, haben die Wolken im Laufe des Tages doch deutlich angefangen zu quellen. Dennoch verbringen wir einen entspannten Nachmittag rund um die Hütte und bereiten uns mental schon mal auf den kommenden Tag vor: Den technisch relativ anspruchsvollen und steilen Übergang zum Rifugio Venezia via Forcella Val d'Arcia]


[Bild: Der idyllische Lago Fedèra wird dominiert vom spitzen Zacken des Becco di Mezzodi (2603 m.) - Dieser für die Dolomiten so typische Felsturm kann (wie der Name schon impliziert) am einfachsten über die Via Normale (III+) bestiegen werden. Die meisten Leute dürften ihn indes von unten beim Übergang zum Rifugio Città di Fiume bestaunen, so auch wir am morgigen Tag]



Rifugio Croda da Lago - Rifugio Venezia


09. August 2017


[Bild: Auf dem Weg vom Rifugio Croda da Lago zur Forcella Ambrizzola (2277 m.) - Diese westlich unterhalb des Becco di Mezzodi gelegene Scharte vermittelt den unkomplizierten, sanften Übergang vom Gebiet der Croda da Lago zum Reich des Monte Pelmo. Die Umrundung dieses „Götterthrons“ der Dolomiten wird das nächste große Highlight auf unserem langen Marsch nach Belluno sein]


[Bild: Weite, sanft geschwungene Grasflanken, Matten und Almflächen prägen das Landschaftsbild zwischen Forcella Ambrizzola und Rifugio Città di Fiume. Den wuchtigen Pelmo (3168 m.) immer im Blickfeld, folgen wir dem Weg via Forcella di Col Duro, Malga Prendera, Forcella di Col Roan, Forcella Roan und Forcella de la Puina immer weiter in südliche Richtung. So richtig anspruchsvoll wird es erst beim steilen Aufstieg zur Forcella Val d'Arcia und der anschließenden Begehung des ruppigen Sentiero Flaibani]


[Bild: Das Rifugio Città di Fiume (1917 m.) wird dominiert vom unvergleichlichen Monte Pelmo (3168 m.) - Hierbei handelt es sich um einen der ganz großen Berge der Dolomiten (wenn nicht gar der Alpen), um einen wahren Titanen! Die Besteigung ab Rifugio Venezia via Ballband („Cengia di Ball“, I-II, hauptsächlich markierte Steigarbeit) gehört wohl zu den Top 10 Bergtouren in diesem Teil der Alpen. Wer sich an einem klaren Spätsommer- oder Herbsttag aufmacht, diesen steinernen Thron zu besteigen, ist mit Fug und Recht zu beneiden! Wie lange träume ich schon davon, diesen Berg zu besteigen... Eines Tages wird es klappen. Eines Tages wird es soweit sein!]


[Bild: Nachdem wir vom Rifugio Città di Fiume zunächst den Weg zur Forcella Forada gewählt haben, zweigt schließlich im Bereich einer markanten Rinne der sogenannte Sentiero Flaibani ab. Steil, teilweise abschüssig und mit Eisentritten sowie Drahtseilen (A/B) versichert geht es in ziemlich direkter Linie bergauf. Diese Variante des Dolomiten Höhenweg Nr. 1 weist im Verhältnis zum Rest der Route (abgesehen von der Schiara) deutlich erhöhte Schwierigkeiten auf und muss NICHT begangen werden. Es ist sehr gut möglich, den Pelmo westlich via Passo Staulanza zu umgehen]


[Bild: Oberhalb der Steilrinne können wir zunächst einmal aufatmen, das Gelände flacht (vorerst) deutlich ab. Über teilweise begrünte Hänge und Schrofen geht es mäßig steil bergauf in Richtung des Val d'Arcia, einer gerölligen (an ein Kar erinnernden) Steinwüste unterhalb der Nordwestabstürze des Pelmo]


[Bild: Oberhalb des Talschlusses des Val d'Arcia führt eine Pfadspur quer über weite Geröllflanken in Richtung der Forcella Val d'Arcia (links hinten). Alternativ kann man sich auch linkerhand (nördlich) halten und die Scharte in einem Bogen ansteuern. Für welche Variante man sich auch immer entscheidet, es handelt sich um ein schroffes, vergleichsweise abgelegenes Gebiet, in dem man sich besser nicht von einem Schlechtwettereinbruch überraschen lassen sollte]


[Bild: Unterwegs auf dem Sentiero Flaibani (südöstlich unterhalb der Forcella Val d'Arcia) - Solide Trittsicherheit ist in diesem ruppigen, teilweise abschüssigen Gelände unbedingt notwendig. Immerhin sind aber keine Kletterpassagen zu bewältigen und nachdem wir in einigem Auf und Ab ein paar schroffe, abweisende Felsflanken gequert haben, mündet der Steig auch schon nach kurzer Zeit auf weite, offene Schotterflanken]


[Bild: Nun ist das Tagesziel, das Rifugio Venezia (Alba Maria de Luca), nicht mehr weit weg. Unterhalb der wilden Ostabstürze der Spalla Est (3026 m.) geht es entspannt über weite Geröllhänge hinweg, den knackigen Sentiero Flaibani hinter uns lassend. Beim Rifugio Venezia angelangt, gönnen wir uns erst einmal ein kaltes Getränk, um die Bewältigung dieser relativ anspruchsvollen Etappe zu „feiern“. Meine Tourenpartnerin musste nämlich heute teilweise sehr kämpfen, hat sich aber letztlich unglaublich tapfer geschlagen. Nach dem heutigen Tag bin ich mir daher umso sicherer, dass wir nun auch den Rest des Dolomiten Höhenwegs Nr. 1 gut bewältigen werden]



Rifugio Venezia - Rifugio Tissi


10. August 2017


[Bild: Hinter dem Rifugio Venezia ragen die unübersichtlichen, himmelhohen Felswände der Spalla Est (3026 m.) senkrecht empor. Dass hier mit dem Ballband („Cengia di Ball“, I-II) eine vergleisweise einfache Route durchführt und die Besteigung des Pelmo ermöglicht, kann man sich beim Blick von unten kaum vorstellen. Für uns kommt eine Besteigung heute nicht in Frage, unser Ziel ist das Rifugio Tissi unterhalb der Nordwestwand der Civetta. Da für heute zudem potentiell Gewitter vorhergesagt sind, verlieren wir auch keine Zeit, sondern machen uns zeitig auf den Weg. Das erste Zwischenziel ist das Rifugio Palafavera, gelegen an der Straße zwischen Selva di Cadore und Pecol]


[Bild: Vom Rifugio Venezia folgen wir dem Weg 472 südlich um das Massiv des Monte Pelmo herum. Unschwierig leitet der Weg durch lichte Latschenfelder und Wälder, wobei sich immer wieder fantastische Ausblicke in die südlichen Dolomiten ergeben - Links hinten kann man im morgendlichen Dunst die unbekannte Bosconerogruppe erkennen, welche vom Sasso di Bosconero (2468 m.) als höchstem Gipfel gekrönt und gleichzeitig vom Dolomiten Höhenweg Nr. 3 durchquert wird. Rechts grüßt die Schiaragruppe rund um Monte Schiara, Talvena, Tamer Grande und San Sebastiano Nord herüber. Durch diesen wunderbaren südlichen Abschluss der Dolomiten werden die letzten 3 Tage unseres Dolomiten Höhenwegs Nr. 1 führen... Ich bin schon sehr gespannt!]


[Bild: Wild und unnahbar ragt die Spalla Sud (3026 m.) des Monte Pelmo über dem grünen Talgrund auf, während sich der „Herrscher“ selbst vornehm zurücknimmt. Noch ist dem Pelmo-Massiv ein klarer, blauer Himmel vergönnt. Dass die zahlreichen Bergsteiger, die sich heute morgen vom Rifugio Venezia auf den Weg gemacht haben, aber auch eine schöne Aussicht am Gipfel haben werden, ist keineswegs ausgemacht. Es ist nämlich viel Feuchtigkeit (und damit Energie) in der Luft, alles „dampft“ vor sich hin. Auch wenn es den Eindruck macht, aber es ist eigentlich kein Tag für lange, allzu exponierte Bergtouren]


[Bild: Mit Blick zum langgezogenen, weitläufigen Bergmassiv der Civetta folgen wir dem Weg entspannt über weite Wiesen in westliche Richtung - Der Hauptgipfel der Civetta (3220 m.) hüllt sich bereits seit den frühen Morgenstunden in dichte Quellwolken, da liegt etwas in der Luft! Allzu gerne denke ich indes an die Besteigung der Civetta vor 3 Jahren zurück. Damals bin ich von der Alm „Casera della Grava“ über die Via Ferrata (Attilio) Tissi (C/D) auf den Gipfel gestiegen, anschließend via Normalweg zurück zum Ausgangspunkt und dann noch (in Form einer endlos langen Nachtfahrt) nach Hause. Eine wilde Aktion, an die ich gerne zurück denke]


[Bild: Ein letzter Blick zurück zu den Pelmo-Trabanten namens Pelmetto (2996 m.) und Spalla Sud (3026 m.), bevor der Weg durch Bergwald abwärts Richtung Straße leitet. Spätestens nach dem heutigen Tag ist klar, dass ich den Pelmo so bald wie möglich besteigen will. Zwar liegt er für den „gemeinen Bergsteiger aus Bayern“ leider nicht gerade vor der Haustüre, aber eines Tages werde ich frühmorgens vor die Türe des Rifugio Venezia treten, das Ballband vor Augen... da gibt es überhaupt keine Zweifel]


[Bild: Beim Aufstieg vom Rifugio Palafavera zum Rifugio Coldài, einem wichtigen Etappenziel beim Übergang zum Rifugio Tissi, fällt der Blick zurück zum wuchtigen Monte Pelmo (3168 m.) - Von allen Seiten erinnert dieser Koloss von Berg an einen steinernen Thron. Links hinten grüßt (noch) die Croda-da-Lago-Gruppe herüber, wobei die Wolkenbildung gerade exponentiell zunimmt. Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig (= trocken) zum Rifugio Coldài, um ein etwaiges Sommergewitter auszusitzen...]


[Bild: Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es zum Rifugio Coldài (2135 m.), bevor es über uns zu donnern beginnt. Ein mächtiges Gewitter zieht also tatsächlich über die Dolomiten hinweg. Wie gut, dass wir uns gerade nicht auf einem exonierten Grat befinden! Da die Coldài-Hütte der klassische Ausgangspunkt für die legendäre Via Ferrata degli Alleghesi (auf die Civetta) ist, waren hoffentlich alle Ferratisti heute morgen so vorsichtig und weise, um NICHT einzusteigen. Die Alleghesi bei Gewitter zu begehen, gleicht nämlich einer stundenlangen Partie Russisch Roulette! Da es nur mehr ca. 1,5 Stunden bis zum Rifugio Tissi sind und wir den ganzen Tag Zeit haben, machen wir es uns in der ca. 88 Betten (zzgl. Winterraum) umfassenden Coldài-Hütte gemütlich, um das Gewitter abzuwarten. Alles andere wäre sehr unvernünftig]


[Bild: Monte Pelmo (3168 m.) von Westen vom Rifugio Coldài. Nach etwa einer Stunde hat sich das Gewitter bereits wieder verzogen und gibt den Blick frei in die umliegende Bergwelt. Wie es wohl all den Bergsteigern ergangen ist, die sich zweifelsfrei heute morgen vom Rifugio Venezia aus auf den Weg Richtung Ballband gemacht haben...?]


[Bild: Im Banne der Civetta Nordwestwand... „Die Wand der Wände“, das „Reich des 6. Grades“. 1925 von den beiden Münchnern Emil Solleder und Gustav Lettenbauer erstmals durchstiegen (bis heute eine der größten Pionierleistungen der Klettergeschichte!), fasziniert diese 1000 Meter hohe, senkrechte Felswand auch heute noch Kletterer wie (Weit-)Wanderer gleichermaßen. Es ist kaum vorstellbar, wie die beiden Erstdurchsteiger damals drauf waren. In so eine Riesenwand mit nur 15 Haken und der damaligen Ausrüstung einzusteigen, ohne Biwakausrüstung und Gewissheit, dass es technisch überhaupt möglich ist (die „Solleder“ war die weltweit erste Kletterroute im glatten 6. Grad, heutzutage wird die Route mit VI / VI- und A1 bei 1100 Hm bewertet), dafür braucht man mehr als nur Kühnheit, Selbstvertrauen und Mut. Dass beide zur damaligen Zeit Mitte 20 waren, macht das Ganze noch außergewöhnlicher. Emil Solleder war seiner Zeit weit voraus. Wer weiß, was er noch hätte alles erreichen können im Leben, wäre er nicht mit Anfang 30 an der Meije in Frankreich tödlich verunglückt. Gustav Lettenbauer beendete seine Kletterkarriere dagegen mit Ende 20 nach dem tödlichen Unfall eines Kletterpartners an der Fleischbank im Wilden Kaiser. Was für tragische Geschichten das Leben doch schreibt...]


[Bild: Überragt von der gewaltigen Civetta Nordwestwand, befindet sich das Rifugio Tissi (2250 m.) in idealer Position im Bereich des Col Reàn. Dadurch ist es für alle (Extrem-)Kletterer und v. a. Weitwanderer eine der wichtigsten Schutzhütten rund um das „Käuzchen“, wie die Civetta übersetzt heißt. Mit 45 Schlafplätzen (zzgl. 20 Notlager) handelt es sich beim Rifugio Attilio Tissi al Col Reàn (so der vollständige Name) um eine mittelgroße Hütte. Einigermaßen leicht zu erreichende Gipfelziele gibt es im Umkreis der Hütte keine und so bleibt umso mehr Zeit, den Blick über die nahen 1000 Meter vertikalen Fels schweifen zu lassen. Angesichts des heute ziemlich kniffligen Wetters haben wir es organisatorisch/logistisch letztlich sehr gut hinbekommen. Leider ist für morgen eher trübes Wetter vorhergesagt (und so dürfte es nichts mit einer rot leuchtenden Nordwestwand am Morgen werden), aber dafür zumindest keine Gewitter. Und das ist schon einmal viel wert]



Rifugio Tissi - Rifugio Carestiato


11. August 2017


[Bild: Blick am Morgen vom Rifugio Tissi über das untere Val Civetta - Der markante, bewaldete Sattel im Hintergrund namens Sella di Pelsa (1954 m.) wird das erste Etappenziel auf dem (recht langen) Marsch zum Rifugio Carestiato werden. Unschwierig geht es dazu zunächst über von lichten Wäldern und Latschen geprägte Grashänge abwärts, die steilen und maximal abweisenden Felswände des Civetta-Massivs immer zur Linken]


[Bild: Der Torre Venezia (2337 m.) bildet den südlichen Abschluss des Pelsakamms und ragt hoch über dem Val Corpassa in schwindelerregende Höhen. Auf der leichtesten Route (welche allerdings in der Regel für den Abstieg benutzt wird!) eine IV+, gehört der Torre Venezia zu den Dolomiten-Kletterzielen der schärferen Richtung. Generationen von italienischen Seilschaften haben sich seit jeher vom nahen Rifugio Vazzoler auf den Weg gemacht, um sich an einer der zahlreichen Kletterrouten zu versuchen. Dass der Torre aber mitunter „launisch“ sein kann, verdeutlicht ein gewaltiger Bergsturz von 2020, der die Klassiker „Tissi“ (VI) und „Direkte Südverschneidung“ (VI- und A2) aktuell (Stand: Februar 2024) unbegehbar und unkalkulierbar gemacht hat]


[Bild: Den kühnen Torre Trieste (2458 m.) immer vor Augen, geht es (bei teilweise leichtem Nieselregen) auf breitem Wanderweg südlich um den Torre Venezia herum, wobei dichte Wolken die hohen Gipfel des Civetta-Massivs beharrlich einhüllen. Wer sich heute vom Rifugio Coldài oder Rifugio Torrani auf den Weg zum Gipfel macht, wird vermutlich in eine dichte Nebelsuppe starren. Da fühlt es sich doch noch mal deutlich „besser“ an, den Berg heute „nur“ zu umrunden]


[Bild: Kurze Pause beim altehrwürdigen Rifugio Vazzoler (1714 m.) - Diese idyllisch im Wald gelegene Schutzhütte verfügt über etwa 50 Schlafplätze und wird (wie das Rifugio Tissi) v. a. von Kletterern und Weitwanderern frequentiert. Am heutigen frühen Vormittag sind die meisten Wanderer indes längst losgezogen, während sich die Kletterer heute wohl eher nicht an den senkrechten Felsen von Torre Venezia und Trieste versuchen werden, dürfte der Fels doch vollkommen nass sein]


[Bild: Ausblick von der Terrasse des Rifugio Vazzoler (1714 m.) zum direkt gegenüber aufragenden Torre Trieste (2458 m.) - Dieser südliche Endpunkt des Cantonikamms ragt etwa 750 Meter über dem Val Corpassa auf und bildet das östliche Pendent zum Torre Venezia. Während die Civetta Nordwestwand als „Wand der Wände“ gilt, nennt man den Torre Trieste auch den „Turm der Türme“. Unter einer V geht an diesem wilden Felsturm nichts. Mit der „Carlesso-Sandri“ (VI+ und A0, frei VIII-) und der „Cassin-Kante“ (VI+ und A0, frei VII+) führen zwei der schwierigsten, klassischen Dolomiten-Kletterrouten über jeweils 650 Hm auf den Gipfel. Der Torre Trieste ist ein Gipfel für Könner. An diesem wilden Wunderwerk aus Stein haben sich schon viele Kletterer die sprichwörtliche blutige Nase geholt]


[Bild: Ausblick von der Pian delle Taie über das dicht bewaldete Val Corpassa - Vom Rifugio Vazzoler geht es zunächst auf einer schottrigen Fahrstraße in östliche Richtung unschwierig etwa 300 Hm bergab, bis schließlich im Bereich zahlreicher Serpentinen linkerhand ein Bergsteig abzweigt und westlich unterhalb der Ausläufer der Moiazza nach Süden zu führen beginnt. Der Übergang zum Rifugio Carestiato wird nun erst so richtig interessant!]


[Bild: Erscheint der Torre Venezia (2337 m.) von Süden als senkrechte Felsmauer, wird von Osten klar, woher der Berg seinen Vornamen hat. Auch seine nördlich (rechts) anschließenden Nachbarn namens Punta Agordo (2337 m.), Torre di Pelsa (2337 m.), Campanil di San Prosdocimo (2335 m.) und Cima delle Méde (2504 m.) können sich in puncto Steilheit mehr als nur sehen lassen. Letztgenannte Spitzen dürften zudem noch deutlich (!) weniger Besuch erhalten als der (doch relativ bekannte) Torre Venezia]


[Bild: Beim Übergang vom Rifugio Vazzoler zur Torretta dell Orso führt der Steig über das eine oder andere unproblematische Geröllfeld. Rechts ist (in den Latschenkiefern) der Weiterweg zur Scharte des „Kleinen Bärenturms“ bzw. „Bärentürmchens“ (ja, die Civettagruppe hat offenbar ein Faible für tierische Verniedlichungen) zu sehen. Dieses landschaftlich eindrucksvolle Gebiet markiert den nahtlosen Übergang von der Civetta zur Moiazza, womit wir das Reich der Dolomiten-3000er damit offiziell gen Süden verlassen haben]


[Bild: Tiefblick in das von steilen Felswänden eingerahmte Val Corpassa, welches bis zum Parkplatz bei der Capanna Trieste (1135 m.) mit dem Auto befahren werden kann und damit den am schnellsten erreichbaren Ausgangspunkt für das Rifugio Vazzoler (und damit die südliche Civettagruppe) darstellt]


[Bild: Kurze Pause bei der Torreta dell Orso Scharte (1887 m.) mit Blick zurück zu den wilden Felstürmen der südlichen Civettagruppe - Hier, mitten im Nirgendwo westlich unterhalb der Moiazza, ist das Reich der Weitwanderer. Während sich die Kletterer v. a. beim Rifugio Vazzoler tummeln und das Gebiet der Ferratisti erst westlich des Rifugio Carestiato erreicht wird (Via Ferrata Constantini auf die Moiazza Sud!), trifft man hier hauptsächlich auf Wanderer. Und da der „1er“ fast ausschließlich von Norden nach Süden begangen wird und diesen Abschnitt (mangels einfacher Alternativen) de facto fast alle gehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, hier auf „alte Freunde“ zu treffen. Ganz abgesehen davon, dass hier auch der bekannte Traumpfad München-Venedig (TMV) entlang führt...]


[Bild: Von der Torreta dell Orso zeigt sich der weitere Weg in Richtung Forcella del Camp - Über weite, von Blockwerk und Latschenkiefern geprägte Hänge geht es unterhalb der Torri di Camp unschwierig nach Süden. Teilweise sind Drahtseile vorhanden, diese dienen jedoch v. a. der zusätzlichen Absicherung (bzw. sind technisch vollkommen unschwierig), führt der Weg doch stellenweise oberhalb etwas abschüssiger Flanken entlang]


[Bild: Von der Forcella del Camp (1933 m.) beeindrucken der dicht bewaldete Lastia di Framont (2294 m.) und der Mont Alt (2181 m.) links daneben. Auf beide Gipfel führen wohl Steige, allzu häufig dürften sie jedoch nicht bestiegen werden. Wer in der Forcella jedoch noch den halben Tag Zeit hat und Lust auf ein eher ungewöhnliches Ziel hat, der wende sich von hier (mit entsprechendem Gespür) nach Südwesten. Es muss allerdings betont werden, dass man sich von vornherein für einen der beiden Gipfel entscheiden muss, was angesichts der senkrechten Felsmauer mittig im Hintergrund auch nicht weiter verwundert]


[Bild: Beim Abstieg von der Forcella del Camp in nordöstliche Richtung. Durch die gewaltige Schlucht im Hintergrund („Van dei Cantoi“) führt traditioneller Weise nach einer Überschreitung der Moiazza Sud der entsprechende Abstieg. Am oberen Ende der Schlucht befindet sich in der Forcella delle Nevere das Bivacco Ghedini Moiazza (2601 m.) - Hach, alleine in der Civetta-Moiazza-Gruppe könnte man sich (bei schönem Wetter) wahrscheinlich eine ganze Woche vergnügen...]


[Bild: Nun ist das Tagesziel, das sehnsüchtig erwartete Rifugio (Bruto) Carestiato (1834 m.) nicht mehr weit weg - Nur mehr ein paar unschwierige Schutt- und Geröllhänge sind auf gutem Steig zu überqueren (die Hütte befindet sich im Bereich der bewaldeten Kuppe rechts hinten). Etwa 6 Stunden (inkl. einiger langer Pausen, z. B. beim Rifugio Vazzoler) werden wir am Ende für die heutige Etappe gebraucht haben. Mit dem heutigen Tag haben wir die stark frequentierten zentralen Dolomiten rund um Cortina (in diesem Fall die Pelmo- und Civettagruppe) endgültig hinter uns gelassen. Der Rest des Dolomiten Höhenwegs Nr. 1 wird der ruhigen Schiaragruppe gewidmet sein. Analog zu den Feltriner Dolomiten 2011 (Cimonegagruppe) hoffe ich, dass wir auch hier ein besonders ursprüngliches Fleckchen Dolomiten zu sehen bekommen. Die Wettervorhersage ist in jedem Fall schon einmal sehr, sehr positiv. Uns scheint ein sonniger und damit versöhnlicher Abschluss unserer langen Reise vergönnt zu sein... Schauen wir mal]



Rifugio Carestiato - Rifugio Pramperét


12. August 2017


[Bild: Etwa 40 Schlafplätze (zzgl. Winterraum) groß, befindet sich das Rifugio Carestiato südlich unterhalb der gewaltigen Moiazza-Ausläufer. Für (Weit-)Wanderer, Kletterer und Klettersteiggeher gleichermaßen stellt die Schutzhütte eine der wichtigsten Unterkünfte der Umgebung dar. Generationen von Ferratisti haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in Richtung Constantini aufgemacht, um dem Mythos namens Engelsband („Cengia Angelini“) nachzugehen. Für meine Oma, Mama und mich stellte diese Hütte vor etwa 15 Jahren den Endpunkt unserer „3-Generationen-Wanderung“ auf dem Dolomiten Höhenweg 1 dar. Die restlichen 3 Tagesetappen nach Belluno haben wir damals (als ich noch ein kleiner Junge war) ausgelassen. Mit etwas nostalgisch-wehmütigem Gefühl trete ich daher am Morgen vor die Hütte, fühlt es sich doch für mich an, als würde ich unsere Familien-Geschichte von damals nun in gewisser Weise vollenden. Ein Kreis schließt sich]


[Bild: Morgenstimmung beim Rifugio Bruto Carestiato (1834 m.) - Rechts (hinten) zeigt sich stolz der wuchtige Monte Agnèr (2872 m.) über den bewaldeten Tälern von Agordo. Dieser östliche Eckpunkt der Pala zählt mit seiner ca. 1500 Meter hohen Nordwand zu den absoluten Schaustücken der Dolomiten, die Durchsteigung der Nordkante (27 SL und 1900 Klettermeter, VI+ und V+/A0, 6 SL V und V-, sonst leichter) zählt auch nach wie vor zu den ganz großen Extrem-Klassikern der Alpen]


[Bild: Blick beim Aufstieg von der Straße südlich unterhalb des Passo Duran nach Osten zurück zum Moiazza-Massiv. Auch wenn es sich hier strenggenommen nur um den südöstlichen Abschluss der weitläufigen Civettagruppe handelt, so ragt die Moiazza Sud (2878 m.) doch unbestritten eindrucksvoll über den umliegenden grünen Tälern auf. Wer einen genaueren Blick auf die Karte wirft, wird zahllose spannende Tourenmöglichen (Ferrata Constantini, Vant della Moiazza, Vant delle Nevere, Bivacco Ghedini) entdecken. Die Moiazza beflügelt (wie so viele andere Dolomiten-Riesen) wie von alleine die Fantasie...]


[Bild: Westlich gegenüber der Schiaragruppe ragt hoch über dem Talgrund von Agordo die legendäre Pala auf. Diese riesige Gebirgsgruppe war 2008 der Grund, warum ich mit dem Bergsteigen angefangen hat. Wer sich schon einmal vom Rifugio Mulaz via Sentiero delle Farangole in Richtung Rifugio Rosetta aufgemacht und den Spitzen von Focobon die Ehre erwiesen hat, wird wissen wovon ich rede. Keine Gebirgsgruppe der Dolomiten versprüht (meiner persönlichen Meinung nach) eine solche Aura wie die Pala. Sass Maor, Cima della Madonna, Monte Agnèr, Pala di San Martino, Cima Canali, Cima della Vezzana und natürlich seine Majestät (das Matterhorn der Dolomiten, der König von St. Martino di Castrozza, der Herrscher über der Baita Segantini), der Cimon della Pala - Was für Namen...]


[Bild: Nachdem wir vom Passo Duran (1605 m.) zunächst ein kurzes Stück der Straße gefolgt (bzw. neben ihr abgestiegen sind) und (an der richtigen Stelle) dann die Abzweigung im Bergwald (kurzer, steiler Zwischenanstieg) genommen haben, geht es im Anschluss von der Forcella Dagarei in Form einer langen Querung unterhalb des Tamer Grande und des Castello di Moschesin (rechts) über halboffene, teilweise bewaldete Geröllflanken in Richtung Malga Moschesin. Die Tamer-Gruppe gilt indes nicht ohne Grund als eine der eher ursprünglichen und einsamen Ecken der Dolomiten, abgesehen von einer kleinen Gruppe treffen wir (bis zur Hütte) auf keine anderen Menschen]


[Bild: Rückblick vom Gebiet der Malga Moschesin (ca. 1800 m.) zur Moiazza - Im Folgenden steht uns nun der technisch unschwierige Aufstieg zur Forcella del Moschesin (1940 m.) bevor. Damit werden wir die „großen“ Dolomiten rund um Civetta und Pelmo endgültig hinter uns lassen und das ursprüngliche Reich der Schiara betreten. Das letzte Viertel des Alta Via delle Dolomiti n. 1 ist damit eingeläutet]


[Bild: Unterwegs auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1 zwischen Passo Duran und Rifugio (Sommariva Al) Pramperét im Herzen der Tamer-Gruppe nördlich der Schiara. Die Menschen, die man auf diesen Wegen trifft, sind in der Regel (wie wir) unterwegs nach Belluno, Einheimische oder einfach Liebhaber ursprünglicher, ruhiger Dolomiten-Landschaften. Mir gefällt es hier sehr! Wie gerne ich häufiger zwischen Feltre und Agordo unterwegs wäre, nur um mich dann langsam Richtung Osten (Friauler Dolomiten) vorzuarbeiten, wäre die Gegend (aus südbayerischer Sicht) nur nicht so weit weg...]


[Bild: Zwischen der Forcella del Moschesin und dem Rifugio Pramperét - Entspannt folgen wir dem „1er“ durch licht bewaldete, grüne Landschaften hindurch, umgeben von zahlreichen schroffen Felsspitzen (mit so illustren Namen wie z. B. Cime de le Balanzòle), deren Eigenheiten mir diesmal (ganz angenehmerweise) so völlig unbekannt sind]


[Bild: Das bereits im Nationalpark Belluneser Dolomiten (Italienisch: Parco nazionale delle Dolomiti Bellunesi) gelegene Rifugio (Sommariva Al) Pramperét (1857 m.) zählt mit ca. 25 Schlafplätzen (zzgl. Winterraum) zu den kleinen Schutzhütten, was angesichts der umliegenden (ruhigen) Bergwelten von Tamer und Talvena aber auch nicht weiter verwundert. Für Wanderer auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1 ist sie (neben dem etwa 3 Stunden entfernten Rifugio Pian de Fontana) eine der wichtigsten Schutzhütten auf dem letzten Drittel. Nachdem wir den morgigen Tag besprochen haben, machen wir es uns schließlich auf der urigen Terrasse gemütlich und lassen den Abend entspannt ausklingen. Da wir bewusst keine Klettersteigsets mitgenommen haben, kommt die Überschreitung der Schiara zum Rifugio 7° Alpini morgen für uns nicht in Frage. Stattdessen werden wir nach der (landschaftlich sicherlich grandiosen!) Durchquerung des Nationalparks Belluneser Dolomiten zum Rifugio Bianchet absteigen und die Schiara letztlich westlich umgehen - So der Plan für den morgigen Tag]


[Bild: Ausblick vom Rifugio Pramperét nach Südosten zum Col Nudo (2472 m.) - Dieser in den Friauler Dolomiten bzw. Südlichen Karnischen Alpen gelegene Gipfel bildet die Grenze der Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien. Die Durchquerung des Col Nudo-Massivs zählt zu den anspruchsvollsten und zugleich landschaftlich eindrucksvollsten Teilstücken des Dolomiten Höhenwegs Nr. 6. Glücklich kann sich schätzen, wer solch herrliche Gebirgswelten erleben darf]



Rifugio Pramperét - Rifugio F. Bianchet


13. August 2017


[Bild: Was für ein Setting! Bei strahlendem Sonnenschein und absolut perfektem, stabilem Hochdruckwetter machen wir uns am Morgen auf den langen Schlussmarsch zum Rifugio Bianchet. Uns ist damit ein mehr als nur versöhnlicher Abschluss unserer großen Reise vergönnt. Mit Blick zur einsamen Cima de Zità Nord (2465 m.) folgen wir dafür zunächst einem unschwierigen Bergsteig in südliche Richtung durch eine dichte Latschenzone bergauf. Wir wollen diesen Abschnitt möglichst zügig hinter uns bringen, bevor sich die Latschen zu stark aufheizen, was hier definitiv sehr schnell geschieht]


[Bild: Im Bereich unterhalb der Portela del Piazedel (2097 m.) - Rechts unten im Hintergrund die grünen Almflächen der Casera di Pramperét mit dem gleichnamigen Rifugio darüber (im Wald). Die Hütte wird nördlich von der schroffen Cima di Pramper (2409 m.) überragt, welche von der Forcella del Pallon von Nordosten her relativ unschwierig (I) bestiegen werden kann (2-3 Stunden ab Rifugio Pramperét. Angesichts solch traumhafter Wetterbedingungen trägt es einen heute indes (fast) von alleine die Hänge empor...]


[Bild: Nachdem wir die Portela del Piazedel passiert haben, zeigt sich der Castello di Moschesin (2499 m.) im Rückblick als (nomen est omen) scheinbar uneinnehmbare Festung. Angeblich kann der Gipfel einigermaßen unschwierig (I+) von Norden von der Forcella Stretta bestiegen werden, im deutschsprachigen Raum ist dieser schöne Klotz aber in jedem Fall so gut wie unbekannt. Wie es wohl wäre, sich einfach eine Woche in der Tamer- bzw. Schiaragruppe rumzutreiben...?]


[Bild: Auf dem Weg von der Portela del Piazedel zur Forcella de Zita Sud - Unterhalb der westlichen Ausläufer der Cima de Zità Nord geht es kurzzeitig in angenehmem Schatten dahin, aber schon sehr bald wird es über die begrünten Hänge rechts hinten wieder empor in die Sonne gehen. Mit jedem gewonnenen Höhenmeter weitet sich nun das Panorama, werden die Ausblicke in die umliegenden südlichen Dolomiten immer besser! Uns steht nun einer der vielleicht landschaftlich ästhetischsten Abschnitte des Alta Via delle Dolomiti n. 1 bevor]


[Bild: Tiefblick in den hintersten (östlichen) Talschluss des weltenfernen Val de Erbàndoi. Darüber ragen der Monte Talvena (2542 m.) und die etwas niedrigere Cima de' la Giaza (2415 m.) in einen verheißungsvoll blauen Himmel. Während der Talvena über das (hier sichtbare) teilweise begrünte Geröllkar von Norden her bestiegen werden kann, dürfte der schroffe Nachbar im Westen dagegen so gut wie nie Besuch erhalten]


[Bild: Ausblick aus dem Bereich der Forcella de Zita Sud (2351 m.) - Mittig im Hintergrund der unverkennbare Monte Pelmo, den wir vor 3-4 Tagen umrundet haben. Links daneben (noch weiter entfernt) die Tofane und rechts das breite Massiv der Sorapiss. Links schaut dagegen über dem Castello di Moschesin die langgezogene Civetta hervor. Hätten wir nicht noch viele, viele Kilometer Fußmarsch vor uns, wir könnten uns hier (leicht) stundenlang in die Sonne legen und das unvergleichliche Dolomiten-Panorama bewundern]


[Bild: Castello di Moschesin (2499 m.) im Zoom von Südosten von der Forcella de Zita Sud (2351 m.) - Dahinter ragt stolz die gewaltige Civetta (3220 m.) mit ihren unzähligen Trabanten in den Himmel. Links in der Ferne grüßt dagegen die Königin der gesamten Dolomiten, die Marmolada (3343 m.), mit ihrer mächtigen Südwand herüber. Diese bis zu 800 Meter hohe Felswand weist unzählige schwierige Kletterrouten auf und ist eines der absoluten Traumziele ambitionierter Kletterer]


[Bild: Wenn mich Leute fragen, was für mich persönlich das Besondere an den Dolomiten ist, verweise ich gerne auf die Topographie: Berge wie der Monte Pelmo (3168 m.) ragen als isolierte Bergstöcke über grünen, bewaldeten Tälern auf und wirken so ganz besonders wuchtig, eigenständig und „für sich“. Es handelt es in meinen Augen im Grunde um eine riesige Ansammlung kleiner Mini-Gebirge die (ganz im Geiste von e pluribus unum) letztlich die Dolomiten bilden. Wer einen Berg wie die Tofana di Mezzo, den Pelmo oder (rechts) den Cristallo bzw. die Punta Sorapiss besteigt, hat daher immer irgendwie das Gefühl, den höchsten Gipfel einer ganzen Gebirgsgruppe zu besteigen. So etwas hat man in den Zentralalpen oder auch großen Teilen der Nördlichen Kalkalpen in der Regel nicht]


[Bild: Herrliches Höhenwandern par excellence zwischen Rifugio Pramperét und Rifugio Pian de Fontana, so wie es im Bilderbuche steht. Es fällt schwer, sich nicht ständig zu Pala, Marmolada und Civetta umzudrehen...]


[Bild: Erhebender Moment beim Überschreiten der Forcella de Zita Sud (2351 m.) nach Osten hin. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, (vermeintlich) das Mittelmeer sehen zu können. Zweifellos ist der Alpenraum aber rechts im Dunst in der Ferne irgendwann zu Ende und geht nahtlos in die Poebene über. Bevor wir uns rechterhand an den Abstieg zum Zwischenziel namens Rifugio Pian de Fontana machen, gönnen wir uns bei absolut perfektem Wetter eine verdiente Pause - Was für ein schöner Ort, um die Gedanken in die Ferne schweifen und der Fantasie freien Lauf zu lassen]


[Bild: Ich bin sehr glücklich, dass uns bei unserer finalen Hüttenetappe auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1 so ein Wetter vergönnt ist. Noch haben wir es nicht geschafft, noch haben wir einige Stunden Fußmarsch vor uns (und dann morgen einen immerhin kurzen Abstieg ins Tal), aber unser Abenteuer neigt sich trotz allem so langsam aber sicher dem Ende entgegen. Umkehren bzw. aus irgendeinem Grund abbrechen werden wir nun jetzt in jedem Fall nicht mehr. Wer das Glück hat, mit einem (oder mehreren) lieben Menschen einen solchen Weitwanderweg gehen zu können, ist wahrlich gesegnet]


[Bild: Da ist er, der Monte Schiara (2565 m.) - Gemeinsam mit dem links (östlich) angrenzenden Monte Pelf (2502 m.) handelt es sich hierbei um das höchste Bergmassiv des Nationalparks Belluneser Dolomiten und zugleich den südlichen Abschluss der Dolomiten, direkt hinter der Schiara befinden sich Belluno und (noch etwas weiter südlich) die Poebene. Wer sich nicht zu schade war, Klettersteigset, Gurt und Helm den ganzen 1er mitzuschleppen, der kann (gewissermaßen als Finale Grande) die Überschreitung der Schiara in Angriff nehmen. Zahlreiche mittelschwierige (v. a. aber landschaftlich grandiose!) Klettersteige konkurrieren um das Herz der Ferratisti, wobei das Gebiet regelmäßig von Berg- und Felsstürzen heimgesucht wird (z. B. 2023). Sperrungen der Klettersteige sind immer wieder vorgekommen, deswegen vorher unbedingt informieren! Für uns kommt das Ganze so wie so nicht in Frage, wir werden das Bergmassiv westlich (rechterhand) weitläufig umgehen]


[Bild: Wie gut, dass man im Jahr 1990 den über 300 km² großen Nationalpark Belluneser Dolomiten eingerichtet hat, um die großartige Hochgebirgswelt rund um Schiara und Talvena, welche das Herzstück dieses extrem artenreichen Schutzgebiets bilden, vor übermäßigen Erschließungen zu bewahren. Stattdessen muss man sich der Faszination dieses Gebirges ganz auf eigenen Füßen nähern. Wie gerne ich bei diesem Traumwetter die Überschreitung von Schiara (2565 m.) und Pelf (2502 m.) angehen würde, aber es soll diesmal nicht sein. Und das ist auch in Ordnung. Ich hoffe, die höchsten Spitzen dieses schönen Fleckchen Alpen eines Tages von der anderen Seite, von Süden kennenzulernen. Speziell die wilde Felsnadel (rechts neben der Schiara) namens Gusèla del Vescovà (2365 m.) würde ich gerne einmal von nahem sehen]


[Bild: Der Abstieg von der Forcella de Zita Sud zum Rifugio Pian de Fontana ist im Wesentlichen von mäßig steilen Grasflanken, begrünten Karen und Matten geprägt und zugleich sicherlich einer der landschaftlich schönsten Abschnitte des Dolomiten Höhenwegs Nr. 1, hat man doch die ganze Zeit die wilden Nordwände der Schiara vor Augen - In Kombination mit und in Kontrast zu der unglaublich grünen Landschaft die (in meinen Augen) pure Ästhetik]


[Bild: Beim Abstieg zum Rifugio Pian de Fontana (welches links unten bereits sichtbar ist) - Die Grasflanken in diesem Abschnitt sind deutlich steiler und verlangen (v. a. bei Nässe) einen sicheren Tritt. Auch wenn der Steig stets gut zu gehen ist, so muss man hier doch in jedem Fall darauf achtgeben, nicht ausversehen auszurutschen. Einen Sturz könnte man auf den steilen Grasflanken ggf. nicht allzu schnell bremsen (oder gar aufhalten). Rechts (vor der Schiara) das bewaldete Massiv der Cime de la Scala (1908 m.), welches wir später rechts (westlich) umgehen werden]


[Bild: Entspannte Pause beim Rifugio Pian de Fontana - Keine Frage, hier kann man es (vorsichtig ausgedrückt) aushalten... Wie gut für die Einheimischen bzw. Menschen der Region rund um Belluno, dass sich diese Gegend (abgesehen von Weitwanderern) im deutschsprachigen Raum nicht mehr herumgesprochen hat, sonst würden die nur gut zwei dutzend Schlafplätze der Schutzhütte wohl sehr schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Und italienische Touristen fahren in der Regel sowieso weiter in Richtung Cortina und Umgebung]


[Bild: Das Rifugio Pian de Fontana (1632 m.) ist (wie Pramperét) mit ca. 24 Schlafplätzen (zzgl. Winterraum) ziemlich klein, befindet sich jedoch ebenfalls in grandioser Lage hoch über dem Val dei Ross. Dieses hüttentechnische Kleinod ist für all jene, welche z. B. im Rifugio Pramperét keinen Platz bekommen haben und daher (ab Carestiato) direkt hierher kommen, unverzichtbar. Speziell, um dann tagsdarauf womöglich zur Überschreitung der nahen Schiara aufzubrechen, könnte es zudem wohl keine besser gelegene Schutzhütte geben. Sich mit einem Bier (oder sonstigem Getränk) an einem lauen Sommerabend in die umliegenden Grashänge zu verkrümmeln und die Schiara bewundern, was könnte es bitte Schöneres geben?]


[Bild: Nachdem wir durch Bergwald und über weite Bergwiesen zunächst die Forcella La Varétta (1704 m.) erreicht haben, geht es anschließend in Form einer (teilweise etwas ausgesetzten) Querung durch die westlichen Abstürze der Cime de la Scala, den Monte Schiara (2565 m.) immer vor Augen. Der originale Dolomiten Höhenweg Nr. 1 führt von den grünen Hängen mittig im Hintergrund via Forcella Nerville (1953 m.) bergauf zur markanten Forcella del Màrmol (2262 m.) links bzw. östlich vom Monte Schiara. Von dort kann man (je nachdem welcher Klettersteig geöffnet bzw. freigegeben ist) entweder direkt zum Rifugio Rifugio 7° Alpini absteigen, die Überschreitung der Schiara (2565 m.) selbst oder alternativ die Besteigung des Pelf (2502 m.) in Betracht ziehen. Für uns wird es noch deutlich vorher rechterhand bergab ins Valle del Vescovà zum Rifugio Bianchet gehen]


[Bild: Bei der Querung der Westflanke der Cime de la Scala - Stürzen bzw. „unglücklich“ ausrutschen ist hier nicht, es handelt es sich diesmal tatsächlich um Absturzgelände. Wer aber trittsicher ist und konzentriert einen Schritt vor den anderen setzt, wird hier keine Probleme bekommen. Und wer dann auch noch brav anhält, um die zahlreich vorhandenen Schmetterlinge und Edelweiß angemessen zu bewundern, kann westlich zudem die Vette Feltrine (Feltriner Dolomiten bzw. Cimonegagruppe) herübergrüßen sehen]


[Bild: Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale) gibt es in den Belluneser Dolomiten tatsächlich viele. Für Botanikerinnen und Botaniker kann es im Grunde keine größere Freude geben, als im Frühling und Sommer durch den Nationalpark Belluneser Dolomiten (Italienisch: Parco nazionale delle Dolomiti Bellunesi) zu streifen. Hinter (gefühlt) jeder zweiten Ecke warten herrliche Alpenblumen darauf, „entdeckt“ zu werden]


[Bild: Ein letzter Blick hoch zum wuchtigen Monte Schiara (2565 m.), bevor es gleich rechterhand nach Westen bergab ins Valle del Vescovà zum Rifugio Bianchet geht. Wer weiß, wie viele motivierte Ferratisti heute den höchsten Gipfel im Umkreis von (immerhin) fast 14 km bestiegen haben? Eines Tages komme ich wieder...]


[Bild: Das Valle del Vescovà vermittelt den nach Westen ausgerichteten Ausgang aus der herrlichen Schiaragruppe. Mit Blick zu den Feltriner Dolomiten folgen wir dem Bergsteig durch den Wald hinab, während mit jedem verlorenen Höhenmeter die Temperatur merklich steigt. So niedrig waren wir lange nicht mehr unterwegs, zugleich merkt man spürbar den mediterranen Einschlag der Region. Belluno und die Poebene sind nun nicht mehr allzu weit weg...]


[Bild: Das Rifugio (Furio) Bianchet (1250 m.) ist mit etwa 40 Schlafplätzen (zzgl. Winterraum) vergleisweise „groß“, zumindest für die Region. Dies liegt vor allem an der Nähe zum Monte Schiara, dem absoluten Zugpferd und touristischen Magneten der Umgebung. Auch wenn der Großteil der Ferratisti das Massiv vom Rifugio 7° Alpini (von Süden) angeht, kann der Berg auch (sehr gut!) von Nordwesten von der Bianchet-Schutzhütte aus bestiegen werden. Die Hütte ist sogar bereits im April und Mai (zumindest an den Wochenenden) geöffnet, also perfekt um Frühlingsblumen zu spoten. Im Hochsommer ist die Verlockung dagegen natürlich groß, dem „Trubel“ im 7° Alpini zu entgehen und zu dieser idyllischen, altehrwürdigen Hütte aufzusteigen. Die meisten der Gäste sind indes (wie wir) Weitwanderer, die die Überschreitung der Schiara ausgelassen haben. Bevor wir morgen nur mehr das Valle del Vescovà hinaus marschieren und den Bus nach Belluno nehmen müssen, verbringen wir noch einen entspannten Nachmittag rund um die Hütte. Damit haben wir es tatsächlich geschafft, nun geht nichts mehr schief! Ich bin sehr stolz auf uns]



Rifugio F. Bianchet - Belluno

(Ausklang + Fahrt zurück zum Pragser Wildsee und nach Hause)


14-15. August 2017


[Bild: Der Abstieg vom Rifugio Bianchet zur Strada Regionale 203 (Bushaltestelle südlich von „La Muda“) erfolgt größtenteils auf schottrigen Fahrstraßen, nur zuletzt nehmen wir die Steig-Variante entlang einer kleinen Schlucht. An der Bushaltestelle angekommen, müssen wir auch tatsächlich nicht lange auf den Dolomiti-Bus warten, welcher uns dann in einer knappen halben Stunde nach Belluno bringt]


[Bild: Beim Rathaus (Palazzo dei Rettori) von Belluno auf der schönen Piazza Duomo - Es ist Tradition, fast schon „heilige Pflicht“, sich am Ende eines erfolgreich begangenen Dolomiten Höhenwegs das entsprechende Abzeichen am Zielort abzuholen (meistens im Tourist Office der jeweiligen Stadt). Das haben wir natürlich auch gemacht, es gehört einfach dazu. Wir haben den Dolomiten Höhenweg Nr. 1 tatsächlich von Anfang bis Ende erfolgreich begangen. Ich bin sehr, sehr glücklich und stolz auf uns. Damit ist unsere 10-tägige Reise (fast) zu Ende... Es steht nur mehr die morgige Busfahrt (inkl. mehrmaligem Umsteigen) durch die Dolomiten bevor, um zurück zum Pragser Wildsee zu gelangen. Aber das werden wir auch noch hinbekommen]


[Bild: Wer es sich zeitlich einrichten kann, sollte nach einer erfolgreichen Begehung des Dolomiten Höhenwegs Nr. 1 nicht sofort aus Belluno abreisen, sondern idealerweise noch eine Nacht in der schönen Provinzhauptstadt der Region Venetien am Fluss Piave verbringen. Beim Anblick der zahlreichen altehrwürdigen Gebäude, die mächtige Schiara im Hintergrund, lässt es sich nur zu gut sinnieren, philosophieren und Revue passieren... Belluno hat eine fast 2500 Jahre (!) währende Historie, unzählige Herrscher und Könige, Fürsten und Adelshäuser, Stämme und Kaiser haben in der Stadt ihre Spuren hinterlassen (Kelten, Römer, Germanen, Langobarden, Bischöfe, Napoleon, Österreicher, Italiener). Der Schiara (links im Hintergrund) ist das alles ziemlich egal. Sie wird auch noch dann stoisch über den Piave wachen, wenn die Menschen längst verschwunden sind]


[Bild: Wieder zurück beim Pragser Wildsee bei diesmal deutlich besserem Wetter - Imposant und abweisend ragt der Seekofel (2810 m.) über dem Lago di Braies in die Höhe, die unzähligen Touristen in seinen Dolomiten-Bann ziehend. Bevor wir uns endgültig auf die Heimfahrt machen, spazieren wir noch ein bisschen am Ufer entlang. Dafür war am ersten Tag nämlich keine Zeit und wer weiß, wann wir noch einmal hierher kommen werden]


[Bild: Neben den Drei Zinnen gehört der Pragser Wildsee zu den (mit Abstand) beliebtesten touristischen Attraktionen in den nördlichen Dolomiten. Wer im Pustertal Urlaub macht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch diesen wunderbaren Hochgebirgssee in seine Ausflugsliste integrieren. In den Sommermonaten (v. a. zwischen Anfang Juli und Mitte September) ist der See daher leider regelmäßig völlig überlaufen. Aber letztlich sind auch wir Teil des „Problems“, haben wir unser Auto doch für 1,5 Wochen hier abgestellt (was übrigens ziemlich blöd und teuer ist, besser nicht nachmachen und stattdessen das Auto in Niederdorf oder Toblach abstellen). Immerhin konnten wir den Massen schnell entfliehen und uns auf unsere lange Reise nach Belluno begeben. Glücklich ist, wer so eine Freiheit hat]


[Bild: An den Ufern des Pragser Wildsees nach erfolgreicher Begehung des Dolomiten Höhenwegs Nr. 1 nach Belluno - Ausklang eines großen gemeinsamen Abenteuers, das ich nie vergessen werde]


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