2008 – Cima della Vezzana (3192 m.)  +  Sentiero delle Farangole

stefanmitterer.de



Schwierigkeit:   F+  oder  L+   (Tour insgesamt T4-  oder  W4-)

Charakter:  Die Cima della Vezzana ist der höchste Berg der Pala in den Dolomiten und besonders von Nordwesten eine eindrucksvolle Gestalt. Dieser wuchtige Koloss ist einer großen Berge der Dolomiten  -  dafür aber verhältnismäßig leicht zu bezwingen. Beim Normalweg über den Passo di Travignolo müssen am Gipfelaufbau leichte Kletterstellen (Schwierigkeitsgrad I.) bewältigt werden. Ansonsten erfolgt der Weg in der Regel über Geröll und Schotter. Insgesamt eine relativ leichte Bergtour. Trittsicherheit ist dennoch notwendig. Teilweise müssen recht steile Firnfelder überquert werden. Der Weg ist in jedem Fall stets gut markiert. Vom Gipfel der Vezzana hat man ein grandioses Panorama  -  sowohl auf die Weiten der Pala-Hochfläche, als auch auf den Cimon della Pala.   Der Übergang vom Rifugio Mulaz über den Passo delle Farangole zum Rifugio Rosetta ist ein alpiner, markierter Steig und einer der schwierigsten Abschnitte des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2  -  absoluteTrittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt notwendig. Kletterstellen bzw. steile Drahtseilpassagen I./A0 müssen bewältigt werden. Bei sicherem Beherrschen der Schwierigkeiten und gutem Wetter ist dies eine der eindrucksvollsten und landschaftlich schönsten Höhenrouten der Dolomiten. Vielfach herausragende Landschaftsbilder!

Gefahren:  Die Besteigung der Cima della Vezzana weist kaum objektive Gefahren auf. Immerhin sind gute Wegverhältnisse und sicheres Wetter unbedingt erforderlich. Auch wenn die Tour stets auf markierten Wegen verläuft, befindet man sich doch vielfach im Absturzgelände.  Der Aufstieg zum Passo di Travignolo führt über ein recht steiles Firnfeld, dass bei schlechten Bedingungen Steigeisen erfodern kann. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein Mindesmaß alpiner Erfahrung sind in jedem Fall notwendig, ansonsten kann auch diese Tour riskant werden. Der Übergang vom Rifugio Mulaz zum Rifugio Rosetta ist eine andere Geschichte  -  Bei Nebel wird diese Tour riskant, weil dann die Orientierung schwer fällt. Hundertprozentige Trittsicherheit ist unbedingt notwendig  -  gerade im Bereich des Passo delle Farangole und oberhalb des Val delle Comelle. Darüberhinaus ist der Übergang bei Neuschnee, Vereisung oder Gewittergefahr hochriskant. Beste Verhältnisse sind Voraussetzung für das sichere Gelingen der Tour.


30. Juli - 2. August 2008

Vier-Tages-Tour in die Pala (Dolomiten) mit Besteigung des höchsten Gipfels der Gebirgsgruppe - der Cima della Vezzana (3192 m.) über den Normalweg. Aufstieg vom Passo di Valles zum Rifugio Mulaz. Vom Rifugio Mulaz über den Passo delle Farangole und einen Abschnitt des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2 (Sentiero delle Farangole) zum Rifugio Rosetta. Von dort Aufstieg zur Cima della Vezzana. Abstieg vom Rifugio Rosetta nach San Martino di Castrozza.

Organisiert von Sigrid Mitterer und durchgeführt im Rahmen einer „DAV-Sektion Karpaten – Alpingruppe Adonis-Tour“  (13 Teilnehmer)

[Bild: Campanile di Focobon 2969 m.  -   Passo delle Farangole 2814 m.  -  Torre Quattro Dita 2932 m.  -  Torre Viennese  -  Campanile di Val Grande 2995 m.  -  Cima dei Bureloni 3130 m.  -  von links nach rechts]

1. Tag        Passo di Valles  -  Forcella di Venegia  -  Passo di Venegiota  -  Passo di Focobon  -  Rifugio Mulaz

Wir starten vom Passo di Valles (2033 m.)

Er bietet sich gut an um eine Tour in die Pala zu starten. Denn von hier ist das Rifugio Mulaz (2571 m.) in etwa 2-3 Stunden erreichbar. Es sind zwar nur ca. 550 Höhenmeter, aber der Weg zieht sich, vor allem am Ende. Der Weg führt zunächst in die Forcella di Venegia (2212 m.) und unter dem Grasrücken der Cima del Lago (2313 m.) und der Cima Venegiota (2401 m.) entlang. Der Weg ist einfach und es sind viele Menschen unterwegs.

[Bild: auf dem Weg zum Passo di Venegiota - im Hintergrund die Ausläufer des Monte Mulaz]

Darüberhinaus haben wir ein phantastisches Panorama: Monte Mulaz (2906 m.) - Cima dei Bureloni (3130 m.)  - Cimon della Pala (3184 m.) und unser Ziel: die Cima della Vezzana (3192 m.) - Ab dem Passo di Venegiota 2303 m. sind  zudem der Monte Pelmo und die Civetta immer zu unserer Linken.

[Bild : Civetta 3220 m.]

Ab dem Passo di Focobon wird der Weg anspruchsvoller. Der Weg führt an der Ostseite des Monte Mulaz entlang, auf immer gut markiertem Weg.

[Bild: der Weg führt an den Nordausläufern des Monte Mulaz entlang - im Hintergrund von links: Campanile dei Lastei 2721 m. und Cima Zopel 2748 m.]

Gegen Ende gibt es ein paar Drahtseile, trittsicher sollte man also sein. Kurz bevor man den Sasso Arduini (2582 m.) erreicht, gelangt die Focobon-Gruppe erstmals in unser Blickfeld. Die mächtige Cima di Focobon (3056 m.) ist allerdings den Klettern vorbehalten. Dennoch ist allein ihr Anblick den Weg zur Mulaz-Hütte wert.

[Bild : Rifugio Mulaz, umgeben von den Focobon-Spitzen (links) und dem Monte Mulaz (rechts)  --  Der Berg links oben ist die Cima dei Bureloni 3130 m.]

Eben jene hat eine einmalige Lage. Zur Linken endlos weite Fernsicht, vor uns die mächtigen Focobon-Berge und hinter uns der Monte Mulaz, den man relativ einfach in einer Stunde besteigen kann. Dies tat ich 2 Jahre später, während des Dolomiten Weitwanderweg`s Nr. 2  -  Die Hütte ist spartanisch, aber das ist nicht schlimm. Das gute Essen und die urige, gemütliche Atmosphäre tragen ihren Teil dazu bei, dass man sich sehr wohl fühlt. Hier sind die Bergsteiger unter sich ;)

[Bild : Rifugio Mulaz, im Hintergrund der Monte Mulaz 2906 m.]

[Bild: Monte Pelmo 3168 m. und Civetta 3220 m.  -  vom Rifugio Mulaz aus gesehen]

2. Tag        Rifugio Mulaz  -  Passo delle Farangole  -  Val Grande  -  Val delle Comelle (Sentiero delle Farangole)  -  Rifugio Rosetta

Der zweite Tag ist der Längste, Anstrengendste und Schwierigste. Kletterstellen im I. Grad müssen am Passo del Farangole bewältigt werden. Eben jenen erreicht man nach etwa 2 Stunden. Von der Hütte steigt man zunächst im Zick-Zack auf angelegtem Pfad aufwärts, bis man in eine kleine Scharte kommt. Dort offenbart sich zum ersten mal der Blick auf den Passo del Farangole (Bild ganz oben...) - Über ein paar Schneefelder, die wenn man unvorsichtig ist gefährlich sein können, gelangt man an den Fuße des Torre Quattro Dita. Von dort geht es schräg nach links zu den ersten Drahtseilen.

[Bild : Blick zurück auf den Monte Mulaz 2906 m.  -  in der Mitte die Scharte, von wo der Weg rechts zum Passo del Farangole führt]

Der Aufstieg zum Pass erfordert Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Klettern im I. Grad. Man kann sagen es ist ein Mini-Klettersteig. Man kann sichern, man muss aber nicht wenn man einigermaßen sicher ist (wir sicherten nicht ...) Wer dort Probleme kriegt kann rechts die leichtere, aber auch steile und steinschlag-gefährdete Alternative durch eine Schuttrinne nehmen (was ich keinem empfehlen kann)

[Bild : Den Aufstieg erleichtern Drahtseile, sowie eine solide Eisenleiter]

 

Am Passo del Farangole machen wir eine Pause und genießen die atemberaubenden Blicke nach Südosten auf die Pala-Hochfläche (das steinerne Meer der Dolomiten) sowie auf die 100 Meter hohen vertikalen Wandabbrüche der Campanile di Focobon sowie des Torre Quattro Dita. Hier bekommen die Extremkletterer feuchte Augen. Kurz darauf geht es auf der anderen Seite etwa 100 Meter hinunter, ähnlich anspruchsvoll wie der Weg hinauf, die Pala-Hochfläche immer im Blick. Hier ist Vorsicht geboten, da Steinschlag sehr leicht ausgelöst werden kann. Zudem ist die Cima di Focobon, deren gigantische, mehrere 100 Meter hohe Wand senkrecht in den Himmel ragt, immer zu unserer Linken.

[Bild : Blick zurück zur Campanile di Focobon 2969 m.]

Der weitere Weg führt hinunter in das Val Grande. Je weiter wir gehen, desto mehr können wir von der Pala-Hochfläche sehen  -  Der Blick ist wirklich atemberaubend!

[Bild: Blick auf den Weg in Richtung Valle delle Comelle  -  im Hintergrund die Pala Hochfläche]

[Bild : Blick in Richtung Norden auf dem Weg Richtung Rifugio Rosetta, rechts das Valle delle Comelle]

Wir gehen im großen Rechtsbogen auf schmalem Pfad um die Pala-Berge herum, der unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt, da es links steil in die Tiefe geht.

[Bild : Wegweiser]

Als wir das Valle delle Comelle erreicht haben wisssen wir, dass es immer noch etwa 2 Stunden bis zur Rifugio Rosetta sind. Das Panorama ist wirklich fantastisch. Zur linken die Pala Hochfläche und zur rechten die senkrechten Wandabstürze der nördlichen Palaberge.

[Bild : Pala Hochfläche - der Gipfel im Hintergrund ist die Cima di Fradusta (2939 m.) mit dem größten Pala Gletscher  -  rechts der Torcia di Val Grande]

Durch das Valle delle Comelle geht es über Geröll gerade hindurch. Der Weg ist sehr einfach, jedoch bei Nebel nicht einfach zu finden. Viele Menschen wird man hier nicht treffen, man kommt sich vor wie im Weltall, fernab von jeglicher Zivilisation. Bald geht es wieder aufwärts. Nun dauert es nicht mehr lange und nach kurzer Zeit haben wir die Hütte erreicht, die mit vollem Namen "L. Rifugio Rosetta Giovanni Pedrotti" heißt.

[Bild: Blick auf die Pala Hochfläche]

[Bild : Rifugio Rosetta, im Hintergrund die Cima della Rosetta]

Diese Hütte hat deutlich mehr Gäste als das Rifugio Mulaz, da in unmittelbarer Nähe eine Seilbahnstation ist. Die Hütte ist dementsprechend groß und voll, aber sehr sauber und gemütlich. Ziel für den morgigen Tag ist die Besteigung des Cima della Vezzana (3192 m.)

3. Tag        Rifugio Rosetta  -  Passo Bettega  -  Passo di Travignolo  -  Cima della Vezzana  -  Passo di Travignolo  -  Passo Bettega  -  Rifugio Rosetta

[Bild: Pala Hochfläche  -  im Hintergrund die Pala di San Martino 2982 m.  -  einer der schönsten Berge der Pala]

Wir stehen früh auf. Der Weg führt zunächst ein Stück abwärts, bald wieder aufwärts in den Passo Bettega (2667 m.) - Der Weg ist immer gut markiert und relativ einfach. Viele Menschen wollen auf dem höchsten Pala Gipfel stehen, weswegen der Weg gut präpariert ist. An der Croda della Pala (2960 m.) geht es links vorbei in das Valle delle Canton. Der Weg führt teilweise über Geröll, verlangt an manchen Stellen Trittsicherheit. Nun haben wir den Gipfel erstmals in Sichtweite. Über ein steiles, aber harmloses Schneefeld (bei schlechten Bedingungen können Steigeisen notwendig sein) erreicht man zügig den Passo di Travignolo (2925 m.)

[Bild : Valle dei Canton  -  Aufstieg zum Passo di Travignolo  -  links der Cimon della Pala, rechts die Cima della Vezzana]

[Bild: Blick in Richtung Passo di Travignolo]

Dort bietet sich ein erschreckender Blick nach Westen, mehrere 100 Meter in die Tiefe. Zudem ist von hier das Bivacco Fiamme Gialle auf der Südschulter des Cimon della Pala sichtbar. Der weitere etwa 250 Höhenmeter dauernde Aufstieg führt rechts auf gut markiertem Pfad zum Gipfel. Die Aussicht vom Gipfel ist fantastisch, wobei auch das Wetter unser Freund ist.

[Bild: am Gipfel der Cima della Vezzana 3192 m.  -  mein erster 3000er]  ;)

Wir genießen unseren Gipfelerfolg, machen eine ausgiebige Pause und lassen das gigantische Panorama sich in unser Gedächtnis einbrennen. Doch jeder schöne Zeit hat einmal ein Ende und so machen wir uns schließlich auf den Weg zurück zur Hütte.

[Bild : Blick beim Abstieg auf die Pala-Hochfläche]

Als wir die Hütte erreichen ist die Stimmung natürlich fantastisch. Wir haben den Gipfel erreicht und nur gutes Wetter gehabt, ein voller Erfolg.

4. Tag        Rifugio Rosetta  -  San Martino di Castrozza

Am letzten Tag heißt es Abstieg. Wir müssen ja irgendwie zurück zum Passo di Valles. Wir entschließen uns nicht die Seilbahn zu nehmen (zumindest der Großteil unserer Gruppe) und steigen im Nebel nach San Martino di Castrozza ab, wo wir erst essen und anschließend per Taxi zurück zum Ausganspunkt fahren.

[Bild: Abstieg nach San Martino di Castrozza]

Ich will hier den Weg von der Hütte nach San Martino di Castrozza nicht genau beschreiben, da die meisten Bergsteiger normalerweise die Hilfe der Seilbahn in Anspruch nehmen. Nur so viel gesagt: Der Weg ist gut markiert und relativ einfach. Nur Nebel wie wir ihn hatten, sollte man nicht unbedingt haben ;)

[Bild: Blick zum Cimon della Pala 3184 m.  -  König der Pala]

[Ich denke das Fazit über die gesamte Tour steckt in diesem Bild]  :)

 

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