2013 – Watzmann (2713 m.) - Überschreitung

stefanmitterer.de



Schwierigkeit:   PD-  oder  WS-   (T5-/5  oder  W5-/5)

Charakter:  Lange, anspruchsvolle und alpine Gratüberschreitung, die zu den berühmtesten und begehrtesten-klassischen Bergtouren der Alpen zählt. Die klettertechnischen Schwierigkeiten überschreiten an keiner Stelle den ersten Grad (maximal I+), erscheinen jedoch häufig aufgrund der Ausgesetztheit bzw. Exponiertheit schwieriger. Zahlreiche künstliche Versicherungen (Drahtseile, maximal K2/B – Klettersteigset nur bedingt zu empfehlen) entschärfen die Gratroute – vor allem zwischen Hocheck und Mittelspitze – erheblich, dennoch ist die Überschreitung keineswegs als Klettersteig zu bezeichnen. Der Auf- bzw. Zustieg zum Watzmanngrat beginnt in der Regel am Watzmannhaus – bis dahin bezeichnete, mehr oder weniger unschwierige AV-Steige von der Wimbachbrücke, von Hammerstiel und St. Bartholomä (Rinnkendlsteig – anspruchsvoller, lohnender Bergsteig mit Drahtseilpassagen und schönen Ausblicken). Der Aufstieg vom Watzmannhaus zum Hocheck erfolgt auf einem felsigen Schrofensteig über die markante Nordflanke links (östlich) der Watzmanngrube und ist für jeden einigermaßen trittsicheren Bergwanderer gut zu bewältigen. Der durchgehend markierte Steig weist zwar ein paar leichte Kraxelstellen auf (eine etwas steilere Drahtseilpassage auf ca. 2100 Meter Höhe, „Hochstieg“ – kompakte Felsstufe am östlichen Rand der Nordflanke zum Watzmannkar hin), ist aber insgesamt unschwierig. Am Watzmann Hocheck (2651 m.) – dem nördlichsten Watzmann-Gipfel – beginnt schließlich die Überschreitung, wobei bereits jetzt die Aussicht auf die umliegenden Berge der Berchtesgadener Alpen großartig ist! Auf dem Hocheck steht auch eine Unterstandshütte, welche jedoch nur als Notunterkunft gedacht ist (keine Toilette! – sehr beschränkte Schlafmöglichkeiten). Im Folgenden wird der etwa 1,5 Kilometer lange Watzmanngrat über die Mittelspitze (2713 m.) zur Südspitze (2712 m.) hin überschritten. Zahlreiche klettersteigähnliche Drahtseilpassagen entschärfen (vor allem zwischen Hocheck und Mittelspitze) die durchgehend markierte Gratroute, dennoch müssen vielfach auch ungesicherte Kletterstellen (I+, teilweise große Exponiertheit!) bewältigt werden. Die Route verläuft nur zeitweise direkt auf der Gratschneide, meistens wird in die Flanken ausgewichen (Watzmann Westwand deutlich häufiger als die Ostwand). Dutzende schroffe Fels- und Geröllbänder charakterisieren die Überschreitung, wobei auch spektakuläre Gratpassagen, Kamine, Rinnen und Felsstufen das Bergsteigerherz höher schlagen lassen. Dazu kommt noch der landschaftliche Rahmen – die Tiefblicke über die wilde Watzmann Westwand ins Wimbachtal sowie über die legendäre Ostwand zum über 2000 Meter tiefer gelegenen Königssee sind nämlich schlichtweg atemberaubend! Als zentrales und (nach dem Hochkönig) höchstes Bergmassiv der Berchtesgadener Alpen bietet der Watzmann zudem einmalig schöne Ausblicke auf die ihn umgebenden Berge – bei guter Fernsicht sind die Hohen Tauern darüber hinaus zum Greifen nah. Wenn man nach einiger Zeit schließlich an der Südspitze – dem „eigentlichen Watzmann-Gipfel“ (Mark Zahel) ankommt, hat man die Überschreitung jedoch noch lange nicht geschafft. Der Abstieg über die 1300 Meter hohe Watzmann Südflanke ist lang und zu Recht berüchtigt. Von der Südspitze geht es zunächst etwa 250 Meter über den obersten Gipfelaufbau bergab (Achtung: schroffes, brüchiges, ausgesetztes und heikel-abschüssiges Felsgelände! – teilweise Kletterei bis I+, einige Drahtseile, große Steinschlaggefahr in den Rinnen und Felsstufen) auf das Obere Schönfeld – ein sehr steiles und unangenehm zu begehendes Geröllfeld. Über begrünte Felsstufen (Drahtseile, schroffes und abschüssiges Gelände) geht es anschließend bergab auf das Untere Schönfeld. Der weitere Abstieg über grasbewachsene Steilrinnen, Latschenzonen, Gräben, Felsrippen und abschüssige Schrofenrinnen (Eisenketten) erfordert dann weiterhin große Umsicht und Konzentration. Hat man schließlich auf etwa 1400 Meter Höhe die Schuttströme des oberen Wimbachtales erreicht, ist die Watzmann-Überschreitung geschafft! Der weitere Weg zur Wimbachgrieshütte und durch das Wimbachtal zurück zur Wimbachbrücke ist Formsache. Insgesamt braucht man für die Watzmann-Überschreitung vollkommende Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, alpine Erfahrung, eine gute Kondition sowie Versiertheit im schroffen Felsgelände. Auch wenn man sich die Tour problemlos auf zwei Tage aufteilen kann, sind insgesamt (inklusive aller Gegensteigungen auf dem Grat) ca. 2300 Höhenmeter im Auf- bzw. Abstieg zu bewältigen. Unterschätzt werden sollte auch nicht die Länge der Tour (je nach Kondition 10-15 Stunden – teilweise auch deutlich länger, Experten schaffen die Überschreitung jedoch auch in unter 6 Stunden!) – Die Watzmann-Überschreitung ist die absolute Nummer 1 in den Berchtesgadener Alpen. Eine wahre Traumtour – ganz nah dran am höchsten Bergsteigerhimmel. Eine der eindrucksvollsten und schönsten, vor allem jedoch berühmtesten Gratüberschreitungen der Alpen. Aufgrund des fast schon legendären Rufes ein zeitloser Klassiker – den man irgendwann einmal gemacht haben muss!

Gefahren:  „Die gesamte Überschreitung des Watzmanns sollte […] in Bezug auf die konditionellen und alpinen Ansprüche in keinem Fall unterschätzt werden.“ (Alpenvereinsführer Berchtesgadener Alpen, 20. Auflage) – dem ist erst einmal nichts hinzuzufügen. Denn meistens rückt die Bergwacht wegen Bergsteigern aus, die die Tour unterschätzt haben, falsch ausgerüstet waren oder sich selbst schlichtweg überschätzt haben. Da der Watzmann-Überschreitung ein geradezu legendärer Ruf vorauseilt, zieht der Berg – ähnlich wie der Großglockner bzw. das Matterhorn – häufig Menschen an, die der Tour nicht gewachsen sind. Selbstkritische Beurteilung ist vorderstes Gebot! Und natürlich sollte die Tour nur bei gutem/stabilem Wetter angegangen werden. Einem Wettersturz sollte man sich auf dem exponierten Watzmanngrat nicht aussetzen – nicht nur dass die Drahtseile bei Gewittergefahr rasch lebensgefährlich werden, bei nassem bzw. vereistem Fels wird aus der vermeintlichen Genusstour rasch eine heikle Hochtour, der dann die wenigsten gewachsen sind. Wetterstürze haben am Watzmann schon zu den ungewöhnlichsten Aktionen geführt – keinesfalls sollte man versuchen über die den Grat begrenzenden Flanken (Watzmann Ost- bzw. Westwand) abzusteigen, da rasch ungangbares Terrain erreicht wird. Bei einem solchen Wetterumschwung gilt die Faustregel: Bis zur Mittelspitze sollte man unbedingt zum Hocheck zurückkehren. Befindet man sich dagegen zwischen Mittel- und Südspitze bzw. auf letzterem Gipfel, ist der Abstieg ins Wimbachtal vorzuziehen. Ansonsten weisen sowohl der Aufstieg zum Hocheck, als auch die eigentliche Überschreitung kaum objektive Gefahren auf. Ganz anders sieht es jedoch beim „berüchtigten“ Abstieg über die Watzmann Südflanke ins Wimbachtal aus. Dieser Teil der Tour weist einige nicht zu unterschätzende Risiken auf: Zum einen ist die Steinschlaggefahr am obersten Gipfelaufbau sehr groß (Helm!) – und umso größer, je mehr Bergsteiger unterwegs sind. Das teils heikel-abschüssige, schroffe, ausgesetzte und splitterbrüchige Felsgelände verlangt große Umsicht und Konzentration! – die meisten Unfälle bei der Überschreitung passieren beim Abstieg von der Südspitze ins Wimbachtal. Oberes- bzw. Unteres Schönfeld weisen wiederrum kaum objektive Gefahren auf, allerdings ist vor allem nach dem Unteren Schönfeld große Vorsicht geboten. In dem teils unübersichtlichen Gelände (viele wilde Gräben – z.B. der Schönfeldgraben) sollte man peinlichst genau den Markierungen folgen – es hat schon zahlreiche böse Unfälle gegeben, weil Bergsteiger direkt ins Wimbachtal absteigen wollten bzw. den Weg verloren hatten und dann im weglosen Gewirr aus Gräben, Schluchten und Felsrippen abgestürzt bzw. an Entkräftung gestorben sind. Immerhin – hat man erst einmal die Schuttströme des Wimbachtales erreicht, muss man sich schon sehr dämlich anstellen, um noch zu Schaden zu kommen. Letztlich gilt: Wer bei sicherem Wetter und guten Verhältnissen (schneefreier Grat!) die unter „Charakter“ beschriebenen Anforderungen sicher beherrscht, mit Umsicht und Konzentration die Tour angeht und zudem eine Portion Demut mitbringt, der wird keine Probleme bekommen und die Tour mit Freude und Genuss bewältigen.


16. Juli  -  17. Juli 2013

Zwei-Tages-Tour in die Berchtesgadener Alpen mit Besteigung und Überschreitung des Watzmanns (2713 m.) von Norden her. Am ersten Tag Aufstieg vom Parkplatz Wimbachbrücke über Stubenalm, Mitterkaseralm und Falzalm zum Watzmannhaus. Anschließend über den markierten Normalweg auf das Watzmann Hocheck (2651 m.) - Übernachtung in der Unterstandshütte. Am zweiten Tag Überschreitung des Watzmanngrates vom Hocheck über die Mittelspitze (2713 m.) zur Südspitze (2712 m.) hin. Abstieg von der Südspitze über die Watzmann Südflanke (Oberes – und Unteres Schönfeld) ins Wimbachtal. Über die Wimbachgrieshütte, das Wimbachtal und das Wimbachschloss geht es zurück zur Wimbachbrücke.

Privat organisierte Tour  -  alleine begangen (ab dem zweiten Tag zusammen mit Mark)

[Bild: Auf dem Watzmanngrat zwischen Süd- und Mittelspitze  -  im Hintergrund die Watzmann Südspitze 2712 m.]

1. Tag        Wimbachbrücke  -  Stubenalm  -  Mitterkaseralm  -  Falzalm  -  Watzmannhaus  -  Watzmann Hocheck (Unterstandshütte)

Der Watzmann (2713 m.) ist das zentrale und alles dominierende Bergmassiv der Berchtesgadener Alpen und einer der berühmtesten Berge der Alpen insgesamt. Je nach Definition wird der Watzmann als achthöchster Gipfel und dritthöchster Hauptberg (nach Zugspitze und Hochwanner) Deutschlands bezeichnet – in jedem Fall ist er der höchste Berg, der sich komplett auf deutschem Staatsgebiet befindet. Der Watzmann ist ein Berg der Superlative, Mythen und Rekorde – über wenige Berge ist mehr geschrieben worden, als über ihn. Wer sich umfassend und detailliert informieren möchte, dem sei entsprechende Spezialliteratur an Herz gelegt (auch wenn der sehr informative Wikipedia-Eintrag bereits einen guten Überblick liefert). Daher im Folgenden nur ein kurzer und grober Überblick über den Berg: Erstbestiegen wurde der höchste Punkt – die Mittelspitze (2713 m.) – im Jahre 1800 durch den jungen Slowenen Valentin Stanič („Oft brauchte es beinahe übermenschlichen Muth, um nicht ein Raub der Zagheit zu werden; denn meistens musste ich auf den scharfen Rücken auf allen 4 dahinkriechen, wo links und rechts tausendfach verderbender Abgrund war.“). Das Hocheck (2651 m.) war bereits viel früher aufgesucht worden, doch nun war der Bann gebrochen. Zwar brauchte es noch einige Jahrzehnte, bis auch hier die große Erschließung Einzug hielt, doch auch der Watzmann verlor nun langsam seinen unnahbaren Nimbus. Diesen hatte (und hat) er nicht zuletzt durch die berühmte Watzmann-Sage. Diese besagt, dass das Land einst vom grausamen König Waze (Wazemann) beherrscht wurde, welcher mit seiner Frau und seinen Kindern Angst und Schrecken verbreitete. Als er eine Bauernfamilie zerstampfte, wurde er von der Bäuerin verflucht. Daraufhin tat sich die Erde auf, spuckte Feuer und verwandelte den König und seine Familie zu Stein. Aus dieser Sage ergibt sich angeblich das markante und einmalige nordseitige Profil des Berges (Kleiner Watzmann bzw. Watzmannfrau links, dann die – je nach Definition – 5-7 Kinder und anschließend der Watzmann). Im Jahre 1832 bestieg Peter Carl Thurwieser erstmals die Watzmann Südspitze (2712 m.) – 1868 glückte durch Johann Grill („der Kederbacher“) die erste Überschreitung (zusammen mit den Bergführern Johann Punz („Preissei“) und Albert Kaindl) und im Jahre 1881 durchstiegen schließlich Johann Grill und Otto Stück erstmalig die Watzmann Ostwand („Bartholomäwand“), welche mit 1800 Metern die höchste Felswand der gesamten Ostalpen darstellt. Der Bergführer Johann Ilsanker bestieg bis zu seinem Tod 1893 den Watzmann über 1000x Mal! Auch im 20ten Jahrhundert verewigte sich das who-is-who der alpinen Bergsteiger- und Kletterszene am Watzmann (z.B. durchstieg 1953 Hermann Buhl die Watzmann Ostwand auf einer Route im Schwierigkeitsgrad V – Salzburger Weg – als Training für eine Expedition im Himalaya – solo, im Winter und nachts!) – immer schwierigere Routen in der Ostwand sowie am Kleinen Watzmann wurden bewältigt, dennoch wurde der Watzmann aber auch zu einem Berg für die Massen. Mit der Versicherung des Watzmanngrates und der Errichtung des Watzmannhauses war „die Watzmann-Überschreitung“ geboren, welche sich in kurzer Zeit zur Modetour entwickelte und noch heute eine der begehrtesten Touren der Alpen darstellt. Eine Durchsteigung der gigantischen Ostwand (auch wenn die Schwierigkeiten auf der leichtesten Route – dem Berchtesgadener Weg – den Schwierigkeitsgrad III nicht übersteigen) adelt auch heute noch ambitionierte Bergsteiger, hat es doch bereits über 100 Tote gegeben. Wer sie von St. Bartholomä – dem berühmten Wallfahrtsort in der Mitte des Königssees – aus betrachtet, wird entweder erstaunt, eingeschüchtert, begeistert oder interessiert (bzw. ambitioniert) dar stehen, selten jedoch gleichgültig – zu sehr beeindruckt die höchste Wand der Ostalpen. Der Watzmann – umgeben von Wimbachtal und Königssee – bietet Kletterern, Bergsteigern und Wanderern gleichermaßen eine Fülle von Tourenoptionen – wobei hier das Moto umso mehr gilt: Je besser man ist, desto größer die Möglichkeiten. Da dieser Tourenbericht die Watzmann-Überschreitung – die bekannteste und begehrteste Tour am Watzmann – behandelt, wird hier nicht auf weitere Tourenoptionen eingegangen. Erwähnt sei jedoch, dass es auch am Watzmann (abgesehen von Hocheck, Überschreitung, Umrundung und Ostwand) sehr schnell extrem (!) einsam und alpin werden kann. Wer die Watzmann-Überschreitung bewältigt, die Ostwand durchstiegen und vielleicht noch dem Kleinen Watzmann (bzw. dem Watzmannkar) einen Besuch abgestattet hat, braucht nicht zu glauben, dass er den Berg nun auswendig kennt. Die Überschreitung aller Watzmannkinder, die Wiederroute an der „Kleinen Ostwand“ zur Mittelspitze, die megaeinsame (!) Westwand, die Griesspitze (einer der am seltensten bestiegenen Gipfel der Nördlichen Kalkalpen, wenn nicht gar der Ostalpen!), die Schönfeldschneid, die Schüttalpelschneid, der Hachelgrat, das Watzmannlabl, Hocheis und Hochmaiseck – es gibt unzählige Möglichkeiten am Watzmann einsamen, schwierigen (!) und rauen Alpinismus zu erleben – abseits der markierten Wege. Man muss ihn nur suchen. Da dieser Bericht aber natürlich von der (unter Charakter/Gefahren kurz beschriebenen) Watzmann-Überschreitung handelt, wird an dieser Stelle nicht weiter auf andere Touren eingegangen. Wer sich informieren will, dem stehen mit zahlreichen literarischen Publikationen (z.B. die Alpenvereinsführer) sowie dem Internet (z.B. youtube/wikipedia) genug Optionen offen.

[Bild: Blick über den Watzmanngrat zur Südspitze 2712 m.  -  links die berühmte Watzmann Ostwand und darüber das Steinerne Meer - in der Ferne die Hohen Tauern]

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Da fahre ich in die Berchtesgadener Alpen, mit dem Ziel, über den Kuchler Kamm den Hohen Göll (2522 m.) zu besteigen und anschließend auf dem Gipfel zu biwakieren – doch dann ändert sich schlagartig mein Vorhaben – nur warum? Ganz einfach – ich fahre über die Deutsche Alpenstraße in Richtung Ramsau, höre Musik und denke an nichts – und plötzlich stehen sie vor mir: Watzmann (2713 m.) und Hochkalter (2607 m.) – die zwei alles-dominierenden Berge der nördlichen Berchtesgadener Alpen. Erneut spukt der Gedanke in meinem Kopf herum, dass ich die berühmte Watzmann-Überschreitung noch nicht gemacht habe (für mich ein echter Makel!). Zwei wettertechnisch perfekte Tage stehen bevor, die Hochkalter-Überschreitung habe ich bereits ein Jahr zuvor gemacht – mir ist klar, am Watzmann komme ich diese zwei Tage nicht vorbei – zu sehr reizt mich die Tour, zu sehr zieht mich der Berg in seinen Bann – und so ändere ich mein Ziel. Ich nehme mir DIE Tour weit und breit vor – die Watzmann-Überschreitung. Und um dem Trubel im Watzmannhaus zu entgehen, werde ich in der Unterstandshütte auf dem Hocheck (2651 m.) biwakieren. An der Wimbachbrücke – dem klassischen und in der Regel stark frequentierten Ausgangspunkt für Touren rund ums Watzmann-Massiv – angekommen, beginnt die Tour. Mit dem heutigen Ziel Hocheck, stehen mir nun knapp 2000 Höhenmeter bevor. Erstes Etappenziel wird das Watzmannhaus (1930 m.) sein.

Von der Wimbachbrücke folge ich dem ausgeschilderten Weg Richtung Watzmannhaus. Nachdem ich den Wimbach zunächst überquert habe, geht es rechts auf einem Wanderweg am Wimbach entlang aufwärts zur Kühroint-Forststraße.

[Bild: Auf geht's zum Watzmannhaus]

Dieser folge ich ein Stück, passiere die Abzweigung zur Wimbachklamm und erreiche schließlich im Bereich einer Linkskurve eine Wegeteilung. Hier rechts ab und auf einem schottrigen Wanderweg geht es anschließend in mehr oder weniger dichtem Bergwald weiter aufwärts. In weiten Kehren leitet der Weg über die bewaldeten Nordausläufer des Watzmann-Massivs immer weiter aufwärts. [Anmerkung: Es existieren zahlreiche – teilweise versteckte – Pfade und „Wege“ in dem Bereich nördlich/nordwestlich des Watzmannhauses (siehe AV-Karte!) – sie sind teilweise schwer zu finden und nur für ortskundige und erfahrene Individualisten interessant.]

[Bild: Aufstieg über die bewaldeten Nordausläufer des Watzmann-Massivs]

Schließlich leitet der Weg in zunehmend freier werdendem Gelände in Form einer langen Linksquerung Richtung Osten und nach etwas mehr als 50 Minuten erreiche ich die herrlich gelegene Stubenalm (1125 m.) - von wo aus ich nicht nur einen tollen Blick zum Untersberg (1973 m.) sondern auch Richtung Hocheck (2651 m.) habe.

[Bild: Stubenalm 1125 m.  -  in der Ferne Lattengebirge (links) und Untersberg 1973 m.  -  Tipp: Die freien und idyllischen Wiesenflächen der Stubenalm sind besonders für Familien mit Kindern empfehlenswert]

Nach einer kurzen Pause setze ich den Aufstieg zum Watzmannhaus fort. Auf breitem Schotterweg geht es hinter den Almgebäuden wieder in den Bergwald. Bei herrlichem Wetter gestaltet sich der relativ monotone Aufstieg keineswegs uninteressant, zu sehr freue ich mich bereits jetzt auf die Aussicht vom Hocheck.

[Bild: Zwischen Stubenalm und Mitterkaseralm]

Ich passiere die Station der Materialseilbahn (1350 m.) sowie die Mitterkaser Forst-/Diensthütte (1365 m.) und erreiche kurz darauf die im Bereich einer Lichtung gelegene Mitterkaseralm (1410 m. – lohnende Einkehrmöglichkeit! – ein sehr idyllisches Plätzchen mit tollen Ausblicken zum Hocheck, zum Watzmannhaus sowie zum Kleinen Watzmann).

[Bild: Mitterkaseralm1410 m.  -  links der Kleine Watzmann 2307 m. und rechts das Watzmannhaus 1930 m.]

[Bild: Das Watzmannhaus 1930 m. liegt am äußersten Endpunkt der gewaltigen Hocheck Nordflanke auf dem Falzköpfl]

Ich setze den Aufstieg fort und folge dem schottrigen Weg an der Alm vorbei wieder in den Bergwald. Zunehmend wird der Weg nun schmaler. Ich passiere eine Klimastation (Forschungsstelle des Nationalparks) und folge anschließend dem Weg in zahlreichen Serpentinen über eine licht-bewaldete Steilstufe aufwärts – endlich ein „richtiger“ Bergsteig!

[Bild: Nach den bisherigen Forst- und Schotterwegen tut der Bergweg richtig gut]

[Bild: Blick zurück über den Aufstiegsweg]

Oberhalb führt der Steig aus dem Wald heraus und nach kurzer Zeit erreiche ich die Falzalm (1615 m.) – überragt vom dominierenden Kleinen Watzmann (2307 m.)

[Bild: Die Falzalm 1615 m. wird überragt vom imposanten Horn des Kleinen Watzmann 2307 m.]

[Bild: Kleiner Watzmann (Watzmannfrau) 2307 m.  -  Erstes Watzmannkind 2247 m.  -  Zweites Watzmannkind 2230 m.  -  Drittes Watzmannkind 2165 m.  -  Viertes Watzmannkind (Watzmann-Jungfrau) 2270 m. und Fünftes Watzmannkind 2265 m.  -  von links nach rechts]

Im Bereich der Falzalm bietet es sich (neben dem üblichen Aufstieg zum Watzmannhaus) auch an, nach Südosten zur Kührointalm (oder gar ins Watzmannkar – nicht markiert) zu queren. Das Watzmannhaus im Blick, geht es für mich jedoch natürlich rechterhand weiter.

[Bild: Von der Falzalm geht es über grasige Hänge in westliche Richtung - das Ziel immer im Blick]

Dem ausgetretenen Bergsteig folgend, geht es über grasbewachsene und von Felsblöcken durchsetzte Hänge immer weiter Richtung Südwesten auf die Felsbastion des Falzköpfls zu (Name des Gipfels auf dem die Hütte steht).

[Bild: Blick zu den eindrucksvollen Plattenschüssen der Hocheck Nordostflanke - links Erstes Watzmannkind 2247 m. und Zweites Watzmannkind 2230 m.]

[Bild: Blick zurück zur Falzalm  -  im Hintergrund das Berchtesgadener Land mit dem dominierenden Hohen Göll 2522 m.]

[Bild: Da sich im Bereich der Falzalm alle entsprechenden Wege sammeln, ist dieser Weg der einzige offizielle (markierte) Hüttenzustieg]

Die eindrucksvollen Plattenschüsse der Hocheck Nordostflanke immer zur Linken, erreiche ich nach einiger Zeit eine Felsstufe. In einem Bogen leitet der zunehmend felsiger werdende Steig an den Bergkörper.

[Bild: Der Weg ist durchgehend sehr angenehm zu gehen und weist keine technischen Schwierigkeiten auf]

Knapp unterhalb der Hütte geht es schließlich in Form einer langen Linksquerung an Felswänden entlang (Drahtseile, Holzbrücke- und Tritte – ein kleines bisschen ausgesetzt) und zuletzt leicht ansteigend in den Sattel zwischen Hocheck und Falzköpfl.

[Bild: Kurz vor der Hütte wird der Weg etwas schmal (nicht ausgesetzt) - die Drahtseile dienen mehr als moralische Unterstützung für die ganz Unsicheren und Eltern von kleinen Kindern]

[Bild: Wer über ein Grundmaß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verfügt, wird an diesem letzten Teil des Aufstiegs zur Hütte große Freude haben]

Einen kurzen Moment später erreiche ich das erste Etappenziel des heutigen Tages – das Watzmannhaus (1930 m.)  -  2,5 Stunden habe ich inklusive aller Trink- und Fotopausen gebraucht.

[Bild: Watzmannhaus 1930 m.]

Das Watzmannhaus (1930 m.) ist eine Alpenvereinshütte des DAV (Sektion München) und befindet sich am nördlichen Endpunkt der Watzmann Hocheck Nordflanke, dem Falzköpfl. Das Watzmannhaus ist in der Regel von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet und verfügt über 46 Betten, 164 Lager sowie einen Winterraum. Erreicht werden kann die Hütte über eine Vielzahl von markierten Alpenvereinswegen (Wimbachbrücke, Hammerstiel, Dorf Königssee, Rinnkendlsteig von St. Bartholomä – lohnendster Zugang!) – welche jedoch alle im Bereich der Falzalm gemeinsam zum Watzmannhaus führen. Nicht nur aufgrund seiner exponierten Lage (mit freier Sicht nach Westen, Norden und Osten) bietet die Hütte ein etwas eingeschränktes Tourenprogramm – der Name verrät es bereits: Der Watzmann – und vielmehr die Watzmann-Überschreitung mit anschließendem Übergang zur Wimbachgrieshütte und ins Wimbachtal (oder aber zum Trischübelpass mit anschließendem Abstieg nach St. Bartholomä bzw. dem Übergang ins Steinerne Meer) ist die alles beherrschende Paradetour und das Aushängeschild der Hütte. Wer zum Watzmannhaus aufsteigt und übernachtet, hat in der Regel die Besteigung des Hochecks (2651 m.) – und sehr häufig logischerweise dann auch die Überschreitung vor. Für Touren im Watzmannkar (Kleiner Watzmann, Watzmannkinder, Wiederroute zur Mittelspitze) gibt es bessere Ausgangspunkte – daher wird die Hütte entweder von Tagesgästen/moderaten Wanderern oder aber von ambitionierten Bergsteigern aufgesucht. Das alles beherrschende Thema ist in der Regel die Watzmann-Überschreitung – an ihr kommt man nicht vorbei. Das Watzmannhaus ist der beste Ausgangspunkt für eine Besteigung/Überschreitung des Watzmanns, eine der größten, bekanntesten und am meisten frequentierten Hütten (Es sei ausdrücklich vor dem Verdauungsgestank und Suffgeschnarche im Massenlager gewarnt!) der Nördlichen Kalkalpen – zudem liegt die Hütte in so einer fantastischen Position – hoch über dem Berchtesgadener Land, mit freier Sicht Richtung Hochkalter, Lattengebirge, Untersberg, Göll-Massiv, Schneibstein und Kleinem Watzmann, dass man hier unbedingt einmal übernachtet haben sollte! Wer mehr über das Watzmannhaus (z.B. ausführliche Informationen zur Geschichte, zur Umwelttechnik, zu Preisen und Webcams) erfahren möchte, dem sei die entsprechende Homepage der Hütte ans Herz gelegt. In jedem Fall ist das Watzmannhaus eine der bedeutendsten, interessantesten und lohnendsten Berghütten der Berchtesgadener Alpen und der Nördlichen Kalkalpen – ein Haus mit einer großen Geschichte und der Traumtour schlechthin – der Watzmann-Überschreitung.

[Bild: Tiefblick zur Falzalm 1615 m.  -  in der Mitte die Kührointalm 1420 m.  -  im Hintergrund Hoher Göll 2522 m. - Schneibstein 2276 m. - Kahlersberg 2350 m.]

[Bild: Weiter Blick über das Berchtesgadener Land  -  im Hintergrund der Untersberg 1973 m.  -  rechts unten die Mitterkaseralm 1410 m.]

[Bild: Auf der Terrasse des Watzmannhauses]

Nach 1,5 Stunden Pause (und einer großen Portion Nudeln) mache ich mich gegen Mittag schließlich auf den Weg zum Hocheck (2651 m.) – Es stehen mir noch 700 Höhenmeter bevor und die will ich schnellstmöglich hinter mich bringen.

[Bild: Auf geht's zum Watzmann Hocheck]

Vom Watzmannhaus geht es zunächst ein kurzes Stück abwärts in den Sattel zwischen Falzköpfl und Hocheck Nordflanke. Der Aufstieg zum Hocheck ist ausgeschildert und markiert – somit nicht zu verfehlen.

[Bild: Blick zurück zum Watzmannhaus 1930 m.  -  die Lage der Hütte ist wirklich einmalig!]

Auf einem schottrigen Steig geht es zunächst schräg nach rechts über die anfangs noch begrünte Nordflanke empor.

[Bild: Über die im unteren Teil noch begrünte Hocheck Nordflanke geht es zunächst schräg nach rechts bergauf]

Anschließend leitet der Schrofensteig in Serpentinen weiter bergauf, wobei das Terrain zunehmend felsiger wird.

[Bild: Zunehmend tritt das Grün zurück und der Untergrund wird immer gerölliger]

[Bild: Blick zurück zum Watzmannhaus 1930 m.  -  im Hintergrund der Berchtesgadener Talkessel mit dem Untersberg 1973 m.]

Nach einiger Zeit leiten die Markierungen in die Nähe der Abbruchkante ins Watzmannkar. Über Blockwerk, zerfurchte Felsplatten und Geröll steige ich unschwierig weiter aufwärts, bis ich am östlichen Rand der Nordflanke schließlich eine markante Felsstufe erreiche („Hochstieg“ – 2100 m. – vom Watzmannhaus aus gesehen das „Horn“, das viele für den Gipfel halten)

[Bild: Den markanten Hochstieg im Blick, geht es über zerfurchte Platten und Felsstufen bergauf]

[Bild: Die Route ist durchgehend hervorragend markiert - Orientierungsschwierigkeiten sollten eigentlich nicht auftreten]

[Bild: Blick zurück zum Watzmannhaus 1930 m.  -  dahinter das Berchtesgadener Land mit dem Untersberg 1973 m.]

[Bild: Kurz vor der markanten Felsstufe (Hochstieg - vom Watzmannhaus aus gesehen das markante Horn]

Diese „schwierigste“ Stelle des Hocheck-Aufstiegs ist mit Drahtseilen üppig versichert und touchiert den Schwierigkeitsgrad I, ist jedoch weder lang, noch anstrengend oder ausgesetzt! Über Platten und geschichtete Felsstufen geht es unschwierig über die Felsstufe hinweg.

[Bild: Die Schlüsselstelle des Aufstiegs (I/A0) sollte für jeden einigermaßen erfahrenen bzw. trittsicheren Wanderer problemlos zu bewältigen sein]

Anschließend hält sich die Route meist immer einige dutzend Meter rechts der Abbruchkante ins Watzmannkar. Stets den reichlich vorhandenen Markierungen folgend, geht es – nur mäßig ansteigend – über geneigte Felsplatten, Blockwerk und Geröll in Richtung Gipfel.

[Bild: Im oberen Teil der mächtigen Watzmann Hocheck Nordflanke - über Felsflanken, Platten und Blockwerk geht es immer weiter in Richtung Gipfel]

Das durchgehend schroffe, jedoch technisch praktisch vollkommen unschwierige Gelände bietet kaum Möglichkeiten sich zu verletzen (die obligatorische Trittsicherheit natürlich vorausgesetzt) und so wandert der Blick in Richtung Hohe Tauern und Hochkalter – denn mit jedem Höhemeter weitet sich das Panorama, wird die Aussicht immer besser.

[Bild: Blick zum nahen Gipfel des Hochecks]

[Bild: Hochkalter 2607 m. - Ofentalhörnl 2513 m. - Steintalhörnl 2468 m. und Hocheisspitze 2523 m.  -  von rechts nach links]

[Bild: Watzmann Hocheck 2651 m.]

Schließlich leiten die Markierungen über ein paar letzte Felsstufen und Platten zum Gipfel des Hochecks – welches von zwei Kreuzen geschmückt wird.

[Bild: Ankunft am Watzmann Hocheck - ein befreiendes Gefühl]

Nach 1,5 Stunden (vom Watzmannhaus inklusive Pausen –  man sollte mit durchschnittlich 2 Stunden Gehzeit rechnen) habe ich also endlich das Ziel des heutigen Tages erreicht – das Watzmann Hocheck (2651 m.)  -  Anders als noch vor zwei Jahren (Bergtour Watzmann Hocheck 2011) sind die Verhältnisse diesmal perfekt. Gutes Wetter vorausgesetzt, steht der Überschreitung am nächsten Tag nichts mehr im Weg. Und so mache ich es mir auf dem Gipfel bequem, unterhalte mich mit anderen Bergsteigern und genieße die fantastische Aussicht.

Im Südwesten die einschüchternd-schroffe Mittelspitze (2713 m.) – dahinter die Hohen Tauern (aufgrund der Diesigkeit kaum zu erkennen). Rechts der Mittelspitze der Große Hundstod (2594 m.) sowie anschließend die Wimbachgruppe mit den Leoganger- und Loferer Steinbergen im Hintergrund. Im Westen die Hochkalter-Hocheisgruppe mit der Reiter Alm dahinter. Besonders eindrucksvoll ist der Tiefblick ins über 1500 Meter tiefer gelegene Wimbachtal. Im Süden/Südosten der Königssee mit dem Steinernen Meer (Funtenseetauern, Schönfeldspitze und Hochkönig u.a.) – im Osten Hoher Göll (2522 m.) – Schneibstein (2276 m.) – Kahlersberg (2350 m.) – Teufelshörner und Hagengebirge. Grandios ist zudem der Tiefblick nach Norden – über die weite Hocheck Nordflanke fällt der Blick ins 2000 Meter tiefer gelegene Berchtesgadener Land (mit dem Untersberg darüber). Und auch wenn man nur knapp 1,5 Stunden vom Watzmannhaus sowie 4 Stunden vom Tal entfernt ist, so fühlt man sich doch fernab der Zivilisation – was für ein toller Aussichtspunkt!

[Bild: Blick nach Westen zur Hochkalter-Hocheisgruppe]

[Bild: Auf dem Watzmann Hocheck 2651 m.  -  im Hintergrund der Hochkalter 2607 m.]

[Bild: Blick vom Watzmann Hocheck zum Hochkalter 2607 m.  -  rechts im Hintergrund die Hochfläche der Reiter Alm]

[Bild: Tiefblick zu den Watzmannkindern  -  rechts der Hachelgrat mit dem Großen Hachelkopf 2066 m.  -  in der Mitte das Ende des Königssees sowie der Obersee  -  darüber Teufelshörner 2361 m. und 2283m. - Hochkönig 2941 m. (entfernt) und Funtenseetauern 2578 m. sowie weiter rechts Selbhorn 2655 m. und Schönfeldspitze 2653 m. ]

[Bild: Blick ins Wimbchtal - Hochkalter 2607 m.  -  Ofentalhörnl 2513 m.  -  Steintalhörnl 2468 m.  -  Hocheisspitze 2523 m.  -  Wimbachscharte 2025 m. (Loferer Seilergraben) und Seehorn 2321 m.  -  von links nach rechts  -  im Hintergrund Leoganger- (links) und Loferer Steinberge]

[Bild: Blick über den Kleinen Watzmann 2307 m. in Richtung Hoher Göll 2522 m.  -  Schneibstein 2276 m.  -  Kahlersberg 2350 m. und Hagengebirge  -  von links nach rechts]

[Bild: Blick zur imposanten Watzmann Mittelspitze 2713 m.  -  links im Hintergrund die Hochfläche des Steinernen Meeres mit Selbhorn 2655 m. und Schönfeldspitze 2653 m.  -  rechts schaut der Große Hundstod 2594 m. hervor]

[Bild: Tiefblick über die Hocheck Nordflanke ins 2000 Meter tiefer gelegene Berchtesgadener Land - links im Hintergrund der Untersberg 1973 m.]

[Bild: Bei der Unterstandshütte - es lässt sich auf dem Hocheck in jedem Fall gut aushalten]

[Bild: Unterstandshütte von Innen]

Mit der Zeit werden die ankommenden Bergsteiger immer weniger und langsam kehrt Ruhe ein auf dem nördlichen Endpunkt des Watzmanngrates. Wenn man auf dem Hocheck biwakiert, sollte man sich jedoch nicht wundern, wenn auch noch am Abend Menschen die Überschreitung angehen (an diesem Tag wagte beispielsweise ein Mann – der in etwa 1,5 Stunden (!) von der Wimbachbrücke bis zum Hocheck gelaufen war – noch am späten Nachmittag den Übergang) – oder wenn noch nach Einbruch der Dunkelheit Ostwand-Durchsteiger vom Watzmanngrat her angewankt kommen. Der Watzmann ist kein Berg wie jeder andere. Gemeinsam mit mir werden noch ein Pärchen und ein junger Mann in der Unterstandshütte übernachten. Während der Mann – er heißt Mark – morgen gemeinsam mit mir die Überschreitung machen wird, werden die beiden über den Aufstiegsweg wieder zur Wimbachbrücke zurückkehren. Froh, dass ich morgen dann doch nicht alleine sein werde, genieße ich das Schauspiel um mich herum, dass sich mit fortschreitender Dauer des Tages immer mehr entfaltet – auch deswegen wollte ich in der Unterstandshütte auf dem Hocheck biwakieren. Denn auch wenn die Unterstandshütte eigentlich nur für Notfälle gedacht ist (es wird zumindest „nicht gern gesehen“) und keine Möglichkeiten zum Schlafen bietet (man muss auf dem Holzboden liegen! – Isomatte und warmer Biwaksack unbedingt zu empfehlen – keine Toilette! – bei mehr als vier Personen wird es sehr eng) – so sind die Eindrücke, sie sich einem bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang vom Watzmann Hocheck bieten, schlichtweg grandios! Die weiteren Bilder sprechen daher für sich.

[Bild: Mark vor der fantastischen Watzmann Mittelspitze 2713 m.  -  links (unten) der Große Hachelkopf 2066 m. sowie das Steinerne Meer mit Selbhorn 2655 m. und Schönfeldspitze 2653 m.  -  rechts Großer Hundstod 2594 m. und Seehorn 2321 m.]

[Bild: Der Blick über die Hocheck Nordflanke und das Berchtesgadener Land ist wirklich atemberaubend!]

[Bild: Lichtkaskaden fallen ins Wimbachtal - Ofentalhörnl 2513 m.  -  Steintalhörnl 2468 m.  -  Hocheisspitze 2523 m.  -  von rechts nach links  -  im Hintergrund Leoganger- (links) und Loferer Steinberge]

[Bild: Blick über die Hocheck Nordflanke ins Berchtesgadener Land - angesichts solcher Ausblicke kommt einem wohl zwangsläufig Ludwig Ganghofer in den Sinn  -  links der Untersberg 1973 m. und rechts der Hohe Göll 2522 m.]

[Bild: Blick nach Osten zum Hohen Göll 2522 m.  -  zum Schneibstein 2276 m. und zum Kahlersberg 2350 m. (in der Ferne der Dachstein)  -  der Kleine Watzmann, die Watzmannkinder und große Teile des Hagengebirges werden bereits vom mächtigen Schatten des Watzmann in Dunkelheit gehüllt]

[Bild: Watzmann Mittelspitze 2713 m.]

[Bild: Mystische Stimmung auf dem Watzmann Hocheck 2651 m.  -  links der Untersberg 1973 m. und rechts der Hohe Göll 2522 m.]

[Bild: Langsam geht im Westen die Sonne unter]

[Bild: Die Unterstandshütte auf dem Watzmann Hocheck ermöglicht das Erleben grandioser Sonnenuntergänge]

[Bild: Während die Ostwand bereits im Schatten liegt, werden Schönfeldspitze 2653 m. und Watzmann Westwand von den letzten Sonnenstrahlen des Tages erleuchtet]

[Bild: Momente wie diese machen das Bergsteigen aus - die totale Verwirklichung von Freiheit]

[Bild: Ein fantastischer Sonnenuntergang geht zu Ende]

[Bild: Dunkelheit senkt sich über die Alpen - ob der nächste Tag wohl ähnlich schön wird]

2. Tag        Watzmann Hocheck  -  Watzmann Mittelspitze  -  Watzmann Südspitze  -  Oberes Schönfeld  -  Unteres Schönfeld  -  Wimbachtal  -  Wimbachgrieshütte  -  Wimbachtal  -  Wimbachschloss  -  Wimbachbrücke

Die Wettervorhersage hält was sie verspricht – und so erlebe ich auch am nächsten Morgen ein fantastisches Naturschauspiel (frühes Aufstehen vorausgesetzt). Der Sonnenaufgang links hinter dem Hohen Göll ist schlichtweg atemberaubend.

[Bild: Ein großartiger Tag kündigt sich an]

[Bild: Sonnenaufgang in den Berchtesgadener Alpen]

[Bild: Die Watzmann Mittelspitze (2713 m.) erstrahlt im ersten Licht des neuen Tages - links im Hintergrund das Steinerne Meer mit Selbhorn 2655 m. und Schönfeldspitze 2653 m.]

Nachdem Mark und ich das Spektakel ausgiebig genossen haben, beginnen wir mit der eigentlichen Watzmann-Überschreitung (wie schön es doch ist, wenn man nicht zuerst 700 Höhenmeter Zustieg hat, sondern direkt loslegen kann!)  -  Direkt hinter der Unterstandshütte geht es mit Hilfe von Drahtseilen eine kleine Platte bergauf und anschließend –leicht abfallend – auf der teils schmalen Gratschneide ein Stück dahin (etwas ausgesetzt – jedoch technisch leicht).

[Bild: Auf geht's zur Mittelspitze  -  links das Steinerne Meer mit dem Selbhorn 2655 m. und der Schönfeldspitze 2653 m. - rechts der Große Hundstod 2594 m.]

[Bild: Tolle Gratpassage mit fantastischen Tiefblicken - links unten der Watzmanngletscher]

In stark felsigem, jedoch unschwierigen Gelände queren wir auf die Westseite (rechts), erreichen jedoch kurz darauf wieder die Gratschneide.

[Bild: Kurzer Zwischenabstieg]

[Bild: Blick nach Osten zum Hohen Göll 2522 m.  -  unten der Kleine Watzmann 2307 m.  -  rechts in der Ferne der Dachstein 2995 m.]

[Bild: Da schlägt das Herz des Bergsteigers höher!]

[Bild: Blick zur Mittelspitze 2713 m.]

Kurz darauf leiten die Markierungen erneut in die Westwand (deren Dimensionen denen der Ostwand in nichts nachstehen).

[Bild: In der Watzmann Westwand]

[Bild: Angesichts der fantastischen Ausblicke kann man schon mal anfangen zu staunen]

Auf einem schroffen Geröllpfad geht es ein Stück nahezu eben dahin, bis wird erneut den Grat erreichen.

[Bild: Auf einem gerölligen Pfad geht es wieder zum Grat - über die in der Sonne liegenden Platten führt der weitere Weg]

Anschließend steigen wir mit Hilfe von Drahtseilen über markante Felsplatten weiter bergauf.

[Bild: Mit Hilfe von Drahtseilen geht es über mäßig steile Felsplatten bergauf]

Nach kurzer Zeit geht es wieder auf die Westseite. Über Felsplatten und Bänder geht es weiter aufwärts, wobei der Verlauf der Route absolut begeistert.

[Bild: In der gebänderten Watzmann Westwand - im Hintergrund das Hocheck 2651 m.]

[Bild: Spektakuläres Felsenfenster auf dem Watzmanngrat]

Schließlich leitet ein markantes Band (Drahtseile) bergauf zum Gipfelaufbau.

[Bild: Die Dimensionen der Watzmann Westwand sind gewaltig]

Eine etwas steilere Felsstufe (Drahtseile) verlangt leichte Kletterei (Ier Stellen gibt es zwischen Hocheck und Mittelspitze nur wenige – stetige Trittsicherheit und Konzentration sind wichtiger als klettertechnische Fähigkeiten, nichtsdestotrotz wird man den Übergang nicht mit den „Händen in den Hosentaschen“ bewältigen können)

[Bild: Drahtseilversicherte Steilstufe kurz vor dem Gipfel]

Ein schuttiges Band sowie eine letzte Platte (jeweils Drahtseile) leiten empor zum nahen Gipfel der Watzmann Mittelspitze (2713 m.)

[Bild: Die letzten Meter zum Gipfel sind der pure Genuss]

[Bild: Gipfel der Watzmann Mittelspitze 2713 m.]

Lange hatte ich von dem Augenblick geträumt, nun ist er Wirklichkeit geworden. Bei perfektem Wetter stehe ich (zusammen mit Mark) alleine auf dem höchsten Punkt des Watzmanns – meinem persönlichen Traumberg – was für ein einmaliges Gefühl! Etwa eine halbe Stunde haben wir vom Hocheck gebraucht, der Übergang dauerte also nicht sehr lange. Während unserer einsamen Gipfelpause auf dem höchsten Berg im weiten Umkreis bewundere ich die Aussicht, welche wahrlich eindrucksvoll ist: Im Nordosten das Watzmann Hocheck (2651 m.) und dahinter der Untersberg (1973 m.) – Im Westen der kilometerlange Schuttstrom des Wimbachtales mit dem Hochkalter (2607 m.) darüber. Im Südwesten die Wimbach-/Hocheisgruppe mit den Loferer- und Leoganger Steinbergen dahinter. Im Osten Hoher Göll (2522 m.) – Schneibstein (2276 m.) – Kahlersberg (2350 m.) – Teufelshörner und Hagengebirge. Eindrucksvoll ist zudem der Tiefblick ins Watzmannkar, zu den Watzmannkindern sowie zum Kleinen Watzmann (2307 m.) – Im Südosten über dem Königssee Hochkönig (2941 m.) – Funtenseetauern (2578 m.) und Schönfeldspitze (2653 m.)  -  Blickfang schlechthin ist aber natürlich der Richtung Südwesten verlaufende Watzmanngrat, welcher in der Südspitze (2712 m.) kulminiert. Die Abbrüche der Watzmann Ost- und Westwand sind in ihren Dimensionen dagegen kaum zu erfassen. Trotz der vergleichsweise geringen Distanz zur Zivilisation, ist die Watzmann Mittelspitze in meinen Augen ein Gipfel, von außerordentlicher Schroff- und Wildheit – eine eindrucksvolle Bergspitze!

[Bild: Blick nach Norden über den Watzmanngrat zum Hocheck 2651 m.  -  dahinter der Untersberg 1973 m.]

[Bild: Auf der Watzmann Mittelspitze 2713 m.]

[Bild: Links unten die Watzmannkinder - rechts unten der Hachelgrat mit dem Großen Hachelkopf 2066 m.  -  im Hintergrund (von links) Kahlersberg 2350 m. - Teufelshörner 2361 m. und 2283 m. - Hochkönig 2941 m. (entfernt) und Funtenseetauern 2578 m.  -  links am Horizont der Dachstein 2995 m.  -  die Distanz zum Königssee beträgt 2100 Höhenmeter]

[Bild: Während das Wimbachtal noch im Schatten liegt, werden die Gipfel der Hochkalter-Hocheisgruppe bereits von der Sonne beschienen]

Während unserer Gipfelpause erreicht uns ein weiterer Bergsteiger. Er ist heute Morgen in einem Rutsch vom Tal in unter 2 Stunden (!) bis hierher zur Mittelspitze aufgestiegen und setzt nach einer kurzen Verschnaufpause den Übergang fort – was es doch für Typen gibt. Egal, mit solchen Leuten muss man sich nicht vergleichen – nach 15 Minuten machen auch wir uns an den Übergang zur Watzmann Südspitze (2712 m.)  -  Von der Mittelspitze geht es (sofort deutlich anspruchsvoller als bisher) zunächst ein Stück auf der Gratschneide entlang bergab.

[Bild: Blick beim Abstieg von der Mittelspitze über den Watzmanngrat zur Südspitze 2712 m.  -  links im Hintergrund das Steinerne Meer mit der Schönfeldspitze 2653 m.  -  in der Ferne die Hohen Tauern (Glocknergruppe)]

Die Ausgesetztheit ist relativ groß und leichte Kletterei (I) wird verlangt, wobei Drahtseile (wenn auch weniger als zwischen Hocheck und Mittelspitze) die Situation etwas entschärfen. Das A und O ist hier absolute Trittsicherheit.

[Bild: Im abschüssig-schroffen Ier-Gelände sollte man sich definitiv wohl fühlen]

Landschaftlich ist diese Passage in jedem Fall atemberaubend! Nach kurzer Zeit wird der Grat wieder etwas breiter. Über felsige Schrofen (teilweise I) geht es bergab, die gigantische Ostwand immer zur Linken. Durch einen kamin-artigen Spalt (Drahtseil) steigen wir weiter abwärts.

[Bild: Abwechslungsreich ist die Watzmann-Überschreitung auf jeden Fall]

Anschließend wird der Grat erneut extrem schmal.

[Bild: Blick über den Watzmanngrat zur Südspitze 2712 m.  -  links das Steinerne Meer  -  rechts das Seehorn 2321 m. und schräg dahinter die Leoganger Steinberge  -  am Horizont die Glocknergruppe]

Mit Hilfe von Drahtseilen geht es relativ ausgesetzt bergab – wer sich in solchem Gelände wohl fühlt, wird jeden Schritt genießen!

[Bild: Ohne Drahtseile wäre die Überschreitung bedeutend schwieriger - aber auch so ist es gut luftig]

[Bild: Atemberaubende Gratpassage zwischen Mittel- und Südspitze]

Ein paar felsige Schrofen und Bänder (teilweise Drahtseile) auf der Westseite vermitteln den Weiterweg.

[Bild: Während leichter Abschnitte kann man immer wieder verschnaufen]

Nach einem weiteren ausgesetzten Gratabschnitt leiten die Markierungen schließlich erneut auf die Westseite – hier wird die Route nun eine Zeit lang verlaufen.

[Bild: Jetzt nur nicht kopfscheu werden  -  links die Ostwand - rechts in der Tiefe das Wimbachtal]

[Bild: Blockwerk, Geröll, Lockerschutt, Splitterbruch - von allem ist etwas geboten  -  ohne Trittsicherheit geht nichts, denn links geht's 2000 Meter in die Tiefe]

Im von Schrofen, Felsstufen, Geröll und Schutt geprägten oberen Teil der Westwand (Vorsicht bei Schneelage oder Vereisung! – teilweise große Abschüssigkeit) leiten die Markierungen geschickt über ein System von schroffen Geröllbändern leicht ansteigend bergauf. Ohne Markierung wäre die Orientierung hier extrem schwierig – die Impressionen sind jedenfalls sehr eindrucksvoll.

[Bild: Wer brav den Markierungen folgt, wird sich in dem Gewirr aus Bändern nicht verlaufen]

[Bild: In der gewaltigen Watzmann Westwand - in der Tiefe das Wimbachtal]

[Bild: Blick zurück zur Mittelspitze 2713 m.]

Nach einiger Zeit erreichen wir schließlich wieder die (sonnige) Gratschneide.

[Bild: Auf dem Watzmanngrat - links der Südspitze (2712 m.) das Steinerne Meer mit der Schönfeldspitze 2653 m.]

Auf ihr geht es (teilweise Drahtseile – tolle Ausblicke zum Königssee und in die Ostwand) unschwierig ein Stück dahin, bis es schließlich über felsige Schrofen erneut kurz bergab geht.

[Bild: Was für ein Gipfel - die Watzmann Südspitze 2712 m.]

[Bild: Blick zur Südspitze 2712 m.  -  auf dem Punkt 2594 m. wurde eine Art Antenne (?) errichtet]

[Bild: Immer wieder erfordern kurze Zwischenabstiege leichte Kraxelei (I) im schroffen Felsgelände]

Ein weiteres Mal leiten die Markierungen auf die schattige Westseite. Unterhalb der felsigen Gratabstürze folgen wir einer Geröllspur in Richtung einer kleinen Scharte (zuletzt stark felsiges Gelände mit Drahtseilen).

[Bild: Unterhalb der Felsabstürze des Watzmanngrates queren wir auf einer gerölligen Pfadspur den oberen Teil der Westwand]

[Bild: Drahtseilgesicherte Kraxelpassage in der Westwand]

Wieder auf der Ostseite angekommen, wird uns klar, dass die Südspitze nicht mehr allzu weit entfernt ist. Direkt auf der Gratschneide (Drahtseile – teilweise ausgesetzt – landschaftlich herausragend schön!) folgen wir den Markierungen in Richtung Gipfel, nach kurzer Zeit weicht die Route jedoch erneut in die Ostseite aus.

[Bild: Auf dem Watzmanngrat - im Hintergrund die Mittelspitze 2713 m.]

[Bild: Vor der Watzmann Südspitze fällt das Posieren für die Kamera nicht schwer]

Direkt oberhalb der Ostwand geht es durch ein Gewirr aus Bändern und Felsstufen (ausgesetzte und schmale Passage! – Kletterei bis I+) weiter, nach kurzer Zeit erreichen wir jedoch wieder den Grat und wechseln erneut auf die Westseite.

[Bild: Ausgesetzte Passage in der Ostwand - es ist luftiger, als es auf dem Bild den Anschein hat - zudem wird teilweise leichte Kletterei verlangt (bis I+)]

[Bild: Blick zurück zur Watzmann Mittelspitze 2713 m.  -  rechts der Kleine Watzmann 2307 m.]

Knapp unterhalb des Grates folgen wir gerölligen Schrofen bis zum Beginn einer steilen Felsstufe (I+ / nicht ausgesetzt)

[Bild: Relativ steile Felsstufe knapp unterhalb des Gipfels]

Anschließend leiten Drahtseile weiter aufwärts, der Grat wird unvermittelt breit und über ein paar letzte geröllige Schrofen erreichen wir (nach 1,5 Stunden von der Mittelspitze) schließlich die Watzmann Südspitze (2712 m.)

[Bild: War doch gar nicht schwer, oder]

Die Aussicht von der Südspitze (2712 m.) – früher „Schönfeldspitze“ genannt (Oberes- und Unteres Schönfeld zeugen noch von diesem alten Namen!) – ist grandios: Im Südwesten die wild-schroffe Wimbachgruppe mit den Ramsaudolomit-Ruinen der Palfelhörnern. Weiter in der Ferne Loferer- und Leoganger Steinberge sowie noch ein gutes Stück weiter entfernt die Hohen Tauern. Im Westen der gewaltige Schuttstrom des Wimbachtales mit der Hochkalter-Hocheisgruppe darüber und der Reiter Alm dahinter. Im Osten Hoher Göll, Schneibstein, Kahlersberg, Teufelshörner und Hagengebirge. Im Süden der (seltsam klein wirkende) Große Hundstod. Im Südosten anschließend das Karstplateau des Steinernen Meers mit den bekannten Namen – Schönfeldspitze, Funtenseetauern, Selbhorn sowie weiter entfernt der Hochkönig. Was einen jedoch am meisten staunen lässt, ist zum einen der Tiefblick über die gewaltige Ostwand (der Königssee liegt 2100 Meter tiefer!) – und zum anderen der Rückblick über den Watzmanngrat zur Mittelspitze. Wahrlich – die Aussicht von der Südspitze („dem eigentlichen Watzmann-Gipfel“ für Ostwand-Kletterer und Überschreiter) ist wirklich fantastisch. Und im Gegensatz zur Mittelspitze ist der Gipfel auch relativ breit und bietet daher genug Platz für eine entspannte/lange Rast.

[Bild: Auf der Watzmann Südspitze 2712 m.]

[Bild: Auf der Watzmann Südspitze 2712 m.  -  was für ein tolles Gefühl!]

[Bild: Blick von der Watzmann Südspitze (2712 m.) zur Mittelspitze 2713 m.  -  rechts der Kleine Watzmann 2307 m.]

[Bild: Auf der Watzmann Südspitze (2712 m.) lässt es sich aushalten - im Hintergrund die Mittelspitze 2713 m.]

[Bild: In der Tiefe das Wimbachtal  -  darüber Hocheisspitze 2523 m. - Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Hochkalter 2607 m.  -  von links nach rechts]

[Bild: Blick ins Steinerne Meer  -  rechts der Große Hundstod 2594 m.  -  links das Selbhorn 2655 m. und die Schönfeldspitze 2653 m.]

[Bild: Tiefblick zum Königssee - links der Kleine Watzmann 2307 m.  -  im Hintergrund Hoher Göll 2522 m. - Schneibstein 2276 m. und Kahlersberg 2350 m.]

Gesagt – getan. Wir bleiben fast eine Stunde auf der Südspitze und genießen die eindrucksvolle Aussicht. Ja – hier lässt es sich wirklich aushalten! Wer indes die Südspitze erreicht hat, sollte nicht glauben, dass er damit die Überschreitung bereits bewältigt hat – die eigentliche Herausforderung liegt nämlich nun im Abstieg über die steile und brüchig-schroffe Südflanke ins Wimbachtal. Für 2,5-3 Stunden sollte es (was Fitness und Konzentration angeht) mindestens noch reichen! Schließlich machen auch wir uns an den Abstieg.

[Bild: Dann machen wir uns mal an den Abstieg  -  rechts in der Tiefe das Ziel - das Wimbachtal]

Von der Südspitze geht es – den Markierungen folgend – zunächst etwa 50 Höhenmeter über den ungegliederten Südgrat bergab in die zweite Gratscharte. Dazu steigen wir zunächst eine felsige Schrofenflanke hinab, queren anschließend (Drahtseile – etwas luftig) nach links und erreichen schließlich eine Anhöhe.

[Bild: Auch beim Abstieg von der Südspitze geht's gleich voll zur Sache]

Über brüchig-schroffes Felsgelände (viel Geröll) und ein Band erreichen wir nach wenigen Minuten die zweite Gratscharte im oberen Teil der Schönfeldschneid (auch eine anspruchsvolle, extrem selten (!) begangene Klettertour).

[Bild: Abstieg in die obere Gratscharte (links) - rechts in der Tiefe das Wimbachtal]

[Bild: Spektakuläre Bänderquerung]

In der Scharte wenden wir uns nach rechts und folgen den Markierungen in eine breite Rinne.

[Bild: Der Pfeil gibt die Richtung vor  -  rechts in der Tiefe das Wimbachtal]

Anschließend geht es über gestufte Felsabsätze (Vorsicht! – viel Geröll und Lockerschutt – hohe Brüchigkeit und Abschüssigkeit – steinschlaggefährdet!) vorsichtig weiter abwärts.

[Bild: Vorsichtig geht es bergab - vollkommende Trittsicherheit und Konzentration ist hier extrem wichtig]

Teilweise wird leichte Kletterei (I) verlangt und aufgrund der enormen Brüchigkeit sollte man stets hoch konzentriert sein. Ein Genuss ist dieser Teil sicherlich nicht unbedingt.

[Bild: Im oberen Teil der brüchig-schroffen Watzmann Südflanke (Gipfelaufbau)]

Schließlich mündet die Rinne auf das Obere Schönfeld – ein relativ steiles und abschüssiges Geröllfeld, welches in seinem oberen Teil meistens schneebedeckt ist.

[Bild: Oberes Schönfeld  -  in der Tiefe das noch weit entfernte Wimbachtal]

Sicherlich kann man die Südspitze auch von Süden her besteigen (bzw. die Überschreitung durchführen) – das Obere Schönfeld im Aufstieg zu begehen, ist jedoch sehr mühsam. Da die Menschen seit über 100 Jahren den Watzmann in der Regel von Norden her überschreiten (und das Obere Schönfeld entsprechend im Abstieg begehen), kann man sich vorstellen, dass das Geröllfeld in der Zeit etwas „gelitten“ hat. Jedenfalls ist der Untergrund sehr hart – abfahren geht nicht – und so gestaltet sich der Abstieg über das Obere Schönfeld sehr unangenehm!

[Bild: Abstieg über das Obere Schönfeld]

Dies gilt jedoch nur für den oberen Teil – nach kurzer Zeit verliert das Geröllfeld deutlich an Steilheit und wir folgen einer markanten Geröllschneise zu einem vorgelagerten Punkt.

[Bild: Im unteren Teil des Oberen Schönfeldes  -  im Hintergrund der Große Hundstod 2594 m. - das Breithorn 2504 m. und die Schönfeldspitze 2653 m.]

[Bild: Blick zurück zum obersten Gipfelaufbau der Südspitze]

Von dort leiten die Markierungen nach links und über abschüssige Schrofenflanken (viel loses Geröll und Blockwerk! – hohe Abschüssigkeit) geht es weiter abwärts.

[Bild: Stürzen ist auch in diesem Gelände absolut tabu]

Zunehmend tauchen zwischen Geröll, Schutt und Blockwerk immer mehr grüne Flächen auf – ein Indiz dafür, dass das Untere Schönfeld nicht mehr weit ist.

[Bild: Auf dem Weg zum Unteren Schönfeld  -  im Hintergrund der markante Große Hundstod 2594 m.]

Vorher leiten die Markierungen jedoch noch über ein Gewirr aus gerölligen Schrofenflanken und steilen begrünten Felsstufen (Drahtseile – vielfach Felspassagen mit Kletterei bis I) bergab.

[Bild: Abstieg zum Unteren Schönfeld  -  rechts im Hintergrund die Hirschwiese 2114 m.]

[Bild: Über diese grasigen Schrofen geht es abwärts]

[Bild: Jetzt nur nicht ausrutschen]

[Bild: Steile Drahtseilpassagen verlangen kräftiges Zupacken]

[Bild: Blick auf das Untere Schönfeld]

Über ein letztes Geröllfeld erreichen wir schließlich das Untere Schönfeld (ca. 2050 m.) – eine grasbewachsene Schrofenflanke inmitten der riesigen Watzmann Südflanke, welche früher als Weidefläche für Schafe genutzt wurde (was aufgrund der Entlegenheit und Strapazen, die die Hirten gehabt haben müssen, kaum vorstellbar ist! – schließlich musste man die Tier hier erst mal hinauf bringen) und sich über etwa 200 Höhenmeter erstreckt. Wer das Untere Schönfeld erreicht hat, hat die Hälfte des Abstiegs von der Südspitze ins Wimbachtal geschafft.

[Bild: Unteres Schönfeld  -  im Hintergrund Großer Hundstod 2594 m. - Hundstodkendelkopf 2396 m. - Kühleitenschneid - Palfelhörner und Hocheisspitze 2523 m.  -  von links nach rechts]

Zur Rechten (östlich) befindet sich die Griesspitze (2257 m.) – einer der am seltensten bestiegenen Berge der Nördlichen Kalkalpen. Angeblich soll sie von der Wimbachgrieshütte zu erreichen sein: „weglos über Schrofengelände (II)“ – „brüchig“, „sehr mühsam“, „wenig lohnend “ und „sehr selten bestiegen“ – so steht’s im AV-Führer. Egal – eines Tages versuch‘ ich es – „wenig lohend“ wird (beispielsweise beim Rotwandl im Steinernen Meer) nämlich häufig nur geschrieben, um kein Interesse (für einsame Berge) zu wecken. Ultimativ-einsame Gipfel wie die Griesspitze haben aber einen besonderen Reiz – wer irgendwelche Informationen über sie für mich hat – ich würde mich sehr freuen.

[Bild: Griesspitze 2257 m.]

[Bild: Blick zurück zum obersten Gipfelaufbau der Watzmann Südspitze]

Unterdessen setzen wir den Abstieg fort. Wir folgen dem markierten Weg über das Untere Schönfeld bergab, bis zum Beginn einer sandig-gerölligen und teilweise begrünten Schrofenrinne.

[Bild: In dieser Rinne geht es weiter abwärts  -  in der Tiefe das Wimbachtal]

In ihr geht es weiter abwärts – weiter unten auch Krummholz (Latschenkiefern) und kurze felsige Passagen –, bis auf etwa 1750 Meter Höhe (irgendwann wird die Rinne ungangbar) der Weg nach links führt (Hier – ebenso wie am unteren Ende des Unteren Schönfeldes – nicht weiter geradeaus absteigen (!!) – es hat schon zahlreiche tödliche Unfälle gegeben, weil Bergsteiger hier die Orientierung verloren haben – daher erhöhte Vorsicht und brav den Markierungen folgen! – vermeintliche Abkürzungen in der Watzmann Südflanke führen unweigerlich ins „Verderben“!)

[Bild: Immer schön dem Weg folgen  -  Tiefblick ins Wimbachtal]

Bei einem kleinen Absatz leiten die Markierungen nach links. Anschließend queren wir in kurzem Gegenanstieg auf eine Rippe hinauf und an einem Felsenfenster vorbei. Nun ist das Gröbste geschafft. Zwischen Latschenkiefern folgen wir einem gerölligen Pfad in einen Bergwald.

[Bild: Von diesem Punkt geht es nach rechts bergab und in einen Bergwald]

[Bild: Während der Watzmann im oberen Teil aus relativ festem Dachsteinkalk besteht, macht Ramsaudolomit den Rest (Sockel) aus - aufgrund seiner Brüchigkeit (ein Beispiel sind z.B. die Palfelhörner) entstehen bizarre Felsruinen. All diese Felszacken- und Türme (unterhalb der Schönfeldschneid) sind wohl noch niemals bestiegen worden - warum auch? - ihre Besteigung ist nicht mal ansatzweise lohnenswert. Der Zugang zu ihnen ist extrem (!) mühsam und schwierig. Der Fels ist sehr schlecht, Klettern nur schwer möglich und die Steinschlaggefahr unkalkulierbar  -  ein außergewöhnliches Abenteuerland für Verrückte]

Der weitere Abstieg ist überwiegend geprägt von ausgewachsenen und relativ steilen Rinnen (inmitten des Bergwaldes), welche mit schweren Eisenketten (Handschuhe empfehlenswert) versichert sind.

[Bild: Die Ketten sind nicht sonderlich angenehm zu greifen - Klettersteighandschuhe tun hier einen guten Dienst]

Mit deren Hilfe lassen wir uns zügig die Rinnen hinunter – zuletzt geht es von einer Anhöhe (toller und „befreiender“ Ausblick!) nach links bergab und schließlich erreichen wir den Schuttstrom des hinteren Wimbachtales („Wimbachgries“) – wir haben es geschafft!

[Bild: Wimbachtal - eines der eindrucksvollsten Alpentäler überhaupt]

[Bild: Blick zu den Roten Balfen 1869 m. und zur Rotleitenschneid 2229 m.]

2,5 Stunden (und damit mehr als für die eigentliche Überschreitung) haben wir inklusive aller Pausen für den Abstieg gebraucht – beim Blick zurück Richtung Gipfel können wir es kaum glauben.

[Bild: Blick zurück zur Watzmann Südspitze]

Wir folgen einer markierten Geröllspur über den – teilweise begrünten bzw. baumbestandenen – Schuttstrom des Wimbachgries und stoßen nach kurzer Zeit auf den Weg vom Tischübelpass zur Wimbachgrieshütte.

[Bild: Im hinteren Wimbachtal  -  im Hintergrund die Palfelhörner, die Hocheisspitze 2523 m. und das Ofentalhörnl 2468 m.]

Anschließend wenden wir uns nach rechts und folgen dem technisch nur mehr vollkommen unschwierigen Weg in Richtung Hütte. Dazu leiten die Markierungen (teilweise an kahlen Baumstämmen) zunächst über die Schuttströme des hinteren Wimbachgries.

[Bild: Blick zur imposanten Watzmann Südspitze 2712 m.  -  rechts im Profil die gezackte Schönfeldschneid]

[Bild: Auf dem Weg zur Wimbachgrieshütte  -  im Hintergrund Hocheisspitze 2523 m. - Steintalhörnl 2468 m. - Ofentalhörnl 2513 m. und Hochkalter 2607 m.  -  von links nach rechts]

An der sogenannten „Kirche“ geht es rechts vorbei und zwischen dichten Kiefergewächsen führt anschließend ein schmaler Pfad in nordwestliche Richtung. Wir überqueren erneut den mächtigen Schuttstrom und in einem kleinen Bogen geht es kurz darauf in einen lichten Bergwald. Kurz darauf erreichen wir nach gut einer halben Stunde die nahe Wimbachgrieshütte. Und auch wenn wir hier heute logischerweise nicht übernachten werden – an dieser Stelle dennoch natürlich alle notwendigen Informationen zur Hütte:

Die Wimbachgrieshütte (1327 m.) – oft auch „Grieshütte“ genannt – ist eine Schutzhütte des Vereins der „NaturFreunde Deutschlands Bezirk München“ und liegt im Talschluss des Wimbachtales in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden, südwestlich unterhalb des Zirbenecks. Die Hütte wurde 1919 von der Ortsgruppe München der NaturFreunde vom Freistaat Bayern gepachtet (bis dahin stand seit 1546 – Angaben im Dachbalken! – die „Griesalm“ oder „Windachhütte“ am heutigen Platz) und zu einer einfachen Bergsteigerunterkunft für 20 Personen ausgebaut. Von 1922-1924 wurde eine neue und größere Hütte errichtet und in den folgenden Jahren stetig verbessert bzw. erweitert. Der günstige Standort zwischen Watzmann und Hochkalter sorgte schon früh für einen großen Andrang der Touristen und Bergsteiger. 1954-1955 wurde die Hütte in etwa auf den heutigen Stand erweitert bzw. umgebaut. Aufgrund der sich stetig erhöhenden Umweltauflagen wurde die Hütte 2001 mit Solaranlagen, einem ergänzenden Blockheizkraftwerk sowie einer modernen Kläranlage ausgerüstet (ökologisch-umweltgerechte Energie- und Wasserversorgung, Trinkwasseraufbereitung und Abwasserentsorgung). Die Wimbachgrieshütte verfügt über 20 Betten- sowie 52 Lagerplätze und ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Die Wimbachgrieshütte kann über verschiedene – teils anspruchsvolle – Wege und Routen erreicht werden. Neben den klassischen Zugängen (Wimbachbrücke 2-3 Stunden, Trischübel von St. Bartholomä 4-6 Stunden) sind die Routen über den Loferer Seilergraben (z.B. vom Ingolstädter Haus) sowie das Hundstodgatterl (z.B. vom Kärlingerhaus) zu empfehlen. Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen Hochkalter, Watzmann und Großem Hundstod bieten sich eine Reihe von landschaftlich großartigen Berg- und Gipfeltouren an: Der Aufstieg zur Watzmann Südspitze (2712 m.) dauert etwa 4-5 Stunden, ist jedoch in diese Richtung nicht unbedingt zu empfehlen – klassischerweise ist die Wimbachgrieshütte das Ziel aller Bergsteiger, die die Watzmann-Überschreitung (vom Watzmannhaus her) geschafft haben und sich nun nach dem „kühlen Nass“ sehnen. Aber auch die vielbegangene Watzmann-Umrundung führt an der Hütte vorbei – zudem verläuft die (vor allem im Winter als Skitour begangene) „Große Reibn“ durch das Wimbachtal. Die am häufigsten begangenen bzw. bestiegenen Gipfel im Umkreis sind der Große Hundstod, die Hirschwiese, das Seehorn sowie das Große Palfelhorn. Vergleichsweise selten bestiegen werden der Schneiber sowie der Watzmann (von Süden). Alle anderen – das Wimbachtal umgebenden bzw. einrahmenden – Gipfel, Fels- bzw. Steilflanken und Grate (Kleines Palfelhorn, Kühleitenschneid, Rotleitenschneid, Hundstodkendelkopf, Griesspitze, Großer Hachelkopf, Gjaidkopf, Roten Balfen u.a.) werden extrem selten oder so gut niemals begangen bzw. bestiegen! Ob nun Tagesausflügler, einfacher Wanderer, erfahrener Bergsteiger oder ambitionierter Kletterer – die Wimbachgrieshütte wird viel besucht und ist von unschätzbarem Wert für alle Menschen, die z.B. einen anstrengenden Hüttenübergang oder eine anspruchsvolle Gipfelbesteigung vorhaben. Die Wimbachgrieshütte ist eine der wichtigsten und am schönsten gelegenen Berghütten der Berchtesgadener Alpen – sie wird ihre Bedeutung für Wanderer und Bergsteiger auch in Zukunft wahren.

Auch für Watzmann-Bergsteiger ist die Wimbachgrieshütte von großem Wert. Für Tausende ist sie jährlich das ersehnte Ziel nach einer anstrengenden Überschreitung – und auch wir machen ausgiebig Pause und genießen die geglückte Tour.

[Bild: Wimbachgrieshütte 1327 m.  -  im Hintergrund Steintalhörnl 2468 m. und Ofentalhörnl 2513 m.]

Nach etwa einer Stunde machen wir uns schließlich an das (unvermeidliche) letzte Stück des heutigen Tages – den langen Hatscher zurück zur Wimbachbrücke.

[Bild: Kleines Palfelhorn 2073 m.]

Da die Strecke – Wimbachgrieshütte-Wimbachbrücke – keinerlei technische Schwierigkeiten/Gefahren aufweist (selbst bei Dunkelheit und ohne Stirnlampe wird nichts passieren!) und nur von geringem Interesse ist (eine ausführliche Beschreibung – in umgekehrte Richtung – kann dennoch hier nachgelesen werden: Watzmann-Umrundung) – wird sie an dieser Stelle nicht ausführlich beschrieben und nur in Form von Bildern dargestellt.

[Bild: Der Weg zurück zur Wimbachbrücke ist weit, aber nicht schwierig - je nach persönlichem Empfinden ist es die langweilige Tortur am Ende - oder das triumphale Auslaufen]

[Bild: Auf dem gewaltigen Schuttstrom (Gries) des Wimbachtales]

Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass jeder, der eine Watzmann-Überschreitung erfolgreich bewältigt hat und anschließend zurück zur Wimbachbrücke wandert, beim Anblick der gewaltigen Watzmann-Westwand – welche im Watzmanngrat, über den man Stunden zuvor noch gekraxelt ist, kulminiert – absolut sprachlos sein wird.

[Bild: Watzmann Westwand  -  Mittelspitze und Südspitze, verbunden durch den Watzmanngrat, wirken endlos weit weg]

Gemeinsam wandern wir bei nach wie vor herrlichem Wetter entspannt Richtung Wimbachbrücke und unterhalten uns über die tolle Tour, die wir da gerade bewältigt haben.

[Bild: Blick zurück zu den Palfelhörnern  -  links oben der Watzmann]

[Bild: Auf dem Weg zurück zur Wimbachbrücke]

Kurz vor der Wimbachbrücke trennen wir uns – Mark will sich noch die Wimbachklamm ansehen (ich war erst vor 5 Wochen das letzte Mal dort) und so trennen sich schließlich unsere Wege. Wer weiß, vielleicht ergibt sich noch mal gemeinsam eine Tour – Schee war’s!

Die Watzmann-Überschreitung ist die Königstour der Berchtesgadener Alpen und zusammen mit dem Heilbronner Weg (Allgäuer Alpen) sowie dem Höllentalsteig auf die Zugspitze (Wettersteingebirge) wohl die begehrteste Tour der Deutschen Alpen! – zu Recht? Nun, dass lässt sich wohl unmöglich sagen – zu verschieden dürften die Meinungen (beispielsweise zum Oberen Schönfeld) sein. Mit der Watzmann-Überschreitung ist es aber wohl wie mit Barack Obama’s erster Amtszeit als US-Präsident. Die Erwartungen sind so astronomisch hoch, dass man nur allzu leicht enttäuscht wird. Mir ist es freilich nicht so gegangen. Für mich war die Tour zu jeder Sekunde purer Genuss! In meinen Augen bietet die Tour alles, was sich der ambitionierte Bergsteiger wünscht: leichte Kletterei (I), Schrofen, spektakuläre Gratpassagen, gigantische Ausblicke über die Berchtesgadener Bergwelt, Drahtseile, Bänderquerungen, Eindrücke von zwei gewaltigen Felswänden (Ost- und Westwand), Geröll- und Schotterflanken, drei richtig tolle Gipfel, zwei gastliche Berghütten, ein einmaliges Ambiente sowie die Gewissheit, eine der begehrtesten Touren der Alpen erfolgreich gemeistert zu haben. Mit dem Watzmann ist es letztlich wie mit dem Mont Blanc, dem Matterhorn oder dem Großglockner – wer die entsprechenden Fähigkeiten hat, der will ihn auch irgendwann „gemacht“ haben. Die Watzmann-Überschreitung ist ein absoluter Hammer! – die Top-Tour der Berchtesgadener Alpen, ein alpiner Klassiker mit geradezu legendären Ruf – und letztendlich behält Hort Höfler Recht: „Man muss sie einfach gemacht haben!“

[Bild: Sonnenaufgang auf dem Watzmann Hocheck 2651 m.]

 

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